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Marken, und Sendgrafen wurden vom Fürsten umhergesandt, um Recht zu sprechen und zu wahren.

Fränkisches Gesez und Kirchenthum waren auf das engste mit einander verwachsen und der aus der beiderseitigen Durchdringung hervorgegangene Rechtszustand entwickelte sich unter Karl dem Großen zu seiner vollen Bedeutung. Selbst der Gedanke an confessionslose Zustände, wie sie heute vielfach angestrebt werden, wäre in damaliger Zeit nicht möglich oder höchstens ein kirchenpolitischer Unsinn gewesen. Die innere Verwandtschaft der staatlichen und kirchlichen Ordnung der karolingischen und spätern Zeit findet ihre äußere Darstellung in der Eintheilung des Landes, wonach der Umfang der Dekanate (Christianitäten) mit der Umgrenzung der Gaue zusammenfiel. Wir beginnen demnach unsere Uebersicht mit dem Auelgau, welcher uns das Gebiet der ehemaligen Christianität Siegburg vergegenwärtigt, woraus das Dekanat Königswinter hervorgegangen ist.

Der Auelgau.

Der Auelgau kommt 882 als Aualgave 1), 922 als pagus Avalgavensis 2), 966 als pagus Auulgouui 3), 1068 Auelgowe *) und später in verwandten Formen vor. Die Grenzen stießen im Süden mit dem Kasbach bei Linz an den Engersgau und weiter an den Niederlahngau, östlich an den Haigergau und Westfalen, nördlich an den Deußergau, westlich an den Rhein 5). Die genauere Umgrenzung wird weiter unten durch die Pfarreien bestimmt, welche die Umrahmung der Christianität Siegburg bilden.

Der Auelgau führt den Namen von den vielen Ortschaften „Auel“ in der Sieggegend, welche eben deshalb auch schlechthin „die Auel“ ge= nannt wird 6).

Das Wort Auel mit seinen dialektischen Abweichungen in Aul, Oul, Ol, Ul, Eul und Uel gleich „Topf“ ist durch die Töpfereien zu deuten, wodurch Siegburg und dessen Umgebung im Mittelalter zu einer gewissen Berühmtheit gelangt ist 7). Die Aulgasse in Siegburg war die Niederlassung der Töpfer *). Im Nassauischen sind noch heute die Töpferwaarenhändler als Aulehändler bekannt, und auch dort findet von

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1) Annalen des hist. Ver. XXI-XXVII 170. 2) 1. c. XXVI-XXVII 337. 3) Lac. I n. 107, S. 63. 4) 1. c. n. 210, S. 137; Günther I n. 32. 5) Vgl. Mittelrh. Urkunden II, S. XXI. 6) 1. c. 6. XX. 7) Annalen d. h. V. XXV 1-130.

8) 1. c. XXXI 34. Die hießen vormals Eulner und Euler 1. c. XXV 99, 121.

der Sieg bis zur Lahn hinauf dieser Ausdruck seinen Anhalt in den Ortsnamen, welche mit Auel verwachsen sind 1).

„Unter den Hügeln des Siebengebirges erhebt sich einer, welcher die ganze weite Gegend des Auelgaues beherrscht, von dem die Geschichte erzählt, daß er, der höchste der Sieben, des Gaues Mal- oder Dingstätte gewesen 2). Mit Recht hat er denn auch den Namen Auelberg (Dehl= berg) erhalten."

„Drei Burgen beherrschten zur fränkischen Zeit den Auelgau, es waren die Siegburg, die Blankenburg) und die Auelburg. Die erste führte ihren Namen von der Sieg, die zweite von einem Bache, welcher sich dort in die Sieg ergießt, die dritte aber von der weiten Herrschaft, über welche sie sich erhob und die ihrem Besizer unterwürfig war. Also die bedeutendste war sie dem Namen nach, die bedeutendste vielleicht auch in der That, denn mit ihrer Zerstörung war auch die Macht der Gaugrafen für immer gebrochen“ 4).

„Auf dem Gipfel des Oelberges findet der Wanderer noch spärliche Ueberreste einer längst verfallenen Burg, nicht aber vermag der Führer, welcher alle Merkwürdigkeiten des Siebengebirges zu deuten weiß, dem fragenden Fremdling Auskunft über diese Ruine zu geben. Keine Urkunde spricht von ihr, und als die jezt auch zerstörten Burgen Drachenfels, Löwenburg und Wolkenburg erstanden, war sie bereits ein Schutthaufen" 5).

Von den Gaugrafen des Auelgaus sind nur die legten bekannt. Diese waren: Hermann um 948 6), Everhard 966 7), Gottfried 970). Mit Leßterm scheint das Geschlecht der Gaugrafen ausgestorben zu sein 9).

1) Ohne Zweifel haben die gleichen Benennungen der Ortschaften in der gleichen Beschaffenheit des Bodens (Töpfererde) ihren tiefern Grund. Jedenfalls ist es nicht zulässig, den Ausdruck Auel mit Au zu identificiren, wie es in Annalen XXI-XXII 170 geschieht.

Was E. M. Arndt (Niederrh. Jahrbuch 1843 S. 20) von „Auel“ als Bergschlucht oder einem von Schluchten und Durchrissen zerklüfteten Gebirge sagt, entbehrt jeder sprachlichen wie geschichtlichen Begründung. Komisch klingen Arndt's Worte: „Ich habe den höchsten Berg, eben weil ich im Mittelalter hier den »Aulgau« finde, ohne Umstände den Aulberg genannt.“

2) Niederrheinisches Jahrbuch 1843, S. 102. 3) Zu Blankenbach, vgl. Lac. I n. 103 S. 59 bei Oberpleis. 4) Annalen d. h. V. XV 19 ff.

5) 1. c. Ob sich wirklich noch Reste einer „Auelburg“ vorfinden, habe ich bei meiner Anwesenheit auf dem Oelberge nicht entdecken können. Die citirte Stelle ist jedenfalls geeignet, genauere Forschungen hierüber anzuregen.

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9) Ueber den Verfall der Gauverfassung vgl. Mittelrh. Urkunden II S. XXXV.

Die spätern Grafen von Sayn mit ihren zahlreichen Besitzungen und ihrer Vogtei über die Güter des Bonner Cassiusstifts im Auelgau lassen sich als Nachkommen der Gaugrafen erkennen ').

Ihnen gehörten die für die Geschichte unseres Dekanates (Königswinter) belangreichen Herrschaften Löwenburg und Blankenberg, welche später in herzoglich bergische Aemter umgewandelt wurden.

Die Pfalzgrafen.

Bei dem Aussterben des Grafengeschlechts des Auelgaus fiel die Grafschaft an die Krone zurück und wurde zwischen 970 und 996 dem Pfalzgrafen von Niederlothringen übertragen 2).

In der Bestätigungsbulle der Klosterstiftung zu Vilich vom 24. Mai 996 erklärt Papst Gregor V.: Das Kloster . . ., im Comitat des Pfalzgrafen Herimann, Bisthum des Erzbischofs Evergerus zu Köln, im Auelgau (pago aualgauue) im Orte Vilich gelegen 3).

Die Pfalzgrafen (comites palatii), ursprünglich nur oberste Ministerialen der kaiserlichen Pfalz zu Aachen, nahmen in der nachkarolingischen Zeit eine veränderte Stellung ein. Seit Otto dem Großen (936-973) wurden sie theils zur Beaufsichtigung der Krongüter und zur Ausübung der richterlichen Thätigkeit in den Provinzen eingeführt, theils und besonders, um der dem Kaiser gegenüber wachsenden Macht der Herzoge eine Schranke zu seßen.

Das Amt der Pfalzgrafen wie der Gaugrafen war erblich, daher ging es von Hermann, den wir als ersten Inhaber betrachten, auf dessen Sohn Ezzo (auch Enfried und Ehrenfried) über.

Ezzo gelangte zu hohen Ehren und Würden. Als Freund Kaisers Otto III. war er schon bei Lebzeiten seines Vaters bei Hof gern gesehen und pflegte mit dem Kaiser Schach zu spielen. Dabei wurde eines Tages vereinbart, wer den Gegner drei Mal nach einander matt mache, dürfe das Beste verlangen, was dieser besize. Ezzo war drei Mal Sieger und verlangte nichts Geringes: die Hand Mathildens, des Kaisers Schwester 4). Die Ehe wurde im Jahre 990 geschlossen.

Ezzo und Mathilde sind als Stifter der Abtei Brauweiler berühmt. Ihr gewöhnlicher Wohnsiz war das pfalzgräfliche Schloß Tomberg bei Rheinbach. Mathilde starb am 4. November 1025 während eines Besuchs bei ihrem Schwager Hezelin auf dessen Gut Esch bei Bergheim. Seitdem führte Ezzo ein klösterliches Leben mit den Mönchen von Brauweiler bis zu seinem Tode. Ezzo beschloß sein gottseliges Leben zu Salfeld in

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Thüringen im Jahre 1035, als er beinahe das achtzigste Jahr erreicht hatte, und wurde in der Abteikirche zu Brauweiler an der Seite seiner Gemahlin beigesezt 1).

Die Pfalzgräfliche Würde ging an Ezzo's Enkel Otto, Sohn Ludolph's, über. Im Jahre 1045 zum Herzog von Schwaben ernannt, trat Otto die Pfalzgrafschaft an seinen Vetter Heinrich († 1062), Sohn Hezelin's, Grafen im Zülpichgau ab 2).

Heinrich, wegen seiner Grausamkeit der Wüthende genannt, machte von Siegburg aus die Umgegend durch Raub und Plünderung unsicher 3). Erzbischof Anno II. (1056–1075) griff nothgedrungen zum Schwerte, führte den Pfalzgrafen nach glänzendem Sieg gefangen nach Köln und erwarb die Festung Siegburg der Kirche zum h. Petrus.

Im Jahre 1064 errichtete Anno auf dem Siegberg die Abtei der Benedictiner und stattete sie mit vielen Besizungen und Gerechtsamen aus 4). Das Gebiet um den Berg bildete auf dem Flächenraume einer Quadratmeile den Burgbann der Abtei, welcher die Stadt Siegburg, den Ort Wolsdorf, einen Theil der Pfarre Niederpleis und eine Anzahl umliegender Gehöfte umfaßte, wozu später noch Troisdorf kam. In diesem Gebiete regierte der Abt als reichsunmittelbarer Fürst, mit den einzigen Beschränkungen, welche ihm die Rechte des Schirmvogts auferlegten. Kaiser Heinrich IV verlieh der Abtei das Mark- Zoll- und Münzrecht 5) und im Jahre 1071 die Fischerei in den stehenden und fließenden Gewässern mit der Gerichtsbarkeit in ihren sämmtlichen Besigungen und in den Dörfern Sieglar, Geistingen und Niederpleis, überhaupt in den um den Berg liegenden Ortschaften.

Pfalzgraf Heinrich tödtete in einem Anfall von Wahnsinn seine Gemahlin Mathilde auf der Burg zu Cochem 1061 und starb kurze Zeit nachher (1063 ?).

Heinrich's Nachfolger war Hermann, Sohn des 1019 verstorbenen Herzogs Friedrich von Luxemburg, im Jahre 1064 zuerst als comes palatinus genannt. Er starb 1085 als Anhänger Kaiser Heinrich's IV. im Kirchenbann und hinterließ die Pfalzgrafschaft dem Sohne seines wahnsinnigen Vorgängers, Heinrich II. (auch Heinrich von Laach genannt),

1) Ezzo's und Mathildens Kinder: 1. Ludolph, Vogt des Erzstifts Köln, 2. Otto, (seit 1045) Herzog von Schwaben, 3. Hermann (II.), Erzbischof von Köln (1)36—1056), 4. Richeza, Königin von Polen, † 1063, 5. Adelheid, Abtissin zu Nivelles, Diöcese Lüttich, 6. Ida, Abtissin von St. Maria im Capitol (und Vilich?), 7. Mathilde, Abtissin von Dietkirchen bei Bonn, 8. Theophano, Abtissin in Essen († 5. März 1054), 9. Helwyga, Abtissin in Neuß, 10. Sophia, Abtissin in Gandersheim.

2) Mittelrh. Urkunden II S. XV. — 3) Lac. I n. 202. Vgl. dazu Note 1. 4) 1. c. n. 202 und 203, S. 129 ff. 5) Lac. I 213, S. 138. Vgl. Annalen XXIII 62.

welcher Hermann's Wittwe Adelheid von Orlamunda heirathete. Heinrich, der lezte der Ezzonischen Pfalzgrafen, starb am 12. April 1095 und liegt in der Kirche zu Laach begraben. Pfalzgraf wurde sein Stiefsohn, Sohn Adelheid's aus erster Ehe, Siegfried von Ballenstädt, Trevirensis ecclesiae principalis advocatus.

Seit Anfang des 12. Jahrhunderts verschwinden die Pfalzgrafen von Lothringen und ziehen sich nach dem Oberrhein zurück, wo sie als Pfalzgrafen bei Rhein fortbestehen ').

Grafschaft und Herzogthum Berg.

Seit Anno's Zeiten waren die Machtverhältnisse im Bergischen vollständig verschoben. Allmälig begannen die Grafen von Berg ihre Herrschaft zu erweitern. Eine mächtige Handhabe bot ihnen die Vogtei der Abtei Siegburg, in deren Besitz Graf Adolph von Berg sich um das Jahr 1125 befand. Dieser Vogtei verdankte er zunächst die Erweiterung seines Gebiets: die Herrschaft im Auelgau und damit die Grundlage zu weitern Erwerbungen. Das ganze Ländergebiet jenseits Siegburg war der Grafschaft Berg einverleibt. Eine Beschränkung erlitt dieselbe zwischen Sieg und Rhein durch kurkölnische Enclaven, wovon gehörigen Ortes besonders die Rede sein wird.

Von 976 bis 1225 stand das bergische Land unter der Regent= schaft der Grafen von Altena.

Im Jahre 1218 war Adolph V. im Kreuzzug bei der Belagerung von Damiette gefallen, und sein Bruder Engelbert der Heilige führte die Regierung bis zu seinem glorreichen Martyrium 1225. Durch Engelbert's Nichte Irmgard gelangte ihr Gemahl Heinrich von Limburg zur Herrschaft.

Im Jahre 1348 erlosch neuerdings der Mannesstamm der Grafen von Berg aus dem Hause Limburg. Die Erbtochter Margaretha hei= rathete Otto IV. von Ravensberg. Aus dieser Verbindung entsproßte wiederum eine Tochter Margaretha und vererbte die Grafschaft durch Heirath an Gerhard, Sohn des Grafen Wilhelm I. von Jülich. Unter dem später regierenden Grafen Wilhelm II. wurde das bergische Land auf dem Fürstentage zu Aachen am 30. Mai 1380 von Kaiser Wenzel zum Herzogthume erhoben. Dasselbe bestand unter den Herzogen von Jülich bis 1511, wo Johann III. von Cleve es durch Wilhelm's III. Tochter Maria in die Ehe erhielt und die Herzogthümer Jülich, Cleve und Berg in einer Hand vereinigte. Ihm folgte sein Sohn Wilhelm IV. 3)

1) Mittelrh. Urk. 1. c. 2) Vgl. über die mit Gewalt eingeführten Neuerungen unter Johann III. und Wilhelm IV. Dr. Norrenberg, Dekanat Gladbach, S. 153 ff.

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