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und im adriatischen Meere beleidige, aber nach Verlesung des zwischen Österreich, Polen und dem Czaren abgeschlossenen Vertrages einigte man sich dahin, an dem Defensivbündnisse festzuhalten und Fleischmann zur Abgabe einer hierauf bezüglichen Erklärung zu beauftragen, jedoch im laufenden Jahre einen Krieg zu vermeiden, da es an Geld, Truppen und Proviant fehle. 1) Auch die auswärtigen Verhältnisse ließen bisher einen Kampf mit der Pforte nicht als räthlich erscheinen. Solange Ludwig XIV. lebte, befürchtete man den Wiederausbruch eines Krieges im Westen. Hatte man doch, als die ersten Nachrichten von Rüstungen der Osmanen eingelangt waren, die französischen Kreise in Verdacht gehabt, die Hand im Spiele zu haben und durch Vermittlung Schwedens zu schüren und zu heßen. Und mit dem Tode des französischen Monarchen schien eine Änderung der französischen Politik nicht einzutreten. Noch waren die Verhandlungen mit den Holländern nicht beendet; die Wirren im Norden Europas fesselten die Aufmerksamkeit der Wiener Kreise und ließen den Ausbruch eines allgemeinen Krieges befürchten. Und was wohl am meisten in die Wagschale fiel: der Friede mit Spanien war nicht geschlossen und die italienischen Besitzungen waren gegen einen etwaigen von dort drohenden Angriff nicht gesichert, solange die Beziehungen zu England und Holland nicht geregelt waren und eine Unterstüßung der Seemächte nicht in Aussicht stand. Der Papst, der zu wiederholten Malen den Kaiser auffordern ließ, zum Schuße der Christenheit einzuschreiten, bot auch seine Mediation zwischen Wien und Madrid an, welche nach dem Rathe der Konferenz weder angenommen noch abgelehnt wurde. Auf ein Schreiben des heiligen Vaters vom 25. April 1715 erfolgte bloß die Antwort: der Kaiser nehme sich die der Christenheit drohenden Gefahren zu Herzen und würde sich seinen Verpflichtungen nicht entziehen, doch könnte er sich in einen Kampf nicht eher einlassen, bis seine Länder gegenüber anderen Gefahren und Angriffen gesichert seien 2).

1) Konferenzprotokoll 14. Januar 1715.

2) Brouillon eines Vortrages an den Kaiser.

Wohl wurde Eugen mit der Ausarbeitung eines Kriegsplanes betraut; er forderte 80 000 Mann und sechs Millionen, eine, wie der venetianische Botschafter nach Venedig berichtet, große Summe; bis zum Frühjahr konnte alles bereit sein; Truppen aus Mähren, Böhmen, Ober- und Niederösterreich wurden nach Ungarn gesendet, um gegen einen Angriff gesichert zu sein, aber die Sendung des Aga's war ganz willkommen, weil Zeit gewonnen wurde. Denn die Furcht eines Doppelkrieges, in Italien und in Ungarn, blieb während des Sommers ausschlaggebend für die Haltung Österreichs. Beide Kriege, heißt es in einem Schriftstücke, könne der Kaiser nicht führen; es wäre nothwendig entweder sich mit Anjou zu vergleichen oder Italien durch eine englische Flotte sicher zu stellen. So düster erschien den Wiener Staatsmännern zuweilen die politische Lage, daß sie vergebens auf Mittel sannen, um aus der Verworrenheit einen Ausweg zu finden1).

Nicht wenig dürften Englands Einflüsterungen auf die zögernde Haltung Österreichs eingewirkt haben. Eine Verwickelung im Osten war den britischen Staatsmännern unbequem, solange sie nicht die volle Gewißheit besassen, daß im Westen die Ruhe feine Störung erleiden würde.

Am Schluffe des Jahres schien der Krieg gewiß. Die Türken zogen an den österreichischen Grenzen Truppen zusammen und knüpften mit den Unzufriedenen in Ungarn Verbindungen an 2).

1) Brouillon vom 20. Juli 1715. Bei diesen Umständen hätte die Deputation gerne ein förmliches und beständiges System, um sich danach zu richten, erfinden mögen; die gegenwärtige Konjunktur aber, da von England wenigstens sobald nichts zu hoffen, das Barrièregeschäft mit Holland noch unausgemacht, die Sachen im Norden sehr trübe, Italien in Gefahr, der Türkenkrieg vor der Thüre und Frankreich sich reget, lassen nicht zu, etwas auszudenken, worauf als cin festes Principium man fußen könnte

2) Lettere del Governatore di Seghedino avvissano d'aver scoperto, che gli Ungari tenevano delle segrete corrispondenze colla Porta. Saper di sicuro che questi avevano degli Emissarii, che sollecitavano li Turchi ad entrare nel Regno, promettendo assistenze e sollecitudini al primo apparire delle insegne Ottomane. Promettere però d'avervi l'occhio, e di venire a scoperte più individuali e sicure. E certo che gli Ungari

Das Interesse Österreichs erheischte es, die Initiative zum Kampfe zu ergreifen und nicht erst abzuwarten, bis der Feind vollständig gerüstet war und auf ungarischem Boden festen Fuß fassen konnte.) Die Absendung des Grafen Wilczek nach Polen wurde beschlossen und Eugen drang darauf, die Abreise desselben zu beschleunigen. Obgleich die königliche Republik bei den noch nicht beendeten nordischen Wirren betheiligt war, glaubte man dennoch eine Mitwirkung derselben bei dem Kampfe gegen die Osmanen in Anspruch nehmen und erhoffen zu können. Die Verhandlungen mit dem venetianischen Botschafter kamen in Fluß, nachdem der Kaiser seinen Ministern die Vollmacht dazu ertheilt hatte. Dieselben gingen nicht leicht von Statten; namentlich über die Unterstüßung, welche Venedig zu gewähren habe, im Falle der Kaiser in Neapel angegriffen würde, sowie über die österreichischerseits geforderte Garantie der italienischen Besizungen, endlich über den Durchzug österreichischer Truppen durch venetianisches Gebiet konnte nur mühsam eine Vereinbarung erzielt werden. Prinz Eugen erklärte dem Vertreter Venedigs rundweg, daß er dem Monarchen nie einrathen werde, sich in einen Krieg gegen die Türken einzulassen, wenn die italienischen Provinzen nicht vollständig gesichert wären; um die Osmanen von einem Kriege abzuhalten, werde man sich der Vermittlung der Seemächte bedienen 1). In einer Konferenz vom 11. Februar 1716, an welcher Eugen, Trautsohn, Sinzendorf, Starhemberg theilnahmen, wurde über diesen Punkt zwei Stunden lang gestritten und die Rathgeber des Kaisers beharrten entschieden auf ihrer Forderung 2).

fremono sotto il peso del Governo Alemanno, reso tanto più grave quanto e maggiore il numero delle milizie, che sono obbligati a nutrire, sicchè se ruiscisse alli Turchi di metter piede nell' Ungheria troveranno appoggi ed assistenze, l'odio del governo Alemanno facendo loro credere di sollevarsi d'un peso cambiando di soggezione. Dispacci 4. Januar 1716 (Hs.).

1) Dispacci 12. Februar 1716 (Hj.).

2) Konferenzprotokoll 11. Februar 1716. Daselbst heißt es: Man müsse auf diesem Punkt beharren. Es wäre besser, diesen wegen Italien angestellten Traktat ehender zu unterlassen, als von obigem petito abzustehen. Man hat auch geglaubt, cs könne dem Botschafter zu verstehen gegeben werden, daß E. k. Maj. Sich des Anno 1684 mit Polen und der Republic sub auspiciis

Und in der That gewann die Partei, welche am Wiener Hofe dem Kriege widerstrebte, an Boden, und Sinzendorf beflagte sich bitter bei dem Nuntius über die Widerharrigkeit der Republik. Der Papst hatte aus eigenem Antriebe in Spanien und Frankreich Schritte gethan, um dem Beispiele Innocenz' XI. folgend, die Neutralität derselben zu erwirken. Selbst der fran3 fische Gesandte redete den Forderungen Österreichs beim Vertreter der Republik das Wort. Der Regent werde es mit Vergnügen sehen, bemerkte er, wenn die Ruhe in Italien durch neue und entsprechende Verträge gesichert sei; Frankreich werde sich Spanien entgegenstellen, wenn es die Neutralität zu brechen Miene machen sollte.

Genau vertraut mit den in den maßgebenden Kreisen herrschenden Strömungen verzweifelte der Botschafter schier, daß es den Wiener Staatsmännern Ernst mit einem Kriege sei. Seit Jahr und Tag hatte man es an Zusicherungen nicht fehlen lassen und eine baldige Eröffnung des Kampfes in Aussicht gestellt, und auch nachdem die Verhandlungen endlich eröffnet waren, wurde der Abschluß derselben hinausgezogen, da Sinzendorf wochenlang den ausgearbeiteten Vertragsentwurf auf seinem Tische liegen ließ und auf das Drängen des Botschafters mit Geschäftsüberbürdung sich entschuldigte. Wie dieser nach Hause berichtete, waren einige Mitglieder des spanischen Rathes entschieden einem Kriege abhold, während die Deutschen, von dem Prinzen von Savoyen begünstigt, dafür eintraten, daß Österreich die Gelegenheit zur Erweiterung seines Gebietes im Südosten

Pontificis wieder den Türken geschlossene Sacrum foedus, wann selbes jezt nicht erfrischet würde, ebenso praecise nicht mehr gebunden erachteten, nicht allein weil der Pabst als Author desselben sich dato noch zu keinem zulänglichen Subsidio positive cingelassen, und Polen sich annoch zu diesem Kriege wegen innerlicher Unruhe des Reichs noch nicht erkläret hatte, sondern auch a tempore Contracti foederis eine lange Zeit und seit derselben viele Veränderungen unterloffen wären, welche den Casum foederis wirklich alteriren thäten, mit dem Anhang, daß Eure k. Majestät der Zeit noch freie Hände hätten, sich mit den Türken in Krieg einzulassen, und wenn dies doch geschehe Sie sich ohne diese Allianz seiner Zeit schon daraus zu wickeln, und ihre Convenienz zu beobachten wissen werden (Hs.).

Historische Zeitschrift N. F. Bd. XIX.

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nügen solle. Der venetianische Botschafter wurde von einem Alp befreit, als in den Märztagen endlich über die wichtigsten Punkte eine Verständigung erzielt wurde, und sandte Dankgebete zum Himmel über die Beendigung des großen Werkes, an dessen Zustandekommen mitzuwirken ihm beschieden war. In der That hatte er sich große Verdienste erworben, aus dem Entwurfe Alles auszumerzen, was seinem Staate irgendwie nachtheilig zu werden schien, sei es durch die unklare und, wie er meinte, zweideutige Fassung, sei es, daß an die Republik Forderungen gestellt wurden, welche dieselbe auch für spätere Zeit zur Hülfeleistung bei etwaigen Angriffen gegen die italienischen Besizungen Österreichs verpflichtet hätten, während er andererseits die dauernde Aufrechterhaltung der heiligen Allianz zu sichern bemüht war, um auch künftighin der Republik bei einem Zusammenstoße mit den Osmanen die Unterstützung Österreichs zu verschaffen, und nicht selten bedurfte es der ganzen Autorität des Prinzen, dem eine Vereinbarung am Herzen lag, daß die oft allerdings kleinlichen Bemängelungen des venetianischen Botschafters bei den Mitgliedern der Konferenz Annahme fanden. Mit Entschiedenheit hatte sich der Botschafter gegen die Forderung Österreichs gesträubt, daß Venedig auch in dem Falle zur Hülfeleistung verpflichtet sei, wenn die toskanischen Pläge von einer feindlichen Flotte angegriffen oder besezt werden sollten, und erst am 2. April 1716 ertheilte der venetianische Senat seine Zustimmung zur Aufnahme dieser Bestimmung. Die Osterwoche verzögerte die Unterzeichnung des Vertrages; am 11. April fand dieselbe statt1).

2.

Bekanntlich nußte Spanien die Gelegenheit, als Österreichs Heere gegen die Osmanen zu Felde standen, zum Angriffe gegen die österreichischen Besizungen in Italien. Seit der Vermählung Philipp's mit Isabella von Parma konnte man sich in Wien banger Ahnung nicht erwehren, daß Spanien geheime Absichten auf apeninnisches Gebiet hege, und aus diesem Grunde die

1) Dispacci 11. April 1716 (Hs.).

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