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Menschen gewesen wäre, aber ein entscheidendes, wenn es von Gott ist! Die Zukunft, nur die Zukunft konnte da die That Gottes rechtfertigen und deren Weisheit entschleiern, und zwar gerade nach Verhältniß ihrer Erniedrigung und scheinbaren Thorheit in der Gegenwart; ja nur der Gebieter der Zukunft, nur die Kraft und die Weisheit Gottes selbst, konnten bis zu dem Punkte der menschlichen Macht und Weisheit Trotz bieten.

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Man muß den h. Paulus über diesen Gegenstand reden hören, um die ganze bewundernswerthe Dekonomie des göttlichen Waltens in der Gründung der Religion zu begreifen, zumal da der große Apostel in seine Rede die Handlung mischt, und die Kraft Gottes in ihm thut, was er sagt: Christus hat mich gesandt, das Evangelium zu predigen, doch nicht mit Wortweisheit, damit das Kreuz Christi nicht entfräftet werde. Denn was vor der Welt thöricht ist, hat Gott erwählt, um die Weisen zu beschämen; und das Schwache vor der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zu beschämen. Das Geringe vor der Welt, das Verachtete und das, was nichts ist, hat Gott erwählt, um das, was etwas ist, zunichtezumachen. Auch ich, da ich zu euch kam, Brüder, kam nicht in hoher Rede oder Weisheit, um euch das Zeugniß von Christo zu verkünden. Denn ich hatte mir vorgenommen, nichts unter euch zu wissen, als allein Jesum Christum, und diesen als den Gefreuzigten, damit euer Glaube nicht auf Weisheit der Menschen, sondern auf Gottes Kraft beruhe. Dennoch lehren wir Gottes Weisheit, die geheimnißvolle, verborgene, die keiner von den Fürsten dieser Welt erkannt hat; denn wenn sie dieselbe erkannt hätten, so würden sie den Herrn der Herrlichkeit nie gekreuzigt haben. Der natürliche Mensch faßt nicht, was des Geistes Gottes ist; denn es ist ihm Thorheit, und er kann es nicht verstehen, weil es geistig beurtheilt werden muß. Und ich, Brüder, konnte nicht zu euch reden als zu Geistigen, sondern als zu Fleischlichen; als Unmündigen in Christo gab ich euch Milch zu trinken, nicht

Speise, denn ihr vermochtet es nicht. Aber auch jezt vermöget ihr es noch nicht, denn ihr seid noch fleischlich. Eines Jeden Werk aber wird offenbar werden, und der Tag des Herrn wird es an's Licht bringen. Denn die Weisheit dieser Welt ist Thorheit bei Gott, und es steht geschrieben: Ich will die Weisen fangen in ihrer Schlauheit.“ (1. Cor. 1—3.)

Jezt aber, wo sich das Werk Gottes bewährt hat, wo die Weisheit dieser Welt durch die Thorheit des Kreuzes gefangen worden, wo der menschliche Geist unter dem Einflusse der wahren Weisheit, die in jener scheinbaren Thorheit verborgen liegt, sich wieder gehoben hat, ist es nicht mehr gestattet, sie noch mit diesem lezteren Namen zu benennen. Weil wir in Christo Mündige geworden sind, muß an die Stelle der Milch die feste Speise der Geister kommen, welche der h. Paulus den ersten Christen verweigerte; ja der Glaube kann der Vernunft Zutritt gewähren zu diesem großen Geheimniß der Erlösung, dem die Vernunft alle ihre Eroberungen zu verdanken hai. Dies wird denn der Gegenstand einer zweifachen Untersuchung: Ueber die Lehrsäge der Erlösung und über ihre Anwendung. Das gegenwärtige Kapitel ist der ersteren gewidmet.

Das ganze Christenthum ist in dem Dogma von der Erlösung enthalten.

Um diesen Sag deutlich zu machen, erlauben wir uns, ihn in einen gewöhnlichen Vergleich einzukleiden.

Sich blos an die Moral des Evangeliums zu halten und nur deren Reinheit, Höhe und Fruchtbarkeit zu bewundern, hieße von einer Uhr nichts Anderes betrachten, als das Zifferblatt, die richtige Vertheilung der Stunden, die dort verzeichnet sind, und die zweckmäßige Bewegung der Zeiger, die uns jedesmal von dem wahren Laufe der Zeit nach unseren Bedürfnissen Kenntniß geben. Geht man von der Moral weiter zu der Betrachtung der unmittelbarsten, natürlichsten und allgemeinsten Dogmen, wie da sind die Existenz

Gottes, die Geistigkeit der Seele, ihre Unsterblichkeit, ein künftiges Gericht, ein Zustand der Strafe oder des Lohnes, so heißt das diese Uhr öffnen und ihre verschiedenen Räder prüfen, die durch ihr Ineinandergreifen und ihren Gang nach außen jene zusammengesezte Bewegung zeigen, deren nüßliches Ergebniß man auf dem Zifferblatte bewunderte. Aber alles dieses ist nur Ergebniß oder Mittel, ist abhängig und entsteht von einem bewegenden, antreibenden Princip, aus welchem die Bewegung hervorgeht, und zu dem sie wieder zurückkehrt, um abermals von ihm auszugehen; welches in dem mechanischen Systeme, das wir soeben unterstellten, gleichsam die Triebfeder ist. Nun, welches ist dieses Princip im Christenthume, wer ist in ihm der Weg, die Wahrheit und das Leben? Es ist Christus der Gefreuzigte.

Gehen wir nun zur Erörterung dieser schönen Wahrheit über! Wir treten hier ein in das Herz des Christenthums; wir stehen im Centrum unseres ganzen Werkes.

Die Bestimmung des Menschen ist, der Vernunft zu gehorchen, durch die Uebung aller seiner Fähigkeiten dem Geseze der Gerechtigkeit und Wahrheit nachzukommen und endlich der unbeschränkten und unendlichen Vollkommenheit, deren Auffassung das Licht der Geister ist, sich immer mehr zu nähern. Alle diese Dinge müßten wir hier wieder geradeso sagen, wie wir sie früher schon mehrmals nach den heidnischen Philosophen selber, namentlich aber nach Cicero, erklärt haben, daß nämlich der Mensch geschaffen worden für Gott, der gerade diese Vernunft, diese Gerechtigkeit, diese Wahrheit und diese höchste Vollkomenheit ist, von der wir eben sprechen.

Diesen ersten Punkt muß man daher als ausgemacht betrachten. Wir verweisen übrigens auf die Erörterungen, die wir bereits davon gegeben haben.*)

Ein zweiter Punkt steht ebenso fest: durch einen ursprüng

*) Im Kapitel von der natürlichen Religion, Bd. I. Seite 130, und am Schlusse des ersten Theiles, Bd. II. Seite 242.

lichen Ungehorsam sind die Beziehungen des Menschen zu der göttlichen Vernunft abgebrochen oder doch wenigstens bedeutend gelockert worden; das intellectuelie und moralische Licht ist verdunkelt, das Ebenbild Gottes in uns entstellt, die Sinnlichkeit überwiegend geworden, und der Mensch hat nur noch, um den Ausdruck von Cicero zu gebrauchen, eine zertrüm merte Seele.

Man begreift schon, wie höchst nothwendig für den Menschen in dieser Lage eine neue, und zwar seiner Schwachheit angepaßte, Kundgebung Gottes war, damit er sich zu seinem Urbilde, das er durch seinen Fall eingebüßt hatte, wieder erhebe.

In Folge dieses Falles war ihm der Hinblick auf sein Urbild, das die Vernunft selber ist, genommen; darum hatte sich jeder eines gemacht nach seinem Gutdünken, und das Reich der Wahrheit war nur noch eine Anarchie aller möglichen Grade und Arten von Vernunft, die sich unter einander mit Irrthümern und Verstößen zankten. Die wahre Religion mußte es sich also zu ihrem Hauptzwecke machen, sie alle wieder zur Vernunft, d. h. zu Gott, zurückzuführen, und ihnen darum das Original selbst in solchen Zügen vorzuhalten, die am geeignetsten waren, sie von der ganzen Größe ihrer Berirrung lebhaft zu überzeugen.

Vor allem war es das Christenthum, das durch seine Moral sich unter Strafe der Inconsequenz anheischig machte, uns diese Offenbarung zu geben. In der That, jene ganze Moral beruhet auf der Liebe Gottes, auf der unbegrenzten Liebe, die das ganze Herz erfüllt und so mächtig ist, daß se alle unsere sonstigen Empfindungen beherrscht. Die Kenntniß Gottes mußte uns folglich in einem so großen Maße gegeben werden, daß sie mit der Verpflichtung zur Liebe in gleichem Verhältnisse stand. Denn wie ist es möglich, Gott so zu lieben, ohne ihn zu kennen, ja ohne ihn zu kennen in allen seinen höchst liebenswürdigen Eigenschaften, nach allen Beziehungen und ganz in dem Maße, wie er es will? Die

Liebe nährt sich aus der Kenntniß des Geliebten, aus dem Umgange mit ihm, aus der Betrachtung seiner Eigenschaften und aus deren Nachahmung. Hierin liegt auch wirklich die ganze Religion, die man also definiren könnte: Die Kundgebung der Eigenschaften Gottes an den Menschen, damit dieser seine Eigenschaften nach jenen bilde und an den Vollkommenheiten und der Seligkeit seines Schöpfers Theil nehme.

Dies vorausgeseßt, sage ich nun, daß das Christenthum in seinem Hauptdogma der Erlösung des Menschengeschlechts durch den Tod Christi am Kreuze einen moralischen Mechanismus darbietet, der dem Geiste und Herzen des Menschen höchst wunderbar angepaßt ist, um ihn die Eigenschaften Gottes zu lehren und jene Nachbildung derselben, die das Geseß seiner Natur und das Endziel seiner Bestimmung ist, in ihm her. vorzurufen.

Um in diesen Schluß beffer einzugehen, wollen wir ihm noch einige andere Beleuchtungen voraufschicken.

Im natürlichen Zustande der Dinge (worüber wir nur dann ganz richtig urtheilen können, wenn wir uns vor das Christenthum, das ihn bedeutend verändert hat, zurückverseßen) offenbart sich Gott dem Menschen nur durch das Gewissen im Innern, durch die Betrachtung der Schöpfung von außen und endlich durch die ursprüngliche Offenbarung, mag sie schriftlich oder mündlich überliefert sein. Freilich schwache Kundgebungen für das hohe Ziel, das sie erreichen sollten!

Denn durch das Gewissen erscheint uns Gott nur in unbestimmter, dunkler und flüchtiger Weise, ja er verschwindet jeden Augenblick unter den Eindrücken, welche die äußeren und sinnlichen Dinge auf uns machen. Ehe noch die Sinne aufgeregt sind, spricht das Gewissen zwar laut, und seine ersten Accente schwirren in den Ohren der Unschuld; aber bald erhebt sich die schwere Stimme der Leidenschaften, übertönt und erstickt jene, ja macht sie oftmals sogar ihrer Verführungen mitschuldig. Wir betrachten dann das Gewissen

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