Sayfadaki görseller
PDF
ePub

frei geben und den Trank des Kelches den Gläubigen zur Pflicht machen; sondern es hieß: Ihr verlanget den Kelch, weil Ihr die Lehre der Kirche verwerfet, daß unter jeder Gestalt der ganze Christus empfangen werde; und deßhalb wird zum Zeichen der feierlichen Verwerfung eueres Irrthums die Kommunion unter einer Gestalt zum allgemeinen Kirchengefeße erhoben.

Alle Reformen, welche von der Kirche selber ausgingen, oder von einzelnen, mit der Kirche in lebendigem Verbande stehenden, Individuen beantragt wurden, betrafen niemals eine Neuerung in Sachen des Glaubens, des Gottesdienstes, der Verfassung; dies Alles blieb von jeher heilig und unverleglich, und niemals hat in der Kirche die Ansicht Raum gewonnen, daß sie selber es sey, die sich Wunden geschlagen, die Verderbniß in ihren Schoos gebracht, die Mißbräuche eingeführt, die den Aberglauben gebilligt und groß gezogen, die der Sittenlosigkeit Raum gegeben, die die Entweihung des Heiligen gut geheißen, die der Pflichtvergessenheit das Wort geredet habe. In dem Augenblicke, als Jemand diese Ansicht zu der seinigen machen wollte, würde er zugleich den ewigen Beistand des heil. Geistes läugnen, und, diesen läugnend, mit den Reformatoren des 16ten Jahrhunderts den gleichen Standpunkt einnehmen. Durchgehen wir die Reformen beantragenden Schriften gläubiger Katholiken, angefangen vom heil. Bernhard bis herauf zu Gerson, und von diesem bis auf unsere Tage, nirgends finden wir auch nur eine leise Andeutung des Gedankens, daß die Kirche und das Göttliche in ihr zu Grunde gegangen sey, und darum wieder hergestellt werden müsse und durch Menschen wieder hergestellt werden fönne.

Gleichwohl steht die Wahrheit fest, daß von jeher einzelne hervorragende Persönlichkeiten Reformen in der Kirche bean= tragt, und daß die Kirche selber solche vorgenommen habe. Nach dem Seitherigen ist es aber leicht zu bestimmen, was

Gegenstand dieser reformatorischen Wirksamkeit gewesen sey und fortwährend seyn könne und solle.

Den wichtigsten Gegenstand dieser Reformen bilden die Gebrechen, welche an denjenigen haften, so der Kirche eingegliedert find als Vorsteher oder als Laien. An den Personen muß sich die erziehende und erneuernde Thätigkeit der Kirche fortwährend wirksam erweisen, auf daß jedweder den ihm angewiesenen Plag würdig ausfülle und sich als lebendiges Glieb am Leibe Christi darstelle. Dies ist das große Kapitel der Reformation der Sitten (reformatio morum ac emendatio vitae), welches zu allen Zeiten lebhaft besprochen und je nach Umständen eingeschärft wurde.

Alle übrigen Reformen betreffen lediglich die Verwaltung der angeführten kirchlichen Aemter und zwar nach einer gedoppelten Seite hin: erstlich wird darauf gedrungen, daß die Träger dieser Aemter ihren Obliegenheiten Folge leisten, und zweitens wird dafür Sorge getragen, daß die Gläubigen der Früchte der kirchlichen Amtsverrichtungen theilhaftig werden. Wo daher in der einen oder der andern Hinsicht durch die Sorglosigkeit und Fahrlässigkeit der Menschen“. ein Fehler eingeschlichen ist, da verlangt es der nie ruhende Geist der Neufchaffung, daß reformatorisch eingeschritten werde. Wenn die Priester das Wort fährlässig handhaben, den Cult schlecht verwalten, die Zügel der Regierung saumselig führen, wenn das Volk im Glauben erlahmt, im kirchlichen Eifer erkaltet, in der Zucht erschlafft: dann ist es hohe Zeit, daß heilsame Reformen vorgenommen und Hirten und Heerde an ihre Obliegenheiten wieder gewöhnt werden. Hiebei ist aber wohl zu beachten, daß es keiner neuen Schöpfungen bedarf, um etwas Lebenstüchtiges zu erzeugen: in der Vorrathskammer der Kirche sind Schäße genug aufgehäuft, die vorhandene Schuld zu tilgen und ein reichliches Kapital für die Zukunft auf Zinsen anzulegen. Wir werden in den spätern Artikeln Gelegenheit haben, vielfach nachzuweisen, wie in der bestehenden

kirchlichen Gesezgebung, namentlich jener der legten allgemeinen Kirchenversammlung, die entsprechenden Heilmittel für die Schäden der gegenwärtigen Zeit bereits zur Genüge dargeboten seyen, und wie es nur auf eine umsichtige Verwendung derselben ankomme, um all der tausenderlei Vorschläge entbehren zu können, womit uns die neuerungssüchtige Aufklärerei hat bedienen wollen. Nur der Ignoranz in der kirchlichen Literatur hat es beikommen mögen, sich über etwas in weitläufigen Debatten zu ergehen, was die Kirche selber schon längstens besser und umsichtiger gefügt und angeordnet hat.

Noch ist schließlich eines Falles zu gedenken, in welchem die Kirche sich veranlaßt sehen kann, nicht blos ihre alten Sagungen von Neuem einzuschärfen, sondern schöpferisch aufzutreten und Institutionen ins Leben zu rufen, die vordem entweder gar nicht, oder doch nicht in dem Ümfange vorhanden waren, in welchem sie jezt nothwendig geworden. Eine solche schöpferische Thätigkeit der Kirche ist dann an ihrem Orte, wenn die Zeit einen gewaltigen Umschwung erlitten und der Herr seine Gemeinde in Verhältnisse gesezt hat, in denen die seitherigen Mittel nicht mehr ausreichen. Auf solche Weise sind die meisten geistlichen Congregationen zu Stande gekommen mit einer bestimmten Mission an ihre Zeit, welcher nur eine compacte Masse harmonischer Kräfte gewachsen war. Ob unsere Zeit nach solchen Reformen ein Bedürfniß habe, und auf welche Weise die Kirche demselben entgegenkommen möchte, oder wohl schon theilweise entgegengekommen sey, muß einer spätern Erörterung vorbehalten bleiben. Für jezt bemerken wir blos, daß die Maaßnahmen der Kirche in solchen Fällen gerade das Gegentheil von demjenigen verfügen, was unverständige Neuerungssucht in der Regel zum Vorschlage bringt.

II.

Die

Synoden zu Constanz und Basel, betrachtet mit Rücksicht auf

J. H. v. Wessenberg's Schrift: "Die großen Kirchenversammlungen des 15ten und 16ten Jahrhunderts in Beziehung auf Kirchenverbesserung, geschichtlich und kritisch dargestellt mit einleitender Uebersicht der frühern Kirchengeschichte. Conftanz, 1840."

(Fortseßung.)

Zweiter Artikel. Betrachtung der Synode von Constanz, mit Rücksicht auf Wessenberg's Darstellung derselben.

§. 1. Blick auf die der Constanzer Synode unmittelbar vorangehende Zeit.

Bevor wir übergehen zur Betrachtung der Constanzer Synode, mit Rücksicht auf die Darstellung, die ihr zu Theil geworden von dem Freiherrn v. Wessenberg, dessen Geschichtsanschauung 1) wir in dem ersten Artikel kennen gelernt

1) Aus der Weffenberg'schen Darstellung der Entwickelung der christlichen Kirche bis zu den Zeiten vor dem Constanzer Concil, wie fie Eingangs des 2. Bandes theils wiederholt, theils fortgesezt ist, heben wir nur noch folgende beachtenswerthe, aber keines weitern Kommentars bedürfenden Stellen aus: „Es ist leicht begreiflich, daß nicht die Lehren des Evangeliums, sondern die Marimen einer weltlichen Politik die leitende Richtschnur der Verwaltung des höchsten Hirtenamtes wurden. Daher stellt

haben, sey es uns vergönnt, einen Blick auf die dem Concil unmittelbar vorangehende Zeit zu werfen. Mit tiefer Betrübniß weilt das Auge des von Liebe zur Kirche ergriffenen und in ihr Leben eingewurzelten Katholiken auf dieser unheilvollen Epoche des Streites und der Zwietracht. Voll Zweifel fragte die Christenheit: Wer ist des Leibes Christi Haupt, de Luna oder Angelo Corraro? Die Einheit zerstört, ein Schisma in der Kirche, eine Spaltung der Gemeinde des Herrn was Traurigeres und Schmerzenerregenderes läßt sich denken? Groß war die Versuchung, die der Menschenfeind und Mörder von Anbeginn der Anstalt bereitet, durch die seine Macht für und für gebrochen und sein zerstörender Einfluß, den er ́der verworfenste Geist — auf die Menschheit ausübt, vernichtet wird. Aber wie die Kirche, die so theuer erkaufte Braut des Herrn, immerdar siegend und triumphirend und erringend

[ocr errors]

fich aber auch das Kirchensystem, wie es vorzüglich durch Gre-
gor VII. und Innocenz III. fich gestaltete, und unter den folgenden
Päpften, namentlich Bonifaz VIII., fich kund gab, dem Jünger
Chrifti als die bedauernswürdigste Ausartung (sic!) dar, die
sich im Schooße der Kirche ́entfalten konnte. Sobald
einmal die jede Schranke verschmähende (!) Papftgewalt den
Gipfel erreicht hatte, vermehrten sich in der Kirche ohne Scheu
und Maaß die Verderbnisse jeglicher Art; ein Mißbrauch wurde
die Quelle vieler andern, die niedrigsten Leidenschaften bedienten
fich des Anschens der Kirchengewalt zu ihrer Befriedigung“
(II. B. p. 6). „Die Curialisten witterten in der Ausbildung
der kaiserlichen Gewalt die Abnahme der ihrigen und widerseßten
fich ihr aus allen Kräften. Sie meinten die zunehmende Freiheit
der Völker möchte die Ehrfurcht für den römischen Stuhl ersticken,
und fie verbündeten sich mit den Widersachern dieser Freiheit.
Sie hegten ähnliche Befürchtnisse von den Fortschritten der
geistigen Volksbildung und drängten fie zurück“ (p. 8, 9).
„Der Gottesdienst beschränkte sich gemeinhin auf blöße Formen,
deren Sinn dem Volke verschlossen blieb." "Die heilige Schrift
machte den geringsten Bestandtheil der meisten Predigten aus."
"Der Heiligendienst verdrängte den Gottesdienst" (p. 31 u. f. w.)

[ocr errors]
« ÖncekiDevam »