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mag, das ihn aber immer reizt, es zu versuchen, und ihm Stärke gibt, es theilweise zu vollenden“ (S. 308 3. 12-20). In demselben Maße, wie es der Menschheit selbst gelingt, im Laufe der Geschichte dem in ihr nach Gestaltung ringenden Ideal sich mehr und mehr zu nähern, in demselben Maße, dürfen wir hoffen, wird es auch der Geschichtschreibung gelingen, ihrer Aufgabe gerecht zu werden. Wer einen Blick auf die Entwickelung der Historiographie bis in unsere Tage wirft, wird, bei aller Unbefriedigung und allem Zweifel im einzelnen, im ganzen dennoch in dieser Hoffnung bestärkt werden.

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VI.

Friedrich der Große vor dem Ausbruch des Siebenjährigen Krieges.1)

Erster Artikel.

Von

Albert Naudé.

Mit dem vor einigen Wochen ausgegebenen 13. Bande der „Politischen Korrespondenz Friedrich's des Großen“ ist die Veröffentlichung der aus dem Kabinet Friedrich's II. hervorgegangenen Schriftstücke der auswärtigen preußischen Politik in die Periode des Siebenjährigen Krieges eingetreten. Der Feldzug des September und Oktober 1756 liegt bereits in dem zweiten Theile des 13. Bandes vor, der unter der Presse befindliche 14. Band wird die beiden lezten Monate des Jahres 1756, welche von den Vorbereitungen für den zweiten Feldzug erfüllt sind, sowie die erste Hälfte des Jahres 1757 umfassen. Es hat sich als gerathen erwiesen, während des Krieges auch dem militärischen

1) Politische Korrespondenz Friedrich's des Großen, Bd. 10, 11, 12, 13. Berlin 1883-1885. Ich verweise für die Einzelheiten der folgenden Darstellung auf die ausführlichen, jedem Bande beigegebenen Sachregister. Auf die Anführung der meisten Belegstellen aus der „Politischen Korrespondenz“ hoffe ich um so eher verzichten zu können, als in den Sachregistern bereits diejenigen Punkte hervorgehoben sind, auf welche es m. E. nach besonders ankommt.

Briefwechsel des Königs eine größere Aufmerksamkeit zuzuwenden und die Korrespondenz mit den oberstkommandirenden Generalen in den Hauptstücken der Sammlung einzureihen. Bei den zum größten Theile eigenhändigen, schnell hingeworfenen Schreiben etwa an Winterfeldt, Schwerin, Keith, an Prinz Heinrich oder Prinz Ferdinand von Braunschweig, Schreiben, in denen fast regelmäßig Bemerkungen politischer Natur sich unter die strategischen Nachrichten und Befehle mischen, würde es schwer werden, in jedem einzelnen Falle die Scheidegrenze zu ziehen zwischen militärischer und politischer Korrespondenz. Wenn zuweilen auch rein militärische Schreiben aufgenommen sind, so war dies schon deswegen geboten, um den inneren Zusammenhang der Korrespondenzen an die hervorragenden Generale soweit möglich aufrecht zu erhalten; ganz ausgeschlossen aber blieben die von untergeordneten Beamten des Kabinets aufgesezten Erlasse der militärischen Verwaltung, auf welche in den militärisch-politischen Schreiben fast niemals Bezug genommen wird.

Zum Abschlusse ist jezt die Sammlung der ungemein zahlreichen Schriftstücke gekommen, welche sich auf die Vorgeschichte des Siebenjährigen Krieges beziehen1), soweit diese Schriftstücke

1) Ich muß hier eines Buches Erwähnung thun, das mir nach Beendigung der vorstehenden Auffäße zu Händen kommt: Winter, Hans Joachim v. Zieten. Leipzig (Duncker u. Humblot) 1886. Der Verfasser will 1, 138 bis 143 „an der Hand der Politischen Korrespondenz Friedrich's des Großen uns die Resultate vergegenwärtigen, welche sich aus derselben über den Ursprung des Siebenjährigen Krieges ergeben“. Nun handeln über den Ursprung des Siebenjährigen Krieges in erster Linic Bd. 13 der Korrespondenz, in zweiter Linie auch Bd. 12. Als Dr. Winter jene Worte schrieb, war Bd. 13 noch gar nicht erschienen, natürlich ist auch nichts aus demselben von Dr. Winter_ent= nommen worden. Bd. 12, der erschienen war, scheint von Dr. Winter nicht gelesen zu sein; wenigstens findet sich von den drei Bemerkungen, welche er über den ersten Theil des Jahres 1756 macht (S. 142), feine einzige in der „Korrespondenz", die erste Bemerkung über Österreichs Pläne ist aus Arneth zusammengeseßt, die zweite über Aubeterre ist genau aus Ranke (Österreich und Preußen. Leipzig 1875. S. 219 mit Anm. 1) entnommen, die dritte Bemerkung über Mitchell ist völlig aus der Luft gegriffen. Der einzige Band, welchen Dr. Winter benußt, ist Bd. 11, welcher aber streng genommen nichts über den „Ursprung des Siebenjährigen Krieges“ enthält. Aus Bd. 11 ent=

vom Könige eigenhändig abgefaßt oder nach seiner Anweisung im königlichen Kabinet ausgearbeitet worden sind. Nicht allein die preußischen Archive konnten in dieser Hinsicht vollständig erschöpft werden, das großbritannische Reichsarchiv und das Britische Museum, welche für die Periode der Gesandtschaft Andrew Mitchell's nächst dem preußischen Geheimen Staatsarchiv im Besiz der wichtigsten Kabinetspapiere Friedrich's des Großen sind, konnten in gleich umfassender Weise herangezogen werden. Bei Benutzung der englischen Archive für unseren speziellen Zweck stellte sich die Nothwendigkeit heraus, noch einen Schritt weiter zu gehen als bisher geschehen. Wir durften uns nicht auf den schriftlichen, brieflichen Verkehr Friedrich's II. mit Andrew Mitchell beschränken; pflegte doch der König briefliche Mittheilungen dem Gesandten gerade in relativ etwas untergeordneten Fragen zu machen; lagen hingegen Nachrichten entscheidender Natur vor, handelte es sich um Mittheilung und Besprechung der geheimsten Absichten, der weitgehendsten Pläne, so pflegte der König in den für die preußische Politik so bedeutungsvollen Sommermonaten des Jahres 1756 den englischen Gesandten nach Sanssouci zu bescheiden, oder er bewilligte ihm die nachgesuchte Audienz bei cinem der häufigen Besuche im Berliner Schlosse. Diese Unterredungen Friedrich's II. mit Mitchell, im Verein mit den vielfach in und nach diesen Unterredungen vom Könige eigenhändig aufgesezten Noten und Denkschriften, bilden m. E. die vorzüglichste Quelle für unsere Kenntnis der preußischen Politik kurz vor dem Siebenjährigen Kriege. Allerdings sind die mündlichen Darlegungen Friedrich's nur überliefert in der in englischer Sprache niedergeschriebenen Fassung der Mitchell'schen Gesandtschaftsberichte an die Londoner Regierung, aber Vergleiche, wo solche mit Kabinetsschreiben möglich sind, zeigen, daß der Gesandte mit großer Gewissenhaftigkeit alle Äußerungen aufgezeichnet hat: nicht selten

nimmt Dr. Winter S. 140 und 141 mehrere Notizen. Es ist mir auch unter diesen Notizen nicht gelungen, eine einzige aufzufinden, welche völlig richtig wäre. Ich werde hierauf zurückkommen in einer ausführlichen Besprechung des Winter'schen Buches in dieser Zeitschrift.

führt ihn die lebhafte Erinnerung an die vernommenen Worte dahin, seine englische Erzählung mit französischen Ausdrücken oder ganzen französischen Sägen des Königs zu durchziehen. Soweit diese Berichte Mitchell's die politischen Erklärungen Friedrich's II., sei es in direkter, sei es in indirekter Rede, wiedergeben, haben sie in der Politischen Korrespondenz als Unterredungen des Königs mit Mitchell“ Aufnahme gefunden.

Die jest ohne Ausnahme der Öffentlichkeit übergebenen preußischen Kabinetspapiere enthalten die vollste Rechtfertigung für das so oft verurtheilte Vorgehen Friedrich's II. im Sommer 1756. Es ermöglichen die nunmehr bekannt gewordenen Aktenstücke das allmähliche Werden jenes gewaltigen Entschlusses Friedrich's II., seinen überlegenen Feinden zuvorzukommen, von Tag zu Tag im einzelnen zu verfolgen. Indem es gelungen ist, für die wichtigsten eigenhändigen Schreiben und Denkschriften zwei, drei, ja vier verschiedenartige eigenhändige Redaktionen aufzufinden und einzuordnen, bietet sich Gelegenheit, den König gleichsam bei der eigenen Arbeit zu beobachten, wenn er mit sich selbst zu Rathe geht, seine Gedanken allein für sich fixirt und dann immer wieder von neuem die erste Niederschrift umarbeitet und umgestaltet. Dadurch, daß sämmtliche Kabinetskorrespondenzen zusammengestellt, auch, wo es nöthig schien, Theile der Immediatberichte von Ministern und Gesandten zum Abdruck gekommen sind, wird es möglich, die Anschauungsweise des Königs, wie sie sich nach einer Richtung hin ausspricht, zu kontroliren, zu ergänzen, zu erläutern durch den Vergleich mit den anderen, an demselben Tage empfangenen oder abgegangenen Schriftstücken. Wenn wir es schließlich unternahmen, für die drei unmittelbar dem Kriege vorangehenden Monate Juni, Juli, August neben den politisch-diplomatischen Kabinetsschreiben auch die hauptsächlichsten militärischen Instruktionen und die entscheidenden Befehle zur. Mobilmachung und zum Ausmarsch einzuordnen, so konnten wir nicht bloß mit den apologetischen Worten des Königs, sondern durch die Thatsachen selbst den eingehenden Beweis führen, daß Friedrich keineswegs von langer Hand her auf den Krieg sich

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