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des guten Willens zu geben und uns mittelst der Aufklärung selbst zu heiligen. Daß diejenigen, die an den Opfern, welche die Wahrheit fordert, zu feilschen anfangen, vor deren Dunkelheiten sich entseßen und dieselbe um so ungereimter finden, je gleichgültiger, anmaßender, sinnlicher und eitler fie find, das muß eben so sein. Daß aber die, welche mit edlem Muthe sich aufmachen und demüthigen Herzens zu ihr hinschreiten, ohne irgend ein anderes Interesse zu haben, als sie zu entdecken, getäuscht und beschämt werden, das wird man niemals sehen.

Und hierin liegt ein wichtiges Merkmal für die außerordentliche Vollkommenheit der christlichen Wahrheit. Diese erlernt sich nicht blos mit dem Geiste, sondern auch mit dem Herzen, d. h. sie geht den ganzen Menschen an. Die ganze Seele muß man ihr widmen, und den Willen zuerst. Könnte sie dem Geiste ebenso einfach bewiesen werden, wie ein Sag aus der Geometrie, so enthielte sie nicht, was doch zum Wesen der wahren Religion gehört, die Uebung und Läuterung des Willens. Wollte sie andererseits der Erkenntniß, die fähig und bereit ist, sie aufzunehmen, sich vorenthalten, so würde sie ebenfalls ihre Sendung verfehlen, fie wäre nicht das Licht. Gerade dadurch, daß das Christenthum dieses doppelte Ziel erreicht, diesem doppelten Zwecke Genüge leistet, macht es seine Göttlichkeit besonders erkennbar. D, wie feltsam! es ist entweder dunkel oder lichtvoll, entweder Thorheit oder Weisheit, je nach der guten oder bösen Richtung des Willens, der es besteht, so wie auch nach dem Grade seiner Stärke. Denn die göttliche Wahrheit ist kein unentgeltliches feiles und leeres Schauspiel; mit seiner Person muß man zahlen, um zugelassen zu werden. Sie leidet Gewalt, wie der göttliche Meister sagte, und nur die Auserwählten reißen sie an sich. Sie will, daß man ihr nachgehe bis in die Wüste, bis auf's Gebirge, d. h. bis außer und über alle menschlichen Interessen. Nur dort und nur dann läßt sie ihr Licht leuchten, wie Jehovah auf Sinai und Christus auf Thabor;

während dunkele Wolken, nur von wenigen Blisstrahlen durchzuckt, sie vor der Menge der Gleichgültigen, die unten in der Ebene gelagert sind, verborgen halten.

Gerade bei diesem Punkte, zu dem wir jeßt gelangt sind, finden solche Betrachtungen die passendste Anwendung. Denn in der That, wir stehen hier an der Thorheit des Kreuzes, und es kommt uns so vor, als hörten wir schon um uns her das Gerede der menschlichen Weisheit:

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Gott und seinen Nächsten lieben; mildthätig sein und bescheiden und züchtig und uneigennützig; das ist ja ganz das Evangelium! darauf kommt eben Alles an! Wenn dieses Ziel nur erreicht wird; gleichviel, durch welche Mittel! Wozu noch lange auf abstracte und geheimnißvolle Lehren großen Werth legen? die sind doch wenigstens ganz unnüß, wenn sie nicht gar dazu dienen, den Aberglauben zu nähren. Auch kann man gewisse Dogmen, in deren Besiz die menschliche Vernunft von jeher gewesen ist, leicht annehmen; wie z. B. die Existenz Gottes, ein künftiges Leben und Gericht, einen Himmel, einen Ort der Prüfung, auch selbst eine Hölle für die großen Verbrecher, das ist ganz die natürliche Theologie! Daran wollen wir uns halten; das reicht schon aus! Was sollen wir noch weiter mit dem Lehrgepränge von einem Gottmenschen; von einem Gotte, der uns vorgehalten wird als der Auswurf der Menschen, als ein Elender, den man vernichtete, ja als ein Verurtheilter, der todt am Schandpfahl hängt? Wie, wir sollten einen Gegenstand anbeten, der für die Sinne, wie für den Geist so abschreckend ist? Will denn das Christenthum, das die Sendung hat, alle Fähigkeiten des Menschen zu heben und zu veredeln, so mit ihnen sein Spiel treiben, daß es durch die erniedrigendste aller seiner Auffassungen sie unterdrücke und beschäme?"

So spricht die menschliche Weisheit. Und was antworteten darauf die ersten Verkündiger des Evangeliums? Wundert euch doch nicht, daß ihr an der Lehre eines ge= freuzigten Gottes keinen Geschmack findet! Wir geben euch

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dieselbe nicht als eine Weisheit, sondern als eine Thorheit. Da sind wir ja einig! Wendet une daher nicht ein, wir prüften nicht vorher das, was wir vorbringen; denn wir sagen es selbst, daß das Kreuz Christi eine Thorheit ist, und ebendasselbe wollet ihr gegen uns einwenden. So finden wir denn unsere Rechtfertigung schon in eurem Vorwurf.“

Gab es jemals eine verwegenere, nachgiebigere und der übelen Nachrede mit mehr Freimüthigkeit sich bloßstellende Predigt? Aber man höre, wie sie aus dieser anscheinend verzweifelten Lage sich emporhebt und mit allem Nachdrucke hinzusezt: Was an Gott thöricht scheint, ist weiser, als die Menschen; und was an Gott schwach scheint, ist stärker, als die Menschen. Denn die Weisheit dieser Welt ist Thorheit bei Gott." Und dann, wo der große Apostel zum Beleg seines Wortes schon auf Thatsachen hinweiset, ruft er aus: „Wo ist ein Weiser, wo ein Schriftgelehrter, wo ein Forscher dieser Welt? Hat Gott nicht die Weisheit dieser Welt zur Thorheit gemacht?" (1. Cor. 1, 25. 3, 19. u. 1. 20.)

Achtzehn Jahrhunderte der Erfüllung haben bereits diesem großen Paradoxon des Kreuzes Recht gegeben; die Weisheit des Heidenthums ist vor dem Evangelium Thorheit geworden, die Macht der Cäsaren ist durch den Hauch des Lammes zerstoben, und das Kreuz, den Juden ein Aergerniß und den Heiden eine Thorheit (ebendas. 1, 23.), hat sich bewährt als der feste und strahlende Punkt, um den sich die menschlichen Geschicke seitdem unaufhörlich bewegen.

Freilich wird das Wort vom Kreuze immer denen, die verloren gehen, eine Thorheit sein" (ebendas. 1, 18.), aber eine Thorheit, die sie erdrücken wird mit dem ganzen Gewichte der Weisheit und der Civilisation, welche sie erzeugt hat. Vergeblich werden sie sich bemühen, diese Weisheit und Gesittung von jener Thorheit zu trennen, diese beizubehalten und jene zu verwerfen; sie sterben über der Arbeit. Entweder müssen sie das Kreuz annehmen, oder sie kommen wieder zurück zum heidnischen Aberglauben und zur Barbaret des Alterthums.

Es sind keine bloßen Reden, die wir vorbringen; nein, es find Thatsachen! und was für Thatsachen!! Diese erhabene Moral des Evangeliums, nach der man mit beiden Händen. greift; diese Vollkommenheit der Dogmen über Gott, über unsere Unsterblichkeit und über den Zustand in einem anderen Leben, die man sich zur Ehre rechnet; diese hohen und fruchtbaren Ideen von Gleichheit, Brüderlichkeit, Freiheit und Liebe, auf die man so stolz ist; Alles endlich, was den Boden unserer Gesittung ausmacht, schreibt sich offenbar vom Dogma des Kreuzes und von seiner Einführung in die Welt her und ist trog des hartnäckigsten Widerstandes der menschlichen Weisheit und Macht vom Kreuze ausgegangen. Der Schöpfer dieses moralischen Lebens ist Christus, und zwar Christus der Gefreuzigte. Durch den Glauben an ihn hat sich die Moral des Evangeliums verbreitet und fortgepflanzt; mit dem Kreuze in der Hand hat man sie gepredigt, und im Hinblicke auf das Kreuz wurde sie ausgeübt. Ueberall, wo man das Kreuz aufpflanzte, sproßten die Tugenden und blühete die Civilisation, selbst mitten in Einöden und Wüsten; überall, wo es gestürzt wurde, erschienen wieder Barbarei, Unwissenheit und Rohheit, selbst inmitten der Städte. Unter seinem Einflusse haben alle Anordnungen der Freiheit und Mildthätigkeit ihren Ursprung, dauern fort und breiten sich aus. Und selbst heute, wo die Moral des Evangeliums alle Blüthen entfaltet und alle Früchte geliefert zu haben scheint, ist ihr Bündniß mit dem Dogma vom Kreuze doch nicht minder unauflöslich geblieben. Es ist keine Möglichkeit, dieselbe auf irgend eine andere Lehre zu verpflanzen und sie von dem Dogma, aus dem sie ihre Nahrung nimmt, zu trennen. An Versuchen hat es fürwahr in unseren Tagen nicht gefehlt; St. Simonisten, Fourieristen, Humanitarier, Socialisten, Communisten, fie alle haben sich bemüht, die Moral des Evangeliums neuen Dogmen anzupassen, Christum - wie sie sagen mehr zu heben und sein Gewand wieder neu zu machen. Was ist daraus geworden? Was kann daraus werden? Thor

heiten, die

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Gott sei Dank! - nicht die Zeit haben, Laster zu werden, und in Verspottung ihr Ende finden. Das Evangelium, diese Frucht des Lebens, gleicht dem Manna, das die Hebräer in der Wüste nährte; es muß uns unmittelbar vom Himmel kommen und am Baume des Kreuzes saftig werden. Sobald man es der menschlichen Klugheit anbequemen und mit den Theorieen dieser Erde vereinigen will, verdirbt es und wird ein Gährungsstoff der Pestilenz und des Todes.

Daß demnach die Lehre vom Kreuze, diese Quelle der Moral und Bildung, Manchem als eine Thorheit erschien und noch erscheint, ist sehr leicht erklärlich. Die menschliche Weisheit; sich selbst überlassen, brachte nur eine solche Moral hervor, die der des Evangeliums entgegengesezt ist. Folglich konnte die Moral des Evangeliums nur die Frucht eines der menschlichen Weisheit entgegengeseßten Princips sein'; denn die entgegengesezten Resultate seßen nothwendig die entgegen. geseßten Principien und Mittel voraus.

Aber es ist Zeit, dieses Mißverständniß zu heben, und die Sache beim rechten Namen zu nennen; es ist Zeit, zu sagen, daß es nur eine bittere Ironie war, das Dogma vom Kreuze eine Thorheit zu nennen. Dieser erhabene Gegensinn war nothwendig, um die menschliche Thorheit zu beschämen und durch den directen Angriff gerade auf den Kopf zu stellen. Damit die Kraft Gottes ganz allein wirke und sich in übermenschlicher Weise auf Erden fundgebe, war es nothwendig, daß sie als eine Thorheit sich der Welt bemächtigte. Denn außerdem, daß der menschliche Geist zu jener Zeit sich auf allen Abwegen befand und die Weisheit Gottes, den er soeben gekreuzigt, wahrlich nicht hätte begreifen können, war es auch der Macht dieses Gottes möglich und seiner Weisheit gemäß, bei Gründung seiner Religion von den Menschen abzuschen, und zwar in dem Maße, daß durch ihre Weisheit niemals die Religion könne beschämt werden, und daß aus dem vollständigen Gegensage mit derselben ihre Göttlichkeit hervorleuchte. Gewiß ein thörichtes Verfahren, wenn es vomi

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