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halb des Reiches ein Stück Land, um daselbst mit seinen Kindern zu leben, einräumen wolle. Nur den Wunsch sprach er aus Namur und Luxemburg für Bayern zu erhalten1). Wie aus den Berichten hervorgeht, wurden die mannigfachsten Projekte erörtert: Bald sollte der Kurfürst Sardinien mit dem königlichen Titel erhalten; die Franzosen brachten Neapel in Vorschlag. Am Schlusse des Jahres lehnte der Kurfürst die Überweisung der belgischen Gebiete ab, erklärte sich jedoch geneigt, gegen einige Gebiete in Italien Bayern auszutauschen und brachte zugleich eine Vermählung seines ältesten Sohnes mit der älteren Tochter Kaiser Joseph's in Vorschlag. Auf die Frage, welche Gebiete in Italien gemeint seien, antwortete der Emissär des Kurfürsten: Neapel Mailand und wohl auch Mantua. Auf diese „unverschämte Proposition" bemerkten die österreichischen Bevollmächtigten: man ersehe daraus, wie wenig ernst es dem Kurfürsten mit seinem Antrage sei, worauf der Emissär erwiderte: wenn über die Heirat bestimmte Zusicherungen gemacht würden, könnte über alles Übrige leicht eine Vereinbarung erzielt werden 2).

Die Erwerbungen, welche infolge des spanischen Erbfolge= frieges dem lezten männlichen Sprossen der Habsburger anheimfielen, haben zur Kräftigung der Donaustaates nicht beigetragen. Wohl waren es stattliche Gebiete, aber sie standen mit dem Kerne der deutschslawischen Länder in keinem Zusammenhange und ließen auch keine unbedingte Verfügungsfreiheit über die zum Theil reichen Hülfsquellen zu. Wenn schon durch den Besiz der deutschen Kaiserkrone die meisten europäischen Fragen auf Österreich nicht ohne Einfluß waren, so wurde die Interessensphäre desselben durch die Erwerbung der belgischen und italienischen Länder nur noch mehr erweitert.

Besonderen Werth legte man auf die Besitzungen in Italien, wo sich für die Gewinnung von Land und Leuten eine größere Perspektive als in Deutschland zu eröffnen schien. Kaum hatte man von den Gebieten auf der apenninischen Halbinsel end

1) Sinzendorf, Haag 23. Juli 1712 (Hj.).

2) Bericht Sinzendorf's aus dem Haag aus dem Jahre 1712, ferner aus Utrecht vom 15. Januar, 8. und 14. Februar, endlich 2. März 1713 (Hs.).

gültig Besit ergriffen, als schon Erwägungen angestellt wurden, wie die Bestrebungen des größten Gegners, des Herzogs von Savoyen, gekreuzt und wie „seinerzeit etwa offensiv agirt werden könne." Zu diesem Behuf wurde eine Allianz mit Venedig und dem Papste in's Auge gefaßt. Von Rom erwartete man fast mit Sicherheit Unterstützung. Der Papst war, wie Kardinal Albani dem Grafen Stella berichtete, mit dem Herzog „übel zufrieden", und schien entschlossen demselben die Anerkennung als König von Sicilien und die Bewilligung der Crociata zu verweigern. Graf Gallas, zum Botschafter nach Rom bestimmt, erhielt den Auftrag, die erforderlichen Kriegsanstalten ohne Zeitverlust in Anregung zu bringen; die venetianische Republik sollte durch ihren Botschafter in Wien aufgefordert werden, ihrem Vertreter in Rom den Befehl zu ertheilen, mit dem Papste und dem Grafen Gallas in Verhandlung zu treten. 1)

In Rom bekundete man in der That Geneigtheit, zur Wiedergewinnung Siciliens mitzuwirken. Gallas rieth die Expedition zu unternehmen; bei der Schwäche der Besazungen in den wichtigsten Plähen könnte dieselbe binnen 14 Tagen beendigt sein; die Sicilianer seien mißvergnügt und würden die Österreicher unterstützen. Der Papst forderte dagegen, daß der Kaiser die Investitur für Sicilien nehme und ihm Comachio überlasse. 2) Die Konferenz beschäftigte sich am 3. April 1715 mit dieser Frage. Prinz Eugen enthielt sich jeder Meinungsäußerung. Die anderen Mitglieder waren der Ansicht, daß ohne Bruch der im Badischen Frieden für Italien stipulirten Neutralität Sicilien nicht angegriffen werden könne, und der Zeitpunkt für ein derartiges Unternehmen kein günstiger sei. Der Krieg mit den Türfen stehe vor der Thür, die nordischen Angelegenheiten seien nicht beglichen, man komme daher in Gefahr, im Falle Spanien oder Frankreich für Savoyen eintreten, ganz Italien zu verlieren. Auch fehle es an Mannschaft und den erforderlichen Mitteln zur

1) Referat, 2. März 1714, welches als Instruktion dem Grafen Gallas nachgeschickt wurde (H.).

2) Bericht von Gallas vom 9. und 16. März 1715 (Hj.).

Aufstellung zweier Armeen. Indeß wurde doch beschlossen1), „um nichts zu verabsäumen, was zum allerhöchsten Dienste er= sprießlich sein könnte", den Grafen Daun aufzufordern, sein Gutachten abzugeben, ob der in Rom gemachte Vorschlag durchführbar sei; der Papst sei in seinen guten Gesinnungen zu bestärken und von demselben eine weitere Hülfe als Censuren und geistliche Waffen, von denen auch der Herzog von Savoyen sich nicht schrecken lassen werde, zu verlangen.“

Graf Daun verlangte 8000 Mann und eine bedeutende Geldsumme, fügte jedoch hinzu, daß das Eiland ohne bedeutende Seemacht sich nicht behaupten lasse. Die Konferenz, aus dem Prinzen von Savoyen, Trautsohn, Sinzendorf, Starhemberg, Stella und Perlas bestehend, war der einhelligen Meinung, „daß diese Expedition, obgleich nöthig, derzeit weder rathsam noch möglich und auf eine bequemere Zeit zu vertagen sei, dem Grafen Daun aber aufgetragen werden möge, durch Herbeischaffung von Artillerie, Proviant, Munition und Transportschiffen in der Stille fortzufahren und seine Disposition der Art zu treffen, um gehörig gerüstet zu sein, wenn der geeignete Zeitpunkt gekommen sein dürfte 2)."

Mit Rücksicht auf die italienischen Verhältnisse würde eine Partei am Wiener Hofe eine friedliche Begleichung der türkischvenetianischen Wirren gewünscht haben. Denn die bisherige Auffassung als habe man in Wien nach eingelangter Kunde von der Kriegserklärung der Pforte gegen Venedig den raschen Entschluß gefaßt, der Republik beizuspringen, muß über Bord geworfen werden.

Als die ersten sicheren Nachrichten von Rüstungen aus Konstantinopel nach Wien gelangten, war der Friede noch nicht geschlossen. Die Berichte Fleischmann's ließen es auch unbestimmt, gegen wen dieselben gerichtet seien, und man hielt es in Wien nicht für unmöglich, daß die Osmanen einen Angriff gegen Österreich planen, glaubte aber, daß die mit Frankreich ein

1) Referat vom 7. April, welches in einer unter Vorsiz des Kaisers am 12. April 1715 abgehaltenen Sizung genehmigt wurde (Hs.).

2) Mehrere Referate vom April bis August 1715 (H1.).

geleiteten Friedensverhandlungen die Pforte anderen Sinnes machen würden. Als Fleischmann sodann im Juli in bestimmter Weise meldete, daß nur die Wiedererwerbung Moreas in's Auge gefaßt werde, besprach Eugen mit dem venetianischen Botschafter die Sachlage und erkundigte sich nach dem Zustand der festen Pläge in der Morea und über die zur Verfügung stehende Schiffsmacht. 1) Aus dem Munde Sinzendorf's und Trautsohn's erhielt der Botschafter die bündigsten Zusicherungen, daß Fleischmann mit Weisungen versehen sei, der Pforte darzulegen, daß der Kaiser an seinen durch die heilige Allianz übernommenen Verbindlichkeiten festzuhalten sich verpflichtet erachte und daher von einem Angriffe gegen Venedig abmahne. Spannungsvoll verfolgte der venetianische Botschafter die Verhandlungen mit Frankreich, da Österreich erst nach geschlossenem Frieden über die militärischen Kräfte verfügen konnte, und hoffte, daß die am Bosporus abgegebene Erklärung auf die Osmanen Eindruck zu machen nicht verfehlen werde 2). Erst seit Oktober machte Venedig auf die Nothwendigkeit einer energischen Stellungnahme aufmerksam, wodurch vielleicht der Krieg hintertrieben werden könne. Da man in Wien volle Sicherheit bezüglich eines Angriffes von Seiten der Osmanen nicht besaß, wurden Truppen nach Ungarn und Siebenbürgen gesendet, Peterwardein in Vertheidigungszustand gesezt. Für diesen Fall ging auch die vorherrschende Ansicht dahin, mit den Gliedern des heiligen Bündnisses Verabredungen über die zu treffenden Maßnahmen zu pflegen 3). So bündig auch die übereinstimmenden Erklärungen Eugen's und Sinzendorf's, die von Freundschaft für die Republik fast überquillenden Äußerungen Trautsohn's lauteten, konnte sich der Botschafter mißtrauischer Regungen nicht erwehren, ob man ihn nicht etwa bloß mit

1) Dispacci 18. August 1714 (Hi.).

2) Dispacci 22. und 29. September 1714 (f.).

3) che bisognerà unire li ministri de principi interescati nella medesina cioe quella del Papa come capo e quello di Polonia come parte dell' aleanza per concertare le misure de prendersi accio che ogn' uno portando la sua portione il peso venga ad' essere ripartito e meno gravoso, 27. Dezember 1714 (Hs.).

Reden zu beschwichtigen suche; indessen beruhigte er sich doch, als er aus den Mittheilungen der Beamten der Centralstellen, sowie aus der Stimmung der weiteren Kreise entnahm, daß in einigen maßgebenden Kreisen ein Krieg mit der Pforte gewünscht werde. Auch aus dem Munde Stanhope's der damals in außerordentlicher Sendung in Wien weilte, entnahm er die tröstliche Mittheilung, daß Österreich sich auf einen Krieg gegen die Osmanen gefaßt mache nnd aus diesem Grunde die weitgehenden Anträge bezüglich einer gegen Frankreich gerichteten Verbindung abgelehnt habe 1).

In Wien ließ man sich in der zuwartenden Haltung nicht beirren, obgleich der Großvezier auf die ernsten Eröffnungen Fleischmann's die hochmüthige Antwort gegeben hatte: die Pforte fühle sich stark genug allen Feinden die Spitze zu bieten. Der venetianische Botschafter machte wiederholt Anläufe, Karl VI. zu einem raschen Entschluß zu bestimmen, indem er ausführlich die der Christenheit drohenden Gefahren darlegte; erhielt jedoch bloß die allgemein gehaltene Antwort, daß der Kaiser sich der von seinem Vater eingegangenen vertragsmäßigen Verpflichtungen bewußt sei und an die Mitunterzeichner der Allianz die Aufforderung zur Mitwirkung ergehen werde. In einer zweiten Audienz am 12. Januar 1715, welche der Botschafter im Auftrage des Senates nachsuchte, nachdem die Kriegserklärung der Pforte gegen Venedig bereits erfolgt war, wiederholte Karl seine schon gemachte Zusage, aber ein Gegenstand von solcher Tragweite, fügte er hinzu, müsse sorgfältig überlegt werden und brauche Zeit. In ähnlicher Weise hatte sich Eugen zwei Tage zuvor geäußert. 2)

Ein entscheidender Entschluß wurde in der Konferenz am 14. Januar 1715 gefaßt, welche sich ausschließlich mit der Orientfrage beschäftigte. Es fehlte nicht an Klagen gegen Venedig, welches fortwährend Insulten gegen die österreichischen Unterthanen verübe und die kaiserliche Flagge in den Küstengegenden

1) Dispacci 27. und 29. Dezember 1714 (Hs.).
2) Dispacci vom 12. und 15. Januar 1715 (Hs).

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