Sayfadaki görseller
PDF
ePub

VII

Vorwort.

Dieses Buch ist eine Frucht der im akademischen Unterricht gemachten Erfahrung, daß ein gründliches Studium des Katholizismus nur dann möglich wird, wenn die Quellen seiner Geschichte zugänglich gemacht werden. Auch bei der vorliegenden Bearbeitung ist dieser praktische Zweck im Auge behalten. Aber der Vergleich dieser vierten Auflage mit den vorhergehenden Auflagen zeigt, daß die Sammlung nunmehr so erweitert ist, daß sie den Versuch darstellt, den gesamten Katholizismus in seinen wichtigsten und charakteristischsten Lebensäußerungen zu umspannen. Allerdings waren mir bestimmte räumliche Grenzen gezogen, an die ich mich dauernd zu erinnern hatte. Aber die mir durch das Entgegenkommen des Verlegers gewährte Bewegungsfreiheit hat es mir ermöglicht, zahlreiche neue Stücke aufzunehmen, von denen ich hoffe, daß sie Interesse finden werden.

Da die Geschichte des Papsttums und des römischen Katholizismus zugleich eine Geschichte des abendländischen Geisteslebens ist und große Gebiete des Rechtswesens umschließt, will ich nicht unterlassen, auf einige Gesichtspunkte hinzuweisen, die mich bei der Stoffauswahl geleitet haben.

Von besonderer Bedeutung erschienen mir die Anfänge und Schlußpunkte der in Betracht gezogenen Entwicklungsreihen. Aus der dazwischen liegenden Geschichte haben nur die wichtigsten Etappen und Wendepunkte Berücksichtigung erfahren.

Die Anwendung dieses Grundsatzes führte dazu, die grundlegende Periode der Geschichte des Papsttums, d. h. die Entwicklung des römischen Primats zum Papsttum, und ebenso seine gegenwärtige Stellung, die durch das Vatikanum begründet worden ist und in dem Codex iuris canonici seine klare rechtliche Bestimmung gefunden hat, verhältnismäßig eingehend darzustellen.

Aus der Geschichte der kirchenpolitischen Kämpfe wurden die weltgeschichtlich bedeutungsvollen Zusammenstöße zwischen geistlicher und weltlicher Gewalt sowie die Aeußerungen des römischen Stuhles herausgegriffen, die als grundsätzliche Kundgebungen über das Verhältnis von Kirche und Staat eine über den zeitgeschichtlichen Anlaß hinausgreifende Bedeutung besitzen. Dabei sind alle Päpste, die in der Geschichte der Gesamtkirche oder auf einzelnen Gebieten des Katholizismus eine führende Rolle gespielt haben, irgendwie zu Worte gekommen.

Eine wesentliche Neuerung liegt darin vor, daß die Quellen zur Geschichte des inneren Lebens der katholischen Kirche erheblich vermehrt worden sind. So sind über den Jesuitenorden mehrere Stücke hinzugefügt worden, um den großen Einfluß, der von ihm auf die katholische Kirche ausgegangen ist und den er zur Zeit ausübt, stärker, als es bisher geschah, zum Ausdruck zu bringen. Eine ganz neue Situation hat die Veröffentlichung des Codex iuris canonici geschaffen. Er ist für das ganze katholische Kirchenrecht von so epochemachender Bedeutung, daß zwar zweifelhaft sein kann, ob die in diese Sammlung

aufgenommenen Canones zweckmäßig ausgewählt sind, aber kaum die Notwendigkeit
in Frage gezogen werden wird, dieses Gesetzbuch selbst heranzuziehen. Ich gestehe, daß
ich mich schon bei der Zusammenstellung der dritten Auflage ernstlich darum bemüht
habe, durch Einführung in die Geschichte der katholischen Frömmigkeit dem Eindruck
vorzubeugen, als ob die Geschichte des Katholizismus mit der Geschichte der Hierarchie
und der Geschichte der Kirchenpolitik zusammenfiele. Zur Unterstützung dieser Absicht
wird hier weiteres Material dargeboten, das wenigstens einige typische Seiten der katho-
lischen Religiosität veranschaulichen soll. Eine religionsgeschichtliche Würdigung des
gesamten Katholizismus bietet das wertvolle Buch von Fr. Heiler, Der Katholizismus.
Seine Ideen und seine Erscheinung, München 1923. Endlich hebe ich hervor, daß das
Streben, auf alle Seiten des Katholizismus hinzuweisen, die Pflicht in sich schloß, auch
das Verhältnis der katholischen Kirche zu Andersgläubigen, beispielsweise ihre Behand-
lung der Mischehen, durch Vorlegung des darüber seit dem Erscheinen der dritteu Auf-
lage bekannt gewordenen Materials zur Sprache zu bringen.

Die Literaturangaben haben eine nicht unbeträchtliche Erweiterung erfahren. Ich
habe damit vielfach geäußerten Wünschen entsprochen, die ich, zumal im Blick auf das
beklagenswerte Eingehen des Theologischen Jahresberichtes als berechtigt anerkennen
mußte. Falls diese mühevolle Arbeit sich als brauchbar erweist, so hat die Universitäts-
bibliothek in Göttingen daran ein wesentliches Verdienst, wenn sie auch unter dem Druck
der wirtschaftlichen Not Deutschlands gezwungen worden ist, im Widerspruch zu ihren
großen Ueberlieferungen ihre Neuanschaffungen von Auslandsliteratur wesentlich ein-
zuschränken. Dem Direktor der Bibliothek und ihren Beamten fühle ich mich für weit-
gehende Hilfeleistung und Förderung jeder Art zu großem Dank verpflichtet.

Es ist mir eine angenehme Pflicht, vor allem auch meinen lieben Schülern Herrn
Privat dozent Lic. theol. Kurt Schmidt und Herrn Stiftsinspektor Lic. theol. Weidemann für
ihre unermüdliche und zeitraubende Hilfe bei der Korrektur meinen herzlichsten Dank
auszusprechen. Letzterer hat auch das Verdienst, durch die Zusammenstellung des Ver-
zeichnisses der abgedruckten Quellen den Benutzern des Buches einen großen Dienst
geleistet zu haben. Ich füge hinzu, daß ich mich bei der Superrevision auch der Unter-
stützung des Herrn Kirchenrats Reich und des Herrn Professors Peterson zu erfreuen hatte.
Auch ihnen bin ich für die mir dadurch zuteil gewordene Entlastung aufrichtig dankbar.
Als ich vor 30 Jahren an die Ausarbeitung der Quellen herantrat, ahnte ich nicht,
welche zwangsläufigen Folgen dieser Schritt für mich haben würde. Aber die Neugestaltung
des Buches hat mir doch nicht nur ein ansehnliches Maß von Arbeit zugeführt, sondern
zugleich eine unendliche Fülle von Problemen der verschiedensten Art nahe gebracht
und mich dadurch bereichert.

Göttingen, den 21. Juli 1924.

Carl Mirbt.

« ÖncekiDevam »