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Als D. Martin Luther am 31. October 1517 seine 95 Thesen gegen den Ablaß an der Schloßkirche zu Wittenberg anschlug, saß auf dem Bischofsstuhle zu Meißen, der zu Anfang der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts von Kaiser Otto dem Großen errichtet worden war, 1) ein Mann, der nicht nur überhaupt in der Reihe der Meißner Bischöfe eine hervorragende Stelle einnimmt, sondern der auch selbst, nach Allem was wir von ihm wissen, eine Erneuerung des damaligen Zustandes der Kirche als ein dringendes Bedürfniß fühlte, so daß die auch sonst schon ausgesprochene Vermuthung nicht ganz unge

1) Das Jahr wird wohl nie genau ermittelt werden. Es eristirt zwar eine Stiftungsurkunde, die sich bei Lünig Spicileg. eccles. P. II. Append. p. 96 und öfters abgedruckt findet und die Unterschrift trägt: Datum III. Idus Januarii anno incarnationis Domini DCCCCXLVIII. Allein schon Calles series Misnens. episcoporum. Ratisb. 1752 hat p. 11 gegen diese Jahrzahl gewichtige Bedenken geltend gemacht, so daß man sich mit der Annahme wird begnügen müssen, es sei das Bisthum etwa um's Jahr 966 oder 967 errichtet worden, wenigstens ist die päpstliche Confirmation erst im Jahre 968 erfolgt. Vergl. Ebert, der Dom zu Meißen. Meißen 1835. S. 6 ff. Nach Schöttgen's diplomat. Nachlese Theil 3. S. 368 soll die Jahrzahl DCCCCXLVIII in der erwähnten Stiftungsurkunde durch ein Versehen der Abschreiber entstanden sein und eigentlich DCCCCLXV ges lesen werden müssen.

rechtfertigt erscheint, es würde, wenn sein Leben in die Mitte, anstatt in den ersten Anfang dieser Periode gefallen wäre, die Reformation Luthers vielleicht früher, als es nachher der Fall war, den ungehinderten Eingang in das Bisthum Meißen gefunden haben.1) Es ist dies der Bischof Johannes VI., in der Reihe der Meißner Bischöfe der vierzigste, ein Kirchenfürst, über den die Geschichtsschreiber älterer und neuerer Zeit, die seiner Erwähnung thun, sich immer nur und fast ohne Ausnahme mit der größten Achtung und Anerkennung ausgesprochen haben.2) So, um nur einige anzuführen, berichtet David Chyträus in seinem Chronicon Saxoniae über ihn: Fuit praesulis Joannis sagacitas, prudentia, severitas, magnitudo animi et industria in officio eximia, welches Urtheil Veit von Seckendorff, der bekannte Reformationshistoriker, zu dem seinigen macht.3) Val. Ernst Löscher, einer der gelehrtesten und namhaftesten evangelischen Theologen des 18. Jahrhunderts, der sich nicht minder um die Reformationsgeschichte verdient gemacht hat, steht nicht an, ihm das Prädicat eines,,trefflichen Prälaten“ zu geben,4) und Senff, der fleißige Sammler von Nachrichten zur Geschichte der lezten Bischöfe von Meißen und ehedem Geistlicher in Stolpen, möchte ihn sogar unter die testes veritatis feßen.5) Glafey, ein bekannter älterer Bearbeiter der sächsischen Geschichte, nennt ihn einen „mehr als ruhmwürdigen Bischof“) und Rüling, der Verfasser einer in neuerer Zeit erschienenen Reformationsgeschichte der Stadt Meißen, sagt von ihm, daß

1) Es geschah dies zuerst partiell im J. 1539 durch die von Herzog Heinrich von Sachsen angeordnete Kirchenvisitation (vergl. Hering, Einführung der Refor mation im Markgrafthum Meißen 2c. Großenhain 1839. S. 55 ff.), vollständig aber erst im J. 1581, als der legte Bischof Johannes IX. von Haugwiß resignirte und das Stift und dessen Regierung an Churfürst August von Sachsen abtrat.

2) Nur in einem neueren Geschichtswerke hat er zu unserm Bedauern die gebührende Würdigung nicht gefunden. Es ist dies in Hasse's Abriß der meißnischalbertinisch-sächsischen Kirchengeschichte. Leipzig 1846, wo er Theil 1. S. 91 ff. eine nur äußerliche, ja zum Theil oberflächliche Behandlung erfahren hat.

3) Seckendorff, Historia Lutheranismi. Frcf. et Lips. 1692. lib. I. sect. 9. §. 12. p. 25.

4) Löscher, Vollständige Reformations - Acta und Documenta. Leipz. 1720. Theil 1. S. 150.

5) Senff, Kirchen - Reformations- und Jubelgeschichte des Amtes Stolpen 2. Budiss. 1719. S. 6. Dessen Historie von zweien Befehdungen 2. Pirna 1717. S.132.

6) Glafey, Kern der Geschichte des Hauses zu Sachsen. Frkf. 1737. S. 659.

er,,einer der würdigsten Bischöfe von Meißen“ gewesen sei.1) Endlich von Langenn, einer der neuesten und gründlichsten Kenner und Erforscher der sächsischen Geschichte, kann ebenfalls nicht umhin, ihn als ,,einen sehr würdigen Prälaten und in Sachen der geistlichen und weltlichen Verwaltung hellsehend und richtig handelnd" zu bezeichnen. 2) Ja, auch Luther scheint von Haus aus keine ungünstige Meinung von ihm gehabt zu haben, wie dies aus einem am 14. Januar 1518 an Spalatin geschriebenen Briefe hervorgeht, in welchem er sich unter Anderm höchst verwundert darüber äußert, daß der Meißner Bischof sich nicht gut über ihn ausgesprochen habe, was doch jedenfalls zu der Vorausseßung berechtigt, daß er das von diesem Manne nicht erwar tet hätte. Und warum er das nicht erwartet hätte, läßt sich auch vermuthen; wir behalten uns jedoch die nähere Erklärung hierüber in dem legten Abschnitte vor, wo wir auf diese Frage wieder zurückkommen werden. Um so mehr aber, so hoffen wir, werden unsere Leser begierig sein und wünschen, diesen Mann nun näher kennen zu lernen.

Wenn nun aber unsere nächste Aufgabe, die wir uns gestellt haben, die sein soll, eine Darstellung der äußeren Umstände und Verhältnisse seines Lebens zu geben, so müssen wir freilich gleich von vorn herein_darauf verzichten, daß diese Darstellung Ansprüche auf möglichste Vollständigkeit wird machen können. Die Quellen fließen in dieser Beziehung sehr spärlich, namentlich ist es zu bedauern, daß es an allen Nachrichten mangelt über seine Jugend und Erziehung, über seine Studien und seine Vorbildung zum geistlichen Stande, über seinen Verkehr und Briefwechsel mit Freunden und andern berühmten und hochgestellten Männern seiner Zeit, an dem es sicherlich nicht gefehlt haben wird. Wäre dieser Mangel nicht, so würde nicht nur die Geschichte seines äußern Lebens eine vollständigere werden, sondern wir würden auch jedenfalls noch mehr erfahren über seinen innern Lebensgang so wie über die Stellung, die er in seinem Herzen dem damals herrschenden Kirchenthume gegenüber eingenommen hat, überhaupt würden wir dann seiner ganzen Persönlichkeit noch etwas näher treten und derselben vielleicht noch interessantere Züge abgewinnen

1) Rüling, Geschichte der Reformation zu Meißen. Meißen 1839. S. 16. 2) von Langenn, Herzog Albrecht der Beherzte. Leipz. 1838. S. 378,

können. Doch was noch vorhanden ist und sich hat auffinden lassen, das haben wir sorgfältig gesammelt und benußt, um in dem Folgenden wenigstens die Hauptthatsachen seines Lebens zusammenzustellen. Und zwar sind es außer den sonstigen in verschiedenen Schriften hie und da zerstreuten Nachrichten, die wir noch über ihn haben, besonders drei Quellen, die hier namhaft zu machen sind und die uns auch für die übrigen Abschnitte nicht unwesentliche Dienste geleistet haben. Zuerst die von ihm selbst herrührende Epitome administrationis, eine Art kurzer Rechenschaftsbericht über seine Verwaltung des Stiftes Meißen, die zwar schon einige Male gedruckt worden ist, die wir aber als ein wichtiges von ihm selbst herrührendes Document, und da die Werke, in denen sie gedruckt sich befindet, nicht Jedermann gleich zugänglich sind, als Anhang I. wieder mit haben abdrucken lassen.1) Sodann ein altes, sehr starkes Manuscript mit dem Titel: „Bischof Salhausens Lehnbuch ao. 1488 usque 1518;“ das im Archive des Wurzner Domcapitels aufbewahrt wird und das außerdem, daß es Nachrichten enthält über die Personen, die in amtlicher oder dienstlicher Beziehung zu ihm gestanden haben, auch über seine Verwandtschafts- und Freundschaftsverhältnisse manchen erwünschten Aufschluß giebt.2) Endlich was noch an schriftlichen Documenten im Königl. Haupt-Staats-Archive in Dresden vorhanden ist und von denen hier wieder besonders in Betracht kommen die Collectaneen zur Meißnischen Geschichte von Grundmann, welcher das hierher Gehörige aus dem wahrscheinlich von dem Wurzner Domherrn Stephan Gebende aus Münzenberg in Hessen verfaßten Liber Salhusii entlehnt hat.3)

1) Sie findet sich gedruckt bei Lünig 1. c. Cont. I. p. 850 ff., bei Schöttgen, Historie der Stiftsstadt Wurzen. Leipz. 1717. Anhang S. 108 ff. und bei Gercke, Historie der Stadt und Bergvestung Stolpen. Dresd. u. Leipz. 1764. S. 657 ff. Das Original, das noch vorhanden ist, befindet sich im Archive des Königl. Finanzministeriums in Dresden.

2) Dieses Manuscript, das noch sehr gut erhalten ist, besteht aus zwei Abtheilungen, wovon die erste zwar hauptsächlich nur Concepte von Lehnbriefen enthält, aber außerdem auch noch Anderes, z. B. auch Abschriften von Documenten aus früherer Zeit. Die zweite Abtheilung dagegen hat die Ueberschrift: Registrum recessuum et amicabilium concordiarum et statutorum, recognitionum et confirmationum plurium et monopoliorum. Der Kürze halber werden wir jedoch dasselbe immer mit der Bezeichnung „Lehnbuch“ citiren.

3) Leider ist dieses Liber Salhusii nicht mehr vorhanden und von demselben

Seiner Abstammung nach gehört nemlich Johannes VI. dem altadeligen Geschlechte der Herren von Salhausen1) an, einem Geschlechte, das nicht nur ehedem in verschiedenen Zweigen vorhanden, sondern auch so berühmt war, daß es in dem im 17. Jahrhundert le= benden kaiserlichen Historiographen Abraham Hoßmann einen eigenen Genealogen gefunden hat.2) Allein das Buch desselben, das ganz in der damaligen Weise geschrieben ist, alles Mögliche zusammenzutragen, ohne die nöthige Kritik zu üben, enthält so viele falsche und zum Theil unwahrscheinliche Nachrichten, daß es nur mit großer Vorsicht zu gebrauchen ist. Insbesondere dürfte das, was Hoßmann über den Ursprung des Salhausen'schen Geschlechts sagt und den er in das 8. Jahrhundert und nach Mailand verlegt, jedenfalls in das Gebiet der Fabel gehören. Ihre Besizungen, die zulezt ziemlich bedeutend waren, hatten die Herren von Salhausen im 16. Jahrhundert theils im Meißner Lande, theils in Böhmen, wie es denn heute noch im Königreiche Sachsen zwei Orte mit dem Namen Salhausen giebt, von denen der eine im Bezirke des Gerichtsamtes Oschaß, der andere im Bezirke des Gerichtsamtes Döhlen liegt. Aber durchaus irrig ist es, wenn, wie es zuweilen geschehen ist, der eine oder der andere dieser beiden Orte, besonders der erstere, als der Stammsiz des Salhausenschen Geschlechts angesehen wird. 3) Vielmehr haben wir denselben wahrscheinlich an der Saale zu suchen, worauf schon der Name Salhausen hindeutet, der doch jedenfalls Solche bezeichnen soll, deren Haus, d. i. deren Besizung und Heimath an der Saale liegt, und was auch darin Bestätigung finden dürfte, daß das Salhausen'sche Wappen, wenn Hoßmann's Angabe richtig ist, ursprünglich ein weißer Fluß im blauen Felde gewesen sein soll. Und diese Vermuthung ge

nur noch das bekannt, was Grundmann in seinen Collectaneen daraus excerpirt hat. Hiernach ist zugleich die Annahme Rüling's a. a. D. S. 159 zu berichtigen als ob dasselbe noch vorhanden wäre. Daß übrigens Stephan Gebende der Verfasser desselben sei, ist nur eine Vermuthung, die sich auf dessen sonstige häufige Verwendung im bischöflichen Dienste gründet.

1) So ist zu schreiben und nicht Saalhausen und noch weniger Sahlhausen, da in den alten Urkunden dieser Name immer nur Salhausen geschrieben vorkommt. 2) Abraham Hoßmann, Genealogie oder Adeliche Stamm-Chronika derer von Sahlhausen. Mit Fortseßung von Aschenfeld. Dresd. 1661.

3) So z. B. von Rüling a. a. D. S. 16.

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