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für seinen neuen Zug nach Italien nicht unbenuget lassen wollte.

Der König Richard von England nåmlich hatte vor sei= ner Rückkehr aus dem heiligen Lande, im Unmuth und Zorn, mit dem Sultan Saladin einen Waffen - Stillstand auf drei Jahre abgeschlossen, welcher, wie hart er auch von den Christen getadelt werden mochte, doch für sie nicht weniger als für die Muselmånner ein wahres Bedürfniß gewesen war. Durch denselben war den Christen der Besitz von zweien festen Städten gesichert worden, von Ptolemais und Joppe. Das war vielleicht ein Unglück. Denn an diesen beiden Städten blieb die Hoffnung hången, daß es doch noch gelingen werde, die heilige Städt Jerusalem und das ganze Land der Verheissung wieder zu erobern. Nun aber war Saladin, der große und edele Sultan, schon wenige Monate nach Richard's Abreise gestorben, und durch seinem Tod war die furchtbare Macht, über welche er geboten hatte, gebrochen oder zersplittert. Nach seiner Anordnung sollte sein ältester Sohn, Malek al Afdal, das Oberhaupt des ganzen Reiches sein, aber seine jüngeren Söhne, seine Neffen und Oheime, sollten einzelne Theile zu ihrer Verwaltung erhalten und sich der Einkünfte derselben erfreuen. Wahrscheinlich hatte Saladin erkannt, daß seinem Sohne die sittliche und religiose Kraft gebrach, welche zu der Beherrschung des Reiches und zu der Båndigung der Verwandten nothwendig war; er hatte also durch seine Anordnung eine vermittelnde Aushülfe beabsichtiget. Aber er hatte nur den Keim mannichfaltiger Zwietracht und Verwirrung geleget, welche sein Reich nicht lange nach seinem Hinscheiden zu zerrütten begannen. Von dieser Zerrüttung glaubten die Christen im Morgenlande große Vortheile für die heilige Sache des Kreuzes ziehen zu können. Deßwegen boten sie auf, was sie aufzubieten hatten, um einen neuen Kreuzzug zu veran= lassen. Und alle frommen Menschen hielten dafür, daß die

Gunst des Augenblickes nicht versäumet werden dürfe, wenn auch die Meisten das Werk selbst wohl gern kampfluftigen Männern, verwegenen Rittern und anderen abenteuerlichen Seelen überlassen håtten. Selbst dem Kaiser Heinrich war unter den Gråueln, die er ausübte oder veranlaßte, die Aufregung nicht entgangen, welche durch diese Verhältnisse erzeu get worden; deßwegen hatte er, seine eigenen Verhältnisse era wågend, jene Erklärung und Aufforderung nach seiner Rückkehr aus Sicilien in die Welt gesendet, deren früher gedacht worden ist. Um so weniger durfte der Papst zurück bleiben. Von allen Seiten gedrånget, sandte Cölestin der Dritte in demselben Jahre, eilf Hundert fünf und neunzig, Abgeordnete in die christlichen Länder, um zu dem heiligen Zuge aufzufor dern. In Teutschland erschienen zwei Cardinåle. Der Kaiser, obwohl das Kreuz ihm selbst weder angeboten, noch von ihm angenommen werden konnte, förderte das Werk derselben auf alle Weise, und versprach, dasselbe von Sicilien aus weiter zu fördern. Wahr ist: er durfte hoffen, daß es ihm mehrfachen Gewinn tragen würde. Seine Thätigkeit für das heilige Unternehmen schien das Urtheil der Welt über sein hartes und grausames Verfahren mildern zu müssen, weil sie seine religiose Gesinnung bewährte. Auch mochte ihm angenehmsein, daß viele Fürsten und kriegerische Männer Teutschland verließen, zumal da er selbst Teutschland zu verlassen entschlofsen war. Endlich war vorauszusehen, daß der Zug der Kreuzfahrer durch Italien ihm zu seinen Absichten gegen Sicilien gute Dienste leisten würde, wenn er sich diesem Zuge anschlösse: denn da bei seiner lehten Fahrt nach diesem Eilande Kreuzfahrer mit ihm gestritten und für ihn gekämpfet hatten, so mußten die Sicilianer ja wohl auch jezt von den Kreuzfahrern dasselbe erwarten, und ihm folglich um so verzagter entgegen sehen. Dennoch, wer möchte es wagen, Heinrich's Verfahren lediglich aus Berechnung, aus Heuchelei und Betrug

herzuleiten? Die menschliche Brust ist so weit, daß fie, nach dem Zeugnisse der Geschichte früherer Tage und späterer, dem stärksten religiosen Eifer Raum zu gewähren vermag neben den gemeinsten, und rohesten Leidenschaften. Jedes Falles ist gewiß, unter Begünstigungen und Versprechungen des Kaisers nahmen viele teutsche Fürsten auf den Hoftagen zu Gelnhaufen und Worms das Kreuz aus den Hånden der beiden Cardinále Johannes und Gregorius., Die Bedeutendsten unter denselben waren die Erzbischöfe von Mainz und Bremen, die Bischöfe von Halberstadt, Hildesheim, Verden, Naumburg; die Herzoge Friedrich von Oesterreich und Heinrich von Brabant, der Markgraf Otto von Brandenburg, welcher jedoch von dem Papste seines Gelübdes ledig erkläret wurde, der Pfalzgraf Heinrich zu Rhein, Heinrich's des Löwen Sohn, der Landgraf Hermann von Thüringen, die Grafen Walram von Limburg und Adolf von Holstein. Und das Beispiel dieser Herren wirkte weit hinab auf Vornehme, wie auf Geringe. Eine große Menge von Rittern und Dienstleuten nahm das, Kreuz. Und auch die Bürger der Städte blieben nicht zurück. In Lübek allein wurden gegen vier Hundert kräftige Männer mit dem Kreuze bezeichnet [14]. Man ward einig, daß ein Theil des Kreuz- Heeres den Weg durch Ungarn nehmen, ein anderer Theil hingegen sich von Italien aus zu Schiffe nach dem heiligen Lande begeben, und daß im nächsten Jahre der Aufbruch Statt finden sollte. Darum beschleunigte der Kaiser seine Rüstung zu der neuen Fahrt über die Alpen, und darum konnte er nur so wenig für das Reich thuen, oder im Reiche für sein eigenes Haus.

Die Kreuzfahrer gingen im Sommer des Jahres ein Tausend ein Hundert neunzig und sechs über die Alpen. Der Kaiser schickte den Bischof von Worms als seinen Bevollmächtig= ten vorauf, damit derselbe in Apulien Ulles vorbereiten möchte zum würdigen Empfange der Pilgrimme. Er selbst folgte,

wie es scheinet, dem Kreuzheere. Im Anfange des Monates August befand er sich zu Mailand. Fortan indeß beeilte er sich nicht, den Kreuzträgern zu folgen, sondern er verweilte im oberen und im mittleren Italien, so lange seine Anwesenheit in diesen Ländern von einigem Vortheile zu sein schien. Er wußte wohl, daß das Kreuzheer im unteren Italien als sein Heer betrachtet werden würde, und daß er deßwegen seine Ankunft immerhin etwas aufschieben dürfte, damit man ihm, was er liebte, mit desto größerer Angst entgegen sehen möchte. In der That wurden die Pilgrimme in Apulien keinesweges wie Krieger Christi mit Freuden empfangen, sondern mit Furcht und Schrecken, wie die Werkzeuge eines gewaltthätigen Königes. Man sagte ihnen ins Angesicht: „Euer Weg ist Gott verhasset. Unter dem Mantel der Religion seid. Ihr reissende Wölfe. Nicht für den himmlischen Herrn streitet Ihr, sondern für den irdischen. Ihr seid gekommen, um mit demselben Apulien und Sicilien auszurauben [15]." Deßwegen fanden sie auch nirgends Zuvorkommenheit, nirgends guten Willen oder Unterstüßung. Sie mußten zugreifen, um ihren Bedürfnissen abzuhelfen. Dadurch reizten sie die Gemüther noch mehr und erregten einen noch größeren Zorn. Also geriethen sie in nicht geringe Verlegenheit. Einige entgingen derselben dadurch, daß es ihnen gelang, nach dem heiligen Lande hinüber zu schiffen; die Uebrigen, welche zurück blieben, erlitten mannichfaltigen Verlust, theils durch Krankheiten, von der Natur und den Genüssen des Landes erzeuget, theils wohl auch durch die Feindseligkeit der Menschen. Endlich kam Heinrich, der Kaiser, gegen das Ende des Jahres. Und er übertraf alle Befürchtungen, die man vor ihm geheget hatte. Er nahm das grausame Werk wieder auf, welches er vor zwei Jahren begonnen, weit fortgeführet, aber nicht vollendet hatte. Zu den Kreuz`fahrern hielt er sich in zweideutiger Stellung, bis sie nach und -nach zu Schiffe gegangen waren, oder wohl auch ihren fromLuden t. 6. XII.

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men Vorsatz aufgegeben hatter; zu den Bewohnern des Landes hingegen kam keine Milde in seine Brust. Erst im folgenden Jahre, ein Tausend ein Hundert sieben und neunzig, ging er nach Sicilien hinüber.

Und mit diesem Uebergange nach Sicilien tritt er fast, man möchte sagen, aus der Geschichte hinaus. Selbst von seinem Thun und Treiben im unteren Italien, vor seinem Uebergange nach Sicilien, sind wir nur sehr unvollständig unterrichtet ; ja wir finden nur einzelne Handlungen angegeben; von seinem Thun und Treiben in Sicilien aber find die Ueberlieferungen so dürftig und armselig, daß eine wirkliche Erkenntniß des Zustandes oder des Ganges der Dinge unmöglich ist. Nicht ein Mal die Stellung des Kaisers zu seiner Gemahlin ist zu erkennen. Man kann die Vermuthung kaum unterdrücken, daß Niemand gewaget habe, die Vorgänge aufzuzeichnen, oder daß in späteren Tagen, unter Friedrich dem Zweiten, Heinrich's Sohne, vernichtet worden sei, was aufgezeichnet sein mochte. Soviel freilich erhellet wohl aus den Andeutungen, daß Heinrich auf der Insel Sicilien in mannichfacher Verlegenheit gewesen. Er scheinet keinesweges mit freier Hand gehandelt, sondern durch seine Gemahlin Hindernisse gefunden zu haben, die immer verwickelter wurden. Sein unruhiger Geist blieb fich gleich. Wie fein Vater, dachte auch er nur daran, immer höher zu bauen, ohne zu untersuchen, ob die Grundlage den Bau zu tragen vermöge. Zu Entwürfen gegen das griechische Reich jedoch mag er zwar wohl durch seine Verbindung mit den Kreuzfahrern gebracht worden sein, aber er mag wohl auch diese Entwürfe nur festgehalten und verfolget haben, weil er in Sicilien nicht seine Bahn, oder vielmehr auf seiner Bahn keinen freien Lauf fand. Alle seine Entwürfe indeß fielen bald zusammen, da er durch einen unerwarteten schnellen Tod aus dem Leben hinweg gerissen ward. Aber selbst wegen seines Ausganges ist Alles, ungewiß. Sowohl die Art seines Todes

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