zu erkennen gab, so traten doch ihren Bestrebungen von einer andern Seite Hindernisse in den Weg, die zu gewissen Zeiten fast unüberwindlich erscheinen mußten. Bei einer Reihe von französischen, deutschen und österreichischungarischen Bischöfen hatten nämlich die in der Heimat ausgebrochenen Unfehlbarkeitswirren den völlig entgegengesetzten Eindruck hervorgerufen. Diese Konzilsmitglieder wurden dadurch entweder in einer schon vorhandenen Abneigung gegen die Definition nur noch mehr bestärkt oder doch mit einer solchen Furcht vor deren etwaigen schlimmen Folgen, vor dem Abfall zweifelhafter Katholiken, vor dem Unwillen katholisierender und nichtkatholisierender Andersgläubigen, vor den Gegenmaßregeln der Staatsregierungen usw. erfüllt, daß sie entschlossen waren, den Absichten der übrigen Bischöfe mit allen Mitteln Widerstand zu leisten. Während deshalb die Mitglieder der Majorität auf ihre guten Gründe und ihre Zahl vertrauten, kann sich der unbefangene Beobachter dem Urteile nicht verschließen, daß die Minoritätsbischöfe doch wohl mehr als billig jene Kunstgriffe zur Anwendung brachten, welche die parlamentarische Opposition in neuerer Zeit zur Vereitelung mißliebiger Anträge zu gebrauchen pflegt. Durch Übergehung der Majoritätsmitglieder bei den Wahlen, durch fortwährende Geschäftsordnungsdebatten, durch unerschöpflich viele und übermäßig lange Reden über völlig abgehandelte Gegenstände, durch zahllose Zusatzanträge und Verbesserungsvorschläge, durch immerfort wiederholte Proteste gegen eine vorgebliche Vergewaltigung von seiten der Konzilsmehrheit suchten sie die Verhandlungen so lange hinauszuziehen, bis eine gültige Entscheidung infolge der Zeitumstände nicht mehr möglich wäre. Durch, vielfach anonyme, Schriften trachteten sie, den definitionsfreundlichen Amtsbrüdern Zweifel an der Wahrheit der betreffenden Lehre oder sogar Gewissensbedenken über die Erlaubtheit ihres Vorgehens einzuflößen. Verhängnisvoll konnte es werden, daß einige Definitionsgegner die Neigung zeigten, die Staatsregierungen zu einem Eingriffe in die Freiheit des Konzils zu vermögen, und daß einzelne von ihnen unter Hintansetzung des Konzilsgeheimnisses die Hand dazu boten, den Inhalt der Konzilsverhandlungen an auswärtige Konzilsfeinde mitzuteilen und ihnen so den willkommenen Stoff zu neuen Angriffen, Verdrehungen und Verhetzungen zu liefern. Glücklicherweise blieben die zuletzt genannten Mißgriffe (darf man wohl sagen) ohne unmittelbaren Einfluß auf die Angelegen Rückblick. Gottes Vorsehung über dem Konzil. 727 heiten der Synode. Die Römischen Briefe vom Konzil' richteten zwar unter der Laienwelt und auch bei mehreren Geistlichen großen Schaden an, aber die Majoritätsbischöfe in Rom wurden dadurch in ihrem Vorhaben nur bestärkt. Die Regierungen kamen von dem Plane, sich in die Sachen der Bischöfe einzumischen, noch im letzten Augenblicke wieder zurück. Im Schoße des Konzils selbst aber schien es eine geraume Weile, als ob die Definitionsgegner ungeachtet ihrer geringen Zahl dennoch den Sieg davontragen sollten. Durch das beständige Prophezeien der bösen Wirkungen, die eine dogmatische Erklärung über die päpstliche Unfehlbarkeit haben würde, hatten sie schließlich die Zuversicht der Konzilsleitung selbst erschüttert und insbesondere den Vorsitzenden der Glaubenskommission, Kardinal Bilio, in solche Aufregung versetzt, daß er nun auch seinerseits an dem heiklen Gegenstande vorbeizukommen wünschte. Da erwirkte in der Osterwoche 1870 eine neue, dringende Bittschrift der Majorität an den Heiligen Vater die Verordnung, daß unter Zurückstellung jeder andern Frage in die Beratung der Konstitution De Romano Pontifice eingetreten werden solle. Hiermit war die Sache von seiten des Konzils so gut wie entschieden. Nur äußere Umstände konnten jetzt noch vereitelnd dazwischentreten. Und es hätte in der Tat nicht viel daran gefehlt, so wäre dies geschehen. Da die Minorität ihre Obstruktion auch bei den folgenden Debatten weiterführte, wuchs von Tag zu Tag die Gefahr, daß die Sommerhitze die Konzilsväter von Rom vertreiben würde, bevor das erlösende Wort gefallen war. Die Anfang Juli auftauchenden Kriegsgerüchte steigerten die peinliche Lage aufs höchste. Aber trotz aller äußeren und inneren Schwierigkeiten harrte die Majorität bei der Arbeit aus. Am 13. Juli, in der 85. Generalkongregation, war man bei der vorletzten Abstimmung über die gesamte Konstitution angelangt. Die Minoritätsbischöfe, welche hier noch auf ihrem Non placet bestanden, hielten sich von der entscheidenden Sitzung fern. Und so konnte denn der Statthalter Christi am 18. Juli nach der letzten feierlichen Stimmabgabe erklären, daß die vorgelegten Dekrete und Kanones die Billigung aller Konzilsväter mit Ausnahme von zweien erhalten hätten, und ihnen seinerseits die höchste apostolische Bestätigung erteilen. Donner und Blitz vom Himmel begleiteten das weltgeschichtliche Ereignis. Am 19. Juli erfolgte die französische Kriegserklärung an Deutschland, und im September machte der piemontesische Kirchenraub die Rückkehr der Konzilsväter in die ewige Stadt bis auf unabsehbare Zeiten unmöglich. Alle Minoritätsbischöfe aber gaben bald von der Heimat aus ihre bedingungslose Zustimmung zu der Konzilsentscheidung. Der weitere Verlauf der Ereignisse bewies, daß der größte Teil ihrer schlimmen Befürchtungen unbegründet gewesen war, daß dagegen die göttliche Vorsehung in Papst Pius IX. das Werkzeug erkoren hatte, um den in unsern Tagen sich so breit machenden und alles beherrschenden Liberalismus und Indifferentismus zu bekämpfen und durch die Vatikanische Synode den Hauptschlag wider ihn zu führen, der da gipfelte in der Definition der päpstlichen Unfehlbarkeit“ 1. 1 P. H. Hurter in Zeitschrift für katholische Theologie' 1904 S. 167. Berichtigungen. S. 15, Anm. 1 und S. 73 ff. lies: Pennacchi statt Pennachi. S. 47, Z. 27-28 lies: Paläologos statt Paläogos. S. 84, Z. 27 lies: Nec hic statt Nec his. S. 285, Z. 14 lies: 3. statt 13. Juni. S. 326, Z. 27 lies: Georg statt Gregor. 8. 408, Z. 2 von unten lies: Doimo-Maupas. S. 440, Z. 2 lies: Leibniz statt Leibnitz. S. 479, Z. 3 von unten lies: 14. statt 15. Juli. S. 520, Z. 8 von unten lies: Manastyrski statt Monastyrski. S. 522, Z. 9 lies: 87. statt 86. Generalkongregation. S. 555, Z. 11 von unten lies: 25. statt 23. September. S. 663, Z. 15 von unten lies: Juli statt Juni. Aargau, schweizer. Kanton, kirchen- Acton, Lord, Briefwechsel mit E. Kenrick zu den K.be- Adames, B., Apostol. Vikar v. Luxem- Aggarbati, B. v. Sinigaglia 448, 451. Aichner, Fürstb. v. Brixen, E. v. Theo- Albertus Magnus, sel. 193, 207, 2081, Alexander VIII., P. 194, 443 ff. für, g. = gegen, Papst, Allokution, p., vom 21. Okt. 1871 ü. das Altkatholiken, ihre Anfänge 614 ff., 628 ff., Amat, B. v. Monterey 296, 299, 306, Ambrosius, hl. 24, 461 f., 500, 5073. Antoninus, hl., Lehre ü. die U. 24 f., Archiv für katholisches Kirchenrecht Armenier und die p. U. i. J. 1351 Arnim, Graf, preuß. Gesandter in Rom Audu, Patriarch v. Babylon, rit. chald. Augustin, hl., und die p. U. 20 f., 410, Baden und die K.beschlüsse 694. Baillès, früher B. v. Luçon 108, 522. Patriarch v. Alexandrien 400 f. Baltzer, Prof. in Breslau 615, 633. Barnabò, Kard., Präfekt der Propaganda Bar Tartar, E. v. Sert, rit. chald. 609. bas. Diözesankonferenz' 695 f., Ab- Bayern (s. a. München), die bayr. Re- Belgien, Aufnahme der K.beschlüsse Benedikt XIV., P. 81, 89, 222, 349, Bernadou, E. v. Sens 710. Bessarion, Kard. 313, 320, 322, 352. der Glaubensdeputation, zögert, die batten 196 f., 296, 411 f., D.formeln Biró de Kezdi-Polany, B. v. Szatmár - auf dem K. (s. a. Majorität, Minorität), Bismarck 535, 699, 704 f. Bizzarri, Kardinalpräsident 8, 11. Bonn, Ausgangspunkt der konzilsfeind- Bonnaz, B. v. Csanád und Temesvár Bossmann, Weihb. v. Münster 545. der Braunsberger Schulstreit 700 ff. Breslau, Diözese, Stimmung nach den |