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Manning. Clifford.

Über die griechischen Schismatiker.

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darauf aufmerksam, daß gerade die Lehre vom Jurisdiktionsprimat des Papstes der Hauptpunkt sei, welchen diese Schismatiker leugneten, und der das Hindernis für sie bilde, sich der römischen Kirche wieder anzuschließen. Die Definition der Lehre von der päpstlichen Unfehlbarkeit, so sagt er, wird ihre Rückkehr noch mehr erschweren. Wer die geringere Bürde nicht tragen kann, wird auch vor der größeren zurückschrecken. Der Erzbischof glaubt, daß die Definition selbst für die mit der Kirche wiedervereinigten Orientalen, von denen achtzigtausend unter seiner erzbischöflichen Jurisdiktion lebten, Gefahren in sich berge. Gelegentlich der Anregung der Frage über die Unfehlbarkeit des Papstes seien Emissäre aus einem benachbarten Reiche unter diese Katholiken geschickt worden, welche wie reißende Wölfe sie zu verschlingen suchten. Der Redner bittet die Väter, nach dem Beispiele des Konzils von Trient auf diesen Teil der Herde Rücksicht zu nehmen. Ganz ähnlich spricht der Bischof Bonnaz von Csanád1 und Temesvár, und auch Bischof Stromayer von Diakovár 2 fürchtet wie Simor, daß durch die Definition. der päpstlichen Unfehlbarkeit nicht nur die Rückkehr der Nichtunierten zur katholischen Kirche erschwert, sondern auch die Standhaftigkeit der Unierten großen Gefahren ausgesetzt werde.

Bischof Salas von Concepción 3 in Chile dagegen bemerkt, die schismatischen Griechen dürften wohl das Vatikanische Konzil nicht abhalten, die Lehre von der päpstlichen Unfehlbarkeit zu definieren. Denn diese seien ebensosehr Gegner des Primates, wie der Lehre von der Unfehlbarkeit des Papstes, ja sie betrachteten Primat und Unfehlbarkeit als eines und dasselbe und die päpstliche Unfehlbarkeit als unzertrennlich mit dem Primate verbunden, wie es ja auch wirklich der Fall sei. Wollen wir also, sagt er, ihrethalben die Definition der Lehre von der päpstlichen Unfehlbarkeit unterlassen, so müssen wir ihnen zuliebe auch die Lehre vom Primat unterdrücken und die Definition des Konzils von Florenz in Vergessenheit bringen, damit die Schismatiker sich wieder der katholischen Kirche anschließen können. Aber der Eifer für das Seelenheil anderer darf uns nicht von dem öffentlichen und vollen Bekenntnisse der katholischen Wahrheit abhalten. Dies wäre kein von Gott gewollter Eifer, sondern Trägheit, um nichts Schlimmeres zu sagen. Durch eine solche Hand

1 60. Generalkongregation (28 Mai).
2 63. Generalkongregation (2. Juni).
3 58. Generalkongregation (24. Mai).

Acta etc. III, 348.
Acta etc. III, 483.
Acta etc. III, 251.

lungsweise und solche Furchtsamkeit würden wir nicht einen einzigen Schismatiker zur katholischen Kirche bekehren. Im Gegenteil, sie würden uns auslachen und verhöhnen; und mit Recht, weil wir nicht die Kraft bewiesen, ohne Umschweife die Wahrheit zu bekennen.

In der Frage, ob die Definition der päpstlichen Unfehlbarkeit der Rückkehr der schismatischen Griechen hinderlich sein werde, verdiente auf dem Vatikanischen Konzil natürlich das Urteil der Griechen selbst, namentlich der Bischöfe griechischer Riten, welche mit den Ideen und Verhältnissen der nicht unierten Griechen am besten vertraut waren, die meiste Beachtung. Am ausführlichsten verbreitete sich über diese Frage der (lateinische) Erzbischof Maddalena von Corfu 1.

Maddalena entwirft uns ein wahrhaft trauriges Bild von dem griechischen Schisma und den Zuständen unter den Schismatikern. Er sagt, daß er, ein geborener Grieche, den größten Teil seines Lebens in Griechenland gelebt habe und die griechische Kirche, obgleich ihr selbst nicht angehörig, sehr verehre und liebe. Er bedauert das Los dieser Kirche, die, einst so mächtig, herrlich und fruchtbar, die Zierde und der Glanz der katholischen Religion, jetzt so unbedeutend, unfruchtbar und ruhmlos sei und nur noch als ein Wahrzeichen der göttlichen Strafe bestehe: Längst liegt die Feder eines Cyrillus, eines Gregor von Nazianz und Nyssa zerknickt am Boden, und längst ist die beredte Stimme eines Chrysostomus, Athanasius und Basilius verstummt. Schmachvolle Unwissenheit und schändliche Simonie beherrschen jetzt den griechischen Klerus. Es muß als ein Wunder betrachtet werden, wenn ein Teil dieses Klerus außer der Fähigkeit, das Meßbuch zu lesen, auch noch die Kenntnis der ersten Elemente der griechischen Sprache besitzt. Eine griechische Predigt ist bei den Schismatikern nur in den größeren Städten an höheren Festen zu hören, und dann ist es ein Laie, welcher predigt, ein Advokat oder Apotheker. Der Seeleneifer fehlt bei diesem Klerus ganz. Der priesterliche Charakter ist ihm nur ein Mittel, Geld für Frau und Kind zu erwerben; die Simonie erscheint ihm nicht nur als etwas Erlaubtes, sondern sogar als ein von dem Priesterstande ganz unzertrennliches Recht. Bei Unglücksfällen wie bei ansteckenden Krankheiten fliehen die Priester oder sie verbergen sich und lassen die ihrer Sorge anvertrauten Christen ohne priesterlichen Beistand sterben. Oft müssen sie durch die Polizei mit Gewalt zu den

55. Generalkongregation (20. Mai). Acta etc. III, 148 sqq.

Erzbischof Maddalena über die griechischen Schismatiker.

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Kranken geführt werden. Wird ein solcher Klerus genügendes Wissen und ernsten Willen haben, um zum Anschlusse seiner Kirche an den Mittelpunkte der Einheit mitzuwirken?

Auch von den Laien ist nichts zu erwarten. Sie sind zuerst Griechen und dann erst Christen. Sie sind, wie in früheren Zeiten, Anbeter ihrer Nationalität. Den Katholizismus betrachten sie als den unerbittlichen Feind ihrer Nation, und darum hassen sie ihn als das größte Übel. Sie sind deshalb weit, sehr weit entfernt von dem Anschlusse an den Mittelpunkt der Einheit. Stolz und Unwissenheit halten sie fern.

Der Redner glaubt, daß die Rückkehr erst dann möglich sein würde, wenn die Grundsätze des Rationalismus und die modernen Ideen von der Freiheit des Gewissens und der religiösen Indifferenz u. dgl. auch bei den Griechen Eingang gefunden hätten, was bald zu erwarten sei. Dann würde die griechische Kirche vor ihrem gänzlichen Untergange in dem schrecklichen Schiffbruche vielleicht das einzige Brett der Rettung ergreifen und in dem Hafen der katholischen Kirche Zuflucht suchen. Vielleicht auch, daß die Griechen einmal die Ideen des Fortschrittes und der Freiheit erfaßten und so der katholischen Kirche das Feld für ihr Eingreifen eröffnen würden.

Gewiß könne die Allmacht Gottes die Griechen auch auf anderem und kürzerem Wege wiederum nach Rom führen; aber auch in diesem Falle würde die Definition der päpstlichen Unfehlbarkeit nicht das geringste Hindernis bilden. Einstweilen hätten die Griechen keinen guten Willen, sich zu bekehren, aber an Verstand und Logik fehle es ihnen nicht. Wenn sie es also endlich mit dem Anschlusse an Rom ernst meinten und in dem Papste den Stellvertreter Christi und das Haupt der Kirche sähen, würden sie auch alle Privilegien, die aus dem Primate fließen, dem Papste zuerkennen, und eines dieser Privilegien sei gewiß die Unfehlbarkeit in der Ausübung des höchsten Lehramtes. Und was sie mit der logischen Kraft ihres Verstandes finden würden, das sähen sie auch durch die Tradition ihrer Kirche aufs beste bestätigt. Ihre Väter nännten oft den Papst das Fundament der orthodoxen Dogmen und die festeste Basis des Glaubens. Wenn aber die orientalischen Konzilien das Papsttum als den festen Felsen des Glaubens bezeichneten, so geständen sie damit offen zu, daß in den dogmatischen Definitionen Petrus durch seine Nachfolger spreche.

Auch ihre Gebete und liturgischen Formeln seien sehr reich an Ausdrücken, welche den Glauben ihrer Väter an die Unfehlbarkeit

des römischen Papstes bezeugten. Und endlich lehre sie die eigene Erfahrung zur Genüge, wohin man ohne unfehlbaren Führer auf dem Gebiete der Offenbarung gelange. In den wichtigsten Stücken der Religion finde sich unter den Griechen die größte Uneinigkeit, so daß sie mit Bewunderung auf die durch das unfehlbare Lehramt des Papstes unter den Katholiken bewirkte Einheit schauten.

Daß die schismatischen Griechen also in der Definition der Lehre von der päpstlichen Unfehlbarkeit ein Hindernis für ihren Anschluß an die eine Kirche finden werden, schließt Maddalena seine Ausführungen, ist, wenn sie es mit dem Anschluß ehrlich meinen, durchaus nicht zu fürchten.

Der Bischof Bonnaz von Csanád und Temesvár1 mußte später zugeben, daß das von Maddalena entworfene betrübende Bild des griechischen Schismas der Wahrheit entspreche, doch fügte er bei, dasselbe gebe vor allem den traurigen Zustand dieser Kirche in Griechenland und der nächsten Umgebung wieder, während die Lage in andern Gegenden, wie in seiner Heimat, besser sei. Bei den dortigen Schismatikern zeige sich auch eine größere Sehnsucht, zur Einheit zurückzukehren.

Von den griechischen Prälaten, die sich auf dem Vatikanischen Konzil gegen die Definition der päpstlichen Unfehlbarkeit erklärten, hat überhaupt wohl kein einziger die größere Entfremdung der schismatischen Griechen von der römischen Kirche als Grund gegen die Definition geltend gemacht. Der Patriarch Jussef von Antiochien, vom griechisch-melchitischen Ritus, welcher wünschte, man möge das Schema fallen lassen, führte als Grund hierfür nicht die schlimmen Folgen der Definition der päpstlichen Unfehlbarkeit für die Bekehrung der schismatischen Griechen ins Feld, sondern die üble Wirkung überhaupt, welche die Erklärung des Primates bei denselben haben werde. Er setzte auseinander, weshalb weder die unierten noch die nicht unierten Griechen mit dem Schema zufrieden sein könnten. Die Rede Jussefs, wie auch ihre Widerlegung durch den armenischen Patriarchen Hassun, ist für die Kenntnis des griechischen Schismas und einiger unter den unierten Griechen vielfach verbreiteten inkorrekten Anschauungen über den Primat zu lehrreich, als daß wir ihren Inhalt nicht ausführlicher mitteilen sollten.

Jussef hatte weder Zweifel über die Lehre von der päpstlichen Unfehlbarkeit, noch hielt er ihre Definierung für inopportun. Er

160. Generalkongregation (28. Mai). Acta etc. III, 347 sq.

Über die schismatischen Griechen. Bonnaz. Jussef.

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war Mitglied der Kongregation der Postulate. In der Sitzung, in der über die Unfehlbarkeitsadressen verhandelt wurde, erklärte er, daß er die Lehre von der Unfehlbarkeit des Papstes annehme und glaube, daß sie im Dekrete des Konzils von Florenz über den Primat schon dargelegt sei1. Freilich hatte er früher ein Postulat unterschrieben, in welchem um Unterlassung der Definition gebeten wurde 2. Aber in jener Sitzung gestand er, er habe früher aus Furcht, die Definition möchte die Rückkehr der schismatischen Griechen erschweren, dieselbe für inopportun gehalten, jetzt aber sei er durch die Gegenargumente für die Definition gewonnen worden 3.

In seiner Rede nun legt Jussef dar, warum er dennoch das Schema unterdrückt sehen möchte. Der Grund war nicht das vierte Kapitel desselben mit der Unfehlbarkeitsdefinition, sondern das dritte mit der Definition der Lehre vom Wesen des Primates.

Das Schema, sagt Jussef im Beginne der Rede, zeige den schismatischen Griechen kein Entgegenkommen und erwecke in ihnen kein Verlangen nach der Wiedervereinigung mit Rom; im Gegenteile entfremde es die Griechen dem Mittelpunkte der christlichen Einheit noch mehr. Während in früheren Zeiten die katholische Kirche sich so sehr davor gehütet habe, die feierliche Exkommunikation über die griechischen Schismatiker auszusprechen dies habe das Konzil von Trient besonders in seinem Kanon über die Unauflöslichkeit der Ehe gezeigt 5 seien die Kapitel und Kanones des Schemas geradezu direkt gegen die schismatischen Griechen gerichtet. Die Griechen seien bisher Schismatiker gewesen; durch die dogmatische Feststellung des Schemas mache man sie zu Häretikern

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54. Generalkongregation (19. Mai). Acta etc. III, 124 sqq.

5 Das Konzil von Trient hatte schon den Kanon bereit, in welchem es unter der Strafe des Bannes die Lehre verbot, daß der Ehebruch eines der Gatten die Ehe löse. Nun bestand unter den schismatischen Griechen seit alter Zeit die Sitte, daß der Ehemann seine Gattin, wenn sie sich durch Ehebruch verfehlt hatte, entließ und eine andere heiratete. Durch den Kanon wäre also derjenige, welcher diese Sitte als zu Recht bestehend verteidigt hätte, in den Bann erklärt Worden. Die Gesandten der Republik Venedig baten nun das Konzil, den Wortlant des Kanons zu ändern, damit die Griechen durch denselben nicht beleidigt würden. Das Konzil gab nach und änderte den Kanon so, daß er nicht mehr direkt unter einem Banne verbot, zu lehren, daß der Ehebruch die Ehe löse, sondern nur untersagte, die römische Kirche deshalb des Irrtums zu zeihen, weil sie lehre, daß der Ehebruch die Ehe nicht löse (Pallavicini, Hist. Conc. Trid. 1. 22, cap. 4, n. 27 sqq.).

Granderath, Vatikanisches Konzil. III.

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