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Gottes nach der Lehre der katholischen Kirche selig werden. Ein Mahomedaner oder Heide, der für das, was er irgend als seine Pflicht, als Gebot Gottes erkennt, aus Liebe zu diesem Gotte, mag er ihn Allah, Jupiter oder Brahma nennen, den Tod erleidet, empfängt die Bluttaufe, ist nach der Lehre der katholischen Kirche keineswegs von der Erlangung der Seligkeit ausgeschlossen.« Hiernach sei bewiesen: »> dafs die gröfste Masse der von der katholischen Kirche getrennt lebenden Christen nicht von ihrer Gemeinschaft ausgeschlossen sind, ja dafs sogar viele Mahomedaner und Heiden nach ihrer Lehre durch die Gnade Gottes die ewige Seligkeit erlangen können.« Das ist entweder die ideale Kirche des Protestantismus, nur über alle historische Schranken des Christenthums ausgedehnt, über die wir sie nicht ausdehnen, oder es ist jesuitische Politik und heifst ihr Protestanten alle steht immer noch unter dem Papste, und man wird an jedem, über den man's vermag, dieses Recht gelegentlich geltend machen.26) In dieser Anschauung ist es auch begründet, wenn es schon gegen das sittliche Urtheil der ́ Zeitgenossen von wenig Bischöfen ausgeübt wird, denen, die zur protestantischen Kirche übergehen, den Fluch der Kirche nachzusenden.27)

Nach der römischen Theologie bleibt der Protestantismus doch nur eine Rebellion, und die Protestanten protestiren gegen die Wahrheit und wider Gott:28) Auch Augustin schrieb an

26) So haben auch die deutschen Bischöfe nach römischer Ansicht ihre alten Sprengel immerdar festzuhalten, und die protestantischen Bewohner derselben als de jure ihnen untergeben anzusehn. Vgl. O. Mejer, die Propaganda. Gött. B. II. S. 156 ff.

27) So hat der Erzbischof Friedrich von Olmütz nach frühern gleichen Attentaten noch vom 13. Jan. 1862 ein Ehepaar, das in aller gesetzlichen Form übergetreten ist, nachdem es zur Rückkehr »zum heiligen katholischen Glauben, aufser welchem kein Heil, väterlich ermahnt worden, wegen des Verbrechens der Ketzerei in die Strafe des grofsen Bannes<< verurtheilt, von allen rechtgläubigen Christen sollen sie so lange gemieden werden, »bis sie Unsern Anordnungen Genüge geleistet haben, wenn ihre Seelen gerettet werden sollen.<<

28) Perrone, T. I. §. 146: Quicunque protestati sunt adversus ecclesiam catholicam, protestati fuerunt adversus veritatem et adversus Deum ipsum. 147: Protestantismus est actus rebellionis adversus ecclesiae auctoritatem.

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einen solchen Protestirenden seiner Zeit: 29) » Ausserhalb der Kirche gestellt, getrennt vom Baue der Einheit und von der Fessel der Liebe, wirst du mit ewiger Qual gestraft werden, liefsest du dich auch lebendig für den Namen Christi verbrennen, « Ein Bischof hat noch immer bei seinem Amtsantritte zu schwören: »Ich will die Ketzer nach Kräften verfolgen. «30) Ein Priester bleibt noch immer verpflichtet, die katholischen Ältern mit jeder Drohung abzuhalten, dafs sie nicht die Tochter den Armen eines Protestanten überliefern ohne die Verbürgung der katholischen Erziehung aller Kinder. Ist dennoch gleiches Recht durchgesetzt worden, so wird die Gattin, die Mutter im Beichtstuhle geängstet, die Kinder aus dem Höllenpfuhl zu retten, den Gatten mindestens auf seinem Sterbebette. Ist auch das mifslungen, so sollen die im Leben treu beisammenstanden da, wo ein österreichisches Concordat gelungen ist, doch im Grabe nicht neben einander ruhn.

Nach dieser Theologie ist die religiöse Toleranz gottlos und sinnlos.) Von dieser wird allerdings die politische Toleranz unterschieden: dafs von der Staatsgewalt verschiedene religiöse Culte geduldet werden, dies sei unter gewissen Verhältnissen erlaubt, ja nothwendig. Natürlich nur da wo die katholische Kirche in der Minderzahl ist, denn wo sie herrscht ist keinem Fürsten erlaubt eine falsche Religion zuzulassen.32) Hiernach wird in Spanien noch immer der protestantische Cultus und ein Verbreiten der Heiligen Schrift gesetzlich zwar nicht mehr mit dem Feuertode, doch mit langen Kerkerjahren, gestraft. Matamoros, und seine Glaubensgenossen sind bis zu siebenjähriger Zwangsarbeit in den afrikanischen Besitzungen verurtheilt, und noch ist zweifelhaft, ob auf die Vorstellungen

29) Ep. 173.

30) Haereticos pro posse persequar. Holland hat sich im Vertrage mit dem Papste dieses unchristlichen und unpatriotischen Eides erwehrt, es wäre Zeit dafs er auch in Deutschland abgethan würde, mit oder ohne Concordat.

31) Perrone, T. I. §. 290: Tolerantia religiosa est impia et absurda. 32) Perrone, T. 1. §. 304: Nunquam debent homines assentiri mendacio; nec principes jus ullum habent recipiendi falsam religionem, cum ipsi praesertim ad veram religionem complectendam teneantur.

des preussischen und englischen Gesandten, dafs solches Verfahren dem Bewusstsein der civilisirten Welt widerspreche, königliche Gnade dem Protestantismus dieses Märtyrerthum entziehen werde. In Toscana brachte das Lesen in der Bibel mit einigen Freunden auf's Zuchthaus, und das englische Parlament musste mit Kriegsschiffen winken, bis der Landesherr sich entschlofs aus Gnaden die Verurtheilten des Weges ziehn zu lassen, den er freilich selbst bald gegangen ist.

In Tyrol, nachdem es sich lange gegen das deutsche Recht und Gesetz gewehrt hatte, nachdem [1837] eine evangelisch gesinnte Bevölkerung um ihres Glaubens willen das vaterländische Thal verlassen musste, als endlich die österreichische Monarchie genöthigt war Ernst zu machen mit der kirchlichen Gleichberechtigung: hat sich [1861] ein einfacher gutmüthiger Volksstamm von seinen Priestern aufgeregt gegen die Zulassung von Protestanten zu Grundbesitz mit einem Eifer erhoben, als wenn derselbe Volksstamm sofort in Versuchung käme Haus und Hof an Protestanten zu verkaufen und das Land durch den ketzerischen Glauben verpestet würde. Da hörte man von der Kanzel Reden der Art: » Meine liebe Gemeinde, ich habe euch noch etwas sehr Trauriges mitzutheilen: die Mutter Gottes zieht aus, sie verläfst Tyrol, weil die Lutherischen kommen. «< Auch der Papst ist durch die Adresse solch einer mifsleiteten Bauernversammlung zur Mitleidenschaft gezogen worden, und hat in seiner Antwort auf die frommen Bestrebungen, den katholischen Glauben in diesen Gegenden unversehrt zu erhalten und eine falsche Gottes verehrung gänzlich auszuschliefsen, seinen apostolischen Segen gelegt.33)

Döllinger behauptet, da wo eine Kirche noch im Besitze der ganzen Nation ist, die Pflicht der Staatsgewalt sich gegen einen Angriff auf die Nationalkirche in die Wagschale zu legen, d. h. jeden andern Cultus zwangsweise auszuschliefsen; doch ist er verständig genug einzusehn, dafs in deutschen Landen » die Zulassung des fremden Bekenntnisses nur noch eine Frage der Zeit sein kann. «34)

33) Glaubensversamml. zu Insbruck d. 30. Juni, Breve vom 5. Sept. 1861. 34) Kirche u. Kirchen, S. 88 f. 485.

Nach der römischen Theologie soll die religiöse Toleranz auf der Meinung stehn, alle Religionen und Secten, christliche und antichristliche, seien gleich gut und heilsam,35) Gott verhalte sich gleichgültig gegen alle. Diese grobe Auffassung ist der gemeinsten Aufklärung des vorigen Jahrhunderts entlehnt. Die wahre Toleranz, wo sie nicht etwa unmittelbar aus einem unverfälschten christlichen Herzen hervorgeht, ruht auf der Einsicht, dafs allerdings die grofsen Weltreligionen verschiedene Entwicklungspunkte des sittlich-religiösen Geistes der Menschheit bezeichnen und insofern von Gott gewollt sind, weil er freie Menschen in weitaussehender geschichtlicher Entwicklung gewollt hat; dafs auch die verschiedenen Kirchen der Christenheit und manche ihrer Secten bestimmten Entwicklungen des christlichen Geistes entsprechen, aber eine sehr verschiedene Berechtigung, Bedeutung und sittliche Wirkung haben, doch so dafs in jeder den Einzelnen nach der ihm verliehenen Natur- und Gnadengabe möglich ist zu Christus und hiermit zum Heile zu gelangen. Diese Einsicht ist auch die Grundlage der politischen Toleranz und begründet ein Verhältnifs zu gleichgültigen wie zu geliebten Menschen, welche in der uns fremden Kirche ihrer Geburt den Frieden finden, dafs wir weder sie noch uns selbst wegen ihrer Seligkeit bedrängen und ängstigen, ohne ihnen doch das Bessere, das wir zu besitzen meinen, als stilles Vorbild, und sobald ein Verlangen darnach rege wird, als möglichst bestimmte Erkenntnifs vorzuenthalten. Eine alleinseligmachende Kirche kann diese Toleranz nicht gelten lassen, und wirft sie daher mit dem Indifferentismus zusammen, um sie unter der Firma desselben als irreligiös und absurd zu bezeichnen.

Doch muss man gestehn, dass der Zeit in Italien, vor allem in Rom selbst eine edlere Sitte herrscht, sei's durch die glückliche Naturanlage des italienischen Volks, auch da wo es noch römisch-katholisch gesinnt ist, sei's durch die höhere Weltbildung und grofsartige Umsicht am Sitze des Papstthums. So oft

35) Perrone, T. I. §. 290 ; Qua quilibet tenet religiones omnes aut sectas aeque veras ac bonas, hominique perinde omnes aeque salutares

esse.

Polemik.

bin ich, wie es der Wanderer nicht wohl vermeiden kann, wenn auch Störung möglichst meidend, mitten im Cultus und durch die Menge der Knieenden hingegangen um offenbar als Ketzer nur die Kunstherrlichkeit dieser Altäre zu betrachten: nie habe ich defshalb eine unfreundliche Gebährde bemerkt. Man kennt die Scherzrede eines Römers, er wolle, um einmal zu den Functionen der heiligen Woche in die päpstliche Kapelle zu gelangen, sich als Ketzer verkleiden, weil, um das Gedränge dieser Tage in dem verhältnifsmässig engen Raume zu mindern, die Bedingung des Eintritts für Civilpersonen der schwarze Frack ist, in dessen Besitze sich vorzugsweise die Fremden, die Ketzer befinden. Wenn ich da mitten unter den Prälaten in den Momenten, wo alles auf die Knie fällt, nur vom Sitze mich erhebend ruhig stehen blieb, nie hat mich defshalb ein unwilliger Blick getroffen, und immer ist mir diese innere reservirte Stätte wieder freundlich eröffnet worden. Es ist nur ein Zufall, durch die Wohnung des preufsischen Gesandten, doch auch ein Zugeständnifs, dessen versuchte Verkümmerung nicht gelungen ist, dafs trotz der alten Weissagung der protestantische deutsche Gottesdienst seit länger als einem Menschenalter auf dem Capitol gehalten wird; dort beten sie auch für den Papst, vormals mit den Worten: » Gott segne den Herrn dieses Landes, in welchem wir Fremdlinge sind. « Es ist wenigstens eine unbefangene Politik, dafs der schismatische wie der ketzerische Monarch, der Kaiser von Rufsland wie der König von Preufsen, mit gleicher Verbindlichkeit im Vatican empfangen wurde, und was mehr sagen will, auch die Königin [1859], die von der katholischen Kirche hergekommen ist, mag ihr's nun schwer oder leicht geworden sein, der Messe und dem Beichtstuhle zu entsagen. Freilich nicht minder verbindlich wurde [1862] der Vicekönig von Ägypten empfangen; auch stand ja schon Innocenz VIII. in einem herzlichen Verhältnisse mit dem Grofstürken.

Aber wird nicht an jedem Car-Donnerstage durch Verlesung der Nachtmahlsbulle feierlich der Fluch über alle Protestanten ausgesprochen? Diese Bulle [in Coena Domini], allmälig im Mittelalter erwachsen und bei der jährlichen Segen

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