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fein Gran Metall, kein Pfennig und kein Blättchen Papier, viel weniger eine Obligation, Schuldbrief zum Nachtheil des landesherrlichen Aerariums beseitigt oder entwendet worden". Sie verlangten bestimmte Angaben über die angeblich verheimlichten Gegenstände, um sich rechtfertigen zu können. Vergebens, es wurde ihnen keine Gelegenheit zur Verantwortung gegeben. Statt dessen fingen die Commissare an, eine genaue Untersuchung anzustellen, um das zu finden, was man suchte. Drei volle Monate hat diese Untersuchung gedauert. Man rechnete, revidirte veraltete Rechnungen, verglich das vorhandene Mobilar mit alten Inventarien von 1789, forschte nach einer alten Ofenröhre, wurmstichigen Weinfässern, fragte nach einem halben Centner Kartoffeln, die den Armen geschenkt worden waren: allein alles ohne Resultat. Schließlich konnten die Stiftsdamen sich freuen, daß sie aus der schmachvollen Anklage als Siegerinnen hervorgingen.

Wie war der böse Leumund zu der falschen Anklage gekommen? Es scheint, man wollte das allen Anstand verlegende Vorgehen, womit man in das Stift eingedrungen war, durch einen äußern Vorwand maskiren. Daß man so die eine Tactlosigkeit durch eine andere, ja durch eine neue Ungerechtigkeit die andere verschlimmerte, das war die Leidenschaft schuld, das war die Habgier schuld, womit man nach Art hungeriger Wölfe über das Gut der Kirchen und Klöster herfiel.

Endlich erhielt die Administratorin am 18. Januar von Herrn von Moz aus Nassau die briefliche Mittheilung, daß die Pensionen für die Canonessen bestimmt seien wie folgt: Die Administratorin 700 Reichsthaler, die Capitularinnen, welche Aemter hatten, 430, die andern 400 Reichsthaler, die Conventsfräulein (ohne Präbende) bezogen nach ihren Conventsjahren. Bei dem Tode oder bei Verheirathung einer Canonesse wird ihre Pension unter die Lebenden als Zulage vertheilt. Fräulein von Spies erhielt wegen Kränklichkeit eine erhöhte Pension von 500 Reichsthalern.

Die meisten Stiftsdamen hatten inzwischen ihre Stiftswohnungen verlassen und waren zu ihren Verwandten gezogen. Nach Regelung der Pensionen sagten auch die Zurückgebliebenen der vereinsamten Lieblingsstätte Lebewohl.

Die Kirchen.

Seit Errichtung des Klosters waren in Vilich zwei Kirchen, die Pfarrkirche zum heiligen Paulus und die zu Ehren der heiligen Martyrer Cornelius und Cyprianus erbaute Stiftskirche, welche später den heiligen Apostel Petrus zum Patron erhielt.

Von der ältesten Pfarrkirche geschieht nirgendwo eine geschichtliche Erwähnung. Nur wissen wir, daß sie die Mutterkirche und Taufkirche sämmtlicher zwischen Sieg und Rhönbach gelegenen kirchlichen Gemeinden war. Von der lezten Pauluskirche ist nur das Ende bekannt und die Stelle, wo sie gestanden hat. Sie stand wenige hundert Schritt von der Stiftskirche, an dem Rande des alten Siegbettes, wo sich die Substructionen noch deutlich zeigen. In den Tagen vom 18. bis 20. März 1765 sammelten sich ungeheuere Wassermassen an, welche das Siegbett in einen See verwandelten. Die Gewalt der Fluthen unterwühlte die Fundamente der Kirche dergestalt, daß das Schiff den Abhang hinunterstürzte. Der Thurm hielt noch so lange Stand, daß man die Glocken unbeschädigt aus demselben entfernen konnte.

Die Kirche war vermuthlich ein uralter romanischer Bau in der Art, wie die Filialkirchen ihres Districts, welche das Gepräge des 10. bis 12. Jahrhunderts trugen und theilweise aus den noch vorhandenen Resten und Beschreibungen als solche zu erkennen sind.

Da das Vilicher Stift als Patron der Pfarre nicht im Stande war, eine neue Pfarrkirche zu bauen, so schloß die Abtissin Gräfin von Sazenhofen in Gemeinschaft mit den beiden ältesten Stiftsdamen von Bylandt und von Rohe mit Pastor Heydthuysen einen Vergleich, wonach die Stiftskirche zugleich als Pfarrkirche benußt werden sollte; jedoch für den Pfarrgottesdienst nur das linke Seitenschiff mit dem Muttergottesaltar eingeräumt wurde. Eine besondere Sacristei sollte außerhalb der Kirche gebaut werden. Zur Vermeidung von Störungen durfte das Pfarrhochamt erst nach Beendigung der Tagzeiten und des Stifts-Hochamts beginnen, ebenso die nachmittägige Andacht der Pfarre nach beendigter Stiftsvesper. So blieb es bis 1792, wo neue Sendscheffen ge= wählt wurden. Diese verlangten in einer Eingabe an das Stiftscapitel vom 6. October dess. I. die Erbauung einer neuen Pfarrkirche und bis zu deren Vollendung den Gebrauch des Hochaltars in der Stiftskirche für den Pfarrgottesdienst. Das Gesuch wurde abgelehnt. Um diese Zeit waren die Stiftsdamen bis auf eine vor der drohenden Kriegsgefahr geflüchtet, und in ihrer Abwesenheit hielt Pastor Herck am 20. October das Hochamt an dem Hauptaltar.

Freifräulein von Lombeck-Gudenau, die einzige noch anwesende Capitularin, protestirte als Subseniorissa gegen das Vorgehen des Pfarrers, worauf die Pfarreingesessenen die Entscheidung des erzbischöflichen Officials anriefen.

Diese erfolgte am 5. September 1793. Die Pfarreingesessenen wurden kostenfällig abgewiesen und zur Innehaltung des früher abge= schlossenen Vergleichs angehalten. Indessen führten die kriegerischen

Ereignisse in wenigen Jahren die Aufhebung des Stifts herbei und die Pfarre kam in Folge derselben in den alleinigen Besiß der ehemaligen Stiftskirche zum h. Petrus.

Die Kirche repräsentirt verschiedene Bauperioden mit ihren eigenthümlichen Stilarten, und ist durch wiederholten Anbau zu fünf Schiffen erweitert.

Der mittlere Theil ist der Rest einer dreischiffigen romanischen Pfeilerbasilika, und nach fachmännischem Urtheil aus der Zeit der Klostergründung, dem 10. Jahrhundert, also das Werk der frommen Stifter Megingoz und Gerbirga. Als ihre Tochter, die h. Adelheid, ihren segensvollen Lebenslauf als erste Abtissin vollendet hatte, hielt man es für eine Pflicht der Pietät und der Dankbarkeit, ihr ein würdiges Denkmal zu sehen. So entstand im Seitenschiff auf der Epistelseite das Adelheidschörchen, welches sich als viertes Schiff der Kirche eingliedert.

Dieses Chörchen sollte als Ruhestätte die heiligen Gebeine der h. Adelheid aufnehmen und man glaubte dasselbe mit allen Mitteln der Kunst nicht zu kostbar und zu zierlich ausstatten zu können. Daher der Reichthum der Architektonik und Ornamentik im Gegensaß zu der Einfachheit der ältern Theile der Kirche, die zierlich gegliederten Rundsäulen, die kunstvolle Ausschmückung der Sockel, Kapitelle, Gurten und Gewölbrippen. Dem Adelheidschörchen entspricht das Magdalenenchörchen als fünftes Schiff auf der Evangelienseite, in einfachster, romanischer Form.

Im dreizehnten Jahrhundert ging eine tiefgreifende Veränderung an der Kirche vor. Man ersezte die romanischen Chöre durch drei neue im reinsten gothischen Stile der damaligen klassischen Kunstperiode und errichtete zwischen Chor und Langschiff ein Querschiff, wodurch das Ganze die Form einer Kreuzkirche erhielt. Das Langschiff wurde in entsprechender Weise erhöht. So entstand ein imposanter Bau, der zu den schönsten Kirchen des Rheinlandes gehörte, wenn nicht der zerstörende Krieg seinen Vandalismus an demselben ausgeübt hätte. Der westliche Theil wurde 1583 durch die Truchsessen1) ganz in Trümmer gelegt; weitere Spuren der Verwüstung sind an den zur Noth wiederhergestellten Theilen am Haupt- und rechten Seitenchor durch fehlende Ornamente erkennbar.

Der Abtissin Lucia von Broich gebührt das Verdienst, die Kirche durch Ergänzungen an der Westseite, auch durch anderweite Reparatur

1) „Der Commandant von Bonn, Karl Truchseß, hatte (12. August) die Klöster und Kirchen zu Vilich und Schwarz-Rheindorf rein ausgeplündert und mit seinen Landsknechten besetzt." Vogel, Bönn'sche Chorographie, II 152.

Herzog Ferdinand ließ im November 1583 die Truchsessischen Landsknechte durch Oberst von Linden aus Vilich vertreiben. So lange hatten also dieselben ihr Unwesen daselbst ge= trieben. (Vgl. Annalen des h. V. XXXVI 117.)

wieder in Stand gesezt zu haben. Allein das Langhaus ist dabei ungefähr um die Hälfte kürzer geworden, dadurch das Verhältniß zur Breite ganz auffallend gestört, und dann dieser scharfe Contrast der neu angebauten Theile gegen die majestätische Pracht der gothischen Chöre! Wer den modernen Thurm am westlichen Eingang der Kirche sieht, ahnt nicht die Schönheit, die jenseits hinter demselben verborgen liegt. Dabei ist es immerhin anzuerkennen, daß bei der Noth einer kriegerischen, geschmacklosen Zeit durch die Herstellung der Kirche auch die aus einer bessern Zeit herstammenden kunstvollen Bautheile, wozu außer der Gothik auch das romanische Adelheidschörchen gehört, erhalten worden sind.

Ueber die Zerstörung durch die Truchsessen und ihre Wiederherstellung durch Lucia von Broich findet sich ein Gedenkstein auf dem ehemaligen Stiftshof mit folgender Inschrift:

ANNO 83 DEN XII AVGVSTI IST DİS STIFFT DVRCH DAS GEMEI(N) KRIEGSWESE MIT DEM BRANT ZERSTEVRT VND ERS ANNO 96 VND 97 DORCH DIE ERWERDIGE EDLE VILL ERETREICHE LVCIE VON BROCH ZVR ZEIT ABDISSE HEI

SELBST WIEDERVMB ERBAWET WORDEN 1).

Zum zweiten Male ward das Stift sammt der Kirche im October des J. 1632 durch den schwedischen General Baudissin in Brand geschossen, und wiederum fand sich in der Abtissin Amöna von Bourscheidt (1627-1653) eine hochherzige Wohlthäterin, welche die zerstörten Gebäulichkeiten nach Möglichkeit wieder herstellte. Ein neues Stiftsgebäude ward 1641 fertig gestellt, die Reparatur der Kirche etwas später nothdürftig vollendet, das Hauptportal auf Kosten der Abtissin Agnes Adriana von Buchholz erst im I. 1700, wie eine Inschrift über demselben bekundet.

So ist denn die Kirche das jezige vielgestaltige Gebäude geworden, ein Denkmal der Heiligen, die vor 900 Jahren den Grundstein gelegt, des ehrwürdigen frommen Geistes, der seit den Tagen der h. Adelheid Jahrhunderte hindurch darin gewaltet; aber auch ein Denkmal des Verfalls und der gottentfremdeten kirchenräuberischen Revolution.

Die Altäre.

1. Der Hochaltar mit dem Bilde der schmerzhaften Mutter, plastisch, im Zopfstil.

1) Ueber der Inschrift ein Doppelwappen: rechts Rauten mit links aufspringendem Hund, einen Ring im Maul haltend, links ein Maueranker. Ueber dem Wappen Medaillon, einen Prälaten darstellend, welcher einer weiblichen Person (Abtissin?) eine Urkunde überreicht (1. c. XXV, 268).

2. Der Kreuzaltar im gothischen Nebenchor.

3. Noch ein Muttergottesaltar, mit gothischem Auffah, aus dem J. 1870, als Gegenstück zu dem vorigen.

4. Der Adelheidsaltar im Chörchen der h. Adelheid.

5. Altar der h. Magdalena im Magdalenenchörchen auf der Evangelienseite.

Mit den Altären der h. Adelheid und der h. Magdalena waren Beneficien verbunden, Stiftsvicare als Beneficiaten erfüllten die damit verknüpften Stiftungs-Obliegenheiten. Als Stifterin des Magdalenenaltars erscheint u. A. im J. 1469 Magaretha, Ehefrau des Schultheißen Johann Siebel in Blankenberg. Dieselbe verpflichtet den Altaristen (Beneficiaten) vor den Scheffen zu Vilich aus den an den Magdalenaaltar gestifteten Erbgütern ein Malter Weizen für Hostien bei der h. Messe abzugeben. Dieses Malter Weizen scheint nach dem Zusammenhange des Berichts für die Klosterkirche in Bödingen bestimmt gewesen zu sein, deren Kalendarium die Schenkung am Tage des Jahrgedächtnisses der genannten Eheleute, den 16. Februar, aufweist 1).

1. Glocken der alten Pfarrkirche.

Nach dem Einsturz der alten Pfarrkirche wurden die Glocken aus dem noch stehen gebliebenen Thurm in die Stiftskirche herübergenommen und am 5. April 1766 zuerst geläutet. Diese waren:

1. Die große Glocke mit der Inschrift:

† IN S. PETRES VND S. ADELHEIDIS EHR BIN ICH GEGOSZEN ZV GOTTES EHR RVFE ICH VNVERDROSZEN

† AMOENA MARGARETHA GEBOREN VON BVRDTSCHEIDT FRAIR ABDISZIN ZVE VILICH

† IOANNES MVLLER PASTOR. ROBERTVS SCHEVASTES SCHVLTES VND KELLNER.

1643.

Bild: Baum des Lebens: sprossendes Kreuz.

2. Die mittlere Glocke:

VIRGINI MARIAE PATRONAE CORDA PIA EX VOTO
EXHIBEBANT 1636.

Joannes Müller pastor et canonicus, Henricus Schevastes praetor cum filio suo Robertus Schevastes cellerario nobilis Collegii Vilicensis.

1) In der Stiftskirche haben ohne Zweifel früher außer den genannten noch andere Altäre bestanden, entsprechend den Vicarien oder Beneficien, deren jede gewöhnlich ihren be= sondern Altar hatte. Vgl. oben Capitel IV, Nr. 15 der Statuten.

Pfarreien (XXVIII. Königswinter).

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