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beschafft und von Gebr. Kalscheur zu Nörvenich fertig gestellt. Das Gehäuse, von Bildhauer Stephan gezeichnet, vom General-Vicariat genehmigt und von einem Schreiner in Obercassel angefertigt, gab neuerdings Veranlassung zu einem heftigen Kriegslärm. Der königl. Bauinspector meinte, es sei seine Sache, die Zeichnungen zu dem Mobilar der Kirche zu entwerfen; die königl. Regierung nahm das Recht der Prüfung und Genehmigung in Anspruch, indem sie als Vertreterin des Fiscus gebaut habe, sowie auch das allerhöchste Gnadengeschenk von 2000 Thalern ihren Ansprüchen zu Gute komme. Der Kirchenvorstand protestirte vergebens; das erzbischöfliche General-Vicariat nicht minder

vergebens. Der Bürgermeister drohte im Auftrag der königl. Regierung, daß, wofern der Orgelkasten nicht binnen 14 Tagen aus der Kirche entfernt sei, er denselben polizeilich wegnehmen lassen würde.

Auf diese Verfügung recurrirte der Kirchenvorstand an den Cultusminister von Mühler, welcher unter dem 11. Mai 1865 erklärte, daß es bei Zehntkirchen zwar nicht Geset, sondern nur Bestimmung sei, die fraglichen Zeichnungen vorzulegen. Die erzbischöfliche Behörde ermächtigte demnächst den Kirchenvorstand, die Zeichnungen der Billigkeit wegen vorzulegen. Damit war dieser zweite Principienkrieg wieder glücklich beendigt.

Glocken. Inschriften.

Im Jahre 1822 machte ein Blizschlag die Bannglocke, von dreien die größte, unbrauchbar. Sie wurde im Jahre 1826 umgegossen und mit folgender Inschrift versehen.

AERE INCOLARVM ZELO PASTORIS HVND ANNVENTE GVBERNIO INTEGRA

SIBI REFECTA.

Patrini erant. Bartholomaeus Richarz. Praeses consili, Parochialis Ecclesiae. Adolphus Hoitz. Adolphus Rhein. Adam Uhrmacher qua membra hujus consilij. atque Margaretha Arenz, uxor Joannis Roers. Adelheidis Fröhlich, uxor Adolphi Rhein. Christina Roers, uxor Bartholomaei Richarz. et Catharina Uhrmacher, uxor Henrici Weinstock. omnes in hacce parochia degentes

gegossen von Georg Claren zu Siglar 1826.

Die mittlere trägt die Inschrift:

SANCTA

ICH

SECILIA HEICEN ICH ZO GOTZ DEINST LUDEN
SIFART DVISTERWALT GOIS MICH ANNO. DOM.

MCCCCLXIIII. (1464.)

Die kleine Glocke trägt oben das Bild der seligsten Jungfrau. Am

Rande: Joannis Apli (Apostoli).

IOANNES HEIS ICH. CLAIS. RIGERT. GOS (M)ICH + ANNO + DNI + MC...

AD IHЕSUS

Die Jahreszahl wie die folgenden Zeichen sind leider nicht zu entziffern. Die Glocke scheint jedenfalls älter zu sein als die vorige. Eine kleine Glocke im Dachreiter ist das Geschenk des Herrn Mar Uhrmacher.

Die größte Glocke ist wiederum im Jahre 1888 zersprungen, von Christian Claren in Sieglar umgegossen und mit folgendem Chronicum versehen worden.

VENITE FESTINANTES CHRISTI FIDELES QVI LABORATIS ET ONERATI ESTIS IN NECESSITATIBVS VESTRIS VOCANTE MARIA.

Am Rosenkranzfeste, den 7. October, fand die Weihe der Glocke durch Herrn Dechanten Samans statt.

Stiftungen.

Die Zahl der gestifteten Hochämter variirt mit dem Ertrage der Pachten zwischen 72 und 74, die der Lesemessen beträgt 113.

Bruderschaften. Vereine. Andachten.

Die Sebastianus-Bruderschaft, von Pastor Gerhard Münster im Jahre 1662 eingeführt, von Pater Bernhard Freydel 1) des Cistercienserklosters zu Grevenbroich mit neuen Statuten versehen (moderirt), im Jahre 1869 abermals erneuert durch Pastor Wilhelm Reuff: mit rein kirchlichem Charakter, zählt zu ihren Mitgliedern nur verheirathete Männer und Frauen.

Die Bruderschaft zu Ehren Jesu, Mariä und Joseph, deren Einführung nicht nachzuweiser ist, wurde im Jahre 1800 von Pastor Aloys Schmitz erneuert.

Die in kirchlicher Bedrängniß unter Papst Pius IX. eingeführte Bruderschaft vom h. Erzengel Michael ist beim Tode der beiden lezten Pfarrer wieder eingegangen.

Ein Cäcilienverein, im October 1873 gegründet, brachte es in den ersten Jahren seines Bestehens auf mehr als 250 Mitglieder, hat aber durch den Tod des Pastors Breuer, unter dessen Leitung er stand, sowie die nachtheilige Einwirkung des Culturkampfs bedeutend abgenommen. 1) Vgl. Dekanat Grevenbroich S. 145.

Pfarreien (XXVIII. Königswinter).

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An jedem ersten Sonntag des Monats ist Andacht zu Ehren des h. Sebastianus, am leßten zu Ehren Jeju, Mariä und Joseph, an den übrigen Sonntagen eine Andacht zu Ehren der Mutter Gottes, eine für die Verstorbenen, und an den Communiontagen der Kinder Andacht vom h. Sacrament.

Proceffionen.

Außer den allgemein üblichen Bittgängen in der Kreuzwoche, am St. Marcusfeste und der Frohnleichnams-Procession besteht in Obercassel nach altem Herkommen eine Procession an den beiden Fest= tagen von Christi und Mariä Himmelfahrt. Erstere ist seit 1857 eingegangen; die zu Mariä Himmelfahrt und Frohnleichnam seit dem Tode des Pfarrers Breuer 1874 in Folge des Culturkampfes unterbrochen.

In alter Zeit ging eine Procession am Feste des h. Georg nach der Commende Ramersdorf. Mit der Säcularisirung der Commende ist das Fest des h. Georg und damit auch die Procession in Wegfall gekommen.

Eine andere Procession zieht am lezten Sonntag im August unter geistlicher Begleitung ') nach dem Calvarienberge bei Ahrweiler.

Kirchhof.

Der katholische Kirchhof an der Pfarrkirche war ohne Zweifel ehemaliges Eigenthum des Klosters zu Vilich, wurde aber nach den bekannten Gewaltmaßregeln als Besigthum der Civilgemeinde behandelt und von beiden Confessionen benut. Wie begreiflich, gab dieses bei der gereizten Stimmung der Parteien und den maßlosen Ansprüchen der Reformirten immer neuen Anlaß zu Klagen und Unzuträglichkeiten. Es muß daher im Interesse des religiösen Friedens mit freudiger Anerkennung begrüßt werden, daß in den letzten fünfziger Jahren die Protestanten sich einen eigenen Kirchhof angelegt haben.

Auf dem alten Kirchhof befinden sich viele steinerne Kreuze, einfach in der Form, doch merkwürdig durch die den Inschriften beigefügten Merkzeichen. Häufig sind es die Symbole des Standes, des berufsmäßigen Geschäfts der Verstorbenen. So kann man aus der Abbildung von Hammer und Zange schließen, daß der Verstorbene ein Schmied gewesen. Zwei Kreuze tragen die gleichlautende Inschrift:

CRVCIFIXO DEO A PRAELATO HERMANNO. A. G. G.

Das Chronicum gibt die Jahreszahl 1767.

1) Unter Pastor Reuff fand die Begleitung ausnahmsweise nicht statt.

Die Pfarrstelle.

Pfarrhaus-Dotation.

Ein altes Pfarrhaus 1), neben dem Gut des Herrn von Meinerzhagen, jezt des Grafen zur Lippe, gehörte zur Dotation des Vilicher Klosters, welchem die Baupflicht oblag. Auf dem Pastoratshofe befand sich das Zehnthaus, wo die Trauben unter Aufsicht des Pfarrers abgeliefert wurden. Für richtige Einschreibung und Ablieferung erhielt derselbe von der Abtissin jährlich drei Malter Korn.

Herr Jacob von Meinerzhagen hatte auf seinem Grundstück neben der Pastorat eine Scheune und ein Kelterhaus so angelegt, daß die Dachtraufen auf den Pastoratshof abfielen. Auf desfallsige Beschwerde des Pfarrers Peter Scheffer erklärte Herr von Meinerzhagen durch Vertrag vom 15. Juni 1722 mit der Abtissin Freiin Agnes Adr(iana) von und zu Bocholz „als Colatrix der Pastorat“ sich bereit, „ein für alle Mal eine Entschädigung von vier Pistolen oder 20 Reichsthaler zu zahlen," um den Bau nicht ändern zu müssen. Von dieser Zahlung datirt eine in den spätern Rechnungen aufgeführte Pastoratsrente unter der Bezeichnung: Von einer „tachtröppe“ 1 Rthlr.

Die bis 1890 benußte, der ältern gegenüber gelegene Pfarrwohnung an der Hauptstraße in der Mitte des Dorfes mit dazu gehörigem Hausgärtchen, von einer Mauer eingeschlossen, nebst Baum- und Gemüsegarten, über einen Morgen groß, wurde im Jahre 1824 durch noteriellen Act mit Genehmigung der geistlichen und weltlichen Behörde für das alte Pfarrhaus nebst Garten vom Herrn Grafen zur Lippe eingetauscht. Zu beiden Seiten ist das Areal von der gräflichen Besißung begrenzt.

Das Erdgeschoß der Pastorats-Gebäude ist in Basalt gemauert, das obere Stockwerk in Holzfachwerk aufgeführt. Mit Rücksicht auf die Beschaffenheit des Pfarrhauses, welche manches zu wünschen übrig läßt, hat man Bedacht auf Erbauung etnes bessern genommen, und dazu bereits eine näher bei der Kirche gelegene Baustelle ausersehen.

Der Neubau wurde am 11. December 1888 vom Kirchenvorstande, am 30. desselben Monats von der kirchlichen Gemeindevertretung beschlossen, am 5. Februar 1889 von der erzbischöflichen Behörde und am 15. April desselben Jahres von der königl. Regierung genehmigt. Der schöne, solide Bau, eine Zierde des Dorfes, nach dem Plan des Bau

1) Ein Bericht des Pfarrers an den Bonner Archidiakon (ohne Datum, doch dem 18. Jahrhundert angehörig, bezeichnet es als domus diruta, hat nur ein kleines Oertchen gebeud, so nichts werth, 1/2 Morgen Gartens. Ferner heißt es: (Der Pastor) hat kein Land, noch Wiesen, etwa 1/2 Morgen Rahmbusch, in censuali tritico 3 M.(alter) W., an Geld 16 Albus und 11 Pfd. ollichs.

raths Eschweiler ist in der Ausführung begriffen und soll schon im Laufe dieses Jahres 1890 bezogen werden. Die Kosten betragen ungefähr 15 000 Mark. Die seitherige Pfarrwohnung, nebst zugehörigem Grunde 11/4 Morgen messend, hat Graf Adalbert zur Lippe-Bisterfeld für 14 050 Mark öffentlich angesteigert.

Die Unterhaltung der Gebäulichkeiten, welche vormals dem Vilicher Frauenstift und in der Folge dem Fiscus oblag, ist in jüngerer Zeit durch die katholische Pfarrgemeinde bewirkt worden.

Ueber die frühere Dotation der Pfarrstelle, ihre Beziehung zum Kloster Vilich und der Abtei Heisterbach, die Art und Weise, wie sie verloren ging, ist vorhin ausführlich berichtet worden.

Vom Jahre 1690 bis zur Aufhebung des Stifts Vilich1) waren die Pfarrer von Obercassel zugleich Vicare des Beneficiums sanctae Trinitatis, welches einen Altar in der Klosterkirche zu Vilich und mehrere Renten und Grundgüter besaß. Vermuthlich hat der Kloster= convent dem Pfarrer zu Obercassel dieses Beneficium als Entschädigung für die ihm entzogene Dotation übertragen.

Ein vermuthlich von Pastor Scheffer verfaßtes Verzeichniß2) vom Jahre 1721 gibt die Einnahme des Beneficiums an, wie folgt:

1. Anderthalb Viertel Weingarten zu Beuel im Honigseim;
2. ein halb Viertel Weingarten zu Beuel im Ahnwerk;
3. drei Viertel Land unter dem limburger Landgraben;
4. zwei Viertel Land im Ruhrfeld an der Kuhgasse;
5. ein Viertel Land hinter dem Vinkenberg 3);
6. ein Viertel Land im Steinfeld 4);

7. ein schöner Bungert in Vilich;

8. hat ein zeitlicher Vicarius vorgemeldter Vicarie eine Weinpfacht von zwei Ohm 6 Viertel im Heckengraben, welchen mein Anteceffor fel. Anton Weber von Herrn von Keldenich gekauft;

9. eine Weinpfacht von ungefähr zwei Ohmen, von welchen zwar kein Original-Do= cumentum gefunden, bin aber bisher ruhig in possessione ohne Widerspruch geblieben;

10. hat ein zeitlicher Vicarius zu empfangen eine Ohligspfacht, thut in Allem sechs Pinten;

11. hat ein zeitlicher Vicarius zu empfangen von einem freyadlichen Stift termino s. Martini an Korn 9 Malder und 1 halbes bönnisches Maaß;

12. 3 Malder und 3 Sumber Weizen bönnisches Maaß;

1) Am 26. März 1800 wurde Aloys Schmitz von der Abtissin Louise Raiz von Frenk als Pfarrer und zugleich als letter Vicar des Altars stae Trinitatis ernannt. Urkunde im Archiv der Pfarrkirche zu Obercaffel.

2) Die Grundstücke Nr. 1, 2, 3 sind noch bei der Pfarrstelle.

3) ist verkauft. Der „Vinkenberg“ liegt bei Limperich.

4) i. 3. 1873 an die Cementfabrik verkauft.

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