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er die beiden Naturen beibehielt, die für immer vereinigt find in Herrlichkeit und Friede.

Das ist das Meisterwerk der göttlichen Weisheit! Es ist größer, als das Böse selbst, das es wieder gut gemacht hat. Denn es bereitet Gott eine Ehre, die weit höher steht, als jene, welche alle Creaturen am Tage ihrer Erschaffung ihm erwiesen; und es hebt den Menschen wieder höher empor, als er gefallen war. Insofern bietet es uns wahrhaft einen Grund, erstaunt über ein solches Wunder auszurufen: „D, glückliche Sünde Adam's, die uns einen solchen Erlöser gebracht hat!"

Und wirklich, hätte der erste Engel bestanden und sich nicht gegen Gott und gegen den Menschen aufgelehnt, so wäre Gott von allen Geschöpfen geehrt worden. Diese Ehre wäre aber ebenso beschränkt gewesen, wie das Geschöpf selbst, das dem unendlichen und höchsten Wesen keine Ehre erweisen kann, welche ihm angemessen und seiner Größe würdig wäre, denn das Geschöpf ist an sich ein Nichts. Seit dem Geheimnisse der Menschwerdung aber, wo der zweite Adam die Trümmer des ersten wieder aufgebaut hat, ist und wird Gott geehrt auf eine wahrhaft würdige Weise, wie wir es bereits in den schönen Betrachtungen von Malebranche gesehen haben; denn der, welcher anbetet, ist ebenso groß wie der, welcher angebetet wird. Und das Schlachtopfer, das sich Gott darbringt, steht ebenso hoch wie der, welchem es dargebracht wird; denn Christus ist es, der, seiner Menschheit nach, seinen Vater anbetet und sich ihm zum Opfer bringt, und der nämliche Christus ist es, der, seiner Gottheit nach, sowohl diese Anbetung als auch dieses Opfer aufnimmt in Gemeinschaft mit seinem Vater, mit welchem er einen und denselben Gott ausmacht.

Was den Menschen angeht, so war er freilich groß, als er noch in der Reinheit seiner Unschuld, mit Ehre und Herrlichkeit gefrönt, wie ein König an der Spiße der Schöpfung stand und, von der Natur der Engel faum übertroffen, der Abglanz der Gottheit war. Aber wie glorreich auch dieser Zustand für ihn sein mochte, so konnte doch noch eine Ehr

sucht ihn versuchen

selbst Gott zu sein.

(denn er unterlag ihr); und diese war, Und siehe wie wunderbar! was die Ursache seines Falles gewesen war, wird die Wirkung seiner Wiederherstellung. Die menschliche Natur ist in dem großen Geheimnisse der Erlösung so hoch erhoben, daß sie mit der göttlichen Natur nur eine Person ausmacht. Denn Jesus Christus ist Mensch, aber auch Gott; er ist Gott und Mensch zugleich, Gottmensch. Uud weil die Christen, wieviel ihrer auch sein mögen, nur ein Leib sind in Jesus Christus," wie der h. Paulus sagt, so haben sie an seiner Gottheit so großen Antheil, daß sie mit ihm Eins sind, gleichwie er selbst mit seinem Vater Eins ist; so daß man zu ihnen sagen kann nicht mehr lugnerisch, wie vor dem Falle, „Ihr werdet wie Götter“*), sondern gegenwärtig in Wahrheit: „Ihr seid Götter!"**)

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Damit soll aber nicht gesagt sein, daß die Menschheit unmittelbar und ohne ihre Theilnahme gerettet sei. Nein; wie sie mittelbar durch den ersten Adam in's Verderben gekommen war, so geschah auch ihre Rettung mittelbar durch diesen neuen Adam und freiwillig_durch ihre Zuflucht zu der Hülfe, die er ihr anbot. Es ist nöthig, daß wir mit Christus eines Geschlechtes werden, mittelst des Willens uns seiner Gnade nähern und mit ihm jene Seelenbande schließen, die, ähnlich wie die Bande des Blutes, und noch mehr, als diese, — ihn in uns übergehen lassen; so daß wir der Gnade nach ebensoviele Christus' sind, wie wir der Natur nach viele Adams find. Wenn wir so ihm beständig und nach besten Kräften nachahmen und sein Leben und seinen Tod an uns nachbilden, so heiligen wir die Uebel der Natur, befruchten dieselben, machen aus ihnen Elemente der Erlösung für jeden Einzelnen aus uns und gelangen dadurch zu einer noch höheren und endgültigen Wiederherstellung im Himmel, wo

*) Eritis sicut Dii. (Gen. 3, 5.)
**Ego dixi: Dii estis! (Joh. 10, 34.)

alle unsere Hoffnungen sich verwirklichen, und wo wir ohne dies niemals hätten eintreten können.

So offenbart uns das Kreuz Christi nicht blos die Heiligkeit, Gerechtigkeit und Liebe Gottes, sondern auch ebenso deutlich seine Weisheit in dem Erlösungsplane, zu dessen Ausführung es gedient hat. Nun bleibt uns noch übrig, zu sehen, wie es auch ein Ausdruck der göttlichen Macht ist.

Was die anscheinende Schwäche des gekreuzigten Heilandes ausmacht und ihm die Verachtung der Welt zuzieht, ist genau dasselbe, was seine Stärke im höchsten Grade ausdrückt und sie uns erscheinen läßt als herrschend über Himmel und Erde.

Könnte für Gott etwas schwer sein, so bestände es nicht, wie bei uns, die wir nur eine beschränkte und erborgte Macht besigen, in gewaltigen und majestätischen Thaten, womit er sich zeigen und sich hervorthun würde; denn weil er die Fülle der Macht in sich hat und der Starke"*) ist, so bedürfte es dazu nur eines Ergusses seiner Natur. So oft daher die h. Schriften von der Erschaffung des Weltalls sprechen, stellen sie dieselbe dar als ein Spiel der göttlichen Allmacht, „die mit Thoren das Meer verschloß, da es hervorbrach, wie wenn es hervorginge aus Mutterleibe; die ihm Wolken zum Kleide gab und es in Dunkel einwickelte, wie ein Kind in Windeln; die des Himmels Säulen erzittern läßt und die Welten abwägt, wie ein Thautröpfchen, das am Halme hängt. Im Gegentheil, was als eine That von weit höherer Macht und Stärke seitens der Macht und Stärke selber erscheinen würde, wäre sich zurückzuziehen und innezuhalten, sich zu beherrschen und sich herabzulassen bis zum Scheine der Schwäche und Ohnmacht selbst.

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Unter diesem Gesichtspunkte steht das Fiat lux der Schöpfung, welches den Himmelsraum mit den lichten Körpern erfüllte, als Ausdruck der göttlichen Macht jenem sprechenden Zuge aus dem Leiden Christi weit nach, wo der Gott

*) Ifaias, 9, 6.

mensch,

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der Wuth und Ungerechtigkeit seiner Feinde preisgegeben, und von Pilatus befragt, was er darauf zu erwidern habe, die Unschuld, Heiligkeit und Wahrheit selbst, Er, der so oft das Volk, wie man ihm vorwarf, verführt und die Pharisäer beschämt hatte, der Urheber sovieler Bunder, schwieg; Jesus autem tacebat. Welch ein Stillschweigen, selbst von menschlicher Seite betrachtet! Ist dieses Schweigen nicht energischer, als die schönste Rede, etwa als der Vortrag des Sokrates vor seinen Richtern? Und nun, wenn wir bedenken, daß der, welcher schwieg, das Wort war, welches die Welt hervorgerufen hatte, fie in diesem Augenblicke hielt und mit einem Laut vernichten fonnte, was muß das für eine Macht sein, die so freiwillig von ihrem eigenen Gebrauche absteht! „Meinst du denn," hatte er schon früher gesagt, als er die eitle Hülfe, die das Schwert des Betrus ihm bieten wollte, ablehnte, daß ich meinen Vater nicht bitten könnte, und er mir mehr als zwölf Legionen Engel zuschicken würde?" Eine solche Erniedrigung war also gewiß freiwillig. Und welche Kraft des Willens seßt sie nicht bei dem höchsten Wesen voraus; und welche Stärke der Liebe, da er gerade für uns sich in diesen Zustand begeben hat! „Exinanivit semetipsum pro nobis, Er entäußerte sich selbst für uns." (Phil. 2, 7.) Seine ganze Macht hatte sich hingegeben zum Dienste seiner Liebe. Von Punkt zu Punkt verfolgte er stufenweise alle Grade seines Opfers, nachdem er sich vorher selbst dazu entschlossen hatte, und frei unterwarf er sich; er ließ sich binden, ließ sich verspotten, ließ sich geißeln, ließ fich freuzigen, ließ sich das Leben nehmen, und sogar zum schmachvollsten Tod herabwürdigen, bis die leßte Weissagung würde erfüllt sein, und er selbst alsdann ausrufen könnte: Es ist vollbracht! „O ein hohes Wort," sagt d'Aguesseau; „es bestätigt, was Christus selbst vorherverkündigt hatte, wenn er sagte: Niemand nimmt mir das Leben, sondern ich gebe es aus mir selbst; ich kann es hingeben, und ich kann es auch wieder von meinem Vater empfangen. So find's

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denn weder die Juden noch die Heiden, weder die Geißeln noch das Kreuz, die ihm den Tod geben, sondern es ist einzig und allein sein Wille. Oblatus est, quia ipse voluit; Er ist geopfert worden, weil Er selbst wollte. Er stirbt, weil Alles erfüllt werden soll durch ein freiwilliges Opfer. Darum kann man sagen, er opfere sich selbst, und sein eigener Wille, den Anordnungen seines Vaters sich zu unterziehen, sei die einzige Ursache seines Todes; denn sterbend wollte er die Opfergabe werden, die allein seines Vaters würdig war."*) Mit einem Worte, er ist gestorben, wie Bossuet sagt, durch seine Macht. welch eine Größe und Macht! und wie vortrefflich sagt der h. Paulus:,,Christum crucifixum Dei virtutem; Christum den Gekreuzigten (predigen wir) als Gottes Kraft." (1. Cor. 4, 24.)

Eine zweite Betrachtung wird diese Wahrheit noch deutlicher hervorheben.

Es ist eine Niederträchtigkeit unserer Natur, nichts Anderes für groß zu achten, als sinnliche und fleischliche Größen, als den Triumph der rohen Gewalt, der die Eroberer und die Könige macht und die Massen unterjocht. Hätte Christus von solchen Größen etwas gewollt, so wäre es nur an ihm gewesen, sie sich zu verschaffen; denn man hatte ihn zum Könige machen wollen, und alle Geister waren geneigt, die Ankunft des Messias vom Gesichtspunkte der Eroberung und der materiellen Macht aus zu betrachten. Aber er war ja gerade dazu gekommen, diese Art von Größen zu stürzen, und mußte sie folglich von sich selber abweisen. Auch hatte er sich zum Wahlspruche seines ganzen Lebens jene Worte gemacht, die dem durchaus entgegenstehen: „Ich bin sanftmüthig und demüthig von Herzen." (Matth. 11, 29.)

Nach den fleischlichen Größen bieten sich die des Geistes dar; und wie sehr sind diese nicht jenen vorzuziehen! nicht blos weil sie dieselben überleben, sondern auch weil sie es sind,

*) D'Aguesseau, Réfl. div. sur Jés. Chr., t. XV. p. 599.

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