Sayfadaki görseller
PDF
ePub

men; aber wenn Gott beide Gestalten nicht verboten hat, warum verbieten sie die Menschen?"

Aber dort stoßen wir wieder auf das Wörtlein scheint," und hier hebt der Nachsaz gleichsam die Wirkung des Vordersahes auf; auch mag in dem Ausdruck „richtig“ eine Zweideutigkeit liegen. Dagegen den Ausspruch Marimilians, daß auch außerhalb des Genusses der wahre Leib und das wahre Blut Christi im Abendmahl enthalten sei, begleitet Hosius mit keiner Beschränkung.

Einmal hatte das Gespräch, an dem Marimilian mehr Antheil genommen als gewöhnlich, ungefähr eine Stunde gedauert, da ge= dachte der Nunzius noch einer Schrift von Heßhusius über das Abendmahl, die ihm der König früher gegeben. Er machte nun einige Bemerkungen über das Werk des bekannten evangelischen Theologen und erklärte dann, es war nämlich bereits dunkel gewor=

den,

[ocr errors]
[ocr errors]

den Gegenstand bei der nächsten Zusammenkunft fortsehen zu wollen, da die Unterhaltung schon ziemlich lange gedauert hätte. Seinerseits schenkte der Nunzius dem König eine Schrift des Abtes Peter von Clugny über das Abendmahl. Maximilian nahm nicht nur das Büchlein freudig an, sondern er ließ auch Licht bringen und las in Gegenwart des Bischofs viel darin. Dieser fragte nun, wann er sich wieder einfinden sollte. Der König versicherte, daß ihm die Unterredungen sehr lieb und angenehm wären und einen großen Eindruck auf ihn machten; aber er könnte die Zeit für die nächste Zusammenkunft noch nicht bestimmen, er werde sie ihm anzeigen lassen. Hosius bat nun Maximilian, ganz über ihn zu verfügen; er werde selbst um Mitternacht mit der größten Bereitwilligkeit kommen, wenn es der König wünsche. Doch es verflossen zwei Wochen, ohne daß er gerufen wurde, weder für Mitternacht noch für die gewöhnliche Zeit. Da gieng er am 4. December von freien Stücken hin und redete nun über das Werk von Heßhusius. Aber er wurde nicht fertig, die Irrthümer desselben aufzuzählen. „Dazu gehört,“ sprach er, nicht ein Tag, sondern viele." Wieder erbat er sich zu kommen, so oft es der König wolle, jeden Sonntag oder an bestimmten Tagen in der Woche, ja sogar täglich und zu jeder Tagesstunde, selbst um Mitternacht.

[ocr errors]

Dießmal rief ihn Maximilian wirklich und schon nach kurzer

Zeit, am 9. December. Als es dunkel geworden, konnte der Bischof aus den Werken, die er mitgebracht, nicht gut lesen. Da nahm der König ihm das Buch aus der Hand, trat ans Fenster und las nun selbst über eine Seite; Licht aber ließ er nicht kommen, auch nicht, als Hosius das Gespräch fortsezte und sogar noch mehr vorlas, so daß diesen, da Maximilian hartnäckig blieb, die zunehmende Finsterniß nöthigte sich zu entfernen.

Man fühlt sich versucht zu vermuthen, daß der König der Redseligkeit des Bischofs auf eine schlaue Weise Schranken zog, indem er sich ungefähr eine Stunde vor Beginn der Dämmerung antreffen ließ.

Noch eines andern Vorfalles aus jenem seltsamen Verkehre will ich Erwähnung thun. Wie Hosius berichtet, war der Pater Cithardus, des Kaisers Hofprediger, einmal bei dem Könige verschwärzt worden, daß er die Mittlerschaft Chrifti geleugnet hätte, als er -wahrscheinlich am 1. November 1560 - auf der Kanzel über die Anrufung der Heiligen sprach. Er muß darüber auch in Flug= schriften angegriffen worden sein, in denen man sich sogar nicht scheute den Namen des Königs von Böhmen zu gebrauchen, um ihn zu schrecken. Vielleicht gerieth er wirklich in Besorgniß. Er hatte dann eine Unterredung mit Maximilian. Indem er sich und den katho= lischen Glauben vertheidigte, beschwor er den König, als den sich zu zeigen, für welchen er gehalten werden wollte. Mit der Antwort, welche lezterer gab, war der Kardinal von Augsburg sehr zufrieden 72).

Ungefähr ein Vierteljahr später, am Palmsonntage 1561, predigte Cithardus über den Eselsglauben, ein sehr eigenthümliches Thema, das den Streitigkeiten zwischen dem würtembergischen Theologen Brenz und dem ermländischen Bischof entsprungen und von legterem auch in seinen Unterredungen mit Marimilian besprochen worden war. Es ist nun höchst wahrscheinlich, daß Hosius der Verfasser der Kanzelrede gewesen; denn wir wissen, daß er bisweilen dergleichen ausarbeitete und dann sowohl andern als besonders dem Pater Cithardus zum Gebrauch überließ. Hofius lobte nun den

72) Der Card. v. Augsb. an Hofius am 30. Nov. 1560 im Tabularium p. 125, u. am 22. Jan. 1561 in den Epp. Pog. II 218.

Mann und seine Predigt und drückte dann den heißen Wunsch aus, der König möge jenen doch wenigstens über das Leiden Christi spre= chen hören, zumal da derselbe sowohl am grünen Donnerstag als am Charfreitag zu ganz gelegener Stunde die Kanzel besteige. „Einige haben dem Pater bekannt, daß er sie bekehrt hat, fügte der Bischof hinzu, und ich sage Gott dafür Dank, daß sie auf den rechten Weg zurückgebracht sind." Aber Maximilian hüllt sich in beredtes Schweigen; er gewinnt es nicht über sich, dem Manne, der für sein Seelenheil so thätig war, den kleinen Gefallen zu erweisen, sei es, daß er einen Schritt vermeiden will, welcher Aufsehn erregen und unreife Hoffnungen hervorrufen mußte, sei es, daß er in dem Pater den Schüßling und Wiederhall des Nunzius haßt, dessen Unterweisungen er sich nicht entziehen kann. Eher sagt er letterem gelegentlich einmal etwas angenehmes. Als sie am 6. Juni von den Unruhen in Frankreich reden, erzählt er, daß der König von Navarra das Abendmahl unter einer Gestalt genommen, armer Leute Füße gewaschen und sich hierin und in andern. Stücken katholisch erzeigt habe. Davon spricht er freilich nicht, daß er bereit sei, dem gegebenen Beispiele zu folgen.

Und noch einige andere Bemerkungen lassen sich machen.

Die Religionsgespräche werden nicht häufiger, sondern seltener, wiewohl der Bischof, der noch dazu ungerufen kommt, das Verlangen sie zu vervielfachen deutlich ausgesprochen hat 78). Ferner sollte man meinen, daß zulezt ein Fortschritt in den Gesinnungen des Königs wahrnehmbar sein müßte, zumal da die Unterredungen sich im ganzen vom August 1560 bis in den Juli 1561 hinziehen. Das wird aber niemand behaupten wollen. Die Haltung Maximilians bleibt sich vielmehr von Anfang bis Ende gleich; eher wird er noch einsilbiger. In dem Bericht über das lezte Gespräch schreibt Hosius am Schluß: „Der König hörte mich sehr gnädig an und sprach selbst nicht viel, sondern stimmte meinen Worten bei und zeigte, daß auch er das Concil wolle, damit den religiösen Zwistigkeiten einmal ein Ende gemacht werde."

73) Den 27. Decbr. 1560, 28. Jan. 1561, 6. März, 2. April, 25. April, der König reist ins Bad, 6. Juni, Juli. Hosius schreibt: conveni, adivi, salutavi Regem, cum postea venissem.

Historische Zeitschrift. XV. Band.

4

Diesen Wunsch hatte Maximilian schon früher zu wiederholten Malen ausgedrückt. Als er bei einer solchen Gelegenheit zugleich verhieß, das Concil zu begünstigen, bedankte sich Hosius dafür und erklärte, daß er vom Könige nie eine andere Meinung gehabt habe. Darauf erwiederte Marimilian: „Ich weiß, daß die Ansicht einiger über mich verschieden ist; aber es wird sich zeigen, daß die, welche von mir anders denken, sich täuschen werden.“ Der Nunzius schöpfte, wie er schreibt, nicht wenig Trost aus diesen Worten. Aber nie verspricht Marimilian, was doch die Hauptsache war und worauf Hosius immer hinsteuerte, den Entscheidungen der bevorstehenden Kirchenversammlung sich zu unterwerfen.

Was sich aus einer aufmerksamen Betrachtung der Berichte des Nunzius ergiebt, das findet eine willkommene Bestätigung in einigen Aeußerungen des Grafen Luna. Dieser schreibt am 11. März 1561 seinem Herrn: Der König von Böhmen hat sich in Bezug auf die Religion merklich gebessert, und wie ich höre, hat der Nunzius wesentlich dazu beigetragen; er spricht gern mit ihm und hat viele Zusammenkünfte 74); er drückt sich ganz anders aus als früher. Er fürchtet sehr, daß das Concil nicht zu Stande komme, was ihm, wie er sagt, sehr leid sein würde; es scheint, daß er es wünscht, wie einer, dem es noth thut. Der Nunzius, und nach dem, was ich so höre, auch ich, wir glauben, daß er sich etwas schämt, und ich hoffe zu Gott, daß er noch ganz wieder zu heilen sein wird.“ Elf Wochen später, am 28. Mai, weiß Luna nichts neues zu berichten. „Der König,“ fährt er fort, „wünscht sehnlichst, daß das Concil zu Stande komme, wie jemand, der es für gewisse Ansichten braucht; denn ich argwöhne, daß er Zweifel bekommen hat und der Beschämung zu entgehen hofft; er wagt nämlich nicht über diese Dinge mit jemandem, der ihn heilen könnte, zu sprechen, und so freut er sich, darüber reden zu hören, ohne daß er zu fragen braucht. So erkennt man deutlich, daß er wankend geworden. Mir hat das der Cardinal gesagt, Hosius war indeß zu dieser Würde emporgestiegen und ich

[ocr errors]

74) Luna fährt fort: wo ich die Mittelsperson bin. Man erwartet „gewesen bin,“ sonst ist das Resultat noch kläglicher. Wir haben hier leider nicht den Urtext.

habe es mehrmals selber bemerkt 75). Endlich am 18. Juni schreibt Luna: „Obwohl der König sich gebessert hat, ist er doch keineswegs heil und wird es auch, glaub' ich, vor dem Concil nicht werden; denn die Scham hält ihn sehr zurück, die Schwenkung, wie es recht wäre, gleich auf einmal ganz zu machen“ 76).

Die Belehrung Maximilians wird niemand mehr dem Nunzius zuschreiben dürfen, und wir haben nur zuzusehen, ob er wenigstens in seiner religiösen Ueberzeugung erschüttert worden sei, wie der spanische Gesandte meint. Um diese Frage zu beantworten, müssen wir den prüfenden Blick nach einer andern Seite richten und den König von Böhmen, da die Quellen es gestatten, in seinem Ver= kehr mit evangelischen Männern beobachten.

Wir wissen, daß Maximilian mit Phauser noch in Verbindung geblieben war, als derselbe schon die österreichischen Lande verlassen hatte. Diesen Briefwechsel seßte der König fort; er schickte seinem ehemaligen Hofprediger eine Chiffreschrift, damit er sich um so freier aussprechen könnte; und als demselben die Superintendentenstelle zu Lauingen angetragen wurde, forderte Marimilian ihn auf, sich die Rückkehr zu ihm vorzubehalten. Am 18. November schrieb er an ihn: „Man geht jezt mit dem Concil um, daß man nicht weiß, wo man darin stecket; aber ich halte meinerseits wenig davon oder schier gar nichts; gleichwohl wird man in kurzem wissen, wo es hinaus will. Ihre Majestät sind noch so heftig in religione als zuvor nie. Gott der Herr wolle ihn erleuchten; denn Ihre Majestät die christ= lichen Prädikanten ziemlich heftig verfolgen“ 77).

In eben jenem Monate jedoch sagte Pius IV wirklich das Concil an, und Delfino und Commendone bekamen Befehl, der eine die ober, der andere die niederdeutschen Stände dahin einzuladen. Dem Rathe des Kaisers folgend begaben sich die beiden Bischöfe zu= erst nach Naumburg auf den bereits erwähnten Fürstentag. Vor

75) Mitgetheilt von G. Heine in Schmidts allgem. Zeitschrift für Geschichte VIII 16. 17.

76) Döllinger I 442.

77) Bucholz VII 502. Am 16. April 1561 schreibt Phauser an seinen Freund Skalich: Rex mihi iam non scripsit. Pollicitus est autem in litteris Warnsdorfii, se brevi mihi scripturum. Strobel I 338.

« ÖncekiDevam »