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aufserhalb derselben mufs untergehn in der Sündfluth ewiger Verdammnifs.

Der heidnisch christliche Kaiser Constantin, der Grofse wie die Kirche ihn genannt hat, scherzte noch über den römischen Bischof einer kleinen Secte, die aus lauter Heiligen bestehen und auch alleinseligmachend sein wollte: »So nimm deine Leiter, Acesius, und steig' allein hinauf in den Himmel!«< Diese Leiter des Acesius ist seitdem nur auf etwas erweitertem Spielraume in der Kirche geblieben. Ein Concilium zu Karthago [398] hat geboten bei der Priesterweihe die Frage vorzulegen : »Ob aufserhalb der katholischen Kirche jemand zur Seligkeit gelangen möge?« Die Frage mit ihrer vorausgesetzten Verneinung gehört einer kleinen Landessynode an, aber sie entsprach so ganz dem katholischen Bewusstsein, dafs sie aufgenommen worden ist in das allgemeine Gesetzbuch der abendländischen Kirche.1)

Das nach Athanasius genannte Glaubensbekenntnifs beginnt mit den Worten: » Wer da selig werden will, mufs vor allem den katholischen Glauben festhalten, und wer denselben nicht unverletzt bewahrt, wird ohne Zweifel ewig verloren sein.« Als solcher Glaube wird dann die Lehre vom dreieinigen Gott und vom Gottmenschen in ihrer schärfsten Subtilität, in aller Entfaltung und Aufhebung ihrer Widersprüche litaneienmäfsig aufgezählt bis zum Schlufsworte: »Das ist der katholische Glaube, wer an denselben nicht treu und fest glaubt, kann nicht selig werden. « Dieses Bekenntnifs als abendländischen Ursprunges ist seit dem 7. Jahrhunderte das Symbolum der römischen Kirche geworden, die nach ihrer Spaltung von der Kirche des Morgenlandes auch das Privilegium des Seligmachens mit sich nahm; ja derjenige Papst, mit welchem die Herrlichkeit mittelalterischen Papstthums endete, Bonifacius VIII. hat recht eigentlich ex cathedra verkündet: >> Wir erklären, dass für alle menschliche Creatur nothwendig ist dem römischen Oberpriester zu gehorchen bei Verlust ihrer Selig

4) Si extra ecclesiam catholicam nullus salvetur? Decret. P. I. Dist. 23. c. 2.

keit. «2) Ihn selbst diesen Papst hat freilich Dante seiner Seligkeit ewig verlustig geschaut.

Ein bestimmtes Dogma des Alleinseligmachens ist doch weder von der Scholastik, noch zu Trient,3) selbst nicht von der neuern Theologie unter den Kennzeichen der Kirche aufgestellt worden: 4) aber der ganzen katholischen Denkweise, der höchsten Fluchandrohung, mit der zu Trient jede dogmatische Satzung verbrämt wurde, liegt es zu Grunde, und ist in den Decreten auch der neuern Päpste wie in den Lehrschriften ihrer Theologen mannichfach ausgesprochen.")

Dieses Dogma ist die Rechtsgrundlage und die treibende Macht geworden für alle die Leibes- und Seelenqual, welche von der katholischen Kirche mit der Liebe eines heiligen Hasses über ein Jahrtausend lang Ungläubigen und Gläubigen, die mit irgendeinem Widerspruche in ihre Hand fielen, im Namen Christi angethan worden ist. Was kam darauf an, den Leib zu verbrennen, wo es galt die unsterbliche Seele vor ewiger Qual zu erretten, oder, wo diese einmal verloren war, durch das schreckende Vorspiel eines solchen jüngsten Gerichtes, wie die Autodafés es darstellten, tausend andere bereits schwankende Gläubige der seligmachenden Kirche zu erhalten! Es geschah nicht blofs in Spanien, wo unter besondern politischen Begün– stigungen diese Feste der Hölle mit allem kirchlichen Pomp gefeiert wurden und das Dogma zu seinen letzten Consequenzen

2) Extravag. communes. L. I. Tit. 8. c. 1: Subesse Romano Pontifici omni humanae creaturae declaramus esse de necessitate salutis.

3) Nur Sess. V hebt das Decret über die Erbsünde an: Fides nostra catholica, sine qua impossibile est placere Deo. Aber Prof. Fidei Tridencatholicam fidem, extra quam nemo salvus esse potest.

tina:

4) Als solche notae der Kirche werden insgemein aufgestellt: unitas, sanctitas, catholicitas, apostolicitas. Die erste fällt mit der Katholicität zusammen, über die zweifelhafte Heiligkeit S. 10, vom apostolischen Charakter d. h. Ursprunge ist nothwendig im Capitel von der Tradition zu handeln.

5) Leo XII. in der Encyclica von 1824. Auch der sanfte Pius VIII. im Decrete an die preufsischen Bischöfe von 1830: Firmissimum nostrae religionis dogma, quod extra veram catholicam fidem nemo salvus esse potest. Perrone, T. 1. §. 265: Extra ecclesiam catholicam nulla datur salus.

fortschreitend ein edles Volk zu Grunde richtete.") Auch in der Republik Venedig wurden die Ketzer d. h. die evangelisch Gesinnten nächtlich auf Gondeln hinausgefahren und in die Lagunen versenkt. Aller Orten, wo die katholische Kirche die Macht dazu hatte, ist im 16. Jahrhunderte die Reformation durch solche Beweismittel widerlegt worden. Es ist nicht immer persönliche Grausamkeit gewesen, obwohl sich der Religionseifer ebenso wie die Wollust leicht mit Blutdurst verbündet: es war das Seligkeits-Dogma, welches die Folterbank bereitet und die Scheiterhaufen errichtet hat. Zwar insgemein hat die Kirchengewalt nicht selbst die Hinrichtungen vollzogen, sie hat ihre Opfer nur in ihren Kerkern begraben, das Sprüchwort kam auf, » die Kirche dürstet nicht nach Blut, « nach dem Blute ihrer Kinder! daher auch das Verbrennen derselben üblich wurde: sie übergab die Verurtheilten der weltlichen Gewalt, übergab sie mit der heuchlerischen Bitte, sie mild und menschlich zu behandeln, namentlich mit dem Tode oder Verstümmelung der Glieder zu verschonen: aber die Obrigkeit galt verpflichtet, bei Strafe selbst für ketzerisch geachtet zu werden, das Opfer zu vollziehn und gewöhnlich stand der Henker schon bereit, wie dies auch dem Beschlusse einer ökumenischen Synode entspricht.) Dazu fehlt es nicht an einer biblischen Begründung zu Handen des Papstes insbesondere. Baronius, der Ge-. schichtschreiber der katholischen Kirche, sprach in einer Rede vor Paul V.: »Heiliger Vater, Sanct Peters Amtsverrichtung ist eine zwiefache. Sie besteht im Weiden und im Tödten, zufolge

6) Nach Llorente, dessen Zahlen doch zu revidiren sind, hat die spanische Inquisition lebendig verbrannt 34668, im Bildnifs 18099, zu den Galeeren verurtheilt 288284.

7) Conc. Lateran. IV. a. 1215. can. 3: Excommunicamus et anathematizamus omnem haeresin, extollentem se adversus hanc catholicam fidem, condemnantes haereticos universos, quibuscunque nominibus censeantur. Damnati praesentibus saecularibus potestatibus aut eorum baillivis relinquantur animadversione debita puniendi, clericis prius a suis ordinibus degradatis, ita quod bona hujusmodi damnatorum confiscentur, si vero clerici, applicentur ecclesiis, a quibus stipendia receperunt. Die Jesuiten deuteten Tit. 3, 10 nach der Vulgata: haereticum hominem devita! als de vita tolle! es wäre lächerlich, wäre nicht die Anwendung des gemifsbrauchten Bibelworts entsetzlich.

Polemik.

den Worten: Weide meine Schafe! und: Schlachte und ifs! Denn hat der Papst mit den Widerstrebenden zu thun, so hat er den Befehl sie zu schlachten, zu tödten und aufzuessen. «< Das ist freilich eine Allegorie, da die Ketzer eine sehr unverdauliche Speise für den Heiligen Vater sein würden, allein es liegt die Mahnung zu einer furchtbaren, so weit die Verhältnisse zuliefsen, nicht gescheuten Wirklichkeit darin.

Auch Protestanten haben mitunter ihre Kirche für alleinseligmachend ausgegeben und hiernach gehandelt. Sie hatten meist das Athanasianische Bekenntnifs mit herübergenommen, bei welcher Aneignung doch anerkannt blieb, dafs dieser Glaube, ohne den niemand selig werden könne, von der katholischen Kirche des Morgen- wie des Abendlandes getheilt werde. Der junge protestantische Staat hat Wiedertäufer hingerichtet und die düstern Flammen, in denen Servet endete, Calvin hat sie angeschürt, Melanchthon belobt. Einige Entschuldigung liegt in den revolutionären Bestrebungen des damaligen Anabaptismus, welche mit dem Bauernaufstande zusammenhingen und endlich in dem Greuel-Reiche zu Münster alle sociale Ordnung bedrohend zum Ausbruche kamen.) Servet hatte durch die Form der Geltendmachung seiner wenig verstandenen Lehre die frommen Gefühle tief verletzt, wenn er etwa den dreieinigen Gott der Kirche dem dreiköpfigen Höllenhunde verglich.

Aber jene Phantasie einer alleinseligmachenden lutherischen oder calvinischen Kirche, jene Justizmorde des religiösen Fanatismus und was sich noch in langer Reihe ihnen anschlofs, Kerker und Landesverweisung um einer Irrlehre willen, oder auch wegen des katholischen Bekenntnisses selbst, das alles wurzelte in den Überresten katholischen Wesens, welche die Reformation noch nicht ausgeschieden hatte, wennauch in

8) Der gelehrte Perrone kann diese Entschuldigung allerdings nicht verstehn, denn ihm ist aus der guten Stadt Münster die mythische Person eines Genossen der Reformatoren Namens Munsterus geworden, so die witzige Stelle 7'. I. P. II. §. 220: Ex eodem protestantismi destructivo principio velut ex equo trojano plures statim proinde sacrorum emendatores: Zwinglius in Helvetia, Calvinus in Galliis, Carolostadius in Germania, Munsterus in Westphalia, qui emendarunt suo sensu quod inemendatum reliquerat Lutherus.

protestantische Anschauungen verkleidet, wie bei dem Todesurtheil über Servet in die Meinung, dafs hier das alttestamentliche Gebot gegen Gotteslästerer zu vollziehn sei. Der Protestantismus, wie er allmälig zum vollen Bewusstsein seiner selbst gelangte, hat jene Unthaten bereut und auf immer verworfen. Es war das einfache Wort des Protestantismus, als Spener auf seinem Sterbebette sagte: » Unser Herr Christus wäre ein armer Mann, wenn nur die orthodoxen Lutheraner selig würden!« und er wäre nicht viel reicher, wenn er nächst dem Schächer nur die frommen Katholiken aufnehmen könnte in sein Reich. Es ist der Protestantismus selbst, der da spricht: »>ich verdamme nicht wo ich irgendetwas von Christo finde; « ja er darf sagen: ich verdamme überhaupt nicht. Nur wo mit der Rückkehr zu alterthümlicher Orthodoxie auch das katholische Wesen in seiner Mitte wieder mächtig wird, erneut sich auch ein Gelüste nach der Macht solcher rettenden Thaten. Der zu sich selbst gekommene Protestantismus, indem er seine Kirchen als geschichtlich berechtigte, aber neben andern noch unvollkommneren immer noch unvollkommene Darstellungen der idealen Kirche erkannte, wie Christus sie gewollt hat, erkannte auch, dass er keine allein seligmachende Kirche zu bieten, also auch nicht als solche mit blutiger oder sanfter Gewalt sie zu beschirmen habe.

Auch die katholische Kirche übt nicht mehr diesen blutigen Frevel des » nöthige sie hereinzukommen « und des Festhaltens um jeden Preis. Der Unterschied ist nur, dafs der Protestantismus durch die Entwicklung seines eigensten Wesens folgerecht auf solche Gewalt verzichtet hat, der Katholicismus aber widerwillig von einer fremden Macht bezwungen, so dafs schon Innocenz X. nur protestiren konnte gegen den Westphälischen Frieden, als der den Anhängern der Augsburgischen Confession an vielen Orten die freie Ausübung ihrer Ketzerei gestatte. Es ist die Civilisation, welche zunächst vertreten durch den modernen Staat solche Thaten nicht mehr zulässt und dem alten Löwen einen jener Maulkörbe angelegt hat, mit welchen einst die Inquisition ihre Opfer zum Scheiterhaufen führte. Der Löwe knirscht gegen die eiserne Fessel. Noch un

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