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Kritische Geschichte

der

neugriechischen

und

der russischen Kirche,

mit

besonderer Berücksichtigung ihrer Verfassung

in der

Form einer permanenten Synode.

Von

Herrmann Joseph Schmitt,

katholischem Pfarrer zu Großwa¤stadt bei Aschaffenburg.

Mainz,

bei Kirchheim, Schott und Thielmann.

1 8 4 0.

"

Auch noch andere Schafe habe ich, die nicht aus diesem Stalle find. Diese muß ich auch herbeiführen; fie werden meine Stimme hören, und es wird Eine Heerde und Ein Hirt sein. “

Joh. 10, 16.

Vorrede.

Die wahre Religion, deren Morgenröthe über Eden aufging, von deren Strahl der Sinai erglühte, deren Licht und Gluth, als die Zeit erfüllt ward, sich in Strömen des Segens über den Erdkreis ergoß, muß als das Werk Gottes das Prinzip des Lebens und der Dauer in sich haben. Sie muß, will sie gedeihen, in der dreifachen Einheit des Lebens, der Erkenntniß und der Liebe wurzeln.

Die katholische Kirche ist die einzige Gesellschaft auf Erden, welche unter dieser dreifachen Beziehung des Lebens, der Erkenntniß und der Liebe jene wunderbare Gabe der Einheit besigt, die Jesus Christus ihr von seinem Vater erbeten hat. Unter dem wohlthätigen Schatten dieser belebenden und fruchtbaren Einheit ruhte zehn Jahrhunderte lang die morgenländische und abendländische Christenheit, von gleichen Banden des Glaubens, der Liebe und der Gemeinschaft umschlungen, bis endlich menschlicher Eigensinn und Eigendünkel das durch das Blut der Erlösung geheiligte Band der Liebe und Gemeinschaft lösete, die einzelnen Glieder von ihrem erhaltenden Mittelpunkte losriß, sie im Geiste des Zwiespaltes gegen einander aufwiegelte und sie noch immer in dieser kirchlichen Absönderung zu erhalten strebt. Dieß kann aber und wird nicht immer so seyn und fortdauern. Vielfach und immer wiederkehrend find in der heiligen Schrift die Stellen, welche von jener glücklichen Zeit

reden und sie ganz deutlich verkündigen,,, da Ein Hirt und Eine Heerde seyn wird."

Ein wehmüthiges Gefühl ergriff immer meine Seele, so oft die Geschichte mich an die Quelle dieser Trennung und Spaltung hinführte, und mich da Zerrissenheit und öfters ein wildes Getriebe von Leidenschaften erblicken ließ, wo nur allein der ächt christliche Geist hätte walten und wirken sollen. Daher war ich fortan bemüht, die einander abbold gewordenen kirchlichen Elemente wieder miteinander zu befreunden, den Orient dem Occident näher zu rücken und das gelöste Band der Liebe und Gemeinschaft wieder anzuknüpfen. Die von mir erschienenen Werke 1) sollten an den kirchlichen Entscheidungen gründlich nachweisen, daß die morgenländische und die abendländische Kirche eigentlich in keinem wesentlichen Punkte des Glaubens gegen einander stehen, daß fie im Glauben, wenigstens im dogmatisch Wesentlichen desselben, immer Eins gewesen, und daß nur durch eine Reihe von unglücklichen Zufällen und größtentheils persönlichen Zwistigkeiten, oder, wenn man es streng bezeichnen will, von moralischen Verschuldungen, die hier keineswegs mit dogmatischen Irrthümern zu verwechseln find, die unselige Trennung allmählig und stufenweise sich entwickelte, bis sie endlich förmlich constituirt war. Der Glaube ist nicht verschieden, und nie verschieden gewesen; nur der Geist der Liebe war entwichen, oder doch nicht überall der gleiche und selbe geblieben, wie in der früheren Zeit der ersten noch vereinten Kirche. Man dürfte

1) Harmonie der morgenländischen und abendländischen Kirche.
Ein Entwurf zur Vereinigung beider Kirchen. Mit einer
Vorrede von Friedrich v. Schlegel. Wien 1824.
Die morgenländische, griechisch - russische Kirche. Mainz

also nur im Geiste der Liebe erkennen, daß dagegen gefehlt worden, so könnte dieser Fehler leicht wieder ausgeglichen werden.

Dasselbe Bestreben liegt auch vorliegendem Werke zu Grunde; es hat keine andere Absicht, als auf die großen Schicksale und besonderen Fügungen, welche seit einem Jahrhundert über der russischen und griechischen Kirche gewaltet, aufmerksam zu machen und die furchtbaren Katastrophen zu entwickeln, die aus dem Mangel der katholischen Einheit für sie hervorgegangen sind. Auf die seit einem Jahrhundert in Rußland bestehende, gegenwärtig auch im Königreiche Griechenland neu errichtete permanente Synode ward, wie billig, besondere Rücksicht genommen, da diese moderne Staatsanstalt ganz dahin abzielt, die Einheit des Dogma's zu gefährden, das Band der kirchlichen Gemeinschaft zu lösen, die Freiheit und Selbstständigkeit der morgenländischen Kirche zu vernichten und die positiven Grundlagen des Glaubens zu untergraben. Zugleich dürfte auch die gegenwärtige Zeit mehr als jede andere mahnen, die segensvolle Wirksamkeit der katholischen Einheit in ein helleres Licht zu seßen, da in neuester Zeit vom Norden her die willkührlichsten und gewaltthätigsten Bestrebungen sich kund geben, durch Waffengewalt dieselbe zu verfolgen und die Grundlage zu zertrümmern, auf der das Riesengebäude des katholischen Glaubens ruht.

Zu diesem Zwecke wurde benugt, was die ältere und neueste Literatur über Rußland und Griechenland Interessantes darbot, und auch das nicht verschmäht, was unsere größten Geister, Stolberg, Friedrich von Schlegel, Möhler, für unsere Absicht uns geboten haben. Das Ganze zerfällt in drei Bücher. Das erste Buch umfaßt die geschichtliche Constituirung der griechischen und

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