Sayfadaki görseller
PDF
ePub
[blocks in formation]

S. 256 3. 1 v. u. lies statt der Humanität“ „des Humanismus“. S. 257 3. 11 v. u. muß hinter vermeint" eingeschaltet werden („oder umgekehrt").

"

S. 539 3. 4 v. u. muß heißen: Schannat in den Vindemiis liter. Bd. 2

(Collectio II) im Necrolog u. s. w.

S. 551 3. 6 v. u. lies statt „Reitelbrock" „Beitelrock“.

I.

Kaiser Ferdinand II. und sein Geschichtschreiber Hurter.

Von

3. Söltl.

(Schluß)
XVIII.

Bald nach seiner Vermählung wollte Ferdinand seinen Kriegsmuth an den Türken erproben, welche Canissa genommen hatten. Maximilian II. hatte Schloß und Herrschaft gekauft, weil dieser Paß so wichtig sei, daß dessen Verlust dem Feinde das Land bis Gräß öffnen würde. Deßhalb ließ er den Ort kunstgerecht befestigen und es wurde eine Besaßung hinein gelegt; allein schon im J. 1581 flagte die steyerische Landschaft, es sei ein göttliches Wunder zu nennen, daß bei solcher Vernachlässigung des Kriegsvolkes und seiner Bedürfnisse dieses Bollwerk noch nicht dem Feinde erlegen sei. Die Mannschaft zu Fuß und Roß sehe sich um Nahrung zu suchen genöthigt, den Flecken zu verlassen. Bei wachsender Gefahr verstärkten sich diese Klagen. Erzherzog Ernst jammerte bei dem Kaiser, daß durch nachlässige Löhnung die Besaßung zur Verzweiflung gebracht Historische Zeitschrift V. Band.

1

werde, der Zustand des Plages trostlos, unhaltbar sei. Darauf kam einige aber nicht ausreichende Hülfe und der Kaiser bestellte als Befehlshaber 1594 den Freiherrn Georg von Paradeiser. Dieser unterließ nicht, durch die dringlichsten Vorstellungen zu überzeugen (1599 im April), daß Canissa die größte Aufmerksamkeit verdiene. Aber es schien, als sollten unabwendbare verderbliche Zufälle zu ernsten Anzeichen einer düstern Zukunft werden. Türkische Gefangene legten Feuer an, welches einen Theil der Kriegsvorräthe und der Festung verzehrte. Nicht lange nachher stürzte ein Theil der Werke ein, ward ein anderer durch Gewitterregen wesentlich beschädigt. Paradeiser ließ Tag und Nacht an der nothwendigsten Wiederherstellung arbeiten. Dabei zeigte sich unter der Besaßung jezt schon Meuterei, verlangte ein Theil den Abzug aus dem Kriegsdienst, ohngeachtet der Feind an der Grenze streifte. Am 7. Sept. erschien die türkische Heeresmacht vor der Festung, die schwache Besaßung hoffte auf Hülfe; am 14. Okt. rückte Herzog von Mercoeur zum Entsage heran; aber der Verlust der Zufuhr nöthigte ihn bald zum Abzug, öhne daß es ihm gelungen wäre, Mannschaft oder Lebensmittel in den bedrängten Plaß hineinzubringen. Dann ging ein Theil der Ungarn sogar zum Feinde über und verrieth ihm die Schwäche der Stadt; die Zurückgebliebenen bearbeiteten die Deutschen, welche zu fester Gegenwehr entschlossen waren; diese hierauf verweigerten, so daß Paradeiser seinem Geschick nicht mehr entgehen konnte. Am 20. Oft. 1600 wurde nach 44tägiger Belagerung das mit Waffen schwer zu bezwingende Bollwerk dem Feinde überliefert. Am 1. Dez. wurde auf des Kaisers Befehl ein Kriegsgericht niedergesezt, um Paradeiser's Benehmen zu untersuchen. Dieses ließ sich in Bezug wenigstens auf Canissa und dessen Befehlshaber mehr durch den Eindruck stimmen, den der Unfall der Uebergabe gemacht hatte, als durch Paradeiser's ausführliche Darlegung überzeugen. Er wurde verurtheilt und enthauptet, seine Güter eingezogen.

Canissa's Befehlshaber war nicht Katholik. Daher konnte der im ersten Augenblicke gefaßte Berdacht, er habe durch Uebergabe des wichtigen Bollwerks Ferdinand aus Rache in Gefahr bringen wollen, leicht in die feste Behauptung verwandelt werden, indeß die Geschichts- 、 schreibung späterer Zeit sich auf ehrenhafte Weise hütete, kirchlicher

Ueberzeugung zu lieb durch fortlaufendes Festhalten des Unerwiesenen sich zu beflecken. 1)

Kaum hatte Ferdinand die traurige Nachricht vernommen, bat er den König von Spanien, seinen Schwager, den. Papst und den Kaiser um Unterstüßung, den wichtigen Platz wieder zu erobern. Indeß wurden Berathungen gepflogen, Alles bestimmt, von allen Seiten her kamen gute Verheißungen und Ferdinand ließ es an allseitiger Thätigkeit zu Förderung kräftiger Rüstungen nicht mangeln. Er wollte aber dem Unternehmen selbst beiwohnen, das sowohl an Zahl der Mannschaft als an Stattlichkeit der Ausrüstung, als seines Zweckes wegen eines der bedeutendsten während des langen Krieges des Hauses Desterreich mit der Pforte war. Die Herzoge von Bayern wünschten ihm Glück zu seinem Vorhaben, und nachdem er sein Testament gemacht, gebeichtet und den Leib des Herrn empfangen hatte, übergab ihm der Nuntius (am 23. Aug. 1601) das Heerbanner, worauf er von seinem Bruder Maximilian begleitet den Feldzug antrat.

Am 1. Sept. ging das Heer über die Mur, es zählte 23,000 Mann zu Fuß, 4500 zu Roß, mit Allem, was zu einer Belagerung erforderlich, aufs Beste ausgestattet. Der Herzog von Mantua war Oberanführer, Carl Formentin aus görzischem Adel Quartiermeister, der aus Lothringen gekommene Orfeo Galloni Zeugmeister. Am 9. Sept. erschien der Vortrab vor Canissa, am folgenden Tage rückte der Gewalthaufe nach. Die Leitung der Belagerung wurde dem Galloni anvertraut, vor dessen Wohlredenheit die nothwendigere Rücksicht auf Fähigkeit vor dem Erzherzog in den Hintergrund getreten war, so daß sein bald nachher erfolgter Tod nicht beklagt werden durfte.

Ferdinand setzte überhaupt bei Mangel an eigener Erfahrung unbedingtes Vertrauen in die Anordnungen derjenigen Kriegsmänner, welche die Belagerung führen sollten. Dieselben legten aber ihre Un

1) So erzählt Hurter und fügt in der Anm. bei: Cäsar regulirter Chorherr erklärt rundweg, es sei unbesonnen, diese Uebergabe aus Paradeiser's Lutherthum abzuleiten, gleich als ob ein Protestant nicht redlich handeln könnte. Hurter selbst sagt (IV, 358): „in den vorhandenen Akten liegt der unwiderlegliche Beweis von Paradeisers Unschuld." Warum sagt er dieses nur in einer Anmerkung? Warum zeigt er seine Unschuld nicht klar ?

fähigkeit oder Unvorsichtigkeit schon dadurch an den Tag, daß sie dem. Zelt des Fürsten die Stelle an der Spiße des Lagers anwiesen wo die meiste Gefahr drohte. Doch bewies Ferdinand unverzagte Festig= keit, indem er bis zum Ende der Belagerung dort ausharrte. Bald zeigten sich, durch Jahreszeit, Witterung und ungesunde Lage veranlaßt, beim Heere viele Erkrankungen; von zwölf Kapuzinern, die mit demselben ausgezogen waren, starben vier in ihrem seelsorglichen Dienste. Der türkische Befehlshaber in der Burg beantwortete schon die Vorschläge zu Unterredungen mit Kugeln. Unter Vorbereitungen zu einem Sturm vergingen über anderthalb Monate, und als dieser endlich am 18. Oktober von drei Seiten erfolgte, war eine Brücke, über welche Herberstein mit den Deutschen den Angriff bewerkstelligen konnte zu kurz, dabei so schwach, daß die ganze Schaar ins Wasser sank, mit Noth sich retten mochte, und es sahen sich die Christen überall zurückgeschlagen. In der Vorweisung eines blanken Säbels als Antwort auf die Aufforderung zur Uebergabe lag der Wink, wessen man sich bei einem zweiten Sturm würde zu versehen haben.

Bei allem dem hatte es Ferdinand an nichts fehlen lassen, was der Belagerung den gehofften Erfolg hätte sichern können. Er verwendete seine eigenen Pferde zu Kriegsfuhren, gab die Zelte zu Sandsäcken her, zum Gewebe für solche ansehnliche Geldsummen. ')

Faschinen waren in solcher Menge bereitet worden, daß man daraus ein Bollwerk hätte erbauen können, höher als die Festung selbst. Er hoffte sie noch immer zu gewinnen, dafern nur Erzherzog Mathias Hülfe senden möchte. Am 7. Nov. ließ dieser den Feldmarschall Rußwurm mit 6000 Mann zu Fuß und 2000 zu Roß von Raab aufbrechen. Am 14. rückte er ins Lager ein und erhielt eine Stellung, von welcher man dem Feind die Zufuhr abschneiden zu können hoffte. Bereits jedoch zeigten sich in Schnee, Frost und Wind grimmigere Feinde denn die Türken waren. Schon ließen sich Stimmen hören: wolle man die Krieger retten, so dürfe man auf so ungünstigem Boden bei so verderblicher Witterung nicht einen Augenblick länger verweilen. Dem tapferen Rußwurm däuchte dieß schimpflich. Allein aus dem

1) Das sind die Thaten des Erzherzogs? War es der Mühe werth, sie anzuführen ?

« ÖncekiDevam »