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Philosophische

Studien über das Christenthum

von

August Nicolas,

Rechtsanwalt am königlichen Gerichtshofe zu Bordeaux.

Die fleißig geforscht haben, find zur
Erkenntniß und zum Glauben genöthigt.
(Tertull., Apolog.)

Aus dem Französischen nach der 7. Auflage überseßt und nach

der neuesten sehr verbessert

von

Silvester Hester.

III. Band.

Vierte Auflage.

Paderborn,

Berlag von Ferdinand Schöningh.

1860.

MILWAUKIE: HOFFMANN BROTHERS.

LOAN STACK

Drud von C. E. Elbert in Leipzig.

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Das Schwierige dieses Gegenstandes, den wir jezt behandeln wollen, besteht darin, daß derselbe zu vielumfassend und zu inhaltsreich ist; daß er also nur nach einzelnen Theilen sich erfassen und darstellen läßt, während doch seine Hauptkraft gerade in seiner bewundernswerthen Einheit liegt. Er ist ein Gebäude, dessen riesenmäßige Verhältnisse in einer gewissen Entfernung betrachtet sein wollen, wo wir dann aber zum Unglück nur kurzsichtige Augen haben. Daher kommt es, daß in unseren Untersuchungen die getheilte Aufmerksamkeit, welche wir jedem einzelnen Beweise schenken müssen, die Wirkung ihrer Gesammtkraft bedeutend schwächt; und daß dieselben somit einzeln sich unter einander, und insgesammt dem Ganzen schaden.

Ein anderer Uebelstand, der nicht minder von Bedeutung ist, findet sich gewöhnlich beim Leser. Er besteht in übermäßigen Anforderungen, in großer Ungeduld beim Prüfen der Sache, in einem geheimen Hange zu Einwürfen, -ja mehr zu Einwürfen, als zur eigentlichen Lösung, - einem Hange, dem nicht leicht Genüge geschieht, weil sich der Leser nicht auf

den nämlichen Standpunkt stellt, wie wir, und weil sein Widerstreben fortwährend Nahrung nimmt aus den Lücken, aus den Lakonismen, aus den Dunkelheiten, aus den Ungenauigkeiten im Ausdruck, kurz, aus den Mängeln jeder Art, denen man in einem Werke, wie dieses ist, nothwendig begegnet. Der Leser ist eilig, wartet niemals, kommt nie zurück, ergänzt nichts, hat Schrecken vor dem Nachweis und überschäßt die Schwierigfeiten. Beim Lesen macht er Einwendungen, die man nicht vorhergesehen oder denen man eine untergeordnete Wichtigkeit beilegte, die ihm aber ebensoviele verborgene Pforten sind, durch welche er jeden Augenblick entschlüpft. Er schmeichelt sich, daß unser Schweigen oder unsere Kürze sicherlich von der Unmöglichkeit herkomme, eine Antwort zu geben, während es unsererseits doch nur erwünscht sein könnte, wenn wir gerufen würden, uns näher zu erklären.

Das sind die Stimmungen, welche die Mehrzahl unserer Leser zum Studium der Religion mitbringt. Und wo ist eine Wissenschaft, ich will nicht sagen eine philosophische und theologische, selbst eine exacte und mathematische, die sich dagegen verwahren könnte?

Wir wenigstens wollen uns über diese Schwierigkeiten nicht weiter beunruhigen; ihre Verantwortung überlassen wir der Böswilligkeit derer, bei welchen sie sich finden, und wir gehen weiter. Indem wir immer mehr in die besondere Schönheit des Christenthums eindringen, gehen wir stets vom Allgemeinen zum Besonderen, vom Natürlichen zum Geoffenbarten, vom Menschlichen zum Göttlichen über. Um die göttliche Wahrheit ziehen wir Schanzungen und, ohne etwas von dem, was bereits gewonnen war, wiederaufzugeben, verengen wir sie, so zu sagen, zu ihrem Ursprung, drängen sie zurück in ihre Quelle und belagern sie in ihrer Burg. O, ein freundlicher Streit, wo der Belagerte dem Belagerer die Hand reicht; wo die Wahrheit nur wünscht, von der Vernunft entdeckt zu werden, und sich unter dem Schleier des Glaubens nur darum verhüllt, um uns die Erkenntniß als den Preis

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