Sayfadaki görseller
PDF
ePub

ungen des ptolemäischen Weltsystems an und ihr geistiger Horizont erweiterte sich. Im Mittelalter herrschte eine vollständige Übereinstimmung zwischen Religion und Wissenschaft. Diese Sachlage erlitt einen vollständigen Umschwung durch die gewaltigen Entdeckungen und Erfindungen des sechzehnten Jahrhunderts. Die Entdeckung eines neuen Welttheils durch Christoph Columbus, die großen Fortschritte der astronomischen Wissenschaft durch Copernikus, Kepler, Galilei und Newton, die geologischen Forschungen, sowie die Evolutionstheorie, deren beredte Vertheidiger Lamarck und Goethe waren, und die in der Neuzeit endlich zu den Ergebnissen des Darwinismus führten, erweiterten immer mehr die Kluft zwischen der Dogmatik der Kirche und den Resultaten der Wissenschaft. Und doch gibt es eine höhere Einheit zwischen beiden, und dieselbe nachzuweisen ist des Vf. Bestreben.

In dem 3. Bande, den wir hier besonders anzeigen, geht der Autor die Hauptreligionen der Kulturvölker der alten Welt in Afrika und Asien durch. Er schildert das Wesen ihrer Religionen, den Inhalt ihrer heiligen Urkunden, die er nach Analogie mit der Bibel: les Saintes Écritures nennt. Er beschreibt die alten Schriftsprachen, von denen er Auszüge gibt, und die Schriftdenkmäler, die noch er= halten sind. Er berichtet über die wissenschaftlichen Sprachforschungen zur Entzifferung derselben und flicht mitunter interessante Lebensbilder der gelehrten Forscher ein, welche unter tausend Gefahren und Entbehrungen ihr wissenschaftliches Ziel verfolgten, nämlich die alten Sprachen zu erlernen und die Inschriften der Denkmäler der Vorzeit theils abzuschreiben, theils zu übersehen und zu erklären.

Wie reich aber und mannigfaltig ist das Geistesleben dieser in Europa selbst in gebildeten Kreisen so wenig bekannten Völker! Wie reichhaltig ist z. B. die chinesische Literatur und wie verschiedenartig der Inhalt der drei Religionen des Reiches der Mitte, derjenigen des Confutseu, des Laotseu und des Fo-kiao. Wie anziehend schildert L. die arbeits- und entbehrungsvolle Laufbahn von Anquetil-Düperron, des Entdeckers des Zend-Avesta in Persien. Wie anschaulich werden die Arbeiten von Champollion, Lepsius und Mariette beschrieben und die Entzifferung der berühmten dreisprachigen (der hieroglyphischen, hieratischen und griechischen) Inschrift von Rosette, deren Entzifferer Champollion 15 Jahre seines Lebens widmete. Phönizien bietet weniger Ausbeute als das Land der Pharaonen. Verhältnismäßig wenige Inschriften sind dort erhalten. Die alten assyrischen

und babylonischen Reiche dagegen mit ihren Hauptstädten Ninive und Babylon, deren großartige Ruinen in der Neuzeit ausgegraben worden sind, weisen große Schäße auf; die ganze Literatur jener beiden mächtigen Kulturvölker Mesopotamiens ist in Keilschrift in den Stein eingegraben. Die 1850 durch den Engländer Layard entdeckte Bibliothek von Assurbanipal ist ein wissenschaftlicher Fund ersten Ranges gewesen. Fanden sich doch in den Palastruinen von Koyundjuk nicht weniger als 10000, größtentheils zerbrochene Tafeln von Terracotta, die mit Keilinschriften auf beiden Seiten bedeckt waren und als eine förmliche königliche Bibliothek sich herausstellten.

Auch Indien findet im L.'schen Werke die gebührende Berücksichtigung. Der Verfasser widmet 14 Kapitel der Schilderung des Brahmanismus und dessen reicher Literatur, namentlich den Gesezen Manus, den heiligen vier Vedas, dem Râmâyana, dem Mahâbhârata und dem Hitôpedasa.

Den Abschluß des reichhaltigen Bandes bildet die Betrachtung des Buddhismus. Nachdem der Vf. Buddha's (eigentlich SakhaMuni's) legendenhaftes Leben geschildert, beschreibt er den Inhalt des Tripitacas (dreifacher Korb) und gibt einige Auszüge aus dem= selben. Er schildert hierauf die wissenschaftlichen Funde des ungarischen Forschers Alexander Csoma in Tibet und die gelehrten Arbeiten des deutschen Orientalisten Isaak Jakob Schmidt in St. Petersburg, und schließt mit einem Ueberblick auf den Pantschatantra.

Unter allen asiatischen Religionsformen gibt der Vf. dem Buddhismus den Vorzug, weil es die einzige Religion sei, welche Duldung gegen Andersgläubige und wahre Menschenliebe lehre. Er vergleicht den König Asoka, der sich zum Buddhismus bekehrte, mit dem Kaiser Constantin und dem Frankenkönig Chlodwig, welche beide er aber nach des Vf. Ansicht durch seine Religiosität und Toleranz bei weitem übertrifft.

Der Inhalt des 3. Bandes des L.'schen Werkes ist außerordentlich reichhaltig. Was demselben außer den hinten im Bande aufgenom= menen Anmerkungen und Zusäßen einen besonderen Werth gibt, sind die Abbildungen, Inschriften, Wiedergabe von Denkmälern mit den asiatischen Urschriften und den Karten, welche dem Texte zur Erläuterung dienen.

Wenn wir die Tendenz des gelehrten Straßburger Predigers recht verstehen, so verfolgt derselbe den Gedanken aus allen Religionen die er auf gleiche Stufe stellt, d. h. unter eine allgemeine

[ocr errors]

göttliche Einwirkung auf den Verstand und die Naturgaben und Kräfte der Menschen — gleichsam die Quintessenz ihrer Dogmen hervorzuheben und somit im Sinne des Eklektismus eine allgemeine Religion der Gebildeten daraus zu bilden, welche die Religion der Zukunft sein würde.

Wir stehen auf einem andern theologischen Standpunkt, wir stellen den geistigen Gehalt des Christenthums unendlich höher als denjenigen der alten Religionen Asiens. R.

Allgemeine Kriegsgeschichte aller Völker und Zeiten. Von Fürst N. S. Galißin. Zweite Abtheilung: Allgemeine Kriegsgeschichte des Mittelalters. Aus dem Russischen von C. Streccius II. Kassel, Th Kay. 1885.

Das Werk des Fürsten Galißin, welches seit einer Reihe von Jahren erscheint und im ganzen auf 23 Bände berechnet ist, hat in Deutschland von vornherein wenig Beachtung gefunden. Jedermann fühlt heraus, daß die Bearbeitung einer allgemeinen Kriegsgeschichte aller Völker und Zeiten die Kräfte eines Einzelnen bei weitem übersteigen müßte. Die Kriegsgeschichte fordert eine breite Unterlage, die in die Kenntnis der Wehrverfassungen, der Bewaffnung, des Befestigungswesens und aller Zweige der Kriegführung einführt. Diese Auffassung der Kriegsgeschichte scheint dem Vf. nicht vorgeschwebt zu haben. Was er über die Einrichtungen des Kriegswesens der verschiedenen Völker und Zeiten mittheilt, reicht nicht aus, auch nur annähernd eine Vorstellung von den Formen der Taktik und des Befestigungswesens 2c. zu geben und ist im wesentlichen eine Wiedergate dessen, was Meynert1) darüber sagt, der keineswegs als Autorität in diesem Bereich angesehen werden kann. Was die Kriegsgeschichte selbst betrifft, so wird von ganzen Perioden nur eine flüchtige Übersicht gegeben, wichtige kriegerische Begebenheiten, welche zur Einsicht in die Entwickelung der Kriegskunst durchaus unent= behrlich sind, werden gar nicht erwähnt. In der russischen Kriegsgeschichte, die der Vf. eingehender behandelt, nimmt die Darstellung der politischen Verhältnisse den bedeutend größern Raum ein, so daß die militärischen Einzelheiten, auf deren Darstellung es hauptsächlich ankam, dagegen völlig zurücktreten. Kurz, die ganze Ausführung des Werks entspricht nicht dem Titel desselben. Eine allgemeine Kriegs

1) Meynert, Geschichte des Kriegswesens und der Heerverfassungen in Europa. Drei Bände. Wien 1869.

Historische Zeitschrift N. F. Bd. XIX.

6

Der

geschichte ist überhaupt des Umfangs wegen, den sie einnehmen würde, nicht durchführbar. Daran ist schon v. Kausler gescheitert. Vf. gesteht selbst ein, daß die Bearbeitung einer Kriegsgeschichte des Dreißigjährigen Krieges allein ein Menschenleben in Anspruch nehmen würde. Es scheint daher, daß er, wie J. v. H(ardegg) 1), nur den Zweck gehabt hat, zum Studium der Kriegsgeschichte anzuregen.

Wenn hier auf Veranlassung des eben erschienenen 2. Bandes der Kriegsgeschichte des Mittelalters, welcher die zweite Abtheilung zum Abschluß bringt, etwas näher auf leßtere eingegangen wird, so mag das gleichzeitig auch als Spiegel für die Bearbeitung der alten und neuen Kriegsgeschichte [erste und dritte Abtheilung]) dienen.

Der Vf. hat sich durch die Eintheilung des Stoffs schon von vornherein in eine schiefe Lage versezt, indem er das Mittelalter in drei Perioden theilt, von denen die erste von 476 bis zum Tode Karl's des Großen (814) geht, die zweite von diesem bis zur Einführung der Feuerwaffen, die er auf das Jahr 1350 seßt, die dritte bis zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges 1618. Nun markirt sich aber das um die Mitte des 11. Jahrhunderts zu einem gewissen Abschluß gekommene Lehnssystem in allen militärischen Beziehungen: in den persönlichen des Kriegers, in der Aufbringung des Heeres, in der Bewaffnung, in der Befestigung und Kriegführung, so schroff gegen die Zeit vorher, daß die erste Periode nothwendig bis zu dieser Zeit geführt werden muß und Karl der Große nur Veranlassung zu einem Abschnitt der ersten Periode geben kann.

Die zweite Periode würde den Rest des Mittelalters umfassen (1050-1500). Sie gliedert sich in drei bestimmt von einander verschiedene Abschnitte, indem sich seit dem Jahre 1200 die Einflüsse geltend machen, welche die Kreuzzüge auf das Kriegswesen des Abendlandes ausgeübt haben. Zur Zeit der Hussitenkriege tritt dann der Einfluß der Feuerwaffen gestaltend ein. Die bloße Einführung der Feuerwaffen hat zunächst gar keine Bedeutung gehabt, und kann daher keinen Eintheilungsgrund abgeben. Mit dem Beginn der neuern Geschichte tritt dann das moderne Heer, bestehend aus den drei mit

1) J. v. H., Vorlesungen über Kriegsgeschichte. Drei Bände. Leipzig 1862. 2) Ein zweites Supplement zur dritten Abtheilung, die russischen Kriege des 18. Jahrhunderts enthaltend, und die ganze vierte Abtheilung (Kriege seit 1792) sind noch nicht in der übersehung erschienen.

gleicher Berechtigung neben einander bestehenden Waffen, Fußvolk, Reiterei und Artillerie auf. Gleichzeitig wird die Lehnskriegsver= fassung durch das Söldnerwesen definitiv verdrängt und die Krieg= führung schlägt mit dem großartigen Aufschwunge der Politik neue Bahnen ein. Eine Hinausschleppung des Mittelalters bis 1618 ist daher nicht gerechtfertigt. Der Vf. zeigt sich auch hier abhängig von Meynert, der ebenfalls von 1350-1618 eine besondere Periode angenommen hat.

Der erste Theil der Kriegsgeschichte des Mittelalters, im Jahre 1882 erschienen, umfaßt die Zeit von 476-1350. Hier zeigen sich sogleich die Übelstände, welche die fehlerhafte Eintheilung mit sich führt. Die Periode von 814-1350 wird als die feudale bezeichnet, von den Raubzügen der Normannen und Ungarn im 9. und 10. Jahrhundert, welche die Veranlassung zur Einführung des Lehnswesens wurden, wird nichts berichtet; das Ritterthum, die Bewaffnung, das Befestigungswesen dieser ganzen Zeit wird über einen Kamm geschoren. Was soll man dazu sagen, wenn es von dieser Periode S. 99 heißt: „die Befestigung und der Belagerungsfrieg waren ganz auf dem frühern Standpunkt stehen geblieben und hatten keine erhebliche Veränderung erlebt", wo man weiß, daß der Mauerbau erst um die Mitte des 11. Jahrhunders wiederum für die Befestigung zur Anwendung gelangt und die eingetretene Erblichkeit der Lehne den Burgenbau in größerer Ausdehnung hervor= ruft. Nach der Darstellung des Vf. S. 92 müßte man glauben, die Bewaffnung, namentlich die ritterliche, sei in dem ganzen Zeitraum dieselbe geblieben.

Die Kriegsgeschichte des Abendlandes ist durchaus lückenhaft behandelt Es wird nur eine flüchtige Übersicht der Kreuzzüge gegeben und ihr Mißerfolg dem Feudalsystem zur Last gelegt, als ob sie durch Lehnsaufgebote geführt worden wären. Auf die Kriegsgeschichte der einzelnen Staaten wird, mit Ausnahme von Rußland, nicht eingegangen. „Unter den wenigen großen Schlachten und Feldzügen," sagt der Vf. S. 96, „verdienen einige Beachtung: die Schlacht bei Hastings 1066, bei Bouvines 1214, die Feldzüge Kaiser Friedrich's I. und Friedrich's II. gegen den lombardischen Städtebund mit den bemerkenswerthen Schlachten von Legnano 1176 und Cortenuova 1237, der Zug des Herzogs Karl von Anjou nach Neapel und die Schlachten von Benevent 1266 und Tagliacozzo 1268 und die Schlacht auf dem Marchfelde und einige andre" das ist alles, was man von diesen

« ÖncekiDevam »