Sayfadaki görseller
PDF
ePub

warum führte er die Väter hinter das Licht und täuschte sie und sich? Sagt nun sogar Herr von Weffenberg:,,man dürfe bei der Beurtheilung seiner (des Huß) Ansichten nie außer Acht sehen, daß er sich in seinen Aeußerungen nicht gleich bleibt, und daß er über eine Menge Dinge nie zu einer flaren und bestimmten Ansicht und Ueberzeugung gekommen zu seyn scheint“, so wird er wohl dadurch seinen Clienten am wenigsten in ein günstiges Licht sehen, denn das gereicht wahrlich dem „böhmischen Reformator" am mindesten zur Ehre, hartnäckig etwas zu behaupten und fortwährend im Angesicht einer erhabenen Versammlung etwas geltend machen zu wollen, wovon er selbst nicht überzeugt war und ́ worüber er noch schwankende Ansichten hatte.

Sonderbar könnte es scheinen, daß unsere Freiheitsmänner, die angeblichen Sittlichkeitsprediger und Liebesapostel mit Professor Huß, der doch vermittelst seiner Prädestinationslehre die menschliche Freiheit läugnete und somit auch, wie Alles, was mit ihr in Verbindung steht, die Möglichkeit, sich sittlich zu reformiren, einen so innigen Freundschaftsbund schließen. Es erkläret sich aber diese Erscheinung, wenn man bedenkt, daß Huß in der Opposition wider die Kirche begriffen war und dies hinreicht, um bei jenen beliebt zu feyn. So weit auch die Feinde der katholischen Kirche unter sich von einander entfernt seyn mögen, Bundesgenossen werden sie sogleich, wenn zum Kampfe wider die Kirche aufgeboten wird. Von concreten Fällen redend schreibt hierüber sehr gut Dieringer 1) also: Wie es oftmals bei Häretikern der Fall war, daß ihr Haß gegen die alte katholische Kirche sie in dem Maaße verblendete, daß sie lieber eine Gemeinschaft mit Juden, Heiden und Türken pflegen, als in Frieden mit der Kirche treten wollten, und wie oftmals Bekenner des Christenthums, welche an ihrem Glauben

[ocr errors]

1) Syftem der göttlichen Thaten des Christenthums. I. B. p. 379. Mainz, bei Kupferberg 1841.

Schiffbruch gelitten haben, mit entschiedener Vorliebe dem Paganismus und Islam das Wort reden: so bewirkte auch die Opposition wider das Christenthum bei den Juden die Erscheimung, daß sie sich der über die Christen verhängten Verfolgungen freuten und nichts unterließen, dieselben anzuschüren und zu unterhalten. Es ist daher nicht zu verwundern, daß sie in den Bestrebungen Julians des Abtrünnigen, das neu formirte Heidenthum wieder zu etabliren, anstatt eine Bekämpfung alles positiven Glaubens, vielmehr eine glückliche Erscheinung begrüßten und sich der Gunst desselben zur versichern suchten."

Wunderlich scheint es dem Freiherrn zu seyn, daß, während Huß in Constanz, als der Kegerei verfallen, verurtheilt wurde, die königl. Brigitta von Schweden", welche doch auch in der Reihe derjenigen sich befand, die in den derbsten Ausdrücken die Verderbnisse geschildert und zur Reform aufgerufen hatten", von dem Concil „heilig gesprochen“ wurde. Auch der große Reformator Bernhard von Clairveaur wurde heilig gesprochen, und man ersieht hieraus, daß die Kirche einen guten Unterschied zwischen Reformator und Reformator zu machen weiß. Ist Jemand, sagt Möhler ), im Göttlichen und Unveränderlichen fest gegründet, und hat er davon unläugbare Beweise besonders dadurch gegeben, daß er sein eigenes Leben zuerst nach demselben einrichtet, vor Allem also ein tiefes Mißfallen an sich selbst an den Tag legt, und hienach sich zuerst ernstlich reformirt; verbindet er mit allem dem einen, durch lange Erfahrung geübten, practischen Blick: dann erkennt ihm die Kirche freudig das Recht und die Pflicht zu, um und neugestaltend auf das Gesammtleben einzuwirken. Ohne Erfüllung dieser Bedingungen wird freilich eine jede Einrede mit gebührender Geringschägung abgewiesen. Wie könnte auch Jemand, ohne selbst auf einem tiefern, dem eigen

1) Ges. Schriften. II. B. p. 25.

thümlich christlich-kirchlichen, Glaubensfundamente zu ruhen, nach demselben verbessern? Wie könnte Jemand, der selbst in sich die Lebenseinheit mit Christus nicht vollzog, zwischen Gott und Welt getheilt und in sich selbst zerrissen ist, nur irgend befähigt seyn, ein höheres Bild der niederen Welt einzudrücken. Und bei allem dem, wie vermöchte er, ohne reife Kenntniß des Lebens, demselben eine neue Gestalt in wohlthätiger Weise zu geben." Ewig wahr ist es, was der Augustinergenerat Aegidius von Viterbo auf der V. Synode von Lateran aussprach 1): „Homines per sacra immutari fas est, non sacra per homines“ 2).

1) Vergl. Möhler, a. a. D. p. 28.

2) Würden die vorgeblichen Reformatoren der Kirche in unsern Tagen diesen Grundsaß vorerst in Erwägung ziehen, und darnach die Wahrheiten des Glaubens und feine Heilsmittel sammt den verschiedenen kirchlichen Inftitutionen auf ihre Denk- und Handlungsweise einwirken lassen; wir würden ohne Zweifel bald die erfreulichste Verbesserung in der Kirche, d. h. an den Priestern und Gläubigen wahrnehmen, und zugleich würde durch diese Verbesserung fich erweisen, daß es nur eine grobe Selbsttäuschung gewesen, wenn bisher Manche an den Inftitutionen der Kirche eine Abänderung nothwendig glaubten, da doch nur in ihnen selbst eine Umänderung aus dem in Geist und Herz liegenden Gegensaß zur Kirche in einen Einklang mit der Kirche erforderlich gewesen.

(Schluß folgt.)

III.

Dr. Strauß

und seine

Stellung zur protestantischen Theologie.

Kaum hatte Dr. Strauß sein berüchtigtes,,Leben Jesu erscheinen lassen, als sogleich von katholischer Seite aus vielfach die Bemerkung gemacht wurde, der kühne junge Mann habe nichts Neues unternommen, sondern nur dasjenige auf eine manierliche Weise vollzogen und mit ein Bischen Hegelthum zerseßt, was der protestantische Rationalismus schon längstens, freilich etwas unbeholfen und langweilig, grundgelegt habe. Das wollte aber der Protestantismus nicht leiden, und wer eine Stimme hatte, hielt sich für gut genug, sich gegen das Attentat des Tübinger Doctor zu wehren, und dem Protestantismus das Eigenthumsrecht auf deffen Werk zu verbitten. Selbst solche, die wegen ihrer eigenen Sünden sich hätten ruhig verhalten dürfen, vermochten es nicht, sich den Gebrauch ihres Stimmrechtes zu versagen, sondern segten sich in Positur, um mit dem Esel in der Fabel wider den eigenen Schatten ganz gutmüthig auszuschlagen.

[ocr errors]

Was nun Dr. Strauß selber von der Sache denke, wie er selber sein Verhältniß und seine Stellung zur protestantischen Theologie ansehe? Gerade so, wie es die Katholischen bezeichnet hatten. Dieses merkwürdige Geständniß hat er niedergelegt in sein neuestes literarisches Product, dessen erster Band vor Kurzem erschienen ist, und den Titel führt: „Die chriftliche

[ocr errors]

Glaubenslehre in ihrer geschichtlichen Entwicklung und im Kampfe mit der modernen Wissenschaft." Er sagt (Vorrede S. X. XI.): „hiemit ist die Stellung, in welche diese Schrift (er meint seine „chriftliche Glaubenslehre“) zur bisherigen Dogmatik tritt, dieselbe mit der des älteren Werkes zu der Literatur seines Faches. Sie soll wenn man das profane Bild gestatten will der dogmatischen Wissenschaft dasjenige leisten, was einem Handlungshause die Bilanz leistet. Wird es durch diese gleich nicht reicher, so erfährt es doch genau, wie es mit seinen Mitteln daran ist: und das ist oft ebenso viel werth, als eine positive Vermehrung derselben. Eine solche Uebersicht über den dogmatischen Besigstand ist in unsern Tagen um so dringenderes Bedürfniß, als sich die Mehrzahl der Theologen hierüber die größten Illussionen macht. Man schlägt den Abzug, den die Kritik und Polemik der zwei legten Jahrhunderte vom alten theologischen Grundstocke gemacht hat, viel zu gering an, und dagegen die zweideutigen Hülfsquellen, die man in der Gefühlstheologie und mystischen Philosophie des Gegenwärtigen gefunden zu haben glaubt, `viel zu hoch. Man meint, die Prozesse, welche über jene Ausfälle noch obschweben, zum größeren Theile schon gewonnen zu haben, und aus den neu eröffneten Schachten der reichsten Ausbeute gewiß zu seyn. Es könnte aber der Fall eintreten, daß jene Prozesse sämmtlich an einem Tage verloren gingen: und wenn dann zudem noch diese neuen Gruben die Hoffnung täuschten, so wäre das Falliment unvermeidlich. Grundes genug, sich in Zeiten vorzusehen, und genau zu untersuchen, was an den frühern Verlusten wirklich unwiderbringlich, und was etwa noch beizutreiben ist; ebenso, was bei den neuern Unternehmungen als sicherer Gewinn in Aussicht steht: und wie sich, dies Alles wohl berechnet, die Activa zu den Passiven verhalten." Bündiger noch heißt es an einer andern Stelle (S. IX) so: "Dabei habe ich einen Tadel in dieser Schrift wo möglich noch mehr als in den über das Leben Jesu zu

« ÖncekiDevam »