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Das römische Pabstthum, welches die ursprüngliche Reinheit der katholischen, d. h. der allgemeinen christlichen, Kirche, im Verlaufe des Mittelalters, befleckt und grossentheils zerstört hatte, verlor die bedeutsamsten geistigen Lebenskräfte gerade durch den scheinbaren Sieg über die weltliche Macht, bei dem Untergang des Hohenstaufischen Hauses. Die Ueberlegenheit, mit welcher die grossen Fürsten desselben wider die Hierarchie angekämpft, hatte diese gezwungen, nicht nur alle moralischen Hülfen wider den Gegner aufzubieten, sondern auch eine Reihe von irdischen Interessen als Bundesgenossen anzunehmen, welche theils mit den eigentlichen Grundsätzen der römischen Kirche selbst in geheimem Widerspruche standen, theils dadurch, dass sie den Völkern in ihrer Nacktheit sich offenbarten, bei diesen letztern den Glauben an die Reinheiligkeit der Stellvertreter Christi auf Erden nothwendig schwächen mussten. Als menschliche Leidenschaften mit ihrer ganzen Macht wider ähnliche stritten, zerfiel das glänzende Trugbild von der Göttlichkeit eines Priesters, welcher, nachdem er seine gleichberechtigten Mitbischöffe zu Anerkennung eines künstlich erdeutelten Primates, mit Hülfe weltlicher Gewalt, genöthigt, nunmehr aller weltlichen Gewalt mit unerhörtem Hochmuth widersagte, und den Hohenpriesterstuhl über alle Throne der Erde zu stellen gedachte. Diejenigen, welche in der Macht der Kirche während des Mittelalters einen kostbaren Damm' gegen die Willkühr, eine Opposition gegen den Absolutismus

ersehen, und somit aus lauter Freiheitsgesinnung den Verkünder blinden Glaubens und blinden Gehorsams lobpreisen, begehen nur darin einen Fehler, dass sie vergessen: es sey gerade die geistliche Gewalt gewesen, welche die weltliche in allen ihren Unternehmungen jederzeit unterstützt, sobald nur ein Theil der zertrümmerten Völkerfreiheit als Zehnte für den Stamm Levi bei Seite gelegt wurde: und dass es gerade die Päbste und ihre Geschöpfe unter den Bischöffen gewesen sind, welche die altgermanischen Verfassungen und Gesetze bei den verschiedenen, nach der grossen Wanderung im römischen Reiche angesiedelten Nationen nach und nach untergraben und den früher konstitutionellen und sehr beschränkten Königen das Gebäude des Despotismus aufführen halfen. Geschah es denn auch während der vielhundertjährigen Anmaassungen der Hierarchie gegen die Selbstständigkeit der Staaten, dass Päbste und Priester Revolutionen des Volkes oder des Adels unterstütz→ ten, so geschah es meist nur aus Nothwendigkeit, oder aus Berechnung für die Zwecke des Augenblickes, oder in der Absicht, nach zerrütteter Einheit und nach erschüttertem Königthum im Innern, dem Volksleben eine rein theokratische Richtung zu geben und die aufgeblühte Freiheit in dem Keime wieder zu vergiften. Bei den italienischen Staaten war es freilich der Päbste Freundschaft, welche dem Republikanismus wider die Kaisermacht eifrig beistand; aber als das kräftige Geschlecht unterlegen, welches Volksgrösse, Kultur und Gesetzlichkeit, nur häufig in den Mitteln sich verirrend, gewollt hatte, überlieferte es die meisten Freistaaten und Reiche einer Meute grösserer und kleinerer Tyrannen, unter denen Karl von Anjou gleich oben an steht; und wenn irgend ein neuer verheerender Sturm von Innen und von Aussen über das unglückliche Italien hereinbrach, so war immer entweder der Päbste Herrschwuth, oder ihre Intrike, oder ihre Glaubensunduldsamkeit, oder ihre Schlaffheit, ja selbst ihr bloses, alle Einheit und Nationalkraft Italiens paralysirendes, Daseyn der Haupturheber des erlittenen Unglücks. Schon Macchiavelli, Geheimschreiber eines Pabstes und Günstling seiner Familie, hat dies eingestanden. In England presste man das Volk durch Annaten, Indulgenzen, Steuern u. 6. w. auf jegliche Weise, und sobald nur die im Parlament ver

sammelten Barone, oder die Könige selbst, den Foderungen nachgaben, liess man abwechselnd den König und das Volk im Stiche. In Spanien waren es die Priester, welche die Erhebung des dritten Standes lange verhinderten, die Kortes verfälschten, durch die Inquisition die, alte Verfassung untergruben, die Communerós verriethen und den Despotismus des österreichischen wie des bourbonischen Hauses bis in die neuesten Zeiten unterstützten; das Gleiche geschah in Portugal, dermalen das blutige Opfer des Ultramontanismus und Mönchthums. In Frankreich wurden zuerst die Könige, sodann die Aristokraten, die états géneraux und die Parlamente, die Hugenotten und die Jansenisten, die Rechte des Adels und die des Volkes hinter einander ganz vorzüglich mit Hülfe des Priesterthums vernichtet, und selbst die Wirksamkeit der mühsam errungenen gallikanischen Freiheiten gelähmt. Sie füllten die Bastille und die Galeeren mit Gefangenen, die Schaffotte mit Schlachtopfern, Europa mit Leichenfeldern. Die Priester in der Mehrzahl waren es, welche der unverbesserlichen Abtheilung der Aristokratie innig sich anschliessend, der Revolution durch gleich thörichten als verbrecherischen Widerstand die blutige Gestalt gaben, durch die sie sich entweihte. Sie sind es, welche in der neuesten Zeit an Wiederherstellung des Despotismus arbeiten, welche die Wohlthaten der Charte vereiteln, welche die Erziehung falschmünzen, der Monarchie Widerstand bieten und den Meuchelmord, die Usurpation und den Meineid auf der pyrenäischen Halbinsel unterstützen. Sie sind es, welche in Teutschland, in den Niederlanden und im Norden der freien Volksentwickelung entgegen traten; welche das Kaiserthum erniedrigten, die Zwietracht unter den Ständen unterhalten, die Könige an das Ausland verrathen, die Reformation auf Tod und Leben bekämpft, den 30jährigen Bruderkrieg hervorgerufen haben. Durch sie, die dem Absolutismus und der Bureaukratie eng sich anschlossen, kam Schweden unter Christinen, Böhmen um seine Freiheit, Ungarn um den besten Theil seiner Selbstständigkeit. Ihre Unduldsamkeit liess Konstantinopel und Griechenland fallen und stellte Europa mehrmals der Invasion von Mongolen, Tataren und Osmanen blos. Das ultramontanische Priesterthum war es, welches die Schweiz um ihre Nationalehre und um ihren ur→

sprünglichen Charakter brachte; welche jede Unterdrückung im Innern, jede Niederträchtigkeit nach Aussen, und jede Gewaltthat der Fremden gegen das Land sanktionirte und täglich noch sanktionirt und unterstützt.

Das ultramontanische Priesterthum ist somit der gemeinsame Feind aller aufgeklärten Regierungen und aller Freiheit liebenden Völker. Nicht die katholische Kirche ist es, welche in die sem Priesterthum repräsentirt wird, sondern das eigentliche Pabstthum, insofern es seine Foderungen also ausdehnt, dass, statt der alten konstitutionellen Kirchenverfassung, der Absolu-> tismus eines Einzigen über Konzilien und Bischöffe, Gesetze und Dekrete, Verträge und Vergleiche erhoben wird. Auch nicht. das Pabstthum, insofern es blos als Primat inter pares sich ankündigt, sondern blos mit seinem revolutionären Charakter, durch den es die vergangene Zeit in sein künstliches System der Oberherrschaft über die Geister entwickelt, greifen wir an, und zwar nach reinkatholischen Begriffen.

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Es hat nicht an Männern von Talent und Einsicht, von Frommsinn und Redlichkeit gefehlt, welche durch eine schöne, aber niemals praktisch vorhanden gewesene Idee zu Lobpreisung des Pabstthums verführt worden sind. Sie haben den Grundsatz aufgestellt: der Geist muss Herr über den Körper, das Himmlische Sieger über das Irdische werden; nun aber vertritt die Kirche das Geistige und Himmlische, durch einen sichtbaren Bund, welcher die Gemüther und Geister mit einem einzigen, durch alle Zeiten und Völker gehenden Bande umschlingt; so wie der Staat anderseits den Körper und das Zeitliche dar- stellt und für die Bedürfnisse beider durch die Staatsverbindung sorgt. Der Knoten aber, welcher dieses Band zusammenhält, ist des Pabstes oberste Gewalt. Das Gleichniss von Sonne und Mond und das Bild von den zwei Schwestern sind überdies längst bekannt. Dieser Idee, so wie derjenigen von einem väterlichen Oberhaupte der gemeinsamen Christenfamilie, möchte wohl jede bessere Seele huldigen, welche für die wahre Vervollkommnung der Menschheit erglüht und für Erreichung ihres Endzweckes. begeistert ist. Aber es bleibt diese Idee ewiglich nur

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Abstraktum, nur ein frommér Traum, da, so lange die Leiden schaften der Menschen dauern, auch die Bestrebungen und Interessen beider Gesellschaften unter sich zusammenfallen, und jede Unterordnung der einen unter die andere Willkühr und Knechtschaft erzeugt. Denn es muss entweder die Kirchenge sellschaft ihren Geist in der Staatsgesellschaft durchsetzen und diese ganz sich geisteigen machen, sonst bleibt sie eine Seele ohne Körper; ist aber der Staatsverein von dem Geiste der Theokratie (denn der Kirchenverein kann nur eine solche werden) ganz durchdrungen, so fällt, da die Kirche unbedingten Kinderglauben an das väterliche Regiment begehret, aller Sinn für Selbstständigkeit, es fällt alle Freiheit der Völker, alle Entwickelung des individuellen Lebens, es fällt alle Macht der Regierungen weg, und der patriarchalische Zustand, unpassend für die Plane des Weltgeistes, welcher Kraft und Bewegung, nicht Stillstand und Erstarrung will, muss zurückkehren; der gereifte Verstand der Völker wird genöthigt, das männliche Kleid wieder abzulegen und nach dem kindischen zu greifen. Die edelsten Kräfte der Menschheit erschlaffen, und statt des Lebens herrscht der Geistestod.

Eine Kirchengesellschaft mit positiven Rechten und mit irdischen Interessen löset also entweder sich selbst in ihrer ursprünglichen reinern Bedeutung auf, oder sie wird selbst zu einem eigenen Staate, welcher die bisher bestandene Staatsgesellschaft aufhebt, oder feindselig ihr gegenüber tritt. Dies ist der Fall mit der römischen Hierarchie gewesen, in der Gestalt, welche ihr die Päbste im Verlauf der Zeiten gegeben. Die Anhänger des kirchlichen Absolutismus behaupten: diese Hierarchie sey vor dem Staate bestanden und habe denselben blos in sich aufgenommen. Dies ist eine grobe historische Erdichtung; das römische Reich bestand viele Jahrhunderte vorher, ehe die jü–, dische Secte der Christen, von dem grossen, göttlichen Meister erfüllt, zu dem Gedanken eines moralischen Weltbundes sich steigerte, welcher einen einzigen unsichtbaren Freistaat der Geister durch alle Völker der Erde bilden, und in allem frei seyn sollte, was das Geistige betraf, in allem andern aber den! Königen und Regierungen, unter denen die einzelnen Glieder:

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