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Nothwendigen nicht zu bewirken. Auch hatte sie kein Vertrauen zu dem Geschlechte, das sie umgab, und Treue fand fie nirgends als bei einigen ehrwürdigen Bischöfen. Die groz Ben Herren in dem Lande diesseits des Meeres waren zum Theil durch des Kaisers Feldherren ermüdet, zum Theil durch mannichfaltige und schlaue Künste bearbeitet. Ueberdieß gåhrten in denselben wilde Leidenschaften wider einander, und zwischen ihnen und den Städten, die ein freies Bürgerthum erstrebten, gab es keine Gemeinschaft. In Sicilien hingegen war der kriegerische Geist überall verschwunden. Die Natur und der Reichthum des schönen Eilandes hatten in einer langen Ruhe die Menschen aller Abstufungen hier erschlaffet und dort verdorben. Große Gedanken waren den Seelen fremd geworden, und das Höchste, das man erstrebte, war der finnliche Genuß. Wie wäre es möglich gewesen, an dem Erfolge der Unternehmung des Kaisers zu zweifeln, wo diese Zustånde und Verhältnisse bekannt waren und gewürdiget werden konnten?

Und in Genua waren sie ohne Zweifel bekannt und wurden sie gewürdiget. Also mochte man für nöthig halten, bei der Unternehmung des Kaisers nicht zu fehlen. Wenn der normannische Thron zusammen gebrochen war: wer vermochte den weiteren Gang der Dinge voraus zu sehen? Es war nicht unwahrscheinlich, daß das teutsche Heer durch Krankheiten, durch eigene Leidenschaften oder durch den Zorn der Ueberwundenen besieget, zur Flucht aus Sicilien und aus Italien genöthiget werden würde. Alsdann schien das schöne Eiland Demjenigen zur Beute werden zu müssen, der mit der stårksten Macht bereit sein würde, sich desselben zu bemeistern. Die Genuesen mögen daher große Entwürfe gefasset haben. Und Heinrich der Sechste, welchem diese Entwürfe nicht verborgen bleiben konnten, unterließ nicht, sie in ihren Hoffnungen zu bestårken. In einer Versammlung des Volkes von Genua sprach er folgende Worte: „, Wenn ich mit Gottes Hülfe

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durch Euch das Reich Sicilien erwerbe, so wird mein die Ehre sein, Euer der Gewinn. Denn ich darf mit meinen Teutschen nicht in demselben bleiben; Ihr aber werdet bleiben, und Euere Nachkommen werden bleiben. Also wird jenes Reich nicht mein sein, sondern Euer.» Und mit solchen Worten, und mit großen windigen Verheißungen gewann er die Menschen aus den Hütten, wie aus den Palåsten, wie er hoffte, für seine Sache. Und da er keinen Unstand nahm, seine Versprechungen durch Urkunden unter dem kaiserlicher. Siegel zu bekräftigen, so betrieben die Genuesen eine prächtige Rüstung mit solchem Eifer, daß sie schon zu Anfange des Monates August in See zu gehen vermochten [2].

Um die Mitte des Monates Julius befand sich der Kaiser in Pisa. Hier hatte er ein noch leichteres Werk. Da Genua sich entschieden hatte, konnte Pisa nicht zurück bleiben. Heinrich aber, der Kaiser, war mit Lockungen, Versprechungen und urkundlichen Zusicherungen gegen Pisa eben so freigebig, als er gegen Genua gewesen war. Um so schneller brachte er die Pisaner zu Entschluß und That. Er jedoch sorgte dafür, seine urkundlichen Versprechungen auf eine solche Weise zu geben, daß er die Pisaner gar nicht befriedigen konnte, wenn den Genuesen genug gethan werden sollte. Dieses geschahe ohne Zweifel in der Absicht, die Pisaner und die Genuesen, sobald durch Beider Hülfe das Land erobert wäre, in Streitigkeiten zu verwickeln, welche ihm, dem Kaiser, leicht machen müßten, Beide zu hintergehen oder nach seinem Gefallen abzufinden. Eben deßwegen darf wohl angenommen werden, daß die eine Stadt nicht erfahren habe, was der anderen zugestanden worden. Jedes Falles ist gewiß, Pisa strengte sich an, um nicht hinter Genua zurück zu bleiben, und Genua wurde nicht laß in ihren Bestrebungen.

Noch vor dem Ablaufe des Monates August zog der Kais fer über die Gränze des normannischen Reiches, einige ita=

lianische Scharen vorauf, die Flotten der Genuesen und der Pisaner zur Seite. Von Anstalten zur Vertheidigung des Landes keine Spur. Jeder Vassall sann auf seinen eigenen Vortheil, jede Stadt übernahm ihr besonderes Loos. Die Vassallen eilten herzu, den Kaiser wie ihren König und Herrn zu begrüßen; einzelne Stådte, an ihrer Rettung verzweifelnd, fandten Abgeordnete, um ihre Unterwerfung zu erklären. Wo Widerstand versucht wurde, wo Zögerung Statt fand, da ge= schah der Angriff, zuweilen von den Flotten aus, meistens durch das Landheer, auch wohl durch die Flotten und das Heer zugleich. Und die Städte, welche mit der Gewalt der Waffen erobert wurden, empfanden den Ingrimm des Kaisers auf eine furchtbare Weise: fie wurden geplündert, zerstöret, verbrannt. Das härteste Schicksal traf Salerno, weil der Kaiser für die Treulosigkeit, mit welcher dieselbe seine Gemahlin in Tancred's Hånde geliefert hätte, durch wilde Zerstörungen, durch gråßliche, ja scheusliche Mißhandlungen der Menschen, Rache an der unglücklichen Stadt nehmen zu mússen glaubte. Indeß scheinet es doch, daß nicht eben viele Städte in die Gewalt des Kaisers gefallen seien. Heinrich eilte nach Sicilien. Er durfte feine Macht weder schwächen, noch der Gefahr langer und vieler Belagerungen aussehen. Und warum sollte ein Mann, welcher den Baum zu entwurzeln und umzustürzen gedenket, seine Kräfte zuvor durch das Abhacken der Zweige erschöpfen? Von der Unternehmung gegen Sicilien hing der Ausgang der Sache ab. Wenn diese Unternehmung mißlang, so gaben die eroberten Stådte in Apulien und Calabrien nur einen unbedeutenden Gewinn; gelang fie hingegen, so waren die uneroberten Städte in diesen Låndern nicht zu fürchten. Deßwegen ist zu vermuthen, daß nur die Städte, welche dem Wege des Kaisers nach Sicilien zunächst lagen, die Städte långs der südlichen Küste Italiens, die Furchtbarkeit der Waffen und des Zornes desselben empfun

den haben, daß hingegen die Städte im Innern und an der nördlichen Seite des Landes verschonet geblieben seien, wenn gleich einzelne, aus Furcht, aus Berechnung oder Verlockung, Abgeordnete gesendet haben mögen, um ihre gute Gesinnung zu bezeugen und den Kaiser als ihren König und Herrn anzuerkennen. Und für diese Vermuthung scheinet zu zeugen, daß Aversa, daß selbst Capua weder eingenommen, noch angegriffen worden ist [3].

Nach Sicilien hinüber gingen die Flotten der Genuesen und Pisaner gegen das Ende des Monates August. Mit denselben der Marschalk des Kaisers, Heinrich von Calden [4]. Bei Messina wurde gelandet. Die Stadt unterwarf sich. Hierauf unternahm der Marschalk, wie es scheinet, in das Innere der Insel vorzubringen. Kaum aber hatte er sich entfernet, so brach zwischen den Genuesen und den Pisanern ein so heftiger Streit aus, daß ein blutiger Kampf zu See und Land erfolgte, der beiden Theilen theuer zu stehen kam. Durch diesen Vorgang wurde Heinrich von Calden aufgehalten; und nur mit großer Mühe gelang es ihm, nicht etwa eine Aússöhnung zu bewirken, sondern nur eine Waffenruhe zu Stande zu bringen. Vielleicht aber war es auch dieser Vorgang, der die großen Herren des Landes, ohne Zweifel auf den Ruf der Königin Sibylla, bewog, wenigstens einen Versuch zum Widerstande zu machen und zur Vertreibung der Fremdlinge. Sie vers sammelten, selbst unkriegerisch, ihre unkriegerischen Scharen. Der Marschalk Heinrich ging ihnen entgegen, und gewann über diese flauen und feigen Feinde bei Catanea einen eben so leichten als folgenreichen Sieg. Viele geriethen in die Gefangenschaft des Siegers; Catanea fiel in die Hand desselben und wurde schonungslos geplündert, mißhandelt, geschåndet, verbrannt; und bald hatte Syrakus ein ähnliches Schicksal. Sogleich war alle Besinnung dahin. Der Schrecken lähmte jede Faust; jedes gesellschaftliche Band zerriß; das Reich fiel aus

einander, wie ein morsches Gebäude. Bei dem Anblicke dieser allgemeinen Auflösung mag die Königin Sibylla für ihre eigene Sicherheit und für die Sicherheit ihrer Kinder besorget geworden sein. Sie verließ Palermo, und begab sich mit ihren Kindern, von wenigen getreuen Männern begleitet, in das feste Calatabellotta, selbst fest entschlossen, wie es scheinet, diese Burg bis auf das Aeußerste zu vertheidigen.

Inzwischen war der Kaiser selbst nach Sicilien hinüber geschiffet. Er nahm, von der genuesischen Flotte begleitet, seinen Weg nach Palermo. Die Stadt Palermo scheinet, obwohl von der Königin verlassen und gleichsam verwaiset, Anfangs zum Widerstand entschlossen gewesen zu sein. Bald aber, als der Kaiser sich mild und gnådig bewies, wohl auch mit Lokkungen aller Art nicht sparsam war, fing fie an zu wanken. Endlich erklärte sie ihre Unterwerfung und lud den Kaiser ein, die königliche Stadt in Besiß zu nehmen. Um Dreißigsten Novembers hielt er seinen Einzug unter unerhörten Festlichkeiten. Es war leicht die glücklichste Stunde in seinem Leben. Die Einwohner von Palermo legten eine Pracht und einen Reichthum zu Tage, der in Erstaunen sehte, der dem Kaiser die höchsten Begriffe von der Größe seines Gewinnes geben mußte; dabei bewiesen sie, von Angst und, Besorgniß durchdrungen, unter dem Einflusse griechischer und farracenischer Sitten, eine Ehrfurcht und eine Demuth vor dem Kaiser, welche ihre Unterwürfigkeit gründlich zu verbürgen schien. So wie aber der erste betäubende Eindruck der überschwenglichen Feier überwunden war, scheinen neue Bedenklichkeiten in des Kaisers Seele aufgestiegen zu sein. Calatabellotta war ihm ein Aegerniß. So lange der junge König Wilhelm und seine Mutter sich hinter den Mauern dieser Burg in Sicherheit befanden, konnte er seiner Eroberungen nicht froh werden. Alles war ungewiß. Tancred's Reich hatte einen Herd, sein Volk einen Halt. Eine Belagerung der Burg aber konnte leicht gefährlich werden.

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