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Als der römische König Ferdinand I 1547 auf dem Punkte stand, gegen die Protestanten zu Felde zu ziehen, ergriff er, eingedenk der Wechselfälle der Schlachten, die Feder, um seine älteren Söhne, die fern von ihm weilten, aus treuem Herzen noch einmal zu allem guten anzufeuern. Hauptsächlich fordert er sie auf, im katholischen Glauben beständig zu verharren, und zwar ermahnt er beide gleichmäßig; wir begegnen nicht der leisesten Andeutung, daß Maximilian etwa schon eine Hinneigung zu den neuen Lehren ge= zeigt habe. Das ist um so bemerkenswerther, da Ferdinand sich nachher längere Zeit mit ihm allein beschäftigt, seine Fehler namentlich aufzählt und ernstlich rügt 1).

Im folgenden Jahre treffen wir Marimilian in Augsburg, wo die Stände des Reiches zu wichtigen Verhandlungen mit dem Kaiser versammelt waren. Ebendaselbst befand sich der protestantische Graf Wolrad von Waldeck. In dem Tagebuche, das er während seines Aufenthaltes in dieser Stadt geführt hat, spricht er auch von dem Erzherzog; „derselbe, schreibt er am 9. Mai, soll gegen den evangelischen Glauben nicht schlecht gesinnt sein." Im nächsten Monate gieng Maximilian nach Spanien, um dort Maria, die Tochter Karls V, zu ehelichen und in Gemeinschaft mit ihr die Regierung des Königreiches zu führen; denn der Kaiser hatte seinen Sohn Philipp zu sich berufen, um ihn den Deutschen vorzustellen, so wenig sich diese danach sehnten, und in den Niederlanden ihm huldigen zu lassen. Indem nun Wolrad der Abreise Maximilians gedenkt, drückt er sich über ihn ähnlich aus wie vorher 2); er bittet Gott, denselben hin und zurück zu geleiten und ihn vor dem Trug und Unglauben der Jberer zu bewahren.

Die Aeußerungen des Grafen von Waldeck sind gewiß merkwürdig, aber so allgemein und unbestimmt, daß wir uns doch wohl hüten müssen, zu viel aus ihnen zu entnehmen. Es bedürfte wenigstens noch anderer Beweise, wenn wir schon in dieser Zeit an

1) Bucholz, Gesch. der Regierung Ferdinands I, Urkundenband S. 465 ff. 2) Pietati non adversari videtur. Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart LIX 157. Vgl. S. 77.

eine Hinneigung Marimilians zu den protestantischen Lehren glauben sollten. Der Beichtvater, den er in Spanien hatte, war, wie es sich beinahe von selbst versteht, ein unverdächtiger Mann, gelehrt und geachtet, und er scheint das Vertrauen Maximilians genossen zu haben.

Gegen Ende des Jahres 1550 wurde lezterer nach Augsburg gerufen, um Plänen seine Zustimmung zu ertheilen, die ihn selbst sehr tief berührten. Karl V wünschte, daß Philipp nach dem Able= ben Ferdinands I Kaiser würde. Dazu sollte nicht bloß der römische König, sondern auch dessen Sohn die Einwilligung geben, und so sehr sich beide sträubten, sezte doch Karl seinen Willen durch. Philipp gieng darauf wieder nach Spanien; der zürnende Maximilian aber holte von dort Weib und Kinder und kehrte mit ihnen ins Reich zurück.

Hier erhob sich sehr bald der schwer bedrängte Protestantismus von neuem und erwies sich so stark, daß ihm die Gleichberechtigung mit den Katholiken wenigstens einstweilen zugestanden werden mußte. Auch in den österreichischen Erblanden wuchs die reformatorische Bewegung. An vielen Orten enthielten sich manche der Beichte wie des Abendmahls, andere unterstanden sich, wie Ferdinand sagt, ver= ruchter Weise, von der Gemeinschaft der allgemeinen Kirche sich abzusondern und das Sacrament nicht nach Ordnung der heiligen christlichen Kirche und nach altem löblichem Herkommen und Gebrauch unter einer, sondern unter beider Gestalt zu empfangen. Umsonst verbot dieß Ferdinand in dem Generalmandat vom 20. Februar 1554 auf das nachdrücklichste. Herren und Ritterschaft des Erzherzogthums unter der Enns ebenso wie die Stände ob der Enns erklärten an ihrem Gebrauch festhalten zu wollen 3).

Auch Maximilian war damals in seiner religiösen Ueberzeugung vermuthlich nicht mehr fest. Hat der Unmuth über die Pläne Karls V den ersten kleinen Anstoß gegeben? Aber es zeigte sich doch bald, daß dieselben nicht ausführbar waren, weil die weltlichen Kurfürsten von Philipp nichts wissen wollten. Ferdinand hatte nur mit Widerstreben eingewilligt und freute sich mit dem Sohne, daß

3) Raupach, Evangelisches Oesterreich II Beilagen N. XI.

sie scheiterten. Wahrscheinlicher ist, daß die evangelische Bewegung, die in Oesterreich immer mächtiger vordrang, auch ihn ergriff, daß Zweifel in ihm aufstiegen, und er in ein Schwanken gerieth. Dann führte der Vater selbst ihm den Mann zu, welcher auf seine fernere religiöse Entwickelung den größten Einfluß geübt hat.

In jenen Jahren war ein sehr empfindlicher Mangel an katholischen Geistlichen, die durch gute Kanzelreden und ein frommes Leben erbauen konnten; sogar Ferdinand gerieth dadurch bisweilen in Verlegenheit. Da ward ihm Johann Sebastian Phauser als ein wohlunterrichteter und des Wortes mächtiger Mann empfohlen. Er nahm ihn in Dienst und hörte mehrere Predigten von ihm, die seinen vollen Beifall hatten. Bald jedoch erfuhr er, daß derselbe verhei= rathet wäre. Ferdinand stellte nun an Phauser die Forderung, sich von seinem Weibe zu trennen. Dieser weigerte sich aber; er zog es vor, den Hof zu verlassen und nach Hause zurückzukehren. Nach einiger Zeit nahm ihn Maximilian in seinen Dienst, und der Vater ließ es geschehen, ohne schlimmes zu ahnen 4). Man konnte damals in Deutschland nur wenige Priester finden, welche das kirchliche Gebot der Ehelosigkeit hielten.

Auch jezt gab Phauser anfänglich keinen Grund zur Klage; jedoch allmählich griff er mit Freimuth die Gebrechen der katholischen Kirche, die Sittenlosigkeit der Geistlichen an. Das Volk zollte den Predigten des kühnen Redners Beifall, Maximilian war ihm ergeben, und das Gerücht lief durch die Lande, der junge König habe das Evangelium angenommen. Die Gedrückten athmeten bei dieser Nach= richt auf, und ein lichter Hoffnungsstreifen fiel in ihre bekümmerten Gemüther. Auch die schwer verfolgten böhmischen Brüder horchten freudig auf. Vorsichtigere fürchteten aber eine Hinterlist; sie mein

4) Ich folge hier dem Berichte Ferdinands in dem Memoriale secretius bei Le Plat, Monumenta ad historiam concilii Tridentini potissimum illustrandam spectantia IV 621. Blahoslaw bei Gindely, Quellen zur Gesch. der böhmischen Brüder in Fontes rerum Austriacarum Abth. II Bd. XIX S. 130 am Schluß und der Nunzius Lippomano bei Maurenbrecher, Karl V und die deutschen Protestanten, Anhang S. 182* scheinen ungenau zu sein. Schade, daß Bucholz die Urkunde, die er VII 487 zu geben verspricht, dann doch weggelassen hat.

ten, es werde nur ein Anschlag gegen die Treuen versucht. Man beschloß daher, an Ort und Stelle die Wahrheit erforschen zu lassen, und einer von ihren Priestern, mit Namen Blahoslaw, reiste nach Wien, wo er Freitag den 8. März 1555 ankam 5). Von einem. Buchhändler erfuhr er hier, daß Marimilian weder in die Predig= ten noch in die Messe der Papisten gehe, sondern seinen eigenen Kanzelredner neben dem Schlosse bei den Augustinern habe.

Natürlich begab sich Blahoslaw am folgenden Sonntage dahin. Eine große Menschenmenge füllte die Kirche, so daß einige Mädchen im Gedränge zu schreien anfiengen. Als Marimilian erschienen war, stimmte Phauser ein kurzes lutherisches Lied an, nach dem Gesange wurde gebetet, dann folgte die Predigt, welche gegen zwei Stunden dauerte. Phauser sprach aus dem Gedächtniß das Evangelium her und erläuterte dann den Tert. Dem böhmischen Bruder erschien er durchweg als ein evangelischer Mann, obwohl er sich nicht so nannte, sondern einfach, wie Blahoslaw sich ausdrückt, die Wahrheit auseinandersetzte und mit vielen Schriftstellen belegte. Nach der Predigt wurde wieder lutherisch gebetet; dann gieng Marimilian hinweg, und auch das Volk strömte fort.

Erst am nächsten Mittwoch gelang es dem böhmischen Bruder, Phauser in seiner Wohnung anzutreffen. Er beschreibt ihn als einen Mann von mittlerer Größe, sehr voll im Gesicht, ohne Bart, etwas dem Luther ähnlich, abgemessen in seinem Betragen, doch höflich. Phauser erzählte dem Gaste mancherlei. Aus seinen Reden ergab sich, daß er dem Papstthum abgeneigt war und die Jesuiten bitter haßte. Beides konnte man in jenen Jahren auch bei Katholiken finden, und Phauser gieng jezt eben so wenig, wie am Sonntage, mit der Sprache frei heraus; es schien, als ob er seine Stellung zwischen den beiden großen religiösen Parteien genommen hätte; doch ließ er seine evange= lische Gesinnung durchblicken. Er erzählte viel von Maximilian, wie fromm er sei, wie er das gute liebe und die Wahrheit feurig vertrete. Der römische König befand sich damals auf dem Reichstage zu Augsburg; in seiner Abwesenheit waren die österreichischen Lande der Sorge Marimilians anvertraut.. Die Jesuiten wollten diesen

5) Seinen Bericht hat Gindely a. a. D. S. 126 ff. veröffentlicht.

wohl prüfen, als sie ihm vorschlugen, von jedem Geistlichen ein Glaubensbekenntniß zu verlangen. Daß Maximilian dieß nicht zugab, mußte sie noch argwöhnischer machen. Canisius verklagte den König von Böhmen und seinen Hofprediger in Augsburg bei Fer= dinand, und dieser schickte dem Sohn ein strenges Schreiben 6). Maximilian vertheidigte sich wegen der Anschuldigungen, die gegen ihn erhoben worden waren. Leider erfahren wir nichts näheres, und eben so wenig wissen wir, ob sich Ferdinand dabei beruhigte. Wenn dieß, wie es scheint, der Fall war, so kehrte doch der Zweifel wieder. In einem Codizil, welches er am 10. August zu Händen seiner drei Söhne machte, heißt es: „Ich betrachte das Wesen der Welt und wie die Keßereien und neuen Sekten sehr überhand nehmen, und daß ihr nicht werdet unangefochten bleiben. Besonders hab ich um Euch, Maximilian, mehr Sorge, als um die beiden andern; denn ich hab allerlei gesehen und gemerkt, was mir einen großen Argwohn bringt, als wollest Du, Maximilian, von unserer Religion fallen und zu den neuen Sekten übergehen. Gott gebe, daß das nicht sei, und ich dir darin Unrecht thue; denn Gott weiß, daß mir auf Erden kein größeres Leid begegnen könnte, als daß Ihr, Maximilian, als der älteste und der am meisten zu regieren haben wird, von der Religion fallen solltet. Es wäre mir auch von Euch andern eine große Betrübniß, und ich bitte täglich Gott ganz treulich, er möge davor Euch behüten und Euch lieber, dieweil Jhr, wie ich hoffe, gute Christen seid, von dieser Welt abfordern, ehe daß er Euch in die neuen Sekten und Religion sollte fallen lassen“ 7).

Noch in demselben Monat kam der Spanier Don Juan de Ayala, der auf der Durchreise nach Wien begriffen war, in Augsburg mit dem Nunzius Lippomano zusammen und fragte diesen : „Was hört Ihr von dem Könige von Böhmen in Bezug auf seinen Glauben?" Dem Vertreter des Papstes waren nicht eben gute Nachrichten zugegangen; er hatte z. B. erfahren, daß Maximilian den Tag vor Frohnleichnam nach Presburg gereist war, um der

6) Vgl. noch Skalich in dem Sendschreiben Schelhorns S. XL im zweiten Theile von Raupachs evangelischem Desterreich.

7) Bucholt VIII 753.

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