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Festungskommandanten Braun von Rattenberg zu entnehmen glaubte, die Schanzarbeiten bezweckten, wenigstens die ehemaligen drei Herrschaften Rattenberg, Kizbüchel und Kufstein der Krone Bayern zu erhalten. Bei einer zum Versuch der Annäherung mit 49 Ge= meindeausschüssen zu Innsbruck im Januar 1814 gehaltenen Zusammenkunft mußte Freiherr v. Lerchenfeld die härtesten Vorwürfe hören. Schon die einschmeichelnde Einleitung, daß nur wenige flüchtige Burschen österreichisch werden wollten, rief die lebhafte Ver= sicherung hervor, dieß sei vielmehr der allgemeine Wunsch, und als nun bayerischer Seits mit einer Anspielung auf die lezte Wirthshausscene entgegnet wurde: Ihr Tiroler wollt euch nur frei machen, um Napoleon zu helfen," brach der ganze Sturm schwer verhaltenen Ingrimmes los. Bayerisch, erklärten die Bauern schlechtweg, könnten und wollten sie nicht mehr sein. Was der napoleonische Druck verursacht, die Last der Schuldentilgungs- und Vermögenssteuer, den Stempel, Weinaufschlag, das forcirte Anlehen, die Her= absehung der landschaftlichen Capitalien, ihre verweigerte Verzinsung, die Gerichtstaren, Einquartirungen, Errichtung von Magazinen, Vorenthaltung der Vergütungen, den Rekrutirungszwang, alles mußte Bayern verschuldet haben; die Aufgeregten schämten sich nicht, bei einer kurz nachher stattgehabten Audienz den österreichischen Generalen Mayr und Baumgarten von dem „Nationalhaß der Tiroler" zu sprechen, der so groß sei, daß schon das bloße Wieder= erscheinen des k. bayerischen Militärs die schlimmsten Folgen haben würde. Im Februar gährte es in zanz Unterinnthal wegen der Last der Einquartirung, verschiedene Anschläge, wie der eines Ueberfalls von Rattenberg, wurden gefaßt, und als in Innsbruck meh= rere das Anerbieten machten, ihren Nachbarn das Militär abzunehmen, entstand am 1. März ein völliger Auflauf, Leute von nah und fern begaben sich auf das t. Landgericht und stellten vor, daß beim Einrücken der königlichen Truppen das Leben aller bayerischen Beamten in Gefahr schwebe. Eine ähnliche mit vielen Unterschrif= ten bedeckte Vorstellung wurde dem f. Generalcommissariat überreicht. Selbst die Nachricht vom Einzug der Verbündeten in Paris vermochte nicht die Aufrührer am Inn, die fortwährend Zusammenkünfte hielten und Kriegsplane entwarfen, zur Mäßigung zu stimmen.

374 Joseph Streiter, Der tiroler Befreiungskampf von 1813.

Wenn auch nicht von den Bauern selbst, doch in ihrem Namen wurde ein Manifest der Tiroler" abgefaßt und in mehreren Ab= schriften verbreitet, das die Hände verrieth, die hier die Karten mischten. Nach einer scharfen Analyse der alten Vorrechte der Krone, des Umsturzes der Verfassung, der Aufhebung der Volksvertretung und der Klöster, der Deportirung der Geistlichen und des verderblichen bayerischen Finanzsystems wurden die Tiroler wegen der Ungewißheit über die endliche Erlösung bei einem allgemeinen Frieden aufgefordert, sich selbst zu helfen. Vor allem gelte es den Schwur, nicht mehr Bayern anzugehören. „Alle Stände müssen sich versammeln und diese lezte Selbsthilfe soll jede vorangegangene Insurrektion übertreffen. Es muß allen Ständen Tirols, dem Adeligen wie dem Priester, dem Bürger wie dem Bauern die wichtigste Angelegenheit sein, alles aufzuopfern, um das heiligste ihrer Güter, die freie Ausübung ihrer Religion, ihren rechtmäßigen Beherrscher, ihre Verfassung und ihre Freiheiten, ihren Wohlstand und Erwerb wieder zu erringen." Schließlich wird Oester= reich noch erinnert, daß es den Tirolern im Jahre 1809 selbst den Wink zur Erhebung gab und oftmals Rettung versprach, zugleich auch Bayern vor fruchtlosen Anstrengungen und nuglosen Opfern gewarnt, die doch nur zum Aufruhr reizten. Man hielt es für unerläßlich, diese Schrift selbst dem Kaiser von Oesterreich und dem Könige von Bayern zuzusenden.

Im Sommer 1814 gieng der heiße Wunsch der Tiroler in Erfüllung. Die Kundgebungen der Vorliebe für Oesterreich steigerten sich bei verschiedenen Anlässen, namentlich auch bei der Durchreise der Kaiserin Marie Louise fast zu einer zweiten Erhebung, bis endlich Roschmann die Freudenbotschaft der Wiedervereinigung aus München brachte. Am 26. Juni erfolgte die österreichische Besizergreifung, und ein Jahr später, am 20. Juli 1815, erhielt Tirol auch eine ständische Verfassung, freilich nur das Schattenbild seiner früheren.

XI.

Literaturbericht.

Weber, Georg, Allgemeine Weltgeschichte mit besonderer Berücksichtigung des Geistes- und Culturlebens der Völker. 5. Band. 6. Bandes 1. Hälfte. 8. (XVI. 765 S. 416 S.) Leipzig 1864. 1865, Engelmann.

Der fünfte Band der allgemeinen Weltgeschichte behandelt den Mohammedanismus und das Zeitalter der Karolinger, die erste Hälfte des folgenden Theiles führt die Geschichte Deutschlands bis zum Jahre 1111 herab. Wieder bewährt der Verfasser seine bekannte Befähigung, die wesentlichen Ergebnisse aus einer Reihe monographischer Darstellungen für weitere Kreise zu einheitlicher Gestalt zu verarbeiten. Gewiß ist dieß nicht die leichteste Art der Geschichtschreibung, namentlich wenn man wie Weber darnach strebt, alle Seiten des Volkslebens zu berücksichtigen und so ein erschöpfendes Bild der geschilderten Zeiten zu geben. Unmittelbare Quellenbenugung findet hier wieder in dem für eine allgemeine Geschichte nur immer möglichen Grade statt. Natürlich kann es dabei weniger auf selbständige kritische Untersuchungen als darauf abgesehen sein, der Darstellung eine größere Lebhaftigkeit, ein reicheres Farbenspiel zu verleihen.

Das Frankenreich unter den Karolingern ist im 5. Bande sehr ausführlich behandelt: gewiß mit Recht, zumal dasselbe in der neueren Zeit eine reiche Literatur von Specialforschungen hervorgerufen hat. Etwas zu kurz erschien uns indeß daneben der Abschnitt „Normannen und Dänen“, welcher den Norden und Osten Europas einschließlich Englands (von 800 bis Wilhelms I Lode) und auch die Normannenniederlassungen in Italien umfaßt. Sehr willkommen sind die Abschnitte zur Geschichte der Musik, welche Prof. Chrysander zum Verfasser haben.

B.

Boigtel, Traugott Gotthelf, Stammtafeln zur Geschichte der europäischen Staaten. Vollst. umgearbeitet von L. Ad. Cohn. 1. u. 2. Heft. fol. (115 Taf.) Braunschweig 1864 u. 1865, C. A. Schwetschke und Sohn.

Die beiden vorliegenden Hefte der Stammtafeln, in dieser neuen Ausgabe mit großer Sorgfalt und Genauigkeit gearbeitet, enthalten nicht weniger als 115 Tafeln, zunächst allgemeine Stammtafeln zur europäischen Geschichte: die römischen Kaiser, die byzantinischen Herrscher, die griechischen Kaiser zu Trapezunt, die römischen Päpste und die christlichen Könige von Jerusalem. Bei den Päpsten möchte man, soweit dieß möglich, eine Angabe ihres Geschlechtes wünschen. An diese allgemeinen reihen sich Stammtafeln zur Geschichte der einzelnen europäischen Staaten, zunächst die der fränkischen und dann der deutschen Könige und römischen Kaiser bis 1806. Dann folgen die Herzoge von Schwaben, die von Bayern vor den Wittelsbachern und die sächsischen bis 1180, demnächst die verschiedenen herzoglich lothringischen Häuser, die Markgrafen der Ostmark und die österreichischen Fürstenfamilien, die Markgrafen der Nordmark bis auf Albrecht den Bären, die geistlichen Kurfürsten, die böhmischen, bayerischen und pfälzischen Regenten. Das zweite Heft enthält dann die verschiedenen sächsischen Häuser seit 1180, Kurbrandenburg, das vielverzweigte Haus Braunschweig-Lüneburg, Wirtemberg, Baden, Schleswig-Holstein und Oldenburg: ein sehr reicher Inhalt, dem Geschichtsforscher, Genealogen, aber auch dem gebildeten Zeitungsleser sehr willkommen. Ein glücklicher Ge= danke ist es, verwidelte Erbfolgefragen, wie dieß mit der tirolischen im 14. Jahrhundert, mit der schleswig - holsteinischen von heute geschehen ist, durch besondere Tafeln zu illustriren. Dem Forscher bieten die beigefüg= ten Anmerkungen werthvolle Nachweisungen, und wir können dem Werke nur guten Fortgang und weite Verbreitung wünschen. X.

Herberg, Prof. Dr. G. Fr., Die Geschichte Griechenlands unter der Herrschaft der Römer. Nach den Quellen dargestellt. 1. Theil. Von Flamininus bis auf Augustus. 8. (XII u. 540 S.) Halle 1866, Buchhandlung des Waisenhauses.

Frühere Arbeiten Herzbergs haben ihn als mit der späteren Ge= schichte Griechenlands wohl vertraut erscheinen lassen; dieß bewährt sich auch in dem vorliegenden Werke, welches eine genaue Kenntniß und umsichtige, methodische Benuzung des weit zerstreuten und sehr verschieden artigen Quellenmateriales befundet. Herzberg hat mit selbständigem Urtheile gearbeitet, sich namentlich auch den einschlagenden Partien des

Mommsenschen Werkes gegenüber einen unbefangenen Standpunkt bewahrt. Wir wollen hier beispielsweise nur die Art hervorheben, wie Herzberg das Verfahren der Römer gegen die Griechen beurtheilt. Bekanntlich ist das einer der Punkte, welche Peters Studien ausführlich gegen Mommsen erörtert haben; Herzberg hält in dieser Frage eine verständige Mitte ein. Weniger wie in der Sache ist es ihm indeß gelungen sich ganz frei zu erhalten von Mommsenschen Darstellungsmitteln und Mommsenscher Ausdrucksweise, welche darin, daß sie jenem Gelehrten eigenthümlich sind, ihre Bedeutung haben, allein bei einem anderen stets mehr oder weniger manierirt erscheinen. Mit Recht hat Herzberg seine Aufgabe dahin be= schränkt, „nur die Geschichte Griechenlands“ zu schreiben und nicht etwa die der Griechen oder gar des Hellenismus in römischer Zeit; indeß fin= den doch auch Makedonien und die Donauprovinzen Berücksichtigung. Diese Beschränkung empfahl sich namentlich auch deßhalb, weil sich der Stoff ohnehin aus so vielen zersplitterten Elementen zusammenseßt; denn es handelt sich ja um eine Zeit völligen Auseinandergehens. Im einzelnen hat Herzberg namentlich auch viel geleistet in Feststellung statistischer, national - ökonomischer und staatsrechtlicher Verhältnisse, wie z. B. der Stellung Griechenlands zu den Römern seit dem Jahre 146. Somit verdient das Herzbergsche Buch viel Lob und behauptet neben Finlay und Zinkeisen sehr entschieden seine Stelle. B.

Dümmler, Ernst, Auxilius und Vulgarius. Quellen und Forschungen zur Geschichte des Papstthums im Anfange des zehnten Jahrhunderts. S. (VI u. 162 S.) Leipzig 1866, S. Hirzel.

In der meist etwas dunkelen Papstgeschichte am Ende des neunten und Anfang des zehnten Jahrhunderts bildet der Streit über die Rechtmäßigkeit der Wahl des am 4. April 896 gestorbenen Papstes Formosus und dem entsprechend über die Geltung der von ihm ertheilten Weihen eine eigenthümliche und sehr interessante Episode. Ueber dem Leben des Formosus, dessen Persönlichkeit nur gutes nachgerühmt wird, waltete ein besonderer Unstern. Von Johann VIII wurde er als Bischof entsegt und excommunicirt; seine Wiederaufnahme in die Kirche erfolgte nur unter der Bedingung des Verlustes seines geistlichen Charakters: er ward Laie und mußte schwören nie wieder sein früheres Amt anzustreben. Hier wie später waren neben persönlichen vor allem politische Momente in dem Verfahren gegen Formosus wirksam. Der Nachfolger jenes Johann nun, Ma

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