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auffer Gott nichts an sich Gutes geben könne, kann nicht mehr gelten, wenn mit der Freiheit auch ein Vermögen des Guten ausser Gott gesetzt ist. Gibt es aber ausser Gott ein für sich bestehendes Vermögen des Guten, so kann auch die Thesis nicht mehr gelten, daß alles Gute schlechthin nur durch Gott gewirkt werden könne, denn wenn auch das von der Freiheit ausgehende Gute, sofern die Freiheit selbst von Gott gegeben ist, auf die Causalitåt Gottes zurückgeführt werden muß, so kann doch diese mittelbare Causalitåt hier nicht in Betracht kommen, da sie auch vom Pelagianismus nie in Zweifel gezogen worden ist. Gehört es daher zum Wesen des Protestantismus, daß er jedes pelagianische Element streng von sich ausschließt, so kann er auch keine Freiheit zugeben, durch welche ein, wenn auch nur mittelbarer Weise von Gott unabhängiges, Vermö gen des Guten gesetzt wird, da auch schon dadurch ein gewisser Dualismus begründet und die absolute Caufalität Gottes befchränkt wird. Eben deßwegen aber ist die antipelagianische Tendenz des Protestantismus nichts anderes, als das Bestreben, sich in allem, was sich auf das Verhältniß Gottes und des Menschen bezieht, auf den Standpunkt der absoluten Betrachtungsweise zu stellen, und somit bleibt auch der Katholicismus in demselben Verhältniß, in welchem er die pelagianische Denkweise zur seinigen macht, dem absoluten Standpunkt fern. Der Standpunkt des Katholicismus ist der Standpunkt einer dualistischen Weltansicht, welche, indem sie den Menschen mit dem Vermögen der Freiheit Gott gegenüberstellt, eben dadurch, daß sie die Freiheit zu einem eigenen selbstständigen Princip erhebt, auch die absolute Causalität Gottes oder der göttlichen Gnade beschränkt. Gott und Mensch stehen, wenn ihr gegenseitiges Verhältniß von diesem dualistischen Standpunkt aus betrachtet wird, wie zwei selbstständige Personen einander gegenüber, welche, so ungleich auch ihr Zusammenwirken seyn mag, doch bei allem, was unter den Begriff des Guten gehört, so nothwendig zusammenwirken müssen, daß auch dem menschlichen Wirken, neben dem göttlichen, seine eigene selbstständige objektive Realität zuerkannt werden muß. Dadurch wird nun

aber auch der Begriff des Guten ein blos relativer; das menschliche Wirken, sofern es aus der Freiheit, als dem Vermögen des Guten, hervorgeht, ist an sich schon gut, nur ist es ein niedrigerer Grad des Guten, als dasjenige Gute, das das gemeinsame Resultat der göttlichen und menschlichen Thätigkeit ist, aber auch selbst das durch die göttliche Thätigkeit gewirkte Gute kann nicht als das absolut Gute betrachtet werden, da der Begriff des Guten auch abgesehen von der göttlichen Caus salitåt, und ausserhalb der Sphåre derselben, seine Anwendung findet, die göttliche Causalität also nicht die absolut nothwendige Bedingung des Guten ist. Eben so bringt dieser dualistische Standpunkt, von welchem aus das Verhältniß Gottes und des Menschen, wie das Verhältniß zweier, neben einander stehender, Personen, betrachtet wird, von selbst mit sich, daß die göttliche Gnade in ihrer Beziehung zum Menschen nur als eine äußerlich einwirkende gedacht werden kann, während dagegen der Protestantismus sich gendthigt sieht, dieses Verhältniß als ein inneres und immanentes aufzufassen. Je strenger er seinen Gegensaß gegen den Pelagianismus durchführt, desto nothwendiger ergibt sich hieraus die Folge, die göttliche Gnade als ein wefentliches und nothwendiges Princip des menschlichen Seyns und Wirkens zu denken, wofern es anders irgend einen objektiven Werth haben soll. Es bezieht sich dieß zunächst nur auf das an sich Gute, oder das geistig Gute, ohne welches der Mensch keinen objektiven Werth vor Gott oder kein wahrhaft substanzielles Lebensprincip in sich haben kann, liegt aber hierin nicht die nothwendige Consequenz, daß der menschliche Geist überhaupt für sich zwar der endliche, geschaffene, individuelle Geist ist, sein wahres geistiges Leben aber nur in seiner Identität mit Gott, als dem absoluten Geiste, hat, welcher der absolute Geist nur dadurch ist, daß er in allen endlichen geschaffenen Geistern, die bei der Gleichartigkeit alles geistigen Lebens an sich mit dem absoluten Geist Eins seyn müssen, die immanente Ursache ihres geistigen Seyns” und Wirkens ist? Eins aber mit dem göttlichen Geist kann der menschliche nur insofern seyn, sofern, was er Endliches, Geschaffenes, Individuelles an sich hat,

als ein Aufgehobenes gedacht wird, das Individuelle seine natürliche Einheit in dem Allgemeinen hat, der individuelle Geist also sich Eins weiß mit dem allgemeinen Menschengeist, welcher, als der natürliche Mittler zwischen Gott und dem Menschen, sowohl göttlicher als menschlicher oder gottmenschlicher Natur ist. Man pflegt zwar diesen Standpunkt, von welchem aus das Verhältniß des absoluten Geistes zu den geschaffenen individuellen Geistern als ein immanentes aufgefaßt wird, als einen unchristlichen schlechthin dadurch zurückzuweisen, daß man ihn mit dem vagen Namen des Pantheismus bezeichnet, und fich für berechtigt hålt, jede Ansicht für eine pantheistische zu erklären, die neben dem specifischen Unterschied der Individuen auch eine reelle Einheit in dem Gattungsbegriff, eine Gattungseinheit, anerkennt. Wer sich jedoch durch abgenüßte Namen nicht irre machen läßt, wird sich dadurch nicht zurückhalten lassen, als eine Aufgabe der theologischen Spekulation auch ferner die Frage zu betrachten, ob nicht selbst in dem Falle, wenn jene Ansicht als ein Extrem der Spekulation zurückzuweisen ist, so viel zugegeben werden muß, daß der Protestantismus, wenn er darauf beharrt, alles Pelagianische streng von sich auszuschließen, wenigstens seiner Richtung nach, auf eben diese Seite hin zu stehen kommt, oder auf welchem Punkte, ohne in den Pelagianismus zurückzufallen, die Consequenz_abzuschneiden ist, vermöge welcher die Lehre von der allein wirkenden Gnade von selbst auch die Voraussetzung in sich zu schließen scheint, daß in allen endlichen geschaffenen Geistern der Eine absolute Geist das Princip ihres geistigen Lebens und Wirkens ist? Mag der Katholicismus, wozu er aus leicht begreiflichen Gründen sehr geneigt ist, diese wenigstens nicht zu verkennende Richtung des Protestantismus als eine pantheistische verdammen, er selbst geht auf der andern Seite einem in jedem Falle nicht minder gefährlichen Extrem darin entgegen, daß er in seinem Pelagianismus einen Dualismus aufstellt, welcher das ganze Verhältniß zwischen Gott und den Menschen als ein blos äußeres, durch die äußerlich wirkende Gnade vermitteltes, betrachtet wissen will. Aber auch selbst der Vor

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wurf des Pantheismus möchte mit größerem Schein, als er dem Protestantismus gemacht werden kann, am Katholicismus hången bleiben. Sieht man von der Idee der Immanenz ab, an welcher der Pantheismus nur sofern er die getheilten endli chen Kräfte nicht blos in ihrem Für-sich-seyn, sondern auch in ihrer Einheit mit der Einen absoluten Causalität betrach= tet, Theil haben kann, so ist für ihn nichts charakteristischer als die Anschauung der Welt, als eines künstlerisch geordneten und darum göttlichen Organismus, in welchem jedem einzelnen Theile, als einem integrirenden Gliede, seine nothwendige, durch die Idee des Ganzen bedingte, Stelle im Zusammenhange des Ganzen angewiesen ist. Einen solchen Organismus bildet nach dem Katholicismus die äußere sichtbare Kirche, in welcher, von der untersten Stufe bis zur obersten, vom Laien bis zum Papste, alle einzelnen Theile des Ganzen so in einander eingreifen, daß die höhere Stufe immer die nothwendige Einheit und Ergänzung der unter ihr stehenden ist, und alles zulezt in eine höchste Einheit zusammenläuft, welche, obgleich an die Spize des Ganzen gestellt, doch mit allen ihr untergeordneten Gliedern in einem und demselben Zusammenhang begriffen ist, und fich nur wie das Haupt zu dem Körper verhält. Dieselbe Anschauung wird auch auf die Welt im Ganzen ausgedehnt. Auch die unsichtbare übersinnliche Welt ist ein Theil desselben hierarchischen Ganzen, in welchem Gott selbst nur der erste Hierarch ist. Die Kirche ist die Idee, die Welt das Reale, in welchem sich die Idee manifestirt, und Kirche und Welt zusammen constituiren als wesentliche Grundformen, wie Seele und Leib, Geist und Materie, Denken und Ausdehnung, das hierarchische Universum, aus dessen Idee das ganze System in derselben nothwendigen Folge sich entwickelt, wie aus dem spinozistischen Begriff der absoluten Substanz der spinozistische Pantheismus hervorgeht. Es ist dieselbe nur christlich modificirte Weltan= schauung, die dem neuplatonischen Pantheismus zu Grunde liegt, mit welchem, wie sich nachweisen läßt, der Katholicismus auch historisch zusammenhängt. Dieser pantheistische Charakter des Katholicismus schließt jenen dualistischen, von wel

chem zuvor die Rede war, nicht nur nicht aus, sondern hångt sogar mit ihm sehr genau zusammen. Wie in einem so realiz stisch gestalteten System, wie der Katholicismus ist, alles der äußern Erscheinung sich zukehrt, so kommt alles darauf an, daß alle Glieder des Systems zwar ihrer åußern Stellung nach für sich dieselbe Freiheit und Selbstständigkeit haben, aber auf sehr verschiedenen Stufen stehen. Der Unterschied des Plus und Minus geht durch das ganze System hindurch, aber ungeachtet desselben steht jedes Glied dem andern auf der ihm zukommenden Stelle, sofern keines das andere entbehren kann, wenn das Ganze ein gerade so gestalteter organischer Körper *seyn soll, als ein äußerlich freies und selbstständiges gegenüber. Vom Dualismus, welcher zum Grundcharakter des Pelagianismus gehört, hat also der Katholicismus, daß er die Freiheit und Selbstständigkeit des Einen der gleichen Freiheit und Selbstständigkeit des Andern zur Seite stellt, vom Pantheismus aber, daß er die an sich gleich freien und selbstständigen Glieder seines Systems auf verschiedene Stufen defselben stellt, und sie in dem Zusammenhang eines organisch verbundenen Ganzen einander unterordnet. Je überwiegender. aber der äußere hierarchische Organismus ist, desto bedeutungsloser wird das katholische Freiheitsprincip. Die äußere Abhängigkeit, die der hierarchische Organismus fordert, kann mit der innern Selbstbestimmung, die die Idee der Freiheit voraussetzt, nicht zusammenbestehen. Daher besteht, von dieser Seite betrachtet, die Freiheit des Katholicismus eigentlich nur darin, daß jedes Glied des kirchlichen Organismus neben dem andern in der ihm angewiesenen Stellung das gleiche Recht der Existenz hat. Das eigentlich Charakteristische des Katholicismus ist die Abhängigkeit des Einzelnen vom hierarchischen Organismus, oder das Bestimmtwerden des Einzelnen durch eine åüßere, ihm gegenüberstehende, Auctoritåt, weßwegen der Protestantismus im Gegensatz gegen diese äußere Dependenz den Grundsaß der innern Dependenz aufstellt, oder den Grundsatz der Freiheit von jeder äußern, schlechthin bestimmenden, Auctoritåt. Die äußere Dependenz des Katholicismus wird

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