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So vereinte nun die vordere Gräberreihe im Königschor das gesamte Geschlecht der fränkischen Kaiser. Die ruhelosen Salier, deren stürmisches Wesen uns oft an die Titanen gemahnt, hier hatten sie inmitten des ihnen stammverwandten Volkes das müde Haupt zum Schlummer gebettet.

Es folgt nunmehr die zweite Epoche der Beisetzungen, in welcher der Königschor sich zum Hohenstaufengrab umwandelte, indem hier des Rotbarts Gemahlin Beatrix, sein Töchterlein Agnes und sein Sohn Philipp Ruhe fanden.

Im Reiche folgte zwar zunächst ein Herrscher sächsischen Stammes, Lothar von Süplingenburg, dessen Grabmal sich in der Pfeilerbasilika zu Königslutter unweit seiner Stammburg und der Stadt Braunschweig befindet. Bei der Eröffnung im Jahre 1620 fand man ausser geringfügigen Überresten eines der drei Bleitäfelchen, welche ihm nach dem Zeugnisse Ottos von Freising zur Authentizität mitgegeben wurden. Dieser Umstand erregt unser Interesse, weil auch in Speyer solche Bleiplättchen in den Gräbern der Beatrix und ihrer Tochter sich fanden.

Auch Konrad III., der erste regierende Hohenstaufe, ist trotz seiner innigen Beziehungen zu Speyer (das Nekrolog des Domstiftes nennt ihn frater noster) weder daselbst beigesetzt, wie eine grosse Anzahl von Quellen meldet, noch im staufischen Familiengrabe Lorch, sondern nach dem ausdrücklichen Zeugnisse seines Verwandten, des grossen Geschichtsschreibers Otto von Freising, und der Urkunde Kaiser Friedrichs I. vom 12. März 1152 im Dome zu Bamberg. Zwar wünschten seine Verwandten seine Beisetzung in Lorch, wo sein Vater ruhte, und beriefen sich angeblich auf einen Wunsch des Verblichenen, aber der Bamberger Klerus erbat sich die Gunst, den Leichnam des in Bamberg Verstorbenen dort behalten zu dürfen.

Im November 1184 starb des grossen Kaisers Friedrichs I. zweite Gemahlin Beatrix von Burgund, die Wohlthäterin des Speyerer Doms,

»>quae Venerem forma superabat, mente Minervam, Junonemque opibus . . .«,

wie es in den neugefundenen Versen einer vatikanischen Handschrift (ed. Monaci) heisst ').

Es war dies ein unersetzlicher Verlust für den Kaiser, der seiner Gemahlin in inniger Liebe anhing; regelmässig begleitete sie ihn ins Feld und musste dann stets in der Nähe seines Lagers weilen. Radulf de Diceto sagt in seinen Imagin. historiarum von Friedrich: »Licet.. constantissimus fuerit, vir tamen uxorius reputatur a multis, quaerens in omnibus, quomodo placeat uxori.»

Fast gleichzeitig verlor Friedrich eine Tochter, welche nach der Angabe der Marbacher Annalen kurz vor ihrer Mutter starb (»nec diu postea obiit Beatrix«). Die Thatsache melden auch die Chronik von St. Peter, ferner Ex gestis Henrici II. et Ricardi I. und Roger von Hoveden. Nach den Marbacher Jahrbüchern und dem Chron. Sanpetrin. war diese Tochter mit dem Sohne des Königs Bela von Ungarn verlobt; ihnen folgt Giesebrecht. Dagegen war sie nach den Gesta Henrici und Roger von Hoveden dem Grafen Richard von Poitou, dem Sohne des mächtigen englischen Königs zugedacht; die Vermittlung hatte der mächtige Erzbischof Philipp von Köln auf seiner Reise. nach England übernommen 2).

Nun sind wir über die Familie des grossen Kaisers verhältnismässig wenig unterrichtet; wir wissen nicht einmal die Zahl, geschweige denn die Namen seiner Töchter. Die gründliche Dissertation von Hug (»Die Kinder Friedrich Barbarossas«<, Heidelberg 1890) nimmt drei Töchter an; die Chronica Albrici interpolata (M. G. 23, 863) wissen nur von einer Tochter quae puella decessit. Niemals wird in den monumenta eine Tochter mit Namen Agnes angegeben, weshalb man denn auch die hier Begrabene früher bis

1) Über die richtige Datierung siehe Giesebrecht VI., S. 625, Töche >>Heinrich VI.«, S. 34, Scheffer-Boichorst >>Friedrichs letzter Streit mit der Kurie«, S. 65, Hug 1. 1. Die Speyerer Autoren haben meist unrichtig 1190. Johannes von Mutterstadt 1183; das richtige Jahr bietet die Münchener Handschrift Wolfgang Baurs. Als Todestag giebt das Necrol. Spirense den November an; ihr Gedächtnis wurde nach der gleichen Quelle am 28. August begangen. 2) Vgl. Prutz >>Kaiser Friedrich I., 3. Bd., und Hecker »Die territoriale Politik Philipps I. von Köln«.

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weilen als Tochter Friedrichs II. bezeichnete, deren aber ebenfalls keine mit dem Namen Agnes nachweisbar ist.

Nun erscheint es gewiss auffallend, dass ein Kind hier im räumlich so beschränkten, bisher nur den Herrschern selbst und ihren Gemahlinnen vorbehaltenen Grabraume Aufnahme fand, statt etwa in der Krypta, wie seiner Zeit die doch erwachsene Prinzessin Adelheid, Heinrichs IV. Tochter. Wir dürfen nun annehmen, dass die hier bestattete Kaisertochter Agnes identisch ist mit der Tochter des Rotbarts, von der die Chronisten ohne Angabe ihres Vornamens berichten, dass sie unter so tragischen Umständen, während der Vater in der Ferne weilte, fast gleichzeitig mit der Mutter ins Grab sank. Nach den mittelalterlichen Gepflogenheiten könnte das jugendliche Alter nicht als Hindernis der Verlobung in Betracht kommen; die Ausdrücke puellula, corpusculum u. s. w. in den späteren Speyerer Berichten deuten eben nur an, dass das holde Kaiserkind noch nicht zur Jungfrau erblüht war1). Bei dieser Annahme würde sich leicht erklären, dass die fast gleichzeitig mit der Mutter verstorbene Prinzessin, die Verlobte des mächtigen Königssohnes, ganz gegen die Gewohnheit im spärlichen Raume des Königschores Aufnahme fand; man wollte eben die im Tode nicht trennen, die fast gemeinschaftlich aus dem Leben geschieden waren. Möglich auch, dass sie als das jüngste Kind und als (vielleicht einziges noch lebendes) Töchterlein neben so vielen Brüdern. der Liebling der kaiserlichen Eltern war.

1190 fand der grosse Kaiser Friedrich Barbarossa selbst im heiligen Lande in den Wellen des Saleph seinen Tod; manchfache Beziehungen verknüpften ihn. mit der

1) Eines der Verzeichnisse »der im Dome bestatteten hohen Personen<< aus späterer Zeit im Generallandesarchive Karlsruhe giebt ihr Alter auf elf Jahre an, ein anderes auf sechs Jahre. Hug nimmt a. a. O. in Übereinstimmung mit einer Vermutung Töches an, die Gemahlin des Markgrafen Wilhelm von Montferrat, die ebenfalls als Tochter Friedrichs bezeichnet wird, habe nicht, wie die Überlieferung will, Sophie geheissen, sondern Agnes, da 1203 Markgraf Wilhelm und »domna Agnes urkunden. Allein nach dem Grabbefunde von 1309 muss daran festgehalten werden, dass die Kaisertochter Agnes im kindlichen Alter starb, weshalb diese Markgräfin Agnes von Montferrat unmöglich mit ihr identisch sein kann; diese »domna Agnes war wohl Wilhelms zweite Gemahlin nach dem Tode der Sophia.

Stadt Speyer (auch er heisst im Nekrolog frater), deren Privilegien er feierlich bestätigt hatte. Nicht in Tyrus, wo Professor Sepp im Auftrage des ersten deutschen Reichskanzlers den Leichnam suchte, wurde der Rotbart zuerst beigesetzt, sondern das Fleisch wurde more teutonico 1) von den Gebeinen gelöst und in der Peterskirche zu Antiochia in einem Marmorsarkophage bestattet, den Wilbrand von Oldenburg 1211 noch sah, während man die Gebeine entweder im geheiligten Boden von Jerusalem beizusetzen oder nach der Heimat zu bringen gedachte. Sicher ist, dass keines von beiden wirklich geschah. Es ist begreiflich, dass in der Sandwüste von Accon jede Grabesspur verlöschen musste; nach dem Tode seines Sohnes, des Herzogs Friedrich von Schwaben, war offenbar unter dem Häuflein der deutschen Ritter niemand, der die Verantwortung für die Heimschaffung der Gebeine übernehmen wollte, so dass man sie nach 112jähriger Irrfahrt der Grabesruhe überant

wortete.

Vereinzelt steht die Angabe der allerdings vielfach gut unterrichteten Chronik Montis Sereni, die Eingeweide befänden sich in Seleukia, das Fleisch in Antiochia, die Gebeine aber in Speyer (»Ossa vero Spiram transacta et tumulata sunt). So wahrscheinlich es ist, dass der Kaiser, der »vir uxorius«, in Speyer an der Seite der zärtlich geliebten Gemahlin oder in ihrem Grabe selbst beigesetzt worden wäre, wenn die Gebeine glücklich nach Deutschland gekommen wären, so wenig dürfen wir dies nach dem Stande der Überlieferung annehmen; auch das Totenbuch des Doms würde wohl eine Angabe enthalten. Übrigens wurden ja 1309 die beiden Gräber seiner Gemahlin und seiner Tochter eröffnet und über den Befund genau berichtet. Die Speyerer Geschichtsschreiber selbst lassen den Kaiser meist in Tyrus beigesetzt sein.

Auch von Friedrichs Sohn und Nachfolger Heinrich VI. meldet eine Quelle, die Annalen von Reinhardsbrunn, er sei in Speyer beigesetzt. Diese irrtümliche Angabe

1) Zu Grunde gelegt sind die Untersuchungen von Prutz >>Kaiser Friedrichs I. Grabstätte und Riezler »Der Kreuzzug Friedrichs I.« in »Forschungen« X. Ausführliche Litteraturangabe findet sich bei Giesebrecht VI, S. 723 ff.

erweist uns, wie sehr die Zeitgenossen schon dahin neigten, im Dome zu Speyer das Kaisergrab xar' ¿oxýv zu erblicken. Friedrich Barbarossas jüngster Sohn, König Philipp, war 1208 zu Bamberg ermordet worden in Anwesenheit des Bischofs von Speyer Konrad von Scharfeneck, seines Kanzlers, der sich erschrocken vor dem rasenden Mörder zurückzog. Zuerst im Bamberger Dome beigesetzt, wurde der Leichnam des Ermordeten auf ausdrücklichen Wunsch Friedrichs II. 1216 nach Speyer verbracht. Seine jargezite wurde nach der Angabe des Nekrologs (unterm 21. Juli) und des registrum camerariorum besonders feierlich begangen; es fanden die gleichen Ceremonien statt wie beim Gedächtnisgottesdienst Heinrichs IV., »nisi quod sanctuarium non exponitur hic, sicut ibi.«

Von der zweiten Grabreihe waren bei Philipps Beisetzung schon die beiden Gräber auf der Nordseite durch. seine Mutter und sein Schwesterlein belegt. Man gab ihm aber nun nicht, woran zunächst zu denken wäre, das anstossende Grab, sondern das Randgrab an der Südseite. Eine bestimmte Erklärung hierfür lässt sich in Ermangelung einer Notiz nicht geben. Sollte das Grab etwa für den Fall freigehalten worden sein, dass es noch gelingen sollte, des grossen Barbarossa Überreste nach Deutschland zu bringen, so dass er dann neben seiner Gemahlin, zwischen Tochter und Sohn, seine Ruhestatt gefunden hätte? Wir wissen ja, dass die inneren Plätze vor dem Altar nach Möglichkeit reservirt wurden. Diese Vermutung hat viel Bestrickendes.

Oder sollte Friedrich II. diesen letzten freien Platz ursprünglich für sich selbst bestimmt haben? Es ist die nämliche Grabstelle, welche sich später Rudolf zu seiner künftigen Ruhestätte erkor. Remling, der um jeden Preis die Symmetrie in den zwei Gräberreihen herstellen will und deshalb 12 Grabstätten annimmt, hat an dieser Stelle thatsächlich als »Lückenbüsser« Bischof Konrad von Scharfeneck eingeschoben; wir haben hiervon noch im folgenden zu sprechen.

Mit Philipps Beisetzung war das Hohenstaufengrab geschlossen. Nachdem das kraftvolle Geschlecht der schwäbischen Herrscher in dem hoffnungsvollen Konradin

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