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Prinzessinnen von Baiern und Portugal, welche auf der Liste der Heiratskandidatinnen gestanden, abgelehnt worden seien, hatte auch den Papst im Verdacht, bei der Wahl Isabella's mitgewirkt zu haben. Der Kaiser hatte allsogleich den Auftrag ertheilt, seine Rechte auf Parma und Piacenza aktenmäßig festzustellen1).

Der Verlust des gesammten italienischen Besizes wurde nur durch die Westmächte gehindert, zwischen welchen seit Monaten Verhandlungen schwebten, zu denen auch Österreich, nachdem dieselben eine greifbare Gestalt genommen, hinzugezogen wurde. Während der Anwesenheit Du Bois' in Hannover wurde Pentenrieder dahin entsandt, um eine Verständigung mit England zu bewerkstelligen 2). Noch hatte man in Wien alle Hoffnungen auf Erlangung Spaniens und der Kolonien nicht aufgegeben, während Englands Bemühen einzig und allein dahin gerichtet war, die Gelangung Philipp's auf den französischen Thron zu hindern und die Nachfolge in Frankreich eventuell dem Herzog von Orleans zu sichern. Stanhope wies daher alle Einwürfe des österreichischen Gesandten mit dem Bemerken zurück, daß kein römischer Kaiser so mächtig gewesen sei wie Karl VI., keine Macht in Europa daher eine Vergrößerung Österreichs ge= statten könne, auch sei es nothwendig, die Königin von Spanien zu gewinnen, was durch Überlassung von Parma erreicht werden. könnte. Die Konferenz sprach sich troßdem für die Weiterführung der Verhandlungen aus und schilderte die Vortheile, welche durch eine Vereinbarung mit England zu erreichen seien, sowie die Gefahren, wenn dieselben scheitern würden3). Gegen die meisten

1) Dispacci 4. August 1714. Daß man in Wien den Papst in Berdacht hatte, bei der Vermählung mitgewirkt zu haben, geht aus Ref. 10. August 1714 hervor.

2) Diese Verhandlungen sind bisher noch nicht vollständig in's Licht ge= sezt worden und verdienen eine selbständige Untersuchung.

3) Weiters hat die geheime Deputation sich von 40 Jahren her zurückerinnert, wie alle Zeit dieses durchlauchtigsten Erzhauses Interesse sei aus deme verschlimmert worden, weil man sich nie mit dem Möglichen befriedigen wollen, sondern allzeit auf ein unsicheres Künftiges gehoffet und mithin die Vortheile, welche man sonsten hätte haben können, aus Händen gelassen, allermaßen man in der zu Cöln vor den Nimwegischen Traktaten angestellten

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Punkte des in Aussicht genommenen Vertrages hatte die Konferenz nichts einzuwenden, andere fielen ihrer Ansicht nach schwer in's Gewicht. Mochte man sich schon mit der Forderung, Philipp als König von Spanien anzuerkennen schwer befreunden; noch härter war die Zumuthung, daß Karl ausdrücklich auf den Besiz Spaniens Verzicht leisten solle. Nur mit Widerstreben entschloß man sich dazu, nur sollte wenigstens noch ein Versuch gemacht werden, Peru und Mexiko zu erlangen; im Falle des Aussterbens der spanisch-bourbonischen Linie sollte Spanien an Österreich fallen, den Cataloniern und Arragonesen ihre Rechte gewährleistet werden. Man forderte die Abtretung Siciliens von Seite Savoyens und wünschte für die Verzichtleistung auf Sardinien das Montferratische und das Mailändische zu erhalten. Dagegen erklärte man sich bereit, dem Sohne des Königs von Spanien die Anwartschaft auf Parma und Piacenza zu gewähren, so groß auch die Bedenken waren dieses Geblüt" in Italien einzuführen. Die Erwartungen einen Vertrag auf dieser oder einer ähnlichen Grundlage mit Zustimmung Spaniens zu Stande zu bringen, erfüllten sich nicht. Die Expedition Spaniens erfolgte. England hatte sich durch seinen 1716 mit Österreich geschlossenen Traktat zur Aufrechthaltung der Neutralität Italiens verpflichtet und Österreich forderte die Absendung eines Geschwaders zur Wiedergewinnung Sardiniens. Das britische Kabinet sagte zu, allein ehe die Flotte aus der Ostsee nach Italien geschickt werden konnte, bedurfte es Zeit. Gern würde England aus kommerziellen Interessen einen Bruch mit Spanien vermieden haben, und es lugte nach einem Auskunftsmittel aus, um dem Kriege in Italien ein Ende zu machen. Durch Einräumung italienischer Gebiete an die Kinder Philipp's aus der zweiten Ehe mochte dies erreicht werden können. Aber Frankreich zur Mitwirkung eingeladen,

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Negociation ein besserer Frieden als nicht hienach zu Nimwegen hätte crhalten werden können, ingleichen zur Zeit der vor denen Ryswikischen Traftaten in Frankreich vorgewesten Hungersnoth viel vortheilhaftere conditiones als nicht nachmalen zu Ryswik, wie denn auch viel vorträglicher anno 1709 und 1710 gegen Frankreich wären erworben worden, als man nachgehends einzugehen gezwungen gewesen ist." Worte aus einem Referate vom 16. Januar 1717 (Hs.).

erhob nunmehr die Forderung, daß der Kaiser auf Spanien flar und bestimmt Verzicht zu leisten habe, während bisher nur von einer Anerkennung Philipp's als König von Spanien von Seite des Kaisers die Rede gewesen war, ferner sollte Toskana, Livorno etwa ausgenommen, das eine freie Reichsstadt bleiben mochte, dem Sohne Philipp's zugesichert werden, Savoyen als Äquivalent für Sicilien Sardinien erhalten.

So unliebsam diese Anträge dem Wiener Kabinete klingen mochten: eine Ablehnung war schwer möglich. Die zur Kriegführung an der Donau erforderlichen Mittel konnten nur mühselig aufgebracht werden; nur die glücklichen Erfolge des Kampfes hatten es ermöglicht, daß die Lasten für die Erbländer minder beschwerlich waren, da in den eroberten Gebieten Kontributionen erhoben wurden. Die Berichte aus Italien lauteten nicht günstig. In den Österreich gehörigen Ländern herrschte große Verstimmung, die italienischen Fürsten bekundeten geringe Neigung für den Kaiser. Dazu kam die Furcht, daß der Herzog von Orleans im Falle er nicht durch einen Traktat für den Kaiser gewonnen würde, die Gelegenheit nußen könnte, sich einiger belgischen Provinzen zu bemächtigen, um so leichter als dieselben von Militär entblößt waren. Der Versuch, mit einigen Abänderungsanträgen durchzudringen, mißlang. Zwischen Du Bois und dem englischen Vertreter kam die Vereinbarung zu Stande, daß der Kaiser auf Spanien förmlich Verzicht zu leisten habe, daß Parma und die Anwartschaft auf ganz Toskana den Kindern zweiter Ehe Philipp's zugesprochen würde. Die von englischer Seite befürwortete Ausnahme Pisa's hatte der Regent eigenhändig aus dem Entwurfe gestrichen, daran unbedingt festhaltend, daß das bourbonische Haus durch Katharina von Medici ein Anrecht auf Toskana habe. Der Eindruck dieser Nachricht war ein niederschmetternder1); dennoch lautete der Antrag der Konferenz wiewohl

1) Ref. 23. März 1718. Die Konferenz habe, heißt es in dem Vortrage, „die absolute Renuntiation in Toscana betreffend, ihre höchste Bestürzung fast nicht bemeistern können, darüber schon neulich und jezt wiederum so verlegen und niedergeschlagen gewesen, daß sie ohne Furcht und Schrecken ihre wiewolen treue höchst verpflichtete Meinung nicht eröffnen fann".

„nicht ohne Herzensschmerzen" auf Annahme, während ein Theil der Konferenzmitglieder einen bestimmten Antrag zu unterbreiten Anstand nahm und sich dahin aussprach, daß bloß die für und gegen die Annahme sprechenden Gründe dem Monarchen vorgetragen und ihm die Entscheidung überlassen werden solle. Die Konferenz rechtfertigte die befürwortende Annahme des Vertrages mit dem Hinweise auf die politische Situation nicht bloß in Italien, sondern auch im Norden Europas und auf die drohende Gefahr, wenn Österreich auf die Unterstüßung Englands und Frankreichs nicht rechnen könnte, während durch das Eingehen auf die Forderungen die Ruhe hergestellt und „jene Potenzen, welche dermalen mit hinterhaltigen bösen Gedanken umgehen, in gebührendem Respekt und Schranken gehalten würden“1). Die Konferenz erschöpfte auch alle Fundgruben ihres Geistes, um dem Kaiser namentlich die verlangte Verzichtleistung auf Spanien annehmbar zu machen, darauf hinweisend, „daß sich hundert Zufälle, es sei aus göttlicher Schickung oder durch des Alberoni unruhigen Kopf ereignen können, welche den Kaiser ab observatia tractatus von selbst losbinden“.

Man hätte es in Wien nicht ungerne gesehen, wenn Spanien sich dauernd geweigert hätte, die in der Quadrupelallianz festgesezten Abmachungen anzunehmen. Schon beschäftigte man sich mit der Frage, wem die Anwartschaft auf die italienischen Länder zu ertheilen sei, falls der spanische Hof in seiner Widerharigkeit beharren und innerhalb eines bestimmten Termines der an ihn ergangenen Aufforderung nicht nachkommen wollte. Man ging dabei von dem Grundsage aus, keinem Fürsten ein Stück italienischen Gebietes zuzuweisen, der allzu mächtig werden könnte, und faßte in erster Linie den Herzog von Lothringen, sodann die Herzoge von Modena und Guastalla, endlich den Papst, lezteren bezüglich Comacchios, in's Auge. An Lothringen beabsichtigte man Toskana zu überlassen, Livorno jedoch ausgenommen, an den Herzog Modena nicht Parma, wie es einstmals beabsichtigt

1) Unter diesen Potenzen waren der Zar und Preußen mit seiner so großen Kriegsmacht“ gemeint.

war, sondern die ihm wohlgelegene Stadt Piacenza sammt Gebiet einzuräumen, wogegen er auf Comacchio zu verzichten hätte. Wenn England jedoch wegen der dem Prätendenten gewährten Unterstüßung den Herzog von Modena begünstigen und darauf bestehen sollte, diesem Toskana zuzuweisen, welches überdies wahrscheinlich früher als Parma zur Erledigung käme, dann sollten Modena und Reggio an Lothringen abgetreten werden1). Parma wurde für den Herzog von Guastalla bestimmt 2).

Der Beitritt Spaniens zur Quadrupelallianz beseitigte diese Konjekturen, die noch streitigen Punkte sollten auf einem Kongresse ausgetragen werden. Vor der Eröffnung tauchten indes noch neue Schwierigkeiten auf, deren Beilegung der europäischen Diplomatie viele Mühe verursachte. In den Renuntiationsinstrumenten, welche von Karl und Philipp ausgestellt werden sollten, wurde von dem Kaiser der Titel eines Königs von Spanien und Indien beibehalten, während Philipp sich als Herrn der abgetretenen Gebiete in Italien bezeichnete. Österreich verlangte die Weglassung dieser Titulatur, wogegen sich Spanien sträubte, solange der Kaiser auf dem Königstitel von Spanien beharre. Vergebens bemühten sich England und Frankreich diesem Zwiste eine Ende zu machen und die beiderseitige Weglassung der angenommenen Titulaturen zu befürworten. Spanischerseits verband man mit der Beibehaltung den Hintergedanken, daß nach dem Aussterben der männlichen Linie des habsburgischen Hauses die österreichischen Gebiete an Spanien zu fallen haben, indem man sich auf einen Revers Ferdinand's I. berief, wonach die spanischen Prinzessinnen

1) weylen Er sonsten, obgesezter Regul zuwieder, allzu mächtig würde, Und man zwar seiner Devotion, Treue und affection gegen E. k. M. und Dero Durchlauchtigstes Erzhauß für seine Persohn: doch aber für seine Posteritet nicht versicheret wäre, ob dieselbe nicht, wie einige ihrer Vorfahrer, davon abgehen, und sich zu einer andern Parthey schlagen dürfften, sonderbahr nachdem des Herzogens aeltester Prinz sich nun mit des Regenten in Frankreich Tochter verheurathet, dergleichen Vermählungen aber der französischen Prinzessinnen an eußerliche Fürsten gemeiniglich große Veränderungen in Staatssachen, wie die erfahrung lehret, nach sich zu ziehen pflegen.

2) Referat vom 28. November 1719, dessen Inhalt am 6. Dezember an Pentenrieder in London mitgetheilt wurde.

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