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I.

Zur Geschichte der Politik Karl's VI.

Bon

Adolf Beer.

1.

Schon Zeitgenossen haben der Zähigkeit und Ausdauer Karl's VI. fast Bewunderung gezollt und es rühmend hervorgehoben, daß er allein es gewesen, der den Forderungen Frankreichs sich nicht gebeugt und ohne Unterstüßung seiner Verbündeten den Kampf fortzusehen vorgezogen habe, als sich seiner Ansicht nach unbilligen Bedingungen zu fügen. In der That hat der Kaiser selbst im Widerspruch mit seinen Rathgebern am längsten auf seinem Recht, die Gesammterbschaft der spanischen Monarchie zu erlangen, beharrt und wiederholt Vorstellungen sich den veränderten Zeitverhältnissen zu fügen entschieden zurückgewiesen, weil er von der Überzeugung eines ihm zugefügten Unrechts tief durchdrungen war: schwerlich dürfte jedoch behauptet werden können, daß die Haltung Österreichs während der Verhandlungen zu Utrecht den mittlerweile eingetretenen politischen Wandlungen Rechnung getragen hätte. Noch bei Lebzeiten Joseph I. waren die ersten Nachrichten von der erschütterten Stellung Sunderland's und Godolphin's und dem wahrscheinlichen Eintritte Harley's und Bolingbroke's in das Kabinet nach Wien gelangt. Kein Geringerer als Marlborough hatte dem Vertreter Österreichs am englischen Hofe, dem Grafen Gallas, Mittheilungen darüber gemacht, daß in dem politischen System des Inselstaates ein Umschwung sich zu vollziehen be=

Historische Zeitschrift N. F. Bd. XIX.

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ginne. Die Bemühungen, auf die Königin Einfluß zu nehmen und eine Änderung des Kabinets hintanzuhalten, blieben erfolglos. Als sodann später die Gerüchte über den Gang der Verhandlungen zwischen England und Frankreich die längit gehegten Befürchtungen zu verwirklichen schienen, klammerte man sich an die Hoffnung, daß es durch Energie und Standhaftigkeit gelingen könnte, die im Zuge befindliche Abmachung zu hintertreiben. Der lezte Habsburger war eben von den universalmonarchischen Tendenzen seiner Vorgänger gleiches Namens auf dem Kaiserthrone erfüllt. Der große Zweikampf zwischen den Häusern Habsburg und Bourbon jollte seiner Meinung nach mit dem vollen Siege seiner Dynastie entschieden werden, und fast unverständlich blieb es ihm, daß im Haag oder in London eine andere Auffassung Plah griff.

Kurz und kündig lautete daher auch der Auftrag für die zum Utrechter Kongresse bestimmten Bevollmächtigten, das Ergebnis von Berathungen zu Innsbruck und Frankfurt am Main: Nie und nimmer werde der Kaiser auf Grundlage der Prälis minarien sich in Verhandlungen einlassen, sondern lieber das Äußerste wagen und den Erfolg der starken und gerechten Hand Gottes anheimitellen; dagegen sei er geneigt die Haager Abmachungen des Jahres 1709, denen der französische Minister Torcy ebenfalls beigestimmt habe, zur Basis zu nehmen. Wenn Österreich namhafte Leistungen an Truppen und Geld in Aussicht stellte und dieselben Vortheile jenseits des Cceans und anderswo den Engländern einzuräumen sich bereit zeigte, mochte es, wie man in Wien wähnte, noch gelingen die britischen Staatsmänner zu gewinnen. Da man jedoch die Einzelnheiten der zwischen England und Frankreich eingeleiteten Vereinbarung nicht kannte und nicht mehr gewähren mochte als unbedingt nothwendig war, sollten die österreichischen Bevollmächtigten ihre Hauptbemühungen darauf richten, hinter das Geheimnis zu kommen, um sodann die England etwa einzuräumenden Vortheile abmessen zu können. Wohl wurde ihnen gestattet an dem Kongresse Theil zu nehmen, aber erst dann, wenn alle ihre Bemühungen denselben „abzutreiben“ scheitern sollten. Wenn auch die Instruktion die bei der

etwaigen Verhandlung einzuhaltenden Gradationen genau •vorschrieb, so lief der Tenor derselben auf die Beibehaltung der ganzen pyrenäischen Halbinsel oder doch mindestens eines Theiles derselben hinaus. Auch waren die Vorschläge bezüglich einer etwaigen Theilung, wenn dieselbe unausweichlich sein sollte, geradezu unannehmbar. Die einzige Lichtseite dieser Forderungen sind jene Bedingungen, die man zur Sicherung Deutschlands stellen zu müssen glaubte: Die Restitution Straßburgs mit den dazu gehörigen Zitadellen und Forts diesseits und jenseits des Rheins, die Rückgabe von Altbreisach, Hüningen, Fort Louis; die Grafschaft Burgund, die drei Bisthümer, überhaupt Elsaß, der Sundgau mit der Grafschaft Pfirt, die Abtretung oder wenigstens Rasirung der Festungen Saarlouis, Pfalzburg und Thionville, endlich Herstellung von Lothringen und Bar auf dem Fuße des Jahres 1624. Der Kaiser hob besonders hervor, daß er auf den Beifall und Beistand seiner Verbündeten um so mehr rechne, als sie selbst erkennen müßten, daß ohne diese Barriere das römische Reich sich niemals gegen Frankreich erwehren, noch die Verbindung mit den Niederlanden erhalten werden könnte, worin doch die gemeinsame Sicherheit und der meiste nervus der Garantirung des gemeinsamen Friedens bcstünde1). Und es bekundete gewiß einen richtigen politischen Blick, wenn man die Erwerbung der Niederlande unter den damals angebotenen Bedingungen anzunehmen nicht gewillt war und einen Austausch gegen Bayern vorgezogen hätte.

Gleichzeitig wurde die Sendung des Prinzen Eugen von Savoyen nach England beschlossen. Es macht dem politischen Verstande des Mannes alle Ehre, daß er es für unmöglich hielt, England von seinen Bestrebungen, den Frieden schließen, abbringen zu können. Der Entschluß, der Aufforderung des Kaisers Folge zu leisten und die ihm übertragene Mission zu übernehmen, mochte ihm auch schwer genug fallen. Denn einige Tage zuvor, ehe der Kaiser den Wunsch aussprach, daß Eugen sich nach England begeben sollte, war in einer Konferenz über die Ersehung des

1) Instruktion vom 7. Januar 1712 und Nachtrag vom 30. Januar (Hf.).

ginne. Die Bemühungen, auf die Königin Einfluß zu nehmen und eine Änderung des Kabinets hintanzuhalten, blieben erfolglos. Als sodann später die Gerüchte über den Gang der Verhandlungen zwischen England und Frankreich die längst gehegten Befürchtungen zu verwirklichen schienen, klammerte man sich an die Hoffnung, daß es durch Energie und Standhaftigkeit gelingen könnte, die im Zuge befindliche Abmachung zu hintertreiben. Der lezte Habsburger war eben von den universalmonarchischen Tendenzen seiner Vorgänger gleiches Namens auf dem Kaiserthrone erfüllt. Der große Zweikampf zwischen den Häusern Habsburg und Bourbon sollte seiner Meinung nach mit dem vollen Siege seiner Dynastie entschieden werden, und fast unverständlich blieb es ihm, daß im Haag oder in London eine andere Auffassung Plaz griff.

Kurz und bündig lautete daher auch der Auftrag für die zum Utrechter Kongresse bestimmten Bevollmächtigten, das Ergebnis von Berathungen zu Innsbruck und Frankfurt am Main: Nie und nimmer werde der Kaiser auf Grundlage der Präliminarien sich in Verhandlungen einlassen, sondern lieber das Äußerste wagen und den Erfolg der starken und gerechten Hand Gottes anheimstellen; dagegen sei er geneigt die Haager Abmachungen des Jahres 1709, denen der französische Minister Torch ebenfalls beigestimmt habe, zur Basis zu nehmen. Wenn Österreich namhafte Leistungen an Truppen und Geld in Aussicht stellte und dieselben Vortheile jenseits des Oceans und anderswo den Engländern einzuräumen sich bereit zeigte, mochte es, wie man in Wien wähnte, noch gelingen die britischen Staatsmänner zu gewinnen. Da man jedoch die Einzelnheiten der zwischen England und Frankreich eingeleiteten Vereinbarung nicht kannte und nicht mehr gewähren mochte als unbedingt nothwendig war, sollten die österreichischen Bevollmächtigten ihre Hauptbemühungen darauf richten, hinter das Geheimnis zu kommen, um sodann die England etwa einzuräumenden Vortheile abmessen zu können. Wohl wurde ihnen gestattet an dem Kongresse Theil zu nehmen, aber erst dann, wenn alle ihre Bemühungen denselben „abzutreiben" scheitern sollten. Wenn auch die Instruktion die bei der

etwaigen Verhandlung einzuhaltenden Gradationen genau vorschrieb, so lief der Tenor derselben auf die Beibehaltung der ganzen pyrenäischen Halbinsel oder doch mindestens eines Theiles derselben hinaus. Auch waren die Vorschläge bezüglich einer etwaigen Theilung, wenn dieselbe unausweichlich sein sollte, geradezu unannehmbar. Die einzige Lichtseite dieser Forderungen sind jene Bedingungen, die man zur Sicherung Deutschlands stellen zu müssen glaubte: Die Restitution Straßburgs mit den dazu gehörigen Zitadellen und Forts diesseits und jenseits des Rheins, die Rückgabe von Altbreisach, Hüningen, Fort Louis; die Grafschaft Burgund, die drei Bisthümer, überhaupt Elsaß, der Sundgau mit der Grafschaft Pfirt, die Abtretung oder wenigstens Rasirung der Festungen Saarlouis, Pfalzburg und Thionville, endlich Herstellung von Lothringen und Bar auf dem Fuße des Jahres 1624. Der Kaiser hob besonders hervor, daß er auf den Beifall und Beistand seiner Verbündeten um so mehr rechne, als sie selbst erkennen müßten, daß ohne diese Barriere das römische Reich sich niemals gegen Frankreich erwehren, noch die Verbindung mit den Niederlanden erhalten werden könnte, worin doch die gemeinsame Sicherheit und der meiste nervus der Garantirung des gemeinsamen Friedens bestünde1). Und es bekundete gewiß einen richtigen politischen Blick, wenn man die Erwerbung der Niederlande unter den damals angebotenen Bedingungen anzunehmen nicht gewillt war und einen Austausch gegen Bayern vorgezogen hätte.

Gleichzeitig wurde die Sendung des Prinzen Eugen von Savoyen nach England beschlossen. Es macht dem politischen Verstande des Mannes alle Ehre, daß er es für unmöglich hielt, England von seinen Bestrebungen, den Frieden schließen, abbringen zu können. Der Entschluß, der Aufforderung des Kaisers Folge zu leisten und die ihm übertragene Mission zu übernehmen, mochte ihm auch schwer genug fallen. Denn einige Tage zuvor, ehe der Kaiser den Wunsch aussprach, daß Eugen sich nach England begeben sollte, war in einer Konferenz über die Ersehung des

1) Instruktion vom 7. Januar 1712 und Nachtrag vom 30. Januar (Hs.).

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