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Es ergibt sich hier auch die Frage, welche Stellung denn die Präsidenten des Konzils inmitten dieser sich widerstreitenden Bestrebungen einnahmen. Und es unterliegt keinem Zweifel, daß, wenn sie sich in ihrem Verhalten beeinflussen ließen, dies mehr nach der Richtung der Minorität als der Majorität hin geschah. Kardinal de Angelis', so schreibt das bekannte Tagebuch, ,meinte, man müsse noch warten, bis das Gutachten des Erzbischofs Cardoni, das dieser [als Konsultor der Glaubensdeputation] geschrieben hatte, im Drucke vorliege. Kardinal de Luca empfahl die größte Vorsicht. ... Kardinal Bilio hatte immer neue Bedenken. Nur die Kardinäle Capalti und Bizzarri traten entschieden für die Förderung der Sache ein. Das Gutachten Cardonis über die Unfehlbarkeit des römischen Papstes, von dem Kardinal de Angelis gesprochen hatte, wurde darauf gedruckt und unter die Väter verteilt, ohne daß man aus dem Werke auch nur einen kleinen Vorteil gezogen hätte.‘1

Hätten die Mitglieder der Majorität nicht mit unermüdlicher Ausdauer auf die Erfüllung ihrer Petition gedrungen, die päpstliche Unfehlbarkeit wäre gewiß nicht zur Verhandlung gekommen. Ihre Gegner boten alles auf, um die Kardinalpräsidenten zu bewegen, nach Erledigung des Schemas De fide catholica das Schema De Ecclesia genau nach der Reihenfolge seiner elf Kapitel zur Beratung zu bringen, indem sie hofften, auf diese Weise werde man das elfte Kapitel vom Primate überhaupt nicht mehr erreichen. Besonders der Kardinal Bilio war der Gegenstand ihrer eifrigsten Bemühungen, und je mehr dieser seine schwankende Schwäche merken ließ, um so mehr drängten sie auf ihn ein. Kardinal Bilio war ja der Präsident der Deputation für Glaubenssachen, von ihm hing es zunächst ab, in welcher Ordnung die einzelnen Teile des Schemas vorbereitet und der Generalkongregation vorgelegt wurden.

Unter diesen Umständen nahm nun auch der Bischof von Regensburg Veranlassung, sich persönlich an den Kardinal zu wenden. Er setzte ihm die Gründe auseinander, weshalb die Definition oder vielmehr die Verhandlung über die Definition der Unfehlbarkeit des Papstes ohne die größte Gefahr nicht mehr länger hinausgeschoben werden könne und wenigstens nach dem ersten Teile der Konstitution vom Glauben, dessen Diskussion in der Generalkongregation bis Ostern erledigt würde, vorgelegt werden müsse. Seine Eminenz erwiderte, die Kardinalpräsidenten hätten beschlossen, sofort das

1 Diarium 1. c. n. 22.

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Stellung der Kardinalpräsidenten. Kardinal Bilio.

Schema des Caput addendum" [über die Unfehlbarkeit] vorzulegen, ohne vorher das elfte Kapitel über den Primat zur Verhandlung kommen zu lassen. Darum habe er (Bilio) selbst auch die Bemerkungen bzw. die Übersicht über die Bemerkungen [der Väter] in zwei getrennten Faszikeln, „Über den Primat“ und „Über die Unfehlbarkeit des Papstes", drucken lassen. Darauf schlug der Bischof von Regensburg vor, auch schon den Bericht über die Bemerkungen zu entwerfen, damit bei der ersten Sitzung der besondern Kongregation [d. i. der Glaubensdeputation] alles vorbereitet sei und die Verhandlung schnell erledigt werden könne. Auch damit war der Kardinal einverstanden und beauftragte den Bischof, den Bericht durch seinen Theologen, den Kanonikus Maier, dem P. Schrader S. J. zur Seite stehen könne, aufsetzen zu lassen. Wenige Tage danach ließ der Kardinal den P. Schrader zu sich kommen und wiederholte ihm, was er dem Bischof von Regensburg gesagt hatte, .. jedoch mit dem Beifügen, daß die ganze Materie über den Primat des römischen Papstes zugleich mit der Unfehlbarkeit zu verhandeln sei. Die beiden Theologen verfaßten nun einen Bericht über die : Bemerkungen zu dem elften Kapitel und zum Kapitel über die Unfehlbarkeit.

Um die gleiche Zeit (am 10. April) richteten aber auch vierzehn Minoritätsbischöfe aus verschiedenen Ländern eine Bittschrift an die Präsidenten des Konzils mit dem Antrage, es möchte, bevor man die Debatte über das elfte Kapitel beginne, die Frage von der Gewalt der Kirche über den Staat, insbesondere die Ansicht des Mittelalters über diese Frage sowie die Bulle Unam Sanctam Bonifaz' VIII. eingehend besprochen und deshalb das 13. und 14. Kapitel des Schemas, die über Kirche und Staat handelten, noch vor dem elften Kapitel zur Verhandlung gebracht werden 2. So stand wieder ein neuer Verzug in Aussicht.

Doch erzählen wir die nächstfolgenden Begebenheiten nach dem Tagebuche des bereits erwähnten Mitgliedes der Majorität, das sie, offenbar selbst im Vordertreffen kämpfend, teilweise mit dramatischer Lebendigkeit geschildert hat. Während der heiligen Woche (10. bis 16. April)', so heißt es da, ,fanden im Hause des Erzbischofs von Westminster mehrere Zusammenkünfte von Mitgliedern der Glaubensdeputation statt, um über die Abfassung des Schemas zu beraten. Es waren dort zur Abendstunde versammelt außer dem Erzbischofe

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von Westminster und dem Bischofe von Regensburg der Erzbischof von Gnesen, die Bischöfe von Calvi, Paderborn, Treviso, Sitten. die Erzbischöfe von Bostra und von Cashel. Man billigte den von P. Schrader und Kanonikus Maier gemachten Vorschlag, die ganze Konstitution in vier Teile zu zerlegen und für die Formel der Definition in der Glaubensdeputation einstimmig den Wortlaut des Schemas, wie er sich im „Caput addendum" findet, beizubehalten und zu bestätigen.'

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,Gegen Ende der Karwoche, als die ganze Sache im sichern zu sein schien, ging der Bischof von Regensburg neuerdings zu Kardinal Bilio. Er wollte ihn bitten, auf Ostermontag oder -dienstag eine Sitzung der Glaubensdeputation anzuberaumen, in der die Beratung des Schemas beginnen könne. Aber welche Veränderung war da vor sich gegangen! Der Kardinal ist erschreckt, geängstigt, voll von Bedenken, er zögert, fürchtet, wagt kaum einen Schritt! „Aber, Monsignore", das sind die Worte des Kardinals, es handelt sich um eine Definition, zu deren gläubiger Annahme die Christen verpflichtet werden sollen; was wird geschehen? Wir werden ein Schisma bekommen; ich kann nicht mehr schlafen; haben Sie doch nicht solche Eile! Wir haben ja noch zwei Monate usw." 1 Der Bischof verabschiedete sich mit den Worten: „Eminenz, lassen Sie doch die Kongregation gehen; für das übrige wird der Heilige Geist schon sorgen."2 Diese Gemütsverfassung oder vielmehr Gemütsverstörung des Kardinals bewies zur Genüge, was inzwischen vorgefallen war. Als die Gegner der Definition erkannten, daß sie mit Hilfe der Diplomaten wenig erreichten 3, versuchten sie, die Bischöfe, welche die Definition der Unfehlbarkeit beschleunigen wollten, dadurch von ihrem Vorhaben abzubringen, daß sie erklärten, auch sie wollten ihre Zustimmung geben, wenn nur das Schema De Ecclesia Christi, der Reihe nach, d. h. angefangen nicht vom elften, sondern vom ersten Kapitel, vorgelegt würde. Durch diese Machenschaften wurden in der Tat einige Bischöfe irre geführt. Der Kardinal Morichini, der . . . einigen Bischöfen der Gegenpartei, besonders aus England, äußerst gewogen war, unterschrieb eine Petition und sandte sie auch andern zur Unterschrift, in welcher

1,Ma Monsignore, si tratta di una definizione di obbligare i fedeli a credere; che cosa accadera? avremo uno schisma non posso più dormire; non abbia tanta premura! abbiamo ancora due mesi' etc.

2

,Eminenza, lascia fare la Congregazione, del resto pensera lo Spirito Santo." 3 Vgl. Zweiter Band, S. 714 ff.

Kardinal Bilio. Petition des Kardinals Morichini. Kardinal de Angelis. 11

das verlangt wurde, was die Gegner wollten, nämlich die Verhandlung nach der Reihenfolge der Kapitel. Mehrere verweigerten die Unterschrift, darunter der Bischof Valenziani, der dem Kardinal Morichini, bei dem er während seiner Nuntiatur in München Uditore gewesen war, antworten ließ: „Diese Bittschrift ist für die Bischöfe Italiens eine Schande und für die Bischöfe des Kirchenstaates eine Schmach." 1 Unterschrieben waren 23 Italiener . . .“

,Die Agitation der Gegner wuchs von Tag zu Tag. Unter den Kardinalpräsidenten drangen Capalti und Bizzarri entschieden darauf, daß die Frage endlich dem Konzile vorgelegt werde. Ihnen entgegen standen de Luca und Bilio, de Angelis hatte den Mut verloren. . . . Kardinal Bilio, der Präsident der Glaubensdeputation, schenkte dem Bischofe von Orléans und andern Vertretern der Gegenpartei ein williges Ohr, war ängstlich und unentschlossen und schien bereits geneigt, ihnen zu folgen. Denn er legte in der Glaubensdeputation nicht, wie mit Recht erwartet wurde, das Schema De Romano Pontifice vor, sondern setzte die Besprechung der zweiten Konstitution De fide fort.3 Soweit wörtlich das Tagebuch.

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Von Kardinal Bilio war also nichts zu erwarten, und Erzbischof Manning und Bischof Senestréy, diese beiden eifrigsten Förderer der Definition, überlegten nun, was sie bei der Gefahr, welche der Kirche und dem Heile der Seelen drohe, tun sollten. Es war Ostermontag, 18. April 1870. Man beschloß, noch am nämlichen Abend den Kardinal de Angelis aufzusuchen, um zu sehen, ob dieser nicht doch noch zu einem günstigen Eingreifen bewogen werden könne. Da Manning wegen seiner schwächlichen Gesundheit abends das Haus nicht verlassen durfte, ging Senestréy in Begleitung zweier anderer Prälaten, der Generalvikare von Quimper und Nîmes, zum Kardinal. Aber aus der Unterhaltung mit demselben mußte er deutlich erkennen, daß die Präsidenten für die Wünsche der Minorität gewonnen seien. So blieb denn nichts anderes mehr übrig, als den Heiligen Vater selbst von der wahren Lage der Dinge in Kenntnis zu setzen. Der Bischof von Regensburg ersuchte deshalb seine Begleiter, sofort zum Erzbischof von Bourges sowie zu den Bischöfen von Carcassonne, Quimper, Le Mans und Hebron zu gehen und dieselben in seinem und Mannings Namen aufzufordern, sie möchten am folgenden Tage

',Questa petizione per i vescovi d'Italia è una vergogna, e per i vescovi dello Stato pontificio è una infamia.'

2 Diarium 1. c. n. 27. Cf. C. V. 974 c sq.

Diarium 1. c. n. 28.

(19. April) dem Papste einmal einen klaren Bericht erstatten und ihn dringend bitten, nicht länger zu dulden, daß die Kardinalpräsidenten die Sache verschleppen ließen 1.

In der Tat baten am andern Morgen die genannten Bischöfe noch vor Beginn der Generalkongregation um eine Audienz beim Heiligen Vater. Sie wurden freundlich aufgenommen, und nachdem er ihren Vortrag angehört hatte, erwiderte Pius IX., er werde sorgen, daß die Kirche Christi keinen Schaden leide, es sei seine Überzeugung, daß die Angelegenheit keinen weiteren Aufschub mehr dulde, und deshalb werde er die geeigneten Maßnahmen treffen. Es scheint, daß der Papst nach der Generalkongregation des nämlichen Tages (19. April) den Kardinalpräsidenten seine Weisung zukommen ließ. Da indessen Kardinal Bilio auch noch an den folgenden Tagen der Glaubensdeputation keine neuen Vorschläge unterbreitete, hielten der Erzbischof von Westminster, der Bischof von Regensburg und die übrigen gleichgesinnten Väter am Abend des 22. April im Hause des Bischofs von Carcassonne eine neue Zusammenkunft, in der beschlossen wurde, nochmals eine Petition um die sofortige Vorlage des Schemas von der Unfehlbarkeit an den Heiligen Vater zu richten 2.

In weniger als 24 Stunden trug die Petition 150 Unterschriften, und schon am Abend des 23. April wurde sie dem Heiligen Vater überreicht. Heiligster Vater', so schreiben die Bittsteller, ,mit von Tag zu Tag stürmischerem Eifer verbreitet man Schriften, wodurch die katholische Überlieferung angegriffen und die Würde des Konzils erschüttert wird; die Gemüter der Gläubigen geraten in Verwirrung, unter den Bischöfen selbst vermehren sich die Spaltungen, Friede und Eintracht endlich erleiden in der Kirche empfindlichen Schaden, während anderseits der Zeitpunkt bevorsteht, da es vielleicht nötig wird, die Verhandlungen des Konzils zu vertagen, und deshalb Gefahr droht, daß die Frage, welche die Geister in Aufregung hält, ungelöst zurückbleibe. Damit daher die Seelen der Christen nicht länger von jedem Winde der Lehrmeinungen umhergetrieben werden, damit das allgemeine Konzil und die katholische Kirche nicht länger mehr den Beschimpfungen der Häretiker und Ungläubigen ausgesetzt bleiben und das Übel, das schon allzu groß geworden, nicht ganz unheilbar werde, beschwören die unterzeichneten Väter demütigst und inständigst Eure Heiligkeit, Sie möge gemäß dem Amte, das Ihr von Christus dem Herrn übertragen ist, die Schafe und die Lämmer

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