Ein Seele und Herz. Vin freundlicher Gedanke kommt gar oft, bei mir zu weilen, der von euch erzählt, und spricht mit solcher Süßigkeit von Liebe, daß er das Herz mit sich einstimmen macht. Die Seele spricht zum Herzen: „Wer ist der, der unserm Geiste Troft zu bringen kommt? und ist denn seine Macht so gar gewaltig, daß kein Gedanke sonst in uns darf bleiben?“ Das Herz versett: „Gedankenvolle Seele, das ist ein neues Liebesgeisterchen, das mir nur seine Wünsche überbringt. Sein Leben ist und alle seine Kraft den Augen jener Zärtlichen entsprungen, Sonetto XXII. asso! per forza de' molti sospiri, Che nascon de' pensier che son nel core, E fatti son, che paion due desiri Di lagrimare e di mostrar dolore, Ch' Amor vi tramortisce, si glien duole; Buke. Ach durch die vielen Seufzer, die entstehen aus den Gedanken, so im Herzen wohnen, So sind sie, daß sie nur zwei Wünsche scheinen: fie werden mir so quälend in dem Herzen, daß Amor drin erstarrt; so weh ist ihm. Denn in sich tragen sie, die schmerzenvollen, Madonna's süßen Namen eingeschrieben und viele Worte über ihren Tod. Sonetto XXIII. eh peregrini, che pensosi andate Come alla vista voi ne dimostrate? Certo lo core ne' sospir mi dice, Ella ha perduta la sua Beatrice; E le parole, ch' uom di lei può dire, Die Pilger. Pilger, die ihr in Gedanken gehet wohl über etwas, das euch ferne ist, kommt ihr von so entlegnem Volke her, wie ihr in euerm Aeußern es uns zeigt, daß ihr nicht weheklagt, wenn ihr durchziehet in ihrer Mitte die betrübte Stadt, als wärt ihr Leute, die von ihrem schweren Geschicke nichts gehört zu haben scheinen? Wenn ihr verweilt und es vernehmen wollt, gewiß mein Herz sagt es in Seufzern mir: ihr werdet dann mit Thränen weiter ziehn. Sie hat verloren ihre Beatrice, und welche Worte man von Ihr kann sagen, sie zwingen einen Jeglichen zu weinen. Dante's lyr. Gedichte. 6 |