Vorwort. Die beiden Bände, auf welche die in ihrer ersten Hälfte hier vorliegende Arbeit berechnet ist, sollen im Anschluß an die beiden umfassendsten nordwestdeutschen Verwicklungen des 15. Jahrhunderts, die Soester Fehde und die Münsterische Stiftsfehde, einmal die Beziehungen der maßgebenden niederrheinisch-westfälischen Territorien untereinander, dann aber vor allem den Zusammenhang der Schicksale Rheinlands und Westfalens mit den allgemeinen Ereignissen der kirchlich und politisch so mannigfach bewegten Zeit klar legen. Schon der vorliegende Band liefert den Nachweis, eine wie große Bedeutung in lezterer Hinsicht den westlichen Nachbargebieten, besonders dem aufblühenden burgundischen Reiche zukommt; noch eindringlicher wird sich nach dieser Seite hin der zweite Band mit den von nun an immer engeren Beziehungen zu beschäftigen haben, deren verhängnißvoller Einfluß auf unsere Gebiete im Zeitalter der Reformation damals im Wesentlichen begründet wurde, wenn auch die nahe Verbindung der Rheinlande mit dem Westen in wirthschaftlicher Hinsicht bereits in früheren Jahrhunderten begonnen hatte und schon lange Zeit hindurch wirksam gewesen war. Von diesem kirchlichen und politischen Gesichtspunkt aus will also die vorliegende Arbeit beurtheilt sein. Für die weiteren Fragen, welche bei der Betrachtung rheinisch-westfälischer Geschichte im 15. Jahrhundert in großer Zahl sich aufdrängen, war aus Rücksicht auf die Ökonomie des Ganzen nach allen Seiten hin Beschränkung angezeigt; es konnte nur Berücksichtigung finden, was in der einen oder anderen Weise seinen Einfluß auf die angedeuteten Verhältnisse geäußert hat. Daß ich es daneben bei der Auswahl der in diesem Bande abgedruckten oder in den Anmerkungen verwertheten Aktenstücke als meine Aufgabe betrachten mußte, die Möglichkeit einer zuverlässigen Controle für den umfangreichen die Ereignisse der. Spefter Fehde schildernden chronikalischen Quellencomplex z jchaffent, bräucht kaum betont zu werden. Der im J. 1881 verstorbene: Geheire Archivrath Dr. Roger Wilmans hatte, was in Fachkreisen nicht wibekannt sein dürfte, bereits die Absicht, die Soester Fehde und die Mästerische: Stiftsfehde zu behandeln; schon damals war auch die Aufnahme dieser Arbeit in die Publicationen aus den Preußischen Staatsarchiven beabsichtigt. Ich habe die von Wilmans hinterLassenen Sammlungen, welche jezt im hiesigen Staatsarchiv beruhen, einsehen können. Es gebührt Wilmans vor allem das Verdienst, einen beträchtlichen Theil des hier verarbeiteten Stoffes erst der Benuzung zugänglich gemacht zu haben, indem er s. Z. die Überführung desselben theils aus Privatbesiz, theils aus der Bibliothek der Kgl. Regierung zu Arnsberg in die Staatsarchive zu Düsseldorf und Münster bewerkstelligte. Ich erwähne davon das Wichtigste, wenn ich an die auf die Absetzung des Erzbischofs Dietrich von Köln bezüglichen Bullen und an einen Theil der Friedensverhandlungen des Jahres 1449 erinnere. Wilmans hatte jedoch, wie sich aus seinen Vorarbeiten mit Bestimmtheit ergiebt, die Absicht, seine Darstellung lediglich auf den Inhalt des hiesigen Staatsarchivs, auf einige wenige Bestände des Staatsarchivs zu Düsseldorf, sowie auf einen Sammelband des Stadtarchivs zu Soest zu gründen und damit seine Nachforschungen nach einschlägigen Materialien zu beschließen. Es ergab sich somit für mich die Nothwendigkeit, die Arbeit ganz von Neuem zu beginnen, wenn ich auch dankbar bekennen muß, den Wilmansschen Sammlungen manchen schäßbaren Wink entnommen zu haben. Das in diesem Band verarbeitete Material stammt aus den Staatsarchiven zu Coblenz, Dresden, Düsseldorf, Lille, München, Münster und Weimar, aus den Stadtarchiven zu Dortmund, Frankfurt a. M., Köln, Münster und Soest, endlich aus den handschriftlichen Schäßen der Bibliotheken zu Darmstadt und Wolfenbüttel. Weitaus das meiste habe ich an Ort und Stelle für meine Zwecke ausgewählt, doch haben sich die Beamten der genannten Anstalten vielfach auch selbst mühevollem Suchen im Interesse meiner Arbeit unterzogen. Die Bibliotheken zu Berlin, Bonn, Göttingen, München und Münster haben mich in bereitwilligster Weise durch Mittheilung der erforderlichen Litteratur, die Beamten der Staatsarchive zu Brüssel, Marburg, Osnabrück und Schleswig theils mündlich theils schriftlich durch werthvolle Angaben unterstüßt. Ihnen allen fühle ich mich zu aufrichtigstem Dank verpflichtet, in besonders hohem Grade Herrn Geheimrath Dr. Harleß, Staatsarchivar in Düsseldorf, und Herrn Stadtarchivar E. Vogeler in Soest, welche sich beide weit über das Maß dienstlicher Hülfeleistung hinaus um meine Arbeit verdiert gemacht haben. Münster i. W., den 26. Aprit 1888. Joseph Hansen. Inhalt. I. Vorwort . Erstes Kapitel. Allgemeines über die Bedeutung der Soester Fehde und ihre Veranlassungen. — Entstehung und Ausbildung des Gegensatzes zwischen Köln und Cleve - Mark. Geistliche Gerichtsbarkeit in Cleve- Zweites Kapitel. Verhältniß der Stadt Socft zu Köln und Cleve bis zum Ausbruch der Fehde. Vorladung der Stadt vor das könig- liche Kammergericht und vor das Gericht zu Lauenburg. Das Lauen- burger Gericht als Oberhof für Westfalen. — Leßte Verwicklungen zwischen Drittes Kapitel. Stellung der nordwestdeutschen Territorien zum Schisma und zum Reich. Dietrich von Moers Anhänger des Baseler Biertes Kapitel. Urtheil König Friedrichs III. gegen Soest. Die großen Pläne des Herzogs von Cleve. Clevisches Landesbisthum. Absetzung der Erzbischöfe Dietrich von Köln und Jacob von Trier. Fünftes Kapitel. Verlauf des Kampfes in Westfalen. der rheinisch-westfälischen Fürsten, Herren und Städte. drängniß von Köln und Cleve. Erste Vermittlungsversuche. greifen Burgunds. Entwicklung der Kirchenfrage bis zu den Fürsten- concordaten. Verhandlungen wegen Wiedereinsehung der Erzbischöfe Sechstes Kapitel. Der Zug der Sachsen und Böhmen nach Westfalen im Sommer 1447. Niederlage derselben vor Soest am 19. Juli. Wirkung dieser Niederlage auf die Gestaltung der nordwestdeutschen Ver- hältnisse. Zweiter Anschluß Kölns an Frankreich; Haltung Bur- Siebentes Kapitel. Burgundische Vermittlungsversuche. Wieder- ausbruch des Kampfes. Der Plan des Herzogs Philipp von Burgund, die niederrheinischen Fürstenthümer zu mediatisiren. Nicolaus von Cusa als Vorläufer des Cardinals Johann Carvajal. Vermittlung des letzteren, Beendigung des Kampfes. »Dux Cliviae papa est in |