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Pontifical vorgeschriebenen Ceremonien unter Assistenz mehrerer Priester am 18. October, dem Feste des h. Lucas, wieder eingeweiht und in den neu erbauten Altar einen vom Bischof consecrirten Altarstein1) nach Vorschrift einlegen lassen.

„Nach vollzogener Reconcilation habe ich, begleitet von den erwähnten Priestern, mich nach der Pfarrkirche von Vilich verfügt, um von dort das allerheiligste Sacrament nach Schwarz - Rheindorf abzuholen. Dort wieder angelangt, habe ich den Reconciliations - Ritus mit einem feierlichen Hochamte beschlossen.

„An der ganzen Feierlichkeit hat nebst der dazu eingeladenen Ortsbehörde eine unzählige Menschenmenge von Bonn und der ganzen Umgegend erbauenden Antheil genommen.

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So war der erste und wichtigste Schritt geschehen, die profanirte Kirche durch die Weihe neuerdings in ein Heiligthum umgewandelt. Im h. Sacramente war Gott selber in die geheiligten Räume eingezogen. Das h. Opfer des neuen Bundes konnte zu Gottes Ehre und Preis und zum Segen von Rheindorf's glaubenstreuen Insassen wieder gefeiert werden, jedoch nur am Altare der Oberkirche, denn die Unterkirche harrte noch länger der gebührenden Erneuerung. Die Unterkirche war noch mehrere Jahre an den Landwirth Bröl als Scheune verpachtet. Oben wurden die heiligen Geheimnisse gefeiert, unten gedroschen 2).

Die Kirche.

Die Doppelkirche in Schwarzrheindorf nimmt als hochinteressante Merkwürdigkeit einen Ehrenplay in der Kunstgeschichte ein und hat das Interesse der Fachgelehrten in hohem Grade in Anspruch genommen. Kunstkenner, wie Andreas Simon ), Schnaase, Lübke u. A. haben das einzige Baudenkmal eingehender Untersuchung gewürdigt und die Resultate in Schrift und Bild zur Anschauung gebracht.

Es kann unsere Absicht nicht sein, in dem engen Rahmen der Pfarrgeschichte eine detaillirte Beschreibung der herrlichen Kirche zu liefern; wir wollen jedoch nicht unterlassen, dem Publicum wenigstens eine übersichtliche Darstellung zu geben, die vielleicht manchen Leser veranlassen

1),,arulam lapideam sive altare portatile ab Episcopo consecratum.“
2) Nach Mittheilung von Zeitgenossen als Augenzeugen.

3) A. Simon, „Die Doppelkirche zu Schwarzrheindorf. Bonn 1846.

Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter, III. Bd., 1872.

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Schnaase,

Die ehemalige Stiftskirche

zu Schwarzrheindorf von Graf Wilhelm von Mirbach zu Harff in Rheinlands Baudenkmalen von Dr. Franz Bock. Wandgemälde in der Chornische der Oberkirche daselbst 1. c. - Denkmäler der Kunst 49 A. 1-7. - Kunsthistorische Bilderbogen 194. E. Aus'm Werth, Wandmalereien des christlichen Mittelalters in den Rheinlanden. Leipzig 1880.

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dürfte, das kunstvolle Gebäude und seine höchst werthvollen Wandgemälde aus unmittelbarer Anschauung oder mit Gebrauch größerer litterarischer Hülfsmittel kennen zu lernen.

Von außen stellt sich die Kirche als lateinisches Kreuz im romanischen Stil dar, über dessen Vierung sich ein mächtiger Thurm erhebt. Das Ganze zerfällt der Länge nach in zwei Haupttheile: einen östlichen, die von Erzbischof Anno II. erbaute Centralkirche, deren Grundform das griechische Kreuz ist, und einen westlichen Theil, die von Arnold's Schwester Hadwig angebaute Verlängerung, wodurch das griechische Kreuz zum lateinischen wird. Die Kreuzarme der Arnold'schen Kirche sind mit spizen Giebeln versehen. Auf der Ostseite befindet sich ein solcher, dem eine kreisrunde Chornische vorgesezt ist.

„Die ursprüngliche Kirche Arnold's wurzelt mit gewaltiger Mauermasse in der Erde; höher hinauf — ungefähr auf mittlerer Höhe umkränzt sie wie ein Gewinde dunkeler Blumen eine schattige Bogengalerie; freier dann und leichter steigt etwas zurückgezogen der innere Theil auf, bis endlich im mächtigen Mittelthurm die ganze Kraft emporschießt.

„In den einzelnen Theilen stellt sich eine nicht geringe Verschiedenheit des äußern Ansehens dar: die untern Theile nackt, kahl, schwerfällig im Verhältniß zu den obern, welche durch Wandstreifen, Bogenfries und Säulenschmuck verziert und gegliedert sind, zumal schmucklos im Verhältniß zu der unmittelbar auf ihnen ruhenden, reich und leicht geschmückten Galerie. Einen Zwiespalt zeigt das ganze Werk, oder richtiger gesagt, eine Zweitheiligkeit. Keineswegs zufällig, willkürlich, sondern bewußt und beabsichtigt ist diese Theilung, eine äußere Bezeich= nung der innern Anordnung; denn unsere Kirche ist eine Doppelkirche, d. h. sie gehört der Reihe derjenigen Baudenkmale an, in welchen zwei Räume übereinander, beide über der Erde, dem Gottesdienste gewidmet sind. Als Träger der obern Mauer, einer doppelten Gewölbelast und des Thurmes bedurften die untern Theile einer mächtigen, ungeschwächten, undurchbrochenen Stärke 1). Rechnet man hinzu, daß die untern Räume noch die besondere Bestimmung einer Grabkapelle des Erbauers hatten, daß sie im Aeußern nur die ernste, schwere Mauermasse zeigen“ 2).

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1) Hiermit hat Simons allerdings die durch den Aufbau der Oberkirche bedingte Stärke der Construction erklärt, jedoch nicht die jeder äußern Verzierung entbehrende nackte glatte äußere Mauerfläche. Mir scheint der Grund hierfür besonders darin zu liegen, daß die reichere Ausstattung der Oberkirche auf den Anblick aus der Ferne berechnet war, während der untere Theil durch umliegende Klostergebäude und Garten-Anlagen den Blicken entzogen war. Größere Beachtung verdient die folgende Begründung Simon's von der Bedeutung der Unterkirche als Grabkapelle. 2) Simons 1. c. 15 f.

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Wir treten nun durch eine auf der Südseite im Anbau befindliche Thüre in die Unterkirche, wenden uns jedoch durch eine Schwenkung nach rechts ausschließlich dem ursprünglichen Centralbau zu und nehmen sofort Stellung im Centrum der Kirche, wo wir den vollständigsten Ueberblick und die beste Einsicht in die Construction des Ganzen gewinnen. Hier befinden wir uns in einem Viereck, welches durch vier aus den massiven Seitenmauern hervortretende Eckpfeiler markirt wird. Diese Pfeiler sind durch Rundbogen mit einander verbunden. Das Viereck schließt nach oben ab mit einem Tonnengewölbe, welches durch die in den Ecken eingesetzten Zwickel sich zu einem Achteck gestaltet. Diesem Polygon entsprechend befindet sich in der Mitte der Wölbung eine achteckige Deffnung, welche die Durchsicht in die Oberkirche gestattet. Aus der mittlern Vierung heraustretend, bemerken wir, wie sich der Bau durch längliche, mit Kreuzgewölben überdeckte Rechtecke allseitig erweitert, und jedes Rechteck durch in die Mauer eingetiefte Nischen flankirt wird. Weiterhin schließen sich an die Rechtecke Halbkuppeln als Abschluß. So entsteht durch die allseitige Erweiterung das griechische Kreuz, dessen Arme in der Richtung von Westen nach Osten nur einige Fuß länger sind als die von Norden nach Süden. Der Unterschied liegt in der bedeutendern Breite des östlich angesezten Rechtecks und der Größe der Halbkuppel, welche dem Chor zugewiesen ist.

Nach Westen ist die Kirche Arnold's nicht mehr durch die ursprüngliche Halbkugel abgeschlossen, wie die andern Kreuzarme, sondern wegen der angebauten, spätern Verlängerung in Bogen auf zierlichen Säulen durchbrochen. Die ganze Unterkirche ist mit Wandmalereien geschmückt, worüber weiter unten.

Schon aus unserer dürftigen Beschreibung geht der schneidende Gegensah hervor, worin das nackte untere Mauerwerk auf der Außenseite zu der architektonischen Anordnung und Ausschmückung im Innern der Unterkirche steht. Hier finden wir die kräftigste Gliederung und Profilirung der Massen. Die hervortretenden Pfeiler, die eingetieften Nischen, der runde Abschluß der Kreuzarme, die vortreffliche Anordnung, welche den bewegten Bogenformen der Wölbung auf allen Seiten einen festen Abschluß gewährt, das Ganze gehoben durch eine wundervolle Wandmalerei: alles zusammen genommen macht auf jedes gefühlvolle Gemüth den wohlthuenden Eindruck erhebender Harmonie in der Manchfaltigkeit edeler Formen. Man staunt über die reiche Fülle der Kunst, welche in einem so engen Raume eingeschlossen ist.

Ehe wir uns mit dem Farbenschmuck und andern Einzelheiten der untern Räume beschäftigen, steigen wir durch eine links in der Mauer der westlichen Rundung angebrachte Steintreppe in die Oberkirche.

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Fanden wir,“ schreibt Simons, „das Innere der untern Kirche mit manchfachen Formen der Nischen und Wölbungen geschmückt und belebt, so mochten wir vielleicht in der äußerlich mehr geschmückten obern Kirche einen besondern Formenreichthum erwarten — statt dessen sehen wir ringsum glatte Wände.

„Aber nicht unangenehm berührt dieser Gegensah. Denn so wie diese Wände nicht mehr der schweren und starken Masse bedürften, welche unten nöthig waren, bedurften sie gleichzeitig auch nicht all' der künstlichen Brechung und Gliederung, welche dort die Schwere theils entschuldigen, theils verstecken mußte. Auf leichtern Mauern spannt sich hier höher und freier die Wölbung der Decke, über der Mitte kräftig zusammengefaßt, steigt sie sicher als Kuppel empor. Ruhiger, einfacher und klarer stellt sich das Ganze dar.

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Auch Detailformen gewinnen schon größere Bedeutung. Zierliche Fenster durchbrechen die Wände, schlankere höhere Pfeiler sind mit kräftig ausladendem, in seiner Schattenwirkung überaus schönem Gesimse gekrönt, während ein zierlich profilirter Sockel zwischen ihnen und der Horizontallinie des Bodens die Vermittelung bildet. Vier Ecksäulen aus prächtigem Marmor zeichnen die Altarseite aus.

„Rechnen wir hinzu, daß diesen lichtern, freundlichern Räumen auch ein noch glänzenderer Farbenschmuck zugetheilt war, so müssen wir sie trog ihrer minder complicirten Anlage doch als ausgezeichnet vor den untern betrachten. Dem entspricht es denn auch, daß gerade sie (die obern Räume) von der Krone des ganzen Werkes umschlossen werden. Denn als Krone müssen wir doch in malerischer Beziehung die Galerie ansehen oder im Innern des Säulenganges selbst stehend, den reichen Wechsel der einzelnen architektonischen Formen und zwischen ihnen die herrliche Landschaft betrachten. Reichthum und Beweglichkeit der Phantasie in der Detailbildung entfaltete sich hier in manchfaltigster Fülle. Fast jedes Säulchen ziert ein neuer, anderer Schmuck des Capitells, jedes ein verschiedenes Schußblatt des Fußes: vom schmucklosen Knollen bis zum reichen Blatte wechseln diese, jene von den einfachsten mathematischen Formen durch manchfache Pflanzen-Ornamente und Thierbildungen bis zur Menschengestalt“ 1).

Nachträglich sind einige wichtige Veränderungen an der Kirche hervorzuheben. Zunächst mußte bei der Verlängerung des Arnold'schen Bauwerkes die westliche Halbkugel durchbrochen werden, und an die Stelle des darin befindlichen Haupteinganges und der beiden Seitennischen traten drei auf Säulen und Halbsäulen ruhende Bogen. Der Eingang

1) Vgl. Simons, „Die Doppelkirche zu Schwarzrheindorf", S. 22-23. Pfarreien (XXVIII. Königswinter).

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wurde durch eine Thüre in der verlängerten südlichen Seitenmauer erseßt. Später ist noch eine andere im nördlichen Kreuzarme, wo früher der Altar des h. Laurentius sich befand, hinzugekommen, leider nicht zur größern Zierde der Kirche.

Mit der westlichen Giebelmauer verschob man bei der Verlängerung die kunstvolle Galerie, welche sich gegenüber den spätern auf der Südseite angebrachten Theilen sehr vortheilhaft auszeichnet.

Der Thurm entbehrt in seiner jezigen Gestalt der dem romanischen Baustil eigenen Giebel mit entsprechender Bedachung. Die moderne Form ist ohne Zweifel eine Folge vorhergegangener kriegerischer Zerstörung. Das Fenster des obern südlichen Querschiffs hatte ursprünglich dieselbe Form der Lilie, wie das des nördlichen sie jezt noch zeigt 1).

Das Material des Mauerwerks ist großentheils vulcanischer Tuff aus dem Brohlthal und der Gegend vom Laacher See, die untern Theile bestehen aus plattenförmigem Basalt aus den Obercasseler Brüchen, die tragenden Theile, Mauerecken und Eckpfeiler, welche als Stüße eine besondere Stärke erfordern, aus Trachyt vom Siebengebirge. Für solche, die mehr Detailform erheischten, ist Mainzer Grobkalk und zu den Schäften theils schwarzer Marmor, theils sinterförmiger Kalkstein ver= wendet worden 2).

Die Wandgemälde.

Sehr bedeutend sind nach dem maßgebenden Urtheil von Schnaase die Wandmalereien in der untern Kirche ), die sich nur über den ursprünglichen Theil der Anlage, nicht über die westliche Verlängerung erstrecken, und „daher nach der uns bekannten Geschichte des Mauerwerks vor dem Tode des Stifters, also in den Jahren von 1151–1156, entstanden sein müssen; dem entspricht auch der Stil völlig“ 4).

Der verstorbene Pfarrer Peiffer zu Vilich hat das unbestreitbare Verdienst, vermittels seines gründlichen Studiums der H. Schrift und theologischen Scharfblicks den verborgenen Sinn der Bilder erschlossen zu haben). Hierdurch hat er den Kunstgelehrten bei Abfassung ihrer Werke wesentliche Dienste geleistet. Leider muß hier von einer ausführlichen Mittheilung seiner Erklärungen Abstand genommen werden, um so mehr, als wir nicht in der Lage sind, dieselben durch die Anschauung mittels der Malereien zu unterstüßen 5). Hier nur eine kurze Uebersicht.

1) 1. c. S. 19.

6. 39 ff.

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2) Ausführlicher ist das Material behandelt bei Simons 1. c.

3) Vgl. Schnaase, Geschichte der bildenden Künste. 2. Aft. 1872, III 508. 5) In Nr. 221, 227, 239, 285 der Bonner Zeitung 1863.

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