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hen, daß an nichts anderes gedacht werden kann, als an alle jene Versuche, durch welche der verderbliche Einfluß, welchen jene mittelalterliche Individualität auf die Kirche ausübte, indem sie sich auf eine willkührliche egoistische Weise mit der Kirche identificirte, und als Allgemeines an die Stelle derselben seßte, beschränkt und zurückgedrängt werden sollte. Bekämpfte aber Luther ein Uebel, dessen verderbliche Wirkungen, wie Mdhler selbst anerkennt, schon so lange von kirchlichen Gesichtspunkten aus, d. h. mit vergeblichem Erfolg, bekämpft wurden, ein Uebel, dessen Quelle der Egoismus war, oder, wie Mdhler von Luther sagt (S. 12):,,die ungeordnete Geltendmachung eines Ichs, welches eigenmächtig als Mittelpunkt hervortreten wollte, um den sich alle sammeln sollen, eines Ichs, welches sich als den universellen Menschen aufstellte, in dem sich jedermann zu spiegeln habe, das mit einem Worte formell die Erhebung an die Stelle Christi selbst war" (diese ganze Charakteristik Luthers ist ja wie absichtlich von jener der Verwandlung bedürftigen mittelalterlichen Individualität auf Luther übergetragen), mit welchem Schein ist es zu rechtfertigen, die ganze Wirksamkeit Luthers gleichwohl nur auf das Princip und Motiv des Egoismus zurückzuführen? Es soll dem Katholiken nicht verwehrt seyn, wenn er es vor seinem historischen Gewissen verantworten zu können glaubt, Luthers reformatorisches Wirken unter diesen Gesichtspunkt zu stellen, um so billiger muß aber auf der andern Seite die Forderung erscheinen, daß der aufgestellte Gesichtspunkt, wenn er überhaupt gelten soll, in jedem Fall nur so gelte, daß die Consequenz, mit welcher er festgehalten werden kann, auch als die beste Bestätigung der Wahrheit desselben angesehen werden muß. Wie wenig hat aber Möhler diese Forderung hier erfüllt, wenn er von dem aufgestellten Gesichtspunkt, statt ihn mit Consequenz durchzuführen, sogleich wieder auf einen andern ganz entgegengesetter Art überspringt. Wo wåre denn jener ungemessene von Selbstsucht wahnsinnige Egoismus im Leben und Wirken Luthers zur Erscheinung gekommen, wenn der Kampf Luthers nur gegen solche individuelle Gestaltungen des kirchlichen Lebens gerichtet war, in welchen selbst kein an

deres Princip als das des Egoismus herrschte? Sollte das ganze Wirken und Streben Luthers, wie es die Absicht Möhlers ist, als der vollendetste Egoismus dargestellt werden, so mußte doch auch nachgewiesen werden, daß es ihm nicht blos um die Verdrångung einer Individualität, deren Verwandlung, wie zugestanden wird, ein schon längst in der Kirche gefühltes Bedürfniß war, sondern um nichts Geringeres als um eine völlige Umkehrung der allgemeinsten und wesentlichsten Grundlagen des kirchlichen Lebens, um sein Ich an die Stelle derselben zu setzen, zu thun war, wie ja auch der Teufel, dessen Egoismus Möhler bei den Zügen, mit welchen er Luther zeichnet, sichtbar vor Augen hat, das Extrem des Egoismus nur darum ist, weil er nicht blos gegen Individuelles und Egoistisches, sondern gegen die allgemeine, von Gott gesetzte, Weltordnung sich auflehnt. Statt einer solchen Nachweisung, durch die allein der aufgestellte Gesichtspunkt gerechtfertigt werden konnte, bringt Möhlereine ganz andere Beschuldigung vor, durch welche jene erste nicht nur nicht bewiesen, sondern sogar geradezu zurückgenommen wird. Was ist also hieraus zu schließen? Nichts anderes, als daß Mdhler hier gar nicht die Absicht haben konnte, in eine wahre und gerechte Würdigung der reformatorischen Wirksamkeit Luthers und des Ursprungs des Protestantismus einzugehen, sondern es nur darauf abgesehen hatte, das Schlimmste und Verwerflichste, das er hier gerade zu sagen wußte, auf Luther zusammenzuhäufen, gleichviel, ob das Gesagte auch nur einen vernünftigen Sinn und Zusammenhang habe oder nicht.

Schon aus dem Bisherigen erhellt, in welche auffallende Widersprüche den Verfasser der Symbolik der unglückliche Gedanke verwickelte, einerseits in dem ganzen ursprünglichen System der Protestanten, wie es aus Luthers Egoismus hervorgegangen seyn soll, nur ein zur Allgemeinheit erhobenes Individuelle zu sehen, andererseits den Protestanten den Vorwurf zu machen, daß sie Individuelles mit dem Allgemeinen der ka= tholischen Kirche identificirt haben. In der Reihe der Widers sprüche, die sich hier zusammendrången, nimmt aber auch der Widerspruch keine unbedeutende Stelle ein, in welchen sich Möhler

durch die letztere Behauptung zu der Geschichte, oder dem thatsächlich vor uns liegenden Verfahren seiner Kirche gegen Luther und die Reformation, gesezt hat. Als Katholik muß doch auch Möhler die vollkommene Ueberzeugung haben, daß das ganze Verfahren seiner Kirche gegen Luther und die Reformation das der wahren Beschaffenheit der Sache vollkommen angemessene war. Was läßt sich nun aber aus der Geschichte auch nur mit dem geringsten Schein von Wahrheit für die Ansicht anführen, auch die katholische Kirche habe die Opposition, in welche Luther und die Protestanten durch die Reformation sich zu ihr setzten, als einen nur gegen Individuelles gerichteten Kampf betrachtet? Wo zeigt sich denn (wenn man nicht etwa der mildern, aber in jedem Falle völlig erfolglosen und von der kaz tholischen Kirche bald genug thatsächlich misbilligten Handlungsweise Hadrian's VI. eine solche Bedeutung beilegen will) auch nur die Geneigtheit, selbst die offenkundigsten von den Reformatoren angegriffenen Misbräuche von der allgemeinen Sache zu trennen? Waren es doch gerade die Misbräuche, an welchen alle Vergleichsverhandlungen, selbst wenn man über die dogmatischen Differenzen mit aller Kunst glücklich genug hinweggekommen war, immer wieder scheiterten, und an welchen sich der vorhandene Zwiespalt immer wieder als ein radicaler, unheilbarer, also doch auch die wesentlichsten Grundsätze der katholischen Kirche berührender herausstellte. Uebrigens kommen hier diese Vergleichsverhandlungen nicht einmal in Betracht, da sie nur im Interesse des Kaisers, nicht aber im Namen der Kirche selbst vorgenommen wurden. Die Kirche selbst stellte sich nie auf den Standpunkt der Vermittlung und Ausgleichung. Daß hier in keinem Punkte nachgegeben werden dürfe, alles, was die Reformatoren bekämpften, ein gleich wichtiges Interesse für die katholische Kirche habe, das ganze Werk der Reformation ein schlechthin verwerfliches und verdammungswürdiges sey, Luther und die Protestanten nur nach althergebrachter Weise als Håretiker behandelt werden müssen, das war der Grundsah und die Grundansicht, wornach von katholischer Seite von Anfang an gehandelt wurde. Gesetzt also auch, die Reforma

toren håtten darin gefehlt, daß sie die von ihnen bekämpften individuellen Erscheinungen mit dem Wesen der Kirche selbst verwechselten, und zwischen Allgemeinem und Besonderem nicht zu unterscheiden wußten, so hätten sich desselben Fehlers auch ihre katholischen Gegner schuldig gemacht, und auch von diesen müßte mit demselben Rechte gelten, was Möhler nur den Reformatoren zum Vorwürf gemacht wissen will, daß ihnen bei der Entwicklung des Kampfes die Leidenschaft alles verkehrt und die Sache in der Art sich gestaltet habe, als bestünde die bisherige Kirche nur aus unlåugbar Schlechtem und Fehlerhaftem (dessen allgemeine Anerkennung übrigens gleichfalls eine bloße Behauptung ist, da sich nirgends ein von der Reformation unabhängiger Erfolg nachweisen läßt) und aus der von den Reformatoren bekämpften Individualität, als sey aus beiden das Wesen der Kirche zusammengesetzt. Möhler ist ein zu treuer Sohn seiner Kirche, als daß er sich einen solchen Tadel ihres Verfahrens gegen Luther und die Protestanten und selbst den Vorwurf der Verkehrtheit der Leidenschaft könnte erlauben wollen, aber eben aus diesem Grunde håtte er sich einer Beschuldigung gegen die Protestanten enthalten sollen, die ihn nothwendig zum Anklåger seiner eigenen Kirche macht.

Diese Anklage ist allerdings von ihm nicht beabsichtigt. Daß die dieselbe in sich schließende Beschuldigung, die Protestanten haben von Anfang an Individuelles mit dem Allgemei nen der katholischen Kirche ohne Unterschied zusammenfließen lassen, und hierin habe der Protestantismus den wahren Grund seines Ursprungs und abgesonderten Daseyns, ihre Stelle in der Symbolik nur dem zufälligen Umstande verdankt, daß die beiden zur Charakteristik des Protestantismus hervorgehobenen Merkmale, die Erhebung eines individuellen Ichs zum Allgemeinen, als das den Protestantismus positiv Begründende, und die Verwechslung des Individuellen mit dem Allgemeinen, als das sein negatives Verhältniß zur katholischen Kirche Bestimmende, in gar zu schönem Bunde neben einander zu stehen schienen, beweist der ganze Inhalt der Symbolik. Jene Beschuldiging findet sich nur in der Einleitung in die Symbolik, der Symbolik

selbst ist eine solche Ansicht vom Ursprung und Wesen des Protestantismus völlig fremd. Die Tendenz der Symbolik, wie fie sich in der Ausführung des Werkes selbst darlegt, müßte eine ganz andere seyn, wenn der Verfasser derselben wirklich die Ansicht gehabt hätte, die Opposition des Protestantismus gegen die katholische Kirche betreffe eigentlich nur Individuelles und Besonderes, berühre also das Allgemeine und das wahre Wesen der Kirche gar nicht, er hätte sich auf den vermittelnden und ausgleichenden Standpunkt der kaiserlichen Vergleichsverhandlungen stellen müssen, auf welchem man von der Voraussetzung ausgieng, es handle sich nur um Nebensachen, in der Hauptsache sey man an sich einig, und könne sich vereinigen, während dagegen Möhler ganz in der Weise der augsburgischen Confutation und nach dem Vorgang der Tridentiner Synode in der ganzen Lehre der Protestanten nur Verwerfliches und Verdamm-. liches sieht, und sich recht sichtbar darin gefällt, durch die absichtlichsten Entstellungen und Uebertreibungen den Gegensatz ins Unsinnige und Monströse zu ziehen. Haben die Protestan= ten nach der Darstellung Möhler's, wie die folgenden Untersuchungen zeigen werden, in der Lehre von der Erbsünde den Menschen sinn- und verstandlos zum Thier degradirt, haben sie in der Lehre von der Rechtfertigung eine wahre Schen vor dem Gut und Heiligseyn an den Tag gelegt, kommt ihre ganze Lehre von den Sakramenten und der Kirche auf eine, jeden objektiven Haltpunkt entbehrende, Subjektivität hinaus, so kann doch gewiß alles, was einem so gestalteten Protestantismus als acht christliches Dogma im Katholicismus gegenüber steht, für nichts Individuelles gehalten werden, sondern es hängt mit den wesentlichsten und heiligsten Interessen der katholischen Kirche so eng zusammen, daß sie mit Recht daran festhält, und durch jede Nachgiebigkeit in einem dieser Punkte sich in ihrem innersten Wesen verletzt sehen muß. Von welcher Seite wir also auch die vom Verfasser gegebene Charakteristik des Protestan= tismus betrachten, sie erscheint als eine völlig unwahre und grundlose schon darum, weil es ihr durchaus an Haltung und Consequenz fehlt.

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