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Hollands Befreiung im Jahre 1813.

Bon

Y. L. Müller.

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Die verehrte Redaktion der H. 3. hat gemeint, einem Saß aus meiner Besprechung von Tellegen's Wedergeboorte van Nederland“ (60, 138) eine Anmerkung zufügen zu müssen, in welcher gesagt wird, ich hätte mit den Worten: „Die Nation (d. h. die holländische Nation) hatte sich selbst befreit", offenbar betonen wollen, daß die Nation größeren Antheil an der Befreiung hatte, als die Dynastie.

Diese Auffassung meiner Worte ist aber eine unrichtige; ich habe im Gegentheil betonen wollen, daß Holland seine Befreiung der eigenen Nation, nicht den Verbündeten, auch nicht dem preußischen Heere verdankt, wie es eine in Deutschland weit verbreitete und, wie der weitere Wortlaut der Anmerkung zeigt, auch von der Redaktion getheilte Ansicht ist.

Auf Wunsch der Redaktion füge ich folgende Zeilen zur Darlegung meiner Ansicht bei.

Am 14. November 1813 haben die Kosaken, welche die äußerste Vorhut der Verbündeten bildeten, die alte und auch heutige Grenze zwischen Ostfriesland und dem damals einen Bestandtheil Frankreichs bildenden niederländischen Staat überschritten in der Nähe von Winschoten. Ohne Widerstand zu finden, im Gegentheil unter thätiger Mitwirkung der Bevölkerung, durchzogen dieselben die vier Nordprovinzen Friesland, Groningen, Drenthe und Overyssel, deren vornehmste Orte theilweise von den Russen besezt wurden. Am 24. kamen die Kosaken von Zwolle her, der Zuiderzee entlang, die von den Franzosen beseßte Festung Naarden umgehend, vor Amsterdam. Der Norden des Landes dankte seine Befreiung also thatsächlich den Verbündeten, in diesem Falle den Russen. Im eigentlichen Holland jedoch, in den heutigen Provinzen Nord- und Südholland, hatte das Volk sich in Amsterdam in der Nacht vom 14.-15. erhoben und die französischen Behörden verjagt. Im Haag fand dasselbe am 17. statt. Die Garnison zog mit Kapitulation ab. In Amsterdam war es allein schon der Entfernung wegen vollkommen unmöglich, daß man vom Erscheinen der Verbündeten in jenem entlegenen Winkel des Nordens zwölf Stunden zuvor Kunde hatte, und auch bei dem

Aufstand im Haag vernimmt man nichts, was auf ein Bekanntwerden dieses Faktums schließen läßt. Im Gegentheil, die Bewegung. in Amsterdam war so spontan, daß sie nicht allein die Franzosen vollständig überraschte, sondern auch jenen Männern, die auf Abschüttelung der Fremdherrschaft sannen, als verfrüht und darum als mißlungen erschien, warum nicht wenige, namentlich die alten Regenten, sich zurückhielten. Auch im Haag wäre darum, wenn nicht Hogendorp sich an die Spize gestellt hätte, der Aufstand ohne bestimmtes politisches Ziel geblieben, da die Aristokratie die Verant= wortung der Revolution nicht auf sich nehmen wollte. Erschien dieselbe doch als ein geradezu kopfloses Wagnis, da das Volk, ein paar hundert schlecht geübte Nationalgarden ausgenommen, so gut wie ohne Waffen war und in Utrecht, also ganz in der Nähe, eine beträchtliche, wenn auch bunt zusammengeseßte Truppenmacht unter General Molitor vereinigt war, die vollkommen ausgereicht hätte, die Bewegung gleich im Blute zu ersticken, wie bald nachher die Niederlage der Haager Bürgermiliz in Woerden bewiesen hat. Man hoffte im Haag noch eher Hülfe von England, als von den Verbündeten. Doch fanden die Kosaken, als sie an jenem 24. November vor Amsterdam erschienen, ganz Holland, die Festungen Helder, Naarden und Gorinchem ausgenommen, von den Franzosen verlassen und die Städte entweder schon in der Botmäßigkeit der von Hogendorp im Haag errichteten provisorischen Regierung oder, wie Amsterdam, im Begriff, dieselbe anzuerkennen, wozu von den Entschlossenen unter der Bürgerschaft schon ein gelinder Druck auf die städtischen provisorischen Behörden geübt wurde.

Da gab das Erscheinen der Kosaken den Ausschlag. Denn wenn es vorläufig auch nur 200 waren, also viel zu wenig, um einem Angriff aus Utrecht zu begegnen, man fühlte sich nicht mehr allein, sondern in Verbindung mit den Verbündeten. Eben dies zeigt, wie sehr die Bewegung in Holland bis dahin ohne alle Einwirkung der Verbündeten vor sich gegangen war, wie die Franzosen nur vor dem Volke, man kann sagen vor der ausgesprochenen Stimmung des Volkes im ganzen Lande, das Feld geräumt hatten. Hätte man auf den Beistand der Verbündeten gerechnet, gewiß hätten die Führer, und namentlich auch die alten Regenten eine ganz andere Sprache geführt und sich die Leitung der Bewegung nicht so ganz entschlüpfen lassen. Sechs Tage später, am 30., am Tage nachdem der Prinz von Oranien, von der provisorischen Regierung gerufen, im Haag er

schienen war, befreiten die Preußen des Bülow'schen Corps den Südosten des Landes durch die Erstürmung Arnheims, die einzige bedeutende Waffenthat in der sonst so gut wie unblutigen niederländischen Revolution.

Die Daten zeigen also, daß an der Befreiung der Niederlande jeder seinen Antheil hatte: die Russen haben den Norden durch ihr bloßes Erscheinen befreit, die Preußen den Osten mit Sturm erobert; das Herz des Landes, Holland selbst, jedoch hat seine Erlösung dem eigenen Volke zu danken. Gewiß hat dabei die Kopflosigkeit der durch die Ereignisse der Jahre 1812 und 1813 völlig demoralisirten Franzosen unendlich viel Vorschub geleistet, wie denn überhaupt, wenn man bloß vom moralischen Einfluß spricht, ohne Widerrede die Befreiung der Niederlande eine Folge der Siege des Jahres 1813 ist, nur durch diese ermöglicht wurde. Doch das gibt noch nicht ein Recht, von der Eroberung Hollands zu reden. Denn dabei muß jedenfalls das Herz, der Kern des Landes ausgenommen bleiben. Die Dynastie blieb dabei ganz unbetheiligt, sie erntete die Früchte, wo sie nicht gepflanzt hatte.

Ich hätte also S. 138 mich genauer ausgedrückt, wenn ich ge= schrieben hätte: Im eigentlichen Holland hatte die Nation sich selbst befreit, das übrige Land aber dankte seine Erlösung den Verbündeten."

Nachschrift der Redaktion.

Unser verehrter Herr Mitarbeiter hat in den beiden lezten Absäßen seiner Erklärung die im zweiten Absaße aufgestellte Behauptung, „daß Holland seine Befreiung der eigenen Nation, nicht den Verbündeten, auch nicht dem preußischen Heere, verdanke“, sehr wesentlich eingeschränkt. Aber auch so können wir sie nicht gelten lassen. Wenn der Freiheitsdrang in den Bewohnern der holländischen Städte so mächtig war, wie unser Mitarbeiter annimmt, warum erhoben sie sich nicht am 14. September, anstatt am 14. November? In diesem Falle würde das Ereignis vielleicht von Einfluß auf die Operationen der Verbündeten gewesen sein; im November war es, militärisch betrachtet, völlig bedeutungslos. Unser Mitarbeiter gesteht selbst zu, daß der Erhebung der Holländer „unendlich viel Vorschub geleistet“ habe die Kopflosigkeit der durch die vorangegangenen Ereignisse „demoralisirten" Franzosen. Wenn er diese Demoralisirung als eine Wirkung der Vorgänge nicht nur von 1813, sondern auch von 1812 bezeichnet, so will er damit wohl zu verstehen geben, daß DeutschHistorische Zeitschrift N. F. Bd. XIX.

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land seine Befreiung in gleichem Maße den Russen zu verdanken habe wie nach unserer Meinung Holland die seinige den vereinten Deutschen, Russen und Österreichern. Dabei waltet aber ein doppelter wesentlicher Unterschied ob. An dem Widerstande, den Rußland 1812 leistete, hatte ein Deutscher, der Freiherr vom Stein, den größten Antheil; die Holländer können nichts Ähnliches für sich anführen. Sodann: die Deutschen oder, wie wir, um uns nicht unsrerseits einer Inkorrektheit schuldig zu machen, sagen müssen, die Preußen, haben nach dem russischen Gottesgerichte das Beste bei der Bezwingung des wieder zu Kräften gekommenen Napoleon gethan; welches sind die Schlachten des Feldzuges von 1814, welche die Holländer mitgeschlagen hätten? Die Leistungen der lezteren bei Belle Alliance wird ein so guter Kenner der modernen Geschichte, wie unser Mitarbeiter ist, nicht geltend machen wollen. Das holländische Heer, einst das bewunderte Vorbild für alle Armeen des Abendlandes, hat den Pyrrhus-Sieg von Malplaquet, der ihm sein Offiziercorps raubte, niemals verwunden.

Bekanntlich hat der Wiener Kongreß die Siebzehn Provinzen zu einem Königreich der Niederlande unter dem Hause Oranien vereint. Nothwendig war eine solche Wendung nicht. Wiederholt war in den Krisen der letzten zwei Jahrzehnte der Gedanke erwogen worden, die Niederlande ganz oder theilweise an Preußen zu bringen, und weniger als je hätten 1814 rechtliche Bedenken entgegengestanden, sobald die Niederlande, bisher eine Provinz Frankreichs, im ehrlichen Kampfe mit Frankreich erobert waren. Indem aber die Bewohner von Amsterdam und Haag die französischen Behörden verjagten, konnten sie und ihre Volksgenossen sich das Ansehen geben, als hätten fie sich selbst befreit; für die Anschauung, daß ihr Land ein erobertes sei, schien kein Raum zu sein: es bedarf keiner weiteren Darlegung, wie wichtig dies für die weiteren Schicksale der Niederlande geworden ist. Darum wird man gern zugestehen, daß die Holländer während der lezten Monate des Jahres 1813 gar nicht klüger hätten handeln können, als sie gehandelt haben: nur soll man uns nicht von der Tapferkeit der Holländer reden und das Verdienst derer, welche Tapferkeit bei der Befreiung der Holländer gezeigt haben, herabseßen.

Entgegnung.

Dem Referenten über meine Erwiderung „zur Schlacht von Tagliacozzo" habe ich zu bemerken, daß ihm die Widersprüche in dem Bericht Karl's an den Papst entgangen sind, die sich in dem Bericht an Padua, der überhaupt viel sorgfältiger redigirt ist und werthvolle Zusäße enthält, nicht finden. Es handelt sich da nicht bloß um die Ebene zwischen dem Monte Carce und den Bergen von Scurcola, die für Jeden, der einen Plan zu lesen im Stande ist, nicht existirt, sondern auch um die Stelle „dicti hostes (Konradin) per Sculculae partes ingressi“, die, wie selbst Ficker zugesteht (Mittheilungen des Inst. f. österr. Gesch. 4, 569), nach den vatikanischen Berichten nicht wegzuleugnen ist. Sie steht in Übereinstimmung mit dem Bericht an Padua und mit Villani und den Florentiner Chroniken, wonach Konradin direkt nach der Palantinischen Ebene marschirt ist, in der Scurcola liegt, womit noch der Bericht Karl's weiterhin übereinstimmt, daß er von den Bergen von Alba herab in die Palantinische Ebene gerückt ist, als Konradin (von Scurcola) gegen das Dorf Pontium am Fluß (Imele) vorging. Nun liegt die Palantinische Ebene zwischen den Bergen von Scurcola und dem Monte Felice, der demnach_damals Monte Taucio geheißen haben muß, wie ihn der Bericht an Padua nennt. Mit alledem ist eine Stellung Konradin's am Monte Carce nicht vereinbar, so daß der Name Montes Charchii forrumpirt oder wahrscheinlicher ein Schreibfehler ist. Es ist dem Ref. auch entgangen, daß die Abhandlung Ficker's über den Marsch Konradin's nach dem Palantinischen Felde, welche den Ausgangspunkt der Polemik bildet, auch nicht einen durch die Quellen nachweisbaren richtigen Gedanken hat, wie das ganz natürlich ist, da sie auf der falschen Grundlage einer Aufstellung Konradin's am Monte Carce steht. über all' das gibt meine Schrift zur Schlacht von Tagliacozzo“ Aufschluß. über militärische Dinge mit Ref. in Diskussion zu treten, liegt mir fern. Die einzige originelle Jdee, die Ref. ausspricht, daß die Anmarschrichtung Konradin's sich danach bestimmen läßt, daß der Gegner, von drei Seiten eingeschlossen, sich nach der vierten nicht durchzuschlagen brauchte und nach den andern Seiten nicht flüchten konnte, wird dadurch hinfällig, daß Primatus S. 658 sagt, die Umschließung sei auf allen vier Seiten erfolgt (taliter ab hostibus circumveniri, ita quod ad suos reverti non poterant).

G. Köhler.

Vorstehendem gegenüber kann ich mich auf zweierlei beschränken:

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1. In dem Bericht Karl's an die Paduaner steht nicht, daß Konradin auf direktem Wege nach Scurcola marschirt sei, sondern, daß die Feinde nach ihrem Einmarsch bei Scurcola . . . auf geradem Wege herabzusteigen und nach Sulmona zu gelangen hofften“.

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