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Jättigen zu können. Nach diesem ihrem Wortlaute aufgefaßt und ohne das Vorurtheil einer tiefsinnigen Allegorik betrachtet, erscheint diese Canzone sehr klar und keineswegs als ein undurchdringlicher Wald von Unverständlichkeiten, wie sie es nach Delécluze ist (S. 402 ff.). Auch Fraticelli findet in der Donna derselben eine wirkliche Liebe des Dichters, doch nicht Beatrice, sondern entweder die Luccheserin Gentucca oder die Schöne im Casentino (s. zu Canz. X). Die Vergleichung der kalten Geliebten mit einem Steine (pietra), die auch in der Canz. VIII, IX und XVIII (Sestina) wieder erscheint, hat mehrere Ausleger veranlaßt, alle diese Gedichte auf eine angebliche Geliebte des Dichters, Namens Pietra de' Scrovigni zu beziehen.

Str. 1. 3. 1. Rauh in meinen Worten beziehe ich nicht auf die Häufung ungewöhnlicher, widerstrebender Worte und seltener Constructionen (Witte), sondern auf die Strenge und Härte, mit der sich D. über die Kälte seiner Donna ausspricht, zumal auf den grausamen (launigen) Wunsch der Str. 5 u. 6. 3. 6. Sie ist geschützt durch ihr diamantenes Kleid, eigentl. durch ihr Gewand von Jaspis, oder weil sie allen Geschoffen entflieht, während Andere sich vor ihr weder durch eine Waffe, noch durch Flucht retten können.*)

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*) 3. 6. Statt per lui, nämlich diaspro, lieft Witte: per questo, deßwegen; And. per lei.

Dante's lyr. Gedichte.

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Str. 2. 3. 9. Die Geliebte vergleicht D. mit einer Feile, die an seinem Leben nagt. Anders B. III. Son. X. wo er von der Feile, der mühevollen Ausarbeitung seiner Reime spricht. Witte versteht in beiden Stellen die Feile Amors (?). — 3.11 ff. Warum scheuest du dich nicht ebenso, mich allmälig zu tödten, wie ich mich scheue, den zu nennen, der dir solche Kraft verleiht, d. h. meine Liebe zu verrathen?

Str. 3. Denn ich fürchte mehr, vor fremden Beobachtern meine Liebe zu entdecken, als ich den Tod fürchte.

Str. 5. D. wünscht, Amor möchte, statt das seinige, das Herz der Geliebten verwunden und sie nach ihm um Hülfe schreien; dann wollte er sich rächen.*)

Str. 6. 3. 3. Terze, die Mitte zwischen Sonnenaufgang und Mittag. 3. 8. Oder nach Witte: so würde ich dennoch wegen mehr als tausend Beleidigungen mich rächen. Vgl. die Worte des Satyrs in Tasso's Aminta (Act. 2. Sc. 1.):

Pianga e sospiri pure, usi ogni sforzo
Di pietà, di bellezza; chè, s' io posso
Questa mano ravvoglierle nel crine,
Indi non partirà, ch' io pria non tinga
L' armi mie per vendetta nel suo sangue !
Sie wein' und seufze nur, wend' alle Kraft
des Mitleids und der Schönheit an; kann is
nur diese Hand in ihre Locken wideln,
fie soll mir nicht entkommen, bis ich rächend
in ihrem Blute meine Waffen färbe! **)

*) 3. 1. Statt lui And. lei.

**) Tornata: 3. 2. Witte: Che m' ha rubato e morto.

Canzone VIII. Das steinerne Herz. - In diefer Canzone huldigt D. einer der vielen, namentlich der provenzalischen Dichtkunst angehörigen wunderlichen Künsteleien in Beziehung auf die Ausgänge der Verszeilen, indem er sich, wie er am Ende seines unvollendeten Büchleins über die Volkssprache (de vulgari eloquio) von eben diesem Gedichte sagt, „etwas Neues und Unversuchtes von Kunst sich herausnimmt," oder wie er in der tornata selbst erklärt, indem er für sein Lied eine neue Form wagt, wie sie noch zu keiner Zeit erdacht wurde. Die ganze Canzone, oder wie die Italiener diese Dichtform nennen, Sestina doppia, enthält nur 5 Endworte (also keine eigentlichen Reime), donna, tempo, luce, freddo u. pietra, die in jeder Strophe in regelmäßigen Variationen und zwar nach folgendem Schema die Zeile schließen:

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Der Inhalt der Canz., die Delėcluze obscure et indéchiffrable nennt, ist klar: Bittere Klagen über die

Härte der Geliebten. Das Wort donna, das im Italienischen zugleich Herrin, Dame (Fräulein) und Geliebte bezeichnet, mußte in der Uebersetzung, um die Gleichmäßigkeit der fünf Endworte beizubehalten, immer mit Herrin wiedergegeben werden.

Str. 2. 3. 7 f. Im Mittelalter herrschte der schon bei den Alten geltende Glaube, daß gewissen Steinen, wie dem Heliotrop (Inf. XXIV, 93. vgl. Boccaccio VIII, 3), unsichtbar machende oder andere von der Sonne entlehnte Zauberkräfte einwohnten (vgl. B. II. Canz. XVIII, Str. 4. und B. III. Son. XII. 3. 14). Der Karfunkel glänzt nach demselben Glauben durch sein eigenes Licht (sua luce). S. Der Aberglaube des Mittelalters. Ein Beitrag zur Culturgeschichte von H. B. Schindler. Breslau, 1858. Seite 158 f.

Str. 3. 3. 1-6. Vgl. Inf. XXXII, 22—30.

Canzone IX. Liebe weicht auch im Winter nicht. Es ist Winter: Alles in der Natur ist jetzt für die Liebe todt; der Venusstern am Himmel ist erblichen (Str. 1), die Luft von Stürmen, Nebel, Schnee und Regen erfüllt (Str. 2), die Thierwelt ruhet von Liebe aus (Str. 3), die Pflanzenwelt ist erstorben (Str. 4), die Erde mit Wasser und Eis bedeckt (Str. 5); nur den Dichter verläßt die Liebe niemals und die Gefühle, die sie ihm einflößt, sind keinem Wechsel der Jahreszeiten unterworfen. „Nach der majestätischen und düstern Be

schreibung der Außenwelt in den großen eilfsylbigen Bersen jeder Strophe wird der Gegensatz des eignen Innern durch den Schlagreim in der kurzen zehnten Zeile hervorgehoben." Statt eines Reimes wiederholen die beiden Schlußzeilen jeder Strophe die gleichen Worte und zwar in den drei ersten Strophen dieselben, welche in der zweiten, ersten und fünften Strophe der vorigen Canzone herrschen.

Str. 1. Der Kreis, den die Planeten um die Erde beschreiben, hat den Punkt erreicht, wo mit Sonnenuntergang die Zwillinge aufgehen, folglich die Sonne im entgegengesetzten Zeichen des Steinbocks steht. Die Venus wird von den Sonnenstrahlen so schräge (di traverso) umglänzt, daß sie unsichtbar wird; sie steht also nach der Astronomie des Mittelalters in ihrem Epicyclus entweder in der Sonnennähe oder der Sonnenferne (s. Ruth Studien üb. Dante S. 12.) — 3.7. Der den Frost verstärkende Planet, Saturn, steht in seinem Wendekreise. 3. 12 f. vgl. B. III. Son. X. 3. 10. (S. 270.)

Str. 2. In der südlichen Halbkugel ist jetzt Sommer und durch die Erhihung der afrikanischeu Wüsten entsteht der Südwind, der auf seiner Wanderung übers Meer eine Maffe von Dünsten herbeiführt, die, wenn sie von keinem andern Winde verscheucht werden, unsere nördliche Halbkugel umlagern. Merkwürdig erscheint hier

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