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Da jedoch die katholische Kirche auch vor dem Concilium von Trient einen ziemlich bestimmten Glauben gehabt hat, ihr Glaube wäre sonst jüngern Ursprungs als die protestantischen Bekenntnifsschriften, und da jenes Concilium, mitunter genirt durch den protestantischen Gegensatz und um dem innern Zwiespalte ihrer theologischen Schulen aus dem Wege zu gehn, nicht selten sich absichtlich weit und unbestimmt ausgedrückt hat, so würde das katholische Dogma ohne diesen Hintergrund vortrientischer Lehrweise, der auch in der neuern Theologie wieder hervorgetreten ist, unvollständig aufgefafst sein. Wir finden diese Lehrüberlieferung bei den als recht gläubig anerkannten Kirchenvätern und Scholastikern, sowie ihre Fortbildung bei den oben genannten nachtrientischen Dogmatikern, und ihre einstimmige Überlieferung ist noch sicherer für katholische Lehre anzusehn, als wir etwa bei den lutherischen Dogmatikern der Wittenberger Schule im 17. Jahrhunderte die orthodox lutherische Lehre finden, denn die katholischen Kirchengewalten seit der Reformation sind oft genug rasch zugefahren, Lehren und Bücher feierlich zu verdammen, die auch nur auf harmlosen Abwegen sich von der kirchlichen Überlieferung zu entfernen schienen; diese päpstlichen Entscheidungen sind daher gleichfalls Urkunden kirchlicher Lehre. *) Dennoch ist zu unterscheiden, was durch ein ökumenisches Concilium mit päpstlicher Zustimmung als unabänderliche Norm des Glaubens aufgestellt worden ist, was sich daran durch eine langhin einstimmige Überlieferung folgerecht als katholische Lehre angeschlossen hat und was noch als controvers in den katholischen Schulen behauptet wie bestritten wird, **) denn nur das Erste ist Gesetz für alle Katholiken, hinsichtlich des Dritten kann freie Mannichfaltigkeit statt finden, über die Verbindlichkeit des Mittleren schwanken die Meinungen. Ich habe auf diese Unterschiede überall, wo sie bedeutsam hervortreten, hingewiesen. Einigemal mufste weit in den geschichtlichen Verlauf eines Dogma zurückgegriffen werden, weil es nur in dieser seiner geschichtlichen Entwicklung zu vertheidigen wie zu bestreiten, jedenfalls, was doch das wichtigste, nur so zu verstehen ist.

Aber nicht allein das Gebiet des Dogma ist das Schlachtfeld dieses Geisterkampfes, auf dem sich die Zukunft beider Kirchen ent

*) Die wichtigeren Constitutiones der Art sind der römisch-leipziger Ausgabe der Decrete von Trient als Anhang beigefügt.

**) Dieses entspricht der üblichen Unterscheidung: quae fidei sunt [oder de fide], fidei proxima et quae in scholis catholicis agitantur.

scheiden wird, sondern auch ein ethisches, sociales, humanistisches Gebiet. Das dritte Buch unsrer Polemik geht auf diese Fragen ein, welche ich natürlich nur in Betracht ihrer beschränkten Bedeutung für den obschwebenden Kampf Beisachen genannt habe. Die ganze Gliederung in 3 Bücher mit ihren Unterabtheilungen kann nicht auf systematische Nothwendigkeit Anspruch machen, es ist nur eine Neben- und Ineinanderstellung, wie das Eine aus dem Andern folgend und dasselbe erläuternd dem Verständnisse für den angegebenen Zweck förderlich erschien. *)

Dieses Handbuch ist kein Volksbuch, hat es aber darauf abgesehen allen auch nur im gewöhnlichen Sinne Gebildeten, die den Ernst einer solchen Untersuchung nicht scheuen, verständlich zu werden. Daher war manches etwas breiter auseinanderzusetzen, als unter Fachgenossen nöthig wäre, und so einmal von der strengen Schulform losgesprochen ist das Ich persönlicher Anschauungen, kleiner Erlebnisse und momentaner Interessen wohl mehr hervorgetreten, als in wissenschaftlichen Verhandlungen üblich ist. Nur die Noten sind blofs für solche die Latein verstehn, und enthalten, auch sie ohne jedes gelehrte Gepränge, einiges mehr Theologische und manche Belege, weniger zum Beweise als zur weitern Erklärung, nichts zum Verständnisse Nothwendige.

Ich verstehe nicht zu weissagen, ob die Weltgeschichte nach einer Peterskirche mit ihrer Gesetzlichkeit und weltlichen Herrschaft, nach einer Paulskirche mit ihrer Innerlichkeit und dialektischen Geistigkeit, noch die Liebeseinheit einer Johanniskirche sehen wird, wie Rom sie äufserlich besitzt in seinen drei grofsen Basiliken: aber ich hege die frohe Zuversicht, dafs dieses streitbare Handbuch zur rechten Zeit in Vergessenheit kommen wird, wenn wieder ein Friedensbogen, und nicht aus den Nebeln der Gleichgültigkeit gewebt, über die beiden Kirchen sich wölbt, in die nun einmal durch eine göttliche Schickung unser Volk vertheilt ist, und es dennoch sich fühlt als ein einig Volk von Brüdern unter dem Paniere des Kreuzes im rechten Gottesfrieden.

Rom, im Mai 1862.

*) Zwei Capitel waren bereits mit einigen Änderungen veröffentlicht, das vom Papste nach seiner weltlichen Macht in der Broschüre »Der Papst u. Italien, «< zwei Auflagen vom Januar und Februar 1861, und das von >>Überflüssigen Werken, Mönchthum und Heiligen,«< in den Preufsischen Jahrbüchern, Januar 1862.

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II. Überflüssige Werke, Klöster, Heilige..

III. Die heilige Jungfrau..

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Erstes Buch.

Von der Kirche.

Erstes Capitel.

Der Katholicismus.

Das Taufbekenntnifs des dritten Artikels zum Heiligen Geiste hat sich während der drei ersten Jahrhunderte im apostolischen Symbolum entfaltet zum Glauben » an eine heilige, katholische Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen.« Es kommt vor, dafs eine geistige Macht lange Zeit das Leben eines Volkes beherrscht, ohne das Bedürfnifs ein bestimmtes Bewufstsein derselben auszusprechen und zu rechtfertigen: so hat die katholische Kirche fast ein Jahrtausend geherrscht über die Völker des Abendlandes, ohne dafs sich auch nur in der kirchlichen Theologie, in der Scholastik, ein bestimmter Lehrbegriff über die Kirche gebildet hätte.

In der Augsburgischen Confession wurde die Kirche bestimmt als >> die Versammlung aller Gläubigen und Heiligen, in welcher das Evangelium rein gepredigt und die Sacramente recht verwaltet werden. « Die Confutation hat dagegen Verwahrung eingelegt zunächst nur im Verdachte, die husitische Lehre, dafs nur die zum Heil Prädestinirten zur Kirche gehörten, solle hierdurch erneuert werden. Aber in der Confession war es bereits ausgesprochen, dafs die Sacramente auch durch heillose Menschen gültig verwaltet werden können und die Apologie hierauf sich berufend bekennt, »dafs auch die Heuchler und die Bösen Mitglieder der Kirche sind nach der äufserlichen Genossenschaft. «<

Polemik,

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