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Berichtigung.

Auf S. 461 des 54. Bandes der H. Z. ist aus dem Raffay’schen Buch folgender Saz irrthümlich citirt: „Die römische Geschichte schien nach Kilometern deutscher Geschichte fortzuschreiten.“ Es muß heißen: „nach_Kilometern deutschen Bodens“. Ob der so gefaßte Ausdruck wesentlich klarer ist, möge der Leser entscheiden; ich verstehe ihn auch so absolut nicht.

G. Egelhaaf.

Verbesserung.

G. 339 3. 3 v. o. lies: sein Schwiegersohn Lange.

V.

Wilhelm v. Humboldt's Abhandlung „Über die
Aufgabe des Geschichtschreibers“.

Bon

Louis Erhardt.

Die sprachphilosophischen Werke Wilhelm v. Humboldt's, herausgegeben und erklärt von H. Steinthal. Berlin, Ferd. Dümmler. 1883/841).

Es liegt in der Natur des menschlichen Geistes begründet, daß er nicht nur seine Fähigkeiten zu Fertigkeiten zu entwickeln und die so gewonnenen Kräfte auf die ihn umgebende physische und geistige Welt anzuwenden strebt, sondern daß er auch sein eigenes Wesen zu erforschen und sich selbst in seinen Wirkungen und Hervorbringungen zu belauschen sucht. Fällt diese Aufgabe im allgemeinen der Philosophie anheim, so wird doch auch keine der besonderen Richtungen, in welchen sich die menschliche Geisteskraft offenbart, auf die Ergründung der Bedingungen, unter denen sie wirkt, verzichten dürfen: der Künstler darf die Theorie seiner Kunst, der Gelehrte die Methode seiner Disziplin nicht aus den Augen verlieren, und in höherem Zusammenhang wird er diese seine Einsicht in Methode und Theorie seiner besonderen Wirksamkeit mit dem Wesen des menschlichen Geistes überhaupt in Verbindung und Einklang zu sehen suchen. Ganz besonders

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1) Nach Abschluß dieses Auffages ist Steinthal's Allgemeine Ethik" (Berlin, Georg Reimer. 1885) erschienen; es mag daher genügen, hier noch nachträglich auf die Behandlung der Ideen in diesem Buche hinzuweisen (namentlich S. 63–79, dazu S. 403 ff. über die Urideen).

Historische Zeitschrift N. F. Bd. XIX.

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muß sich der Geschichtschreiber zu solchen Betrachtungen getrieben fühlen! Die Unbegrenztheit des ihm vorliegenden Stoffes; die Möglichkeit, denselben auf die verschiedensten Weisen zu behandeln; die Bedenken und Schwierigkeiten, die sich ihm fast auf jeden Schritt in den Weg stellen, — alles dies nöthigt ihn von selbst, nach voller innerer Klarheit darüber zu streben, welches Ziel er sich selbst zu sehen hat, und wie er dasselbe zu erreichen im Stande ist.

Müssen wir somit diese Betrachtungen als nothwendig mit den Schöpfungen der Geschichtschreibung selbst Hand in Hand gehend und diesen das Gepräge ihrer Wirksamkeit ausdrückend voraussehen, so ist es doch ein Anderes, in sich nach einer theoretischen Auffassung zu ringen und diese in Werken zu verkörpern, ein Anderes, eine solche Auffassung im Zusammenhang nach allen Seiten hin zu entwickeln und äußerlich zur Darstellung zu bringen. Eine solche umfassende Untersuchung über Wesen und Ziel aller Geschichtschreibung ist selten unternommen. Erst in neuerer Zeit hat namentlich die Philosophie auch eine Theorie der Geschichtschreibung zu geben versucht; doch kann man nicht sagen, daß sie in diesen Bemühungen besonders glücklich gewesen wäre. Wenigstens ist es ihr nicht gelungen, eine Theorie zu entwickeln, die auch von der Geschichtswissenschaft selbst allgemein als richtig anerkannt und angenommen wäre. Selbst über die Hauptpunkte ist man nicht zu allgemeiner Klarheit und Übereinstimmung gelangt, wie schon ein Blick auf die vielfachen Erörterungen lehrt, die sich seiner Zeit an das bekannte Werk Buckle's geknüpft haben. Unter diesen Umständen mag es erlaubt sein, die Gelegenheit, welche eine neue Ausgabe mehrerer Schriften Wilhelm v. Humboldt's uns bietet, zu benußen, um eine derselben, welche speziell über die Aufgabe des Geschichtschreibers" 1) handelt, einer genaueren Besprechung und Würdigung zu unterziehen.

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Diese Besprechung dürfte sich um so eher rechtfertigen, wenn in Wirklichkeit, wie der seit Dezennien auf's innigste mit der

1) Gelesen in der kgl. Akademie der Wissenschaften in Berlin am 12. April 1821; abgedruckt in den Abhandlungen der Akademie und in den „Gesammelten Werken“ Bd. 1.

Humboldt'schen Gedankenwelt vertraute und um das Verständnis derselben im höchsten Grade verdiente Herausgeber versichern zu können glaubt (Vorwort S. 2), unsere Abhandlung bisher im wesentlichen unverstanden geblieben ist. In der That ist der Nachweis unbestreitbar als Verdienst der Steinthal'schen Ausgabe anzuerkennen, daß das volle Verständnis Humboldt's nur durch ein wirkliches, tiefgehendes Studium zu erreichen ist, während ein bloßes Lesen wohl einen bedeutenden Eindruck hervorrufen und zu manchem Nachdenken anregen mag, von der eigentlichen Bedeutung der Humboldt'schen Gedanken aber kaum einen Begriff gibt. Humboldt gleicht in dieser Beziehung einigen der alten Schriftsteller, die eine streng philologische Interpretation erfordern, nicht sowohl weil ihre Sprache und ein Theil ihrer Anschauungen uns fremd sind, sondern weil alles, was sie sagen, so eng mit dem Ganzen ihres geistigen und seelischen Gehaltes verknüpft, so aus dem tiefsten ihrer Innenwelt geschöpft ist, daß nur eine völlige Hingabe an ihre Denk- und Empfindungsweise, ein Sichhineinleben in ihre Vorstellungen und Ideen uns zu sicherem Verständnis führen kann 1). Wenn wir uns aber in dieser Weise ganz dem Studium Humboldt's hingeben, wenn wir nicht ruhen, bis wir uns über jeden einzelnen Sah und seine Beziehung in den Zusammenhang völlig klar geworden sind, dann werden wir auch einen ähnlichen geistigen Gewinn aus seinen Schriften ziehen, wie aus jenen alten Schriftstellern. Speziell von der Abhandlung über die Aufgabe des Geschichtschreibers" scheint mir für die Geschichte dasselbe zu gelten, ja in noch höherem Maße, was Schiller in Bezug auf die Ästhetik von der Abhandlung über Goethe's Hermann und Dorothea" bemerkte 2): „Was auch künftighin über den Prozeß des Künstlers und Poeten,

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1) Merkwürdig und charakteristisch für Humboldt selbst ist eine Stelle in den „Briefen an eine Freundin“, wo er von der Vertiefung des Individuums in Ideen spricht; diese sind von Anderen schwer zu verstehen, nicht weil sie zu erhaben, sondern weil sie so individuell ausgebildet sind. Briefe von Wilhelm v. Humboldt an eine Freundin Bd. 1 Nr. 48.

2) Briefwechsel zwischen Schiller und Wilhelm v. Humboldt S. 439. Originalausgabe von 1830.

über die Natur der Poesie und ihre Gattungen noch mag gesagt werden, es wird Ihren Behauptungen nicht widersprechen, sondern diese nur erläutern, und es wird sich in Ihrem Werke gewiß der Ort nachweisen lassen, an den es gehört und der es implicite schon enthält." Die Abhandlung hat die Aufgabe, die sie sich stellt, und in der Beschränkung, die sie sich selbst auferlegt, meines Erachtens so vollkommen gelöst, wie dies überhaupt möglich ist.

Es könnte seltsam erscheinen, daß ein Mann, der im allgemeinen der Geschichtswissenschaft so fern zu stehen schien, gerade am tiefsten in ihr Wesen sollte eingedrungen sein. Doch möge man sich erinnern, wie von jeher und bis in seine lezten Lebensjahre Humboldt seine sämmtlichen Studien auf die Geschichte zu beziehen liebte. Namentlich sein Sprachstudium sah er durchaus von historischem Standpunkt an, und überhaupt in Allem, was er schrieb, verlor er die Beziehungen zur Geschichte nie aus den Augen, von seiner ersten größeren Arbeit an, die ein staatswissenschaftliches Thema behandelte, bis zu seiner lezten und bedeutendsten Schrift1). Diese innige Beziehung, in welcher Humboldt's Ideen über die Geschichte mit seinen sämmtlichen anderen Anschauungen standen, diente ebenso zur Vertiefung derselben, wie sie andererseits für uns die Schwierigkeit des Verständnisses erhöht. Wir müssen vielfach für die Aufhellung dunkler Stellen der einen Schrift Lichtvolleres aus den übrigen Werken zu Rathe

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1) Man vergleiche namentlich die Abhandlung „über Goethe's Hermann und Dorothea" in den Gesammelten Werfen 4, 154. 166. 186. 219. Die „Briefe von Wilhelm v. Humboldt an eine Freundin“ Bd. 1 Nr. 8, 14, 21, 54, 90; Bd. 2 Nr. 7, 41, 47. Den „Briefwechsel zwischen Schiller und Wilhelm v. Humboldt“ Nr. 49 und die „Vorerinnerung“ dazu S. 34 und 56 ff. Goethe's Briefwechsel mit den Gebrüdern v. Humboldt“ Nr. 19 und 72. Ferner die „Ankündigung einer Schrift über die vaskische Sprache“ 2. S. 15 ff. bei Steinthal und die Anführungen aus dem Humboldt’schen Manuskript H3 ebendort S. 151 ff. Für die Humboldt'sche Gesammtauffassung ist außer unserer Abhandlung am wichtigsten die große Schrift, die den Beschluß der Steinthal'schen Ausgabe bildet: „über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Einfluß auf die geistige Entwickelung des Menschengeschlechts“ (gewöhnlich citirt als „Einleitung in die Kawi-Sprache“), namentlich §§ 1-7 und § 20.

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