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Georg Voigt, Johann Jacob Mascov.

wahren wir uns auch den Sinn für ihre Verdienste in jener älteren Zeit. Man wirft ihnen wohl Zunftgeist vor und Entfremdung von den Interessen des Tages. Aber gerade damals haben sie auf den humanioren Gebieten mit großem Segen gewirkt. Sie hielten der französischen Modebildung gegenüber die classische fest, sie arbeiteten pedantisch an der Methode, aber diese Methode führte auch zu festen Resultaten und gewährte mindestens einen Schuß gegen die Barbarei, sie wahrten die protestantische Freiheit. So scheint es natürlich, daß der für das geistige Leben allzeit so fruchtbare sächsische Boden, die Wiege des Protestantismus und eine alte Heimath der classischen Studien, auch der Geschichte besonders förderlich wurde. Wir denken an die Brüder Schurzfleisch in Wittenberg, an Struve, Buder und Walch in Jena, an Cellarius, Hieronymus Gundling, Ludewig und Joachim in Halle, an den Grafen Bünau in Dresden, an Burkhard Mencke und unsern Mascov in Leipzig. Und während diesen Hochschulen die Verbindung der Geschichte mit der classischen Literatur und den Humanioren eigen war, pflegten die Göttinger, Schmauß, bald auch Achenwall, Pütter und Schlözer, später Spittler, eine andere Seite der Disciplin, die freie und freimüthige Auffassung politischer Verhältnisse, das politische Urtheil.

Die neuere Forschung nun hat die Impulse wahrlich nicht verschmäht, die ihr seit den hundert Jahren aus dem Leben der Nation erwuchsen. Aber sie hat auch gern und oft wieder an die Professo= renweisheit jener Tage angeknüpft, und auch die es nicht wissen, zehren von ihrem Erbtheil. Es ziemt jedoch jeder Wissenschaft, die Pfade nicht aus dem Auge zu verlieren, auf denen sie erreicht, was sie hat, es ziemt vornehmlich dem akademischen Betriebe, die große Heerstraße der Wissenschaft mit allen Seitenwegen, die zu ihr geführt, zu kennen und zu zeichnen, auf ihr vor- und rückwärts zu schauen, derer dankbar zu gedenken, welche die Hindernisse weggeräumt und die festen Steine gelegt, so einen sichern Gang zu wandeln, auf den einst auch unsere Nachkommen mit Achtung zurückschauen mögen.

X.

Der tiroler Befreiungskampf von 1813.

Bon

Joseph Streiter.

Man war bekanntlich in Desterreich sehr bemüht, jenen Freiheitsschwindel zurückzuhalten, der sich zu Anfang des Jahres 1813 im deutschen Norden zeigte. Während selbst der Russe Kutusow am 25. März zu Kalisch einen Aufruf unterzeichnete, der die „Rückkehr der Freiheit und Unabhängigkeit“ als Zweck des Krieges gegen Napoleon verkündete, und jeden deutschen Fürsten, der sich der Mitwirkung entzöge, mit „der verdienten Vernichtung" bedrohte, wandten sich Kaiser Franz und Metternich mit Widerwillen von solchen „revolutionären“ Mitteln ab und ließen den französischen Kaiser von ihrem festen Entschluß versichern, solche „jakobinische Gährung zu ersticken, die sich täglich mehr ausbreite." In Wien, selbst in den höheren Kreisen, hatte sich, von englischen Agenten unterstüßt, eine Verbindung angesponnen, welche Italien, Tirol und Graubündten mit einander vereinigen und Oesterreich entweder zur raschen Entscheidung zwingen oder auf eigene Faust handeln wollte. Der Plan wurde von einem der Theilnehmer durch eine Hofdame dem Kaiser Franz entdeckt und endete mit der Verhaftung Hormayrs und Schneiders. Als dann Oesterreich nach langem Schwanken am 12. August Napoleon den Krieg erklärte, bestand nach dem Aufruf an seine Völker die große jezt mit den Waffen zu entscheidende Frage lediglich darin: „ob künftig Kaiser Franz nach den Gefühlen

seines Vaterherzens oder nach den Machtsprüchen eines fremden Gebiethers über uns herrschen soll;" nur die Monarchen Europas fühlten die Nothwendigkeit sich zu vereinigen, damit nicht im ver= einzelten Kampfe alle Völker unterjocht werden,“ was von diesen gefordert wurde, war patriotischer Muth und thätiges Mitwirken zu den Zwecken unsres allgeliebten Monarchen unsres Vaterlandes." Damit aber auch über lezteres kein Mißverständniß obwalte, hieß es: Der Oesterreicher hat nur ein Vaterland," nämlich den Staatenverein, welcher Ungarn und Böhmen, Oesterreicher und Mährer, Steierer und Galizier, Siebenbürger und Kroaten, alle wie Kinder Einer Familie verbündet." Zu Deutschland, dessen Kaiser Franz II. noch vor wenigen Jahren gewesen, stand somit der österreichische Staatenverein in keiner Beziehung mehr, nur für dieß engere Vaterland zu wirken, zu kämpfen, zu siegen war fürder die Losung, der Feind sollte bei jedem Oesterreicher nur einen Wunsch und Vorsag finden, „unverbrüchlich zu halten an dem allgemeinen Landesvater." Einige Briefe des Erzherzogs Johann, die damals und schon früher auf geheimen Wegen nach Tirol ge= langten, athmeten freilich mehr Innigkeit und Wärme, aber sie fanden nur geringe Verbreitung. Ermannt euch," hieß es darin, „euer Vaterland, die Welt und Kaiser Franz der vielgeliebte sieht auf euch. Wir vertrauen eurem Heldensinne. Gott wird unser Unternehmen segnen und bald werde ich selbst in eurer Mitte sein. Handelt im herzlichen Verein als Männer, es gilt für Gott und Oesterreich!" Der Aufruf zu den Waffen, womit sich der Commandirende der gegen den Vicekönig von Italien aufgestellten t.t. Armee von Innerösterreich Generalfeldzeugmeister Freiherr v. Hiller am 17. August 1813 aus Knitlfeld an die Tiroler wandte, war kaum mehr als ein hohler Nachklang. Er gedachte der Geschichte der Vergangenheit, der früheren Ausdauer, des Andenkens der Helden, die Anwendung auf die Gegenwart sollte man zwischen den Zeilen lesen. Den tiefsten und schärfsten Ton stimmte aber ein aus Wien ausgewanderter Tiroler in einer Flugschrift an, er sprach seinen Landsleuten von jener Freiheit, die in den Alpen heimisch ist.“ Was sie zum Werke der Befreiung treibe, sei „das reine stolze Widerstreben gegen die unheilige und knechtische Behand

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lung eines edlen Volkes - alles, was durch die Religion dér Väter und die Gebräuche der Altvordern dem Volke ehrwürdig und heilig war, ist vernichtet, entweiht das Heiligthum unsrer Tempel, ausgeraubt unsre Klöster und mit harter Strenge die Diener des Altars hilflos in das Elend verwiesen." Diese für Tirol be= stimmte Volksschrift" befahl auch der k.k. Generallandeskommissar v. Roschmann in seinem Erlasse aus Klagenfurt vom 5. September 1813 dem Schüßenmajor Eisenstecken, „so viel möglich zu verbreiten.“

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Schon am 8. August hatte er aus Wien den Major Speckbacher mit einem Geldvorschuß von 250 Dukaten ins nördliche Tirol entsendet, um dort alles zum Losbruch vorzubereiten, der auf einen gegebenen Wink erfolgen sollte. Roschmann war des Gelingens so gewiß, daß er nur das Eintreffen eines Corps österreichischer Truppen am 13. September in Lienz für nöthig hielt, „um die tiroler Landesbewaffnung zu unterstüßen. An diesem Tage," hieß es im obigen Briefe, muß ganz Deutschtirol unter Waffen stehen und die bayerischen Truppen im Unterinnthal von allen Seiten angegriffen werden; die an Lienz nächst gelegenen Gerichter haben dem einrückenden k. t. Militär entgegenzukommen und sich mit demselben zu vereinigen." Speckbacher war aber zur Ausführung seines Auftrages nichts weniger als geschickt. Auf unweg= samen Pfaden mit seinem Begleiter endlich am Judenstein bei Jnnsbruck angelangt, irrte er von einem Innufer zum andern, wechselte, da die bayerischen Behörden ihm schon auf die Spur gekommen und zuerst 500, dann 1000 fl. auf seinen Kopf geseßt, täglich sein Nachtlager, wozu ihm einmal sogar der Paramentenkasten der Kirche zu Rinn diente, fand aber nirgends den nöthigen Glauben, da man ihn ohne Vollmacht gelassen hatte. Ein nach Busterthal ent= sandter Bote brachte zwar den Befehl zum allgemeinen Angriff und zwar auf den 12. September mit, und man war mit Hilfe des Löwen- und Schupfenwirthes schon so weit gekommen, daß am gedachten Tage um 12 Uhr Mitternacht nach einem Feuerzeichen auf der Windecke der allgemeine Ueberfall von Innsbruck und Hall gemacht werden sollte; doch das Signal unterblieb, weil Speckbacher statt den Angriff von dort zu ordnen die Ehre haben wollte die Hauptstadt zu erobern. Durch diese Zögerung verlor er vollends

den lezten Rest des Vertrauens, auch traf die bayerische Regierung, welche von dem nun auf den 14. beabsichtigten Losbruch benachrichtigt war, allenthalben Vorkehrungen zur Gegenwehr. Es blieb ihm daher nichts übrig, als sich über den Tauern durch die Flucht nach Busterthal zu retten.

Nicht mehr Erfolg hatte der Streifzug dreier österreichischer Feldjäger, die sich bei der gänzlichen Entblößung des Landes vom bayerischen Militär bis nach Lurg am Fuße des Brenners wagten und am 28. August einen französischen Courier aufhoben.

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Von der k. k. Armee für Innerösterreich hatte sich am 27. August in Lienz eine Patrouille von mehreren Ogulinern und Husaren gezeigt, einige Tage nachher erschien daselbst F. M. L. v. Fenner mit der Vorhut. Er sandte den Schüßenmajor Eisenstecken mit einer halben Compagnie Jäger, einem Zuge Frimonthusaren und einer Compagnie Freiwilliger durch das Pusterthal gegen Brixen voraus und erließ am 9. September aus Lienz eine „offene Ordre," worin er erklärte, es sei der allerhöchste Wille Sr. t.t. Majestät, die Grafschaft Tirol auf immer von dem Joche zu. befreien, welches die bisherigen Beherrscher diesem Lande aufgelegt haben, und dasselbe dem österreichischen Staatenbunde wieder einzuverleiben.“ Zugleich wurde gesagt: „Se Majestät erwarten mit Zuversicht, daß die braven und tapfern Tiroler ihres alten Muthes eingedenk ihrerseits alles aufbiethen, was zur Erreichung dieses großen Zweckes, wovon das künftige Glück des Landes abhängt, nur immer beitragen kann. Darum wird der Herr Obristwachtmeister v. Eisenstecken hiermit bevollmächtigt, den Landsturm aller Orten von Lienz bis in das südliche Tirol aufzubiethen und ge= hörig zu organisiren, so wie alle zur Organisirung desselben und zur Vertheidigung der vom Feinde bedrohten Ortschaften nöthigen Vorkehrungen und Verfügungen ohne Zeitverlust zu treffen. Alle betreffenden Obrigkeiten des Landes, welchen Namen sie immer haben, werden daher bei strenger Verantwortung und persönlicher Dafürhaftung hiermit aufgefordert, dem vorbenannten Obristwachtmeister in allem dem mit gewissenhafter Genauigkeit hilfreiche Hand zu bieten, was derselbe in dieser Hinsicht zu verfügen für gut und zweckmäßig finden wird.“

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