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geren, formelleren, Schriftanwendung, auf Unkosten des doctrinell Materiellen) so sehr übertreibt, daß fie einerseits manche Sazung im Gegensaße gegen die Stimme aller christlichen Jahrhunderte, selbst die apostolische Zeit nicht ausgenommen, verficht, andererseits selbst ihren eigenen Bekenntnißschriften nicht recht traut (S. 106). Noch weiter aber und ausgedehnter verfolgen diesen Keim der praktischen (ob auch nicht bloß praktischen) Willkühr die anderen kleineren Kirchenpartheien, wenn gleich auch sie großentheils theoretisch die lutherischen Grundsäße ") festhalten wollen. Die Arminianer rationalisirten allmählig das ganze Lehrsystem 12), und wollten gar keine historischen Bekenntnisse von symbolischer Autorität gelten laffen, als gebe es gar keine objective biblische Wahrheit für alle Zeit (, wie sie denn auch die eigentliche Inspiration der Schrift leugnen 13)). Die Mennoniten wollten allerdings ihren Bekenntnissen zufolge nur das vorgetragen wissen, was mit dem ges schriebenen Worte des A. und N. Left. übereinstimme; für übereinstimmend mit demselben aber erkannten sie auch ihre offenbaren ebenso vernünftelnden, als widerhistorischen Irrlehren, und überhaupt waren sie in Bestimmung des Inhalts der göttlichen Offenbarung so uneins mit einander, daß von jeher die einen von ihnen behauptet haben, was die anderen leugnen. Die Duäker

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im äußersten Gegensaß gegen alles nur Historische im Christenthum stellen ausdrücklich neben und darum über die Schrift ein nur inneres Licht, in welchem denn freilich nothwendig auf eine zweideutige Weise Göttliches und Menschliches sich vermengt. Diese Dffenbarung durch den Geist, als die Quelle, aus der die Schrift felbst geflossen, erkennen sie für die Hauptquelle der Wahrheit, die h. Schrift aber betrachten sie als eine Offenbarung untergeordneter

11) Nur in Hinsicht auf alleinige Schriftgeltung ebenfalls wieder, und zwar noch mehr, ins Scharfe und Schroffe getrieben. Vergl. z. B. Conf. Remonstr. 1, 10 sqq. (wonach u. A. auch,, lites omnes ad religionem pertinentes. ex iis [libris sacris] solis disceptentur"); 2c.

12) Und zwar nicht so, wie auch in die lutherische Kirche der Ratio= nalismus endlich eindrang, wobei doch immer eine Norm kirchlicher Orthodorie in der Lehre der Symbole als gültig noch zurückblieb.

13) Schon Episcopius (Inst. IV, 4.) hatte den Inspirationsbegriff nur auf s. g. Wesentliches beschränkt, und dabei blieb man in der Folge noch keinesweges stehen.

Art. Durch das Zeugniß des Geistes erhalte die Schrift selbst erst Auctorität, und darum sei auch der Geist die Duelle aller Erkennt niß und Wahrheit. Durch den Geist allein gelange man zur wahren Erkenntniß Gottes, durch ihn werde man in alle Wahrheit eingeführt und über Alles belehrt; so sei denn der Geist, nicht die Schrift, der Grund und die Duelle aller Wahrheit und die erste Regel des Glaubens 14) —; wobei nun freilich eben immer über

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14) Vergl. Barclai Apol. thes. 2.: Cum nemo patrem noverit, nisi filius.., et cum revelatio filii sit in eo per spiritum: ideo testimonium spir. illud est, quo et hactenus revelata est et nunc revelatur et solummodo revelari potest vera cognitio dei ... Deus spiritus revelatione se ipsum semper filiis hominum patefecit . quae revelationes dei per spir. sive externis vocibus et apparitionibus, sive somniis, sive internis obiectivis in corde manifestationibus, olim formale eorum fidei obiectum fuere et adhuc ita permanent.. Divinae revelatt. internae, quas ad fundandam veram fidem absolute necessarias esse adstruimus, externo scripturarum testimonio aut sanae rationi ut nec contradicunt, ita nec unquam contradicere possunt. Non tamen inde sequitur, quod hae revelatt. div. ad externum scripturarum testimonium aut etiam ad rationem naturalem seu humanam tanquam ad nobiliorem aut certiorem normam et amussim, examinari debeant; nam divina revelatio et illuminatio interna est quiddam per se evidens et clarum" cet. (Doch bemerkt Barcl. Commentar. in 3. thes. p. 47:,,Quia scripturae unanimiter, exclusis quae apocryphae dicuntur, ab omnibus Christianis recipiuntur et dictante spiritu scriptae habentur, et si qui errores iniuria temporis irrepserint parvi sunt, praesertim in rebus substantialibus, ita saltem, ut testimonium amplum et sufficiens omnibus christ. religionis essentialibus relictum sit, existimamus, esse aptissimum externum inter Christianos controversiarum iudicem, ita ut, quaecunque doctrina iis contraria sit, iure merito negari possit et quasi haeresis reiici; et pro nostra parte et doctrinas et mores nostros earum examinationi libentissime concedimus, “)— Vorzüglich sodann ib. thes. 3.:,, A sanctis his revelationibus spiritus dei processerunt scripturae veritatis, quae, quoniam solummodo sint declaratio fontis et non ipse fons, ideo non existimandae sunt principalis origo omnis veritatis et cognitionis, nec adaequata primaria regula fidei et morum; licet, cum dent verum et fidele testimonium primae originis, sint et possint existimari regula secundaria, subordinata spiritui, à quo, quam habent, excellentiam et certitudinem derivant. Nam, sicut interno spiritus testimonio earum certitudinem solummodo novimus, ipsae etiam testantur,

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sehen ist 5), (was - nach dem oben Bemerkten schon im voraus im Gegensaß gegen allen quäkerischen Enthusiasmus die lutherische Kirche so streng in so schöner Nüchternheit festhält), daß Niemand ein wirkliches Kriterium für die Aechtheit seines Geistes haben kann, als in dem untrüglichen Worte der Schrift. Die Swedenborgianer "6) bekennen auch einen Glauben [f. Anm. 18.] an das A. und N. Test. (nach dem kurzen Glaubensbekenntnisse in dem oben angeführten Katechismus schlechthin, an die h. Schrift als das Wort Gottes oder die göttliche Wahrheit selbst, und welche ist die Quelle der Weisheit für Engel und Menschen“ 17)); als höchste Norm der Auslegung aber stellen sie, gemäß der Swedenborgischen Offenbarung des geistigen Sinnes des göttlichen Wortes" (f. ob. §. 27. Ende), die absichtlich neuen theosophisch speculativen Ideen auf, die ihr System bedingen, und was in der h. Schrift zu denselben nicht stimmen will, erklären sie in dieser

spiritum esse illum rectorem, sanctis traditum, quo ducendi sunt in omnem veritatem, itaque secundum scripturas spiritus est primus et principalis ductor, et cum ideo recipiamus et credamus scripturis, quod a spiritu processerunt, igitur etiam spiritus magis originaliter et principaliter est regula." (Vergl. auch noch bei §. 29, 3.)

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15) Erst neuerlich, 1829, haben die englischen Quäker auf einer Generalversammlung im Gegensaß gegen die Hicksianer erklärt: um jede Mißdeutung unserer Gesinnungen zu verhüten, fühlen wir uns in der gegenwärtigen Zeit aufgefordert, unseren Glauben an die göttliche Eingebung und das göttliche Ansehen des A. und N. I. öffentlich zu bekennen“ (s. Evang. Kirchenzeit. 1829. S. 782 ff.; vergl. meine Kirchengesch. ed. 2. 3. II. §. 219. Anm. 624.)

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16) Sie wollen ausdrücklich nur neue Kirche seyn, „eine neue Anstalt der göttl. Güte und Wahrheit“ haben — nach Fr. 40. des Katech. durch“ erst „die reinen Lehren des h. Wortes bekannt gemacht worden; vergl. oben S. 137 Anm. 5.

17) Die 11. Frage des Katech. lautet sodann: „Wie ist sie dies? A. Weil sie von Gott selbst gesprochen, und durch Menschen, welche Gott hiezu mit seinem Geiste erfüllt hatte, in natürlicher Sprache geschrieben worden ist; daher sie einen geistigen Sinn enthält, welcher der Fassungskraft der Engel" [vergl. unten §. 35. Schlußanmerk.],, angemessen, und einen natürlichen Sinn, welcher der Fassungskraft der Menschen angemessen ist." (Von dem ersteren behaupten die Swedenborgianer [s. Tafel Vergleich. Darstell. 2c. S. XCIX.], daß seine durch Swedenborg durchgeführte Nachweisung die einzig sichere Beglaubigung der Göttlichkeit der h. Schrift sei.)

Art des Nationalismus allegorisch, oder streichen es, wie die Apostelgeschichte und alle neutestamentlichen Briefe, factisch ganz aus dem Canon hinweg 1); was aber in der ganzen christlich kirchlichen Geschichte damit sich nicht reimt, ist alles verderbt. Die Soci nianer endlich verlangen häufig in ihren Schriften schlechthin Unterwerfung unter die h. Schrift, und verwerfen — allerdings zwar mit der luth. Kirche, nicht aber wie diese, sondern um alle frühere kirchlich geschichtliche Entwickelung völlig unbekümmert 19) die Tradition als eine der Schrift beigeordnete Erkenntnißquelle; allein das Gegentheil von Unterwerfung unter die Schrift üben sie, und den Grundsaß, daß alles das nicht als Lehre der Schrift betrachtet werden dürfe, was der Vernunft widerspreche, wenden sie nicht bloß an, sondern sprechen ihn auch klar aus, daher wir denn schon bei ihnen die Grundzüge zu der später beliebten Accommodationstheorie finden. Ohnehin legen sie dem A. Left. nur einen ganz untergeordneten Werth bei. Dabei halten sie auch den Inspirationsbegriff überhaupt nicht in seiner Strenge fest, sondern geben zu 20), daß sich auch wohl Irrthümer in die Bibel möchten eingeschlichen haben, und beschränken die höhere Leitung bei Abfasfung der h. Schrift dahin, daß nach Gottes Fügung nur tugendhafte, ehrliche und wohlunterrichtete Menschen sie verfertigten 2).

3. Wie wir nun aber so auf der einen Seite einseitige Abweichungen von den richtigen Grundsäßen über die chriftliche Erkenntnißquelle finden, so auch Einseitigkeit auf der anderen. Die römisch-katholische Kirche stimmt mit der lutherischen insofern überein, als auch sie eine übernatürliche göttliche Offenbarung in der h. Schrift entschieden anerkennt, woran die Vernunft nicht Flügeln dürfe, und als auch sie die Ueberzeugung ausspricht, daß die biblische Offenbarung unter besonderer göttlicher Veranstaltung

18) S, Swedenb. Göttl. Offenbarungen, deutsch durch Tafel. Tüb. 1824. Anhang S. 35 f. (Unter den hier befindlichen „, Hauptartikeln des Glaubens der neuen Kirche" werden auch die h. Schriften des A. u. N. T., bei den legteren aber nur die 4 Evangelien u. die Apokal. aufgezählt.)

19) Sie wissen dieselbe auch überhaupt so wenig zu würdigen, daß der Catech. Rac. qu. 33. die Traditiones schlechthin als,, confictas et inventas" bezeichnet.

20) Vergl. F. Socin. de auctoritate scripturae sacrae.

21) Mehr über das Eigenthümliche der socinianischen Lehre s. §. 32.

mitgetheilt und die biblischen Schriftsteller von dem H. Geiste in alle Wahrheit geleitet und vor jedem Irrthum bewahrt worden seien. Zwischen beiden Kirchen aber tritt doch eine zwiefache Hauptverschiedenheit, und zwar ganz entgegengeseßter Art, wie zwischen der lutherischen und mehreren kleineren Kirchenpartheien, hervor, indem die katholische Kirche, in Ueberschäzung des menschlichgeschichtlichen Verlaufs der Kirche,

a. die gemeinsam anerkannte göttlich biblische Offenbarungs

urfunde

a. noch mit einigen menschlichen Büchern vermehrt, welche die Protestanten vom Canon ausschließen,

ß. eigentlich nur in einer gewissen eigenthümlich sanctionirten Form gebraucht, und

7. nach unfreien Grundsäßen exegetisch und dogmatisch be handelt; und

b. und hauptsächlich - wie sie überhaupt 22) die Ehre nicht Gott allein giebt, sondern theilt zwischen Gott und dem Menschen (dem Sünder 23)) — außer der rein göttlichen schriftlichen biblischen Urkunde auch noch eine andere Offenbarungsniederlage, ein zweites Principium cognoscendi des Christenthums annimmt 24), dessen Verwerfung einen Grundcharakter der protestantischen Kirchen ausmacht, die Tradition.

In der Hauptsache stimmt sodann hinsichtlich fast aller dieser Punkte auch die griechische Kirche mit der katholischen überein. S. §. 29

- 31.

22) S. besonders unten die Lehre von der Rechtfertigung.

23) Als welchen sie ihn freilich auch wieder nicht in voller Liefe und Klarheit erkennt; s. §. 38.

24) Eine Annahme, mittelst welcher übrigens ebenso sehr, als danach das Menschliche (hier abgesehen davon, daß es als solches zugleich das Unreine), die Tradition, durch Gleichstellung mit dem Göttlichen, dem Schriftworte, über Gebühr erhoben, auch das Göttliche durch Gleichstellung mit dem Menschlichen herabgewürdigt oder doch verkleinert wird (weshalb denn 3. B. die Lehre von der Inspiration der h. Schrift die katholische Kirche bei weitem nicht mit der Strenge der lutherischen handhabt, und die katholische Dogmatik die inspiratio und suggestio der lutherischen in eine assistentia und directio Spiritus Sancti zu verwandeln kein Bedenken trägt).

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