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lung. Wahrscheinlich wagte Niemand, von derselben hinweg zu bleiben: die gråßlichen Hinrichtungen und Verstümmelungen so vieler vornehmer Männer aus Sicilien, die in Apulien Statt fanden, warneten nachdrücklich und mahnten stark zur Vorsicht. Bei seinem weiteren Zuge, Italien herauf, vermied er den Papst. Er mochte doch wohl einige Scham fühlen, vor das Angesicht des heiligen Vaters zu treten; er mochte fürchten abgewiesen zu werden; auch mochte er wohl einsehen, daß Cölestin, welcher, als er den Bann wegen der Gefangenhaltung des Königes Richard gegen den Herzoz Leopold von Desterreich aussprach, ihn mit dem Fluche verschonet hatte, nunmehr durch den allgemeinen Jammer über die verübten Gråuel genöthiget werden würde, den Bannstrahl, wenn auch mit zitternder Hand auf ihn zu werfen. Seinem Bruder Philipp übergab er die Länder im mittleren Italien, welche man noch immer bedeutungsvoll die Erbschaft der Markgråfin Mathildis nannte. Weiter heraufziehend, versäumte er keine Gelegenheit, auszugleichen und zu schlichten, zu strafen und zu lohnen, zu schrecken und zu gewinnen. Nur seine bisherigen Freunde, die Genuesen und Pisaner, vernachlåssigte er ganz und gar, und wies ihre Berufung auf seine schönen und großen Versprechungen scharf und schroff zurück. Natürlich. Ihrer Dienste glaubte er nicht weiter zu bedürfen: warum hätte er ihrer Verdienste gedenken sollen? Auch brauchte er sie nicht zu fürchten. Sie hatten ja wohl bewiesen, daß sie so geneiget als bereit waren, ihren Unmuth wider ihn mit den Waffen an einander auszulassen. Ueberhaupt scheinen ihn neue und große Entwürfe durch Italien begleitet zu haben. Er wollte mit seinem Glücke wuchern, um dasselbe nicht nur höher zu treiben, sondern auch zu lenken mit seiner Hand. Mit dem Gelde, welches er dem Könige Richard abgepresset, hatte er Sicilien erobert. Er hatte seinem neugeborenen Sohne, wie er überzeuget war, den erblichen Thron eines schönen Reiches

gesichert. Aber er hatte auch überdieß eine Beute gemacht, welche an Werth das Geld der Englånder weit überstieg. Jene Beute sollte nun gleichfalls zu einem dauernden Gewinne verwendet werden. Dieselbe war so groß, daß der Gedanke, sie würde hinreichen, um auch die Erblichkeit der teutschen Krone in seinem Hause zu begründen, nicht allzuverwegen schien. Der Versuch durfte wenigstens gemacht werden; und wenn er gelang, so mochten sich auch wohl Mittel und Wege auffinden lassen, um den verminderten Schah wieder zu ergänzen. Indem aber Heinrich, von diesem Gedanken erfüllet, das Auge vorwärts richtete, vergaß er keinesweges, was jekt hinter ihm lag, nämlich das Königreich Sicilien, und den Lehens- Herrn desselben, den Papst. Zu seinen Erfolgen in Apulien und Sicilien war ihm, wie oben angemerket worden ist, eine Anzahl von Pilgrimmen behülflich gewesen, die sich zu einer Fahrt nach dem heiligen Lande bewaffnet hatten. Auch in der Folge schien das Kreuz ihm in mehr als einer Hinsicht nüßliche Dienste leisten zu können. Deßwegen erließ er schon im Monat. April an die Prälaten der Kirchen in Teutschland ein Umlaufschreiben, in welchem er zu wissen that, daß er beschlossen habe, im nächsten Frühling ein Tausend und fünf hundert Mann zu Roß und eine gleiche Anzahl zu Fuß auf seine Kosten nach dem Lande der Verheißung zu senden, und daselbst ein Jahr lang im Dienste des Herrn zu unterhalten; sie möchten diesen Entschluß den Lehen-Leuten und anderen guten Månnern in ihren Sprengeln bekannt machen, damit Diejenigen, welche durch göttlichen Antrieb geneiget wåren, sich anzuschließen, um die Kränkungen zu entfernen, die Christo und dem christlichen Glauben zugefüget würden, vor der bestimmten Zeit sich bereit machen möchten zu der Fahrt [10]. » Durch dieses Schreiben hoffte er wohl zunächst einen großen Theil seiner Grausamkeiten in Sicilien mit dem Mantel der Frömmigkeit zuzudecken; er hoffte wohl ferner, den alten guten Papst zu be

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gütigen und den Fluch desselben zu brechen; er hoffte aber wohl auch, daß es ihm gelingen werde, eine eben so starke als wohlfeile Macht zu gewinnen, um Sicilien in gänzliche Unterwürfigkeit zu bringen und auszupressen nach Lust und Bedürfniß Und so mag der Kaiser Heinrich mit großen und verworrenen Entwürfen den Alpen nahe gekommen und über die Alpen zurück gegangen sein. Im Anfange des Monates August befand er sich wieder auf dem Boden des Vaterlandes [11].

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3 weites Capitel.

Des Kaisers Aufenthalt in Teutschland. Seine Verhandlung mit den teutschen Fürsten über die Erblichkeit der Krone.

Seine neue Fahrt nach Sicilien und sein Tod.

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Während der Abwesenheit des Kaisers, dreizehen Monate herdurch, hatten sich in Teutschland keine bedeutenden Verånderungen zugetragen. Der Herzog Leopold von Desterreich, fein Genoß gegen den König Richard von England, war gestorben. Mit dem Bannfluche der Kirche belastet, hatte Leopold an demselben Tage, an welchem des Kaisers Sohn geboren ward, in einem Turnkampf ein Bein so schwer verlehet, daß er bald an seinem Leben verzweifelte [1], und keinen anderen Wunsch mehr hatte, als durch die Kirche mit Gott versöhnet zu werden. Und er erlangte die Lösung des Fluches aber erst im Angesichte des Todes durch reuevolle Bitten und Versprechungen. Dieser Vorgang indeß scheinet auf des Kaisers Seele eben so wenig Eindruck gemacht zu haben, als auf die Seele von Leopold's Sohne, Friedrich, der nach ihm zum Herzogthume gelangte. Heinrich der Löwe nahm in denselben Tagen Abschied vom Leben, in welchen der Kaiser eintraf.

Von den Hoffnungen des alten Helden war nicht eine einzige in Erfüllung gegangen, ungeachtet der neuen Verwandtschaft mit dem Kaiser, und ungeachtet sein Sohn, der junge Heinrich, dieses Mal die größte Zufriedenheit des Kaisers erworben hatte. Indeß starb kurze Zeit nachher auch der Pfalzgraf Konrad zu Rhein, des Kaisers Oheim, des jungen Welfen Schwiegervater, und dieser übernahm sogleich ohne Hinderniß und Widerspruch die Pfalzgrafschaft. Der neue Pfalzgraf aber nannte sich zuweilen noch Herzog, um die angestammte Würde zu bewahren, wohl auch, um seine Ansprüche auf das Herzogthum Sachsen in dem Andenken der Menschen zu erhalten. Der Kaiser bemerkte entweder diese Benennung nicht, oder ließ sie als unschädlich hingehen, weil Heinrich, der Pfalzgraf, fich nicht Herzog von Sachsen, sondern entweder einfach: Herzog, oder etwa: Herzog von Braunschweig zu nennen pflegte [2]. Im Uebrigen hatten zwar unter mehreren Fürsten mannichfaltige Befehdungen Statt gefunden, in alter Weise, ohne Farbe und Gestalt; es war aber nur nöthig, daß der Kaiser erschien, um überall die Ruhe herzustellen. Die Vorgänge in der Markgrafschaft Meissen jedoch verdienen einer besonderen Erwähnung, weil sie von Neuem zu zeigen vermögen, wohin die Bestrebungen des Kaisers gerichtet waren.

Der Markgraf Otto nämlich, der Reiche beigenannt, welchem Leipzig vielleicht sein spåteres Gedeihen und Freiberg, nach der Entdeckung der Erzgånge im Gebirge, wahrscheinlich seine Gründung verdanket, war, wie früher angemerket worden ist, von seinem ältesten Sohn Albert gefangen gehalten worden, weil er dem jüngeren Sohn Thiederich eine große Begünstigung zugewendet hatte; Heinrich, damals noch König, hatte dem Vater die Freiheit wieder verschaffet [3]. Otto indeß war bald nachher gestorben, und Albert, der Stolze, hatte die Markgrafschaft übernommen. Aber er hatte den Haß gegen seinen Bruder Thiederich, Grafen von Weißenfels, nicht ab

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