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nicht allein so doch vorzugsweise die Jesuiten selbst 17). Die heimlichen Räthe, fährt Canisius fort, welche stets um ihn sind, mehren dieses Feuer, und es ist zu verwundern, daß man ihnen nicht andere Leute zuordnet, die nicht gleicher Gestalt böser Secten und gottloser, falscher Meinungen wegen verdächtig sind. Uebrigens wünscht der Jesuit, daß man fein bescheidentlich mit diesem Handel umgehe; denn sollte man die Sache zu scharf nehmen, sagt er, so möchte es vielleicht nicht anders sein, als in die Kohlen blasen. Der Herr Jesus, schließt er, wolle uns um seiner Ehre willen Rath eingeben und so hart bewegte Herzen bei Zeiten heilen, wozu diese zwei Stücke sehr nüzlich sind, daß man den Prediger wegschaffe und den Bischof recht abrichte 18).

Gewiß ein merkwürdiges Gutachten, das uns einen überraschenden Blick in höchst eigenthümliche Verhältnisse thun läßt. Im Sep= tember versah sich Ferdinand mit einem neuen Hofprediger. Der Weihbischof Urban von Passau, der in diese Stellung_trat ́und einige Zeit nachher das Bisthum Gurk erhielt, zeichnete sich ebenfalls durch eine natürliche Beredtsamkeit aus. Abwechselnd bestieg er nun mit Phauser die Kanzel, und beide Könige hörten zu. Welches seltsame Schauspiel erlebten damals die Wiener! Ihr Landesherr will durch seinen Prediger, der nicht einmal ganz rechtgläubig war 19), der alten Kirche den entfremdeten Sohn zurückerobern, und dieser nährt vielleicht im Stillen die Hoffnung, durch Phausers Mund eine graugewordene Ueberzeugung zu erschüttern.

So blieb es, bis die Reichspflichten Ferdinand gegen Ende des Jahres nach Regensburg führten. Als er von dort zurückgekehrt war, wurde der fruchtlose Versuch nicht fortgesezt, sondern ein neuer gemacht. Der römische König ließ 1557 von der pyrenäischen Halbinsel den Priester kommen, welcher der Beichtvater seines Sohnes

17) Vgl. Phauser bei Gindely 175 ff.

18) Unschuldige Nachrichten vom J. 1712 S. 743 ff. Vielleicht derselbe Brief, welchen Pfister, (Herzog Christoph I 390 Anmerk.) als nicht mehr vorhanden im würtembergischen Archiv bezeichnet.

19) zu dem, was Blahoslaw von Phauser hörte, kommt noch ein fatholisches Zeugniß in Cyprians Tabularium ecclesiae Romanae p. 26. Historische Zeitschrift. XV. Band.

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gewesen war, als dieser sich in Spanien aufhielt. Aber jetzt weigerte sich Maximilian, seinem früheren Gewissensrathe Gehör zu schenken. „Nichts hilft bei ihm,“ sezt der Venezianer Tiepolo, der uns das berichtet, klagend hinzu. In der Relazion, die wir aus dem Jahre 1557 von ihm besigen, meldet er weiter: Der König von Böhmen behält einerseits die Messe und einen großen Theil der Ceremonien der römischen Kirche bei, während andererseits ein verheiratheter Priester, der einige Kinder hat und fast die ganze lutherische Lehre verkündigt, sein Prediger ist. Seit einiger Zeit vermeidet er, Prozessionen, Todtenämtern u. dgl. beizuwohnen. Die vornehmen Hofbeamten, besonders der Oberhofmeister, der bei ihm sehr viel vermag, find allgemein als Lutheraner bekannt“ 20).

Diese Nachrichten finden mehrfache Bestätigung. Am lezten Mai sagte Phauser zu Blahoslaw: Maximilian sei der evangelischen Religion zugethan, und zwar nicht mehr heimlich wie sonst, sondern je weiter, desto offener. Am 17. Juni war das Frohnleichnamsfest; aber der König von Böhmen hielt sich fern von der Prozession. Acht Tage darauf war er bei seinem Vater in Presburg. Auch hier ließ er sich nicht zur Theilnahme bewegen; er schügte zuerst Unwohlsein vor, und als Ferdinand in ihn drang, wenigstens drei bis vier Schritte mitzugehen, da sprach er es unumwunden aus, daß es ihm sein Gewissen verbiete. Vergebens jammerte und klagte der alte Vater, zulezt blieb er selbst weg, um Aufsehen zu vermeiden 21). Als 1558 für Eleonore von Oesterreich, die Wittwe Franz' I, die üblichen Trauerfeierlichkeiten stattfanden, entschuldigte sich Marimilian bei Ferdinand wieder mit Unwohlsein, und als die Königin von Böhmen für eine andere Tante, Maria von Ungarn, die Seelenmesse lesen ließ, reiste ihr Gemahl von Wien nach Presburg, um dort den Reichstag abzuhalten 22).

Im Jahr 1557 hatte Ferdinand in redlicher Absicht noch einmal den Versuch gemacht, die gestörte Einheit der Kirche durch ein Religionsgespräch herzustellen. Aber die Protestanten spalteten sich

20) Alberi, Relazioni Venete I 3, 151.

21) Gindely 167. 183 u. 184.

22) Mocenigo bei Alberi I 6, 119.

unter einander, und die Katholiken benußten diesen Umstand, um die Verhandlungen abzubrechen. Paul IV wünschte dazu dem römischen Könige Glück und forderte denselben auf, solche Gespräche fortan nicht mehr zuzugeben. Maximilian meldete dem Herzoge von Würtemberg, was der Papst seinem Vater hatte sagen lassen; „das ist, schloß er, ungefähr seine ehrbare oder auf deutsch gesagt teuflische Werbung gewesen, welches ich E. L. gutherziger Meinung nicht habe wollen verhalten, wiewohl man mich selten zu dergleichen Sachen fordert; denn ich propter veritatem suspectus sum 23). Der Notar Linterius, welcher die Botschaft Pauls IV nach Wien gebracht, versuchte dreimal vor den König von Böhmen zu kommen; aber er ward eben so wenig angenommen wie der spanische Beichtiger 24).

Ungetrübt bestand dagegen das innige Verhältniß zwischen Maximilian und Phauser fort. Jener tröstet diesen wegen der Verfolgungen, die er leiden muß. „Gott lebt," schreibt er ihm einmal, ,,die Ungerechten und Lügner werden umkommen." Der Hofprediger wiederum nennt in Briefen an andere seinen Herrn den starken Daniel, den starken Löwen; sich selbst bezeichnet er scherzhaft als den berühmten Kezer 25).

Maximilian studirte fleißig die Bibel und Luthers Werke, so weit er sie besaß, und wenn sich ihm eine Gelegenheit bot, seine protestantische Büchersammlung zu vermehren, so ergriff er sie be= gierig. Am 4. December 1557 dankt er dem ehemaligen Bischof von Capo d'Istria und Nunzius Peter Paul Verger, welcher seit seinem Abfall von der katholischen Kirche das Papstthum eben so heftig als unermüdlich bekämpfte, für Schriften, die er von ihm erhalten; zugleich fordert er denselben auf, mit „solchen nüzlichen Büchern" ihn auch fernerhin zu versehen. Seit Jahren stand er mit dem eifrig evangelischen Herzoge Christoph von Würtemberg in einem herzlichen Freundschaftsverhältniß, von dessen Innigkeit die Briefe, die sie mit einander wechselten, noch heute lebendiges Zeug

23) Lebret, Magazin zum Gebrauch der Kirchen- u. Staatengeschichte, XI 111.

24) Verger bei Fischlin 122.

25) An Skalich bei Strobel a. a. D. I 322. 324. 327.

niß ablegen. Einem Schreiben vom 28. Januar 1558 legte Christoph nicht nur einige Büchlein bei, sondern er erbot sich auch, dem Könige von Böhmen alle Werke von Luther, Melanchthon, Brenz und andern zu schicken. In seiner Antwort vom 23. Februar ver= zeichnete Marimilian, was er bereits von Luthers lateinischen und deutschen Schriften besaß, und erklärte, daß der Herzog ihm einen besondern Gefallen erweisen werde, wenn er ihm die noch fehlenden Bände so wie die Werke von Melanchthon, Brenz und andern Theo= logen der wahren Religion übersenden wolle 26).

Gerade damals erwartete Maximilian in Wien jenen grimmigen Feind der katholischen Kirche, dessen wir eben gedacht haben. Verger war schon früher für die Ausbreitung des Evangeliums in Polen thätig gewesen; im Jahr 1557 betrieb er eine Gesandtschaft an den König Sigismund August und die Großen dieses Landes, durch welche. dieselben ermahnt werden sollten, nicht zu den Reformirten abzufallen, sondern bei dem Bekenntniß der böhmischen Brüder, das mit dem Augsburger übereinstimme, zu bleiben. Pfalz und Würtemberg wollten Verger dahin abordnen, sie wünschten aber noch, um der Sache mehr Gewicht zu geben, die Zustimmung der andern evange= lischen Fürsten Deutschlands und die Mitwirkung Maximilians, der ihrem Gesandten einen von seinen Räthen beigesellen sollte. Von diesem Plan hatte Verger den König von Böhmen unterrichtet und sich dann auch erboten, selbst nach Wien zu reisen und die Angele= genheit mündlich mit ihm zu besprechen. In dem erwähnten Schrei= ben vom 4. December 1557 lud ihn Maximilian ein, künftige Weihnachten zu kommen, da sein Vater binnen vierzehn Tagen nach Böhmen gehen werde. Jedoch erst in den lezten Tagen des Februar langte Verger in Wien an und hielt sich etliche Tage dort auf.

In Bezug auf die polnische Angelegenheit erklärte Maximilian, er scheue vor keiner Schwierigkeit zurück, wenn es sich darum handle, die Lehre des Evangeliums, die Kirche und den Ruhm des Sohnes Gottes zu befördern; aber er wünsche zuvor die Meinung der übri= gen protestantischen Fürsten von Deutschland zu erfahren; wenn diese für die Sendung seien, so werde er es an sich nicht fehlen

26) Lebret IX 107. 111. Vgl. 116 u. 119.

lassen. Uebrigens wunderte sich Marimilian, daß der Herzog Christoph den Plan begünstigte, da doch die Polen das Bekenntniß der böhmischen Brüder angenommen hätten, von dem er glaubte, daß es von dem Augsburger abweiche. Verger verneinte dieß aber; was wenigstens die Confession betreffe, welche 1535 dem römischen Könige Ferdinand übergeben worden, so habe dieselbe die Billigung Luthers, Melanchthons und anderer großen und guten Männer erhalten und sei von der Augsburger, besonders im Artikel vom Abendmahl, nicht verschieden. Er bemühte sich sehr, den König von seiner ungünstigen Meinung über die böhmischen Brüder abzubringen, und er hoffte, daß es ihm gelungen sei. Wenn Polen noch kein be= stimmtes Bekenntniß hätte, bemerkte Verger weiter, dann würden die evangelischen Fürsten im Recht sein, wenn sie kein anderes als das Augsburger empfehlen wollten; aber so ständen die Sachen nicht, und es handelte sich nur darum, die Polen von den Refor= mirten zu trennen.

So meldete Verger dem Herzoge von Würtemberg 27). Wir ersehen daraus, für welches Bekenntniß Marimilian sich entschieden hatte; wenn er aber Anstand nahm, die Sendung zu befördern, so werden wir wohl nicht irre gehen, wenn wir vermuthen, daß dia Furcht vor seinem Vater noch wirksamer war als die gemachten Einwendungen.

Uebrigens fand Verger, daß Maximilian vollkommen fest im evangelischen Glauben sei und die außerordentlichen Schwierigkeiten, die ihm in den Weg gelegt werden, nicht achte, wenn er nur die wahre Gottesverehrung befördern könne. Merkwürdig ist auch noch eine andere Nachricht, welche Verger dem Herzoge mittheilt. Maximilian, schreibt er, wünsche dringend, daß das Evangelium in seinen Bekennern eine wahre Besserung des Lebens hervorbringe, besonders aber, daß die Fürsten allen Haß und alle Feindschaft fahren lassen und wieder eine wirkliche Eintracht unter einander aufrichten. Hierdurch, meinte der König, würden die Protestanten leicht den Sieg über die

27) Bei Sattler, Gesch. Würt. unter den Herzögen IV 126. Wien den 29. Februar (auch am Ende des Briefes steht XXIX!) Vgl. Verger an Rokyta bei Gindely a. a. D. S. 214.

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