Sayfadaki görseller
PDF
ePub

ausgedehnt, und die Söhne haben sein Daseyn in Abgang decretirt; die Väter haben das Fegfeuer geläugnet, und die Söhne haben die Läugnung der Hölle und Etliche von ihnen die der Unsterblichkeit hinzugefügt; die Väter haben die Antitrinitarier verbrannt, und die Söhne find Pantheisten geworden; die Väter haben das muthige Glauben empfohlen, die Söhne das herzhafte Zweifeln; die Väter haben die Philosophie eine Närrin gescholten, und die Söhne erweisen ihr göttliche Huldigung! Das ist die Frucht des Versuches, die heil. Hinterlage des Glaubens zu reformiren!

Nicht viel besser erging es der Reformation mit dem Versuche, den Cult der Kirche einer Ausreinigung zu unterwerfen. Die Anzahl der Träger und Kanäle der göttlichen Gnade, der heil. Sakramente, wurde alsbald auf zwei zurückgeführt; und diese zwei selber, was ist mittlerweile aus ihnen geworden! Kannst du beweisen, daß dem Nationalisten die Taufe für etwas weiter gelte, als für eine sinnreiche Ceremonie, die Menschen in die sogenannte Kirche aufzunehmen? Und das Abendmahl, war es nicht gleich vom Anfange her ein Gegenstand der wüthendsten Streitigkeiten und Verfolgungen? Giebt es eine Lästerung, welche die Sakramentirer nicht wider sich ausgestoßen hätten? Und zu welchem Ziele hat dieser Lärm geführt? Dazu, daß die in Hader Liegenden, die Widersprechendes Lehrenden des Streites müde und wohl auch des Glaubens bar sich dazu bequemen mußten, an demselben Tische des Herrn Mahl zu empfangen, der Eine mit dem Brod und Weine den Leib und das Blut Chrifti, der Andere nur, falls er zu den Prädestinirten gehört, der Dritte Brod und Wein und weiter nichts zur Gedächtniß an den Herrn. Die neugebaute Kirche hat aufgehört ein Opfer zu haben, die Sünden sind ohne Sühnung geworden, gleich dem Volke der Juden, nachdem Jehova sein Gericht über es verhängt und Tempel und Opfer und Priesterthum vernichtet hat. Wohl ertönen von gewichtigen Seiten her schneidende

Klagen über die Dede und Leerheit des protestantischen Cultus; wohl jammert das sinnige deutsche Gemüth über die Nacktheit seiner Tempel und seiner Altäre; wohl hat man es von Staatswegen unternommen, Rescripte über die Kleiderordnung zu erlassen und aus den Kabineten neue Liturgien zu entsenden; allein all dieser Jammer und all dieses Flickwerk taugt und frommt nichts, wo der Fehler am Prinzip haftet und der göttlichen Institution gegenüber Menschenwerk will zu Ehren gebracht werden. Oder ist es etwa eine bloße Erfindung und Schmähung von Seiten der Papisten, daß der consequente Protestant keines Cultus bedürfe und darum auch nicht gehalten seyn könne, einen solchen zu etabliren, zu respectiren und mitzufeiern? Ihm genügt das Wort und solches gewährt ihm die Bibel, und das Recht, sie zu deuten und auszulegen, ist ihm anheimgegeben. Versteht er sich nicht aufs Lesen, so mag er sich darin unterweisen, oder wenn ihm dieß zu langweilig seyn sollte, sich vorlesen lassen. An seinen Prediger bindet ihn weiter nichts, als die eigene freie Wahl, und diese jeden Augenblick aufzuheben muß ihm gemäß der evangelischen Freiheit unbenommen bleiben. Eine wahre innere Gebundenheit an einen Verkündiger des göttlichen Wortes ist nur da vorhanden, wo die äußere Bürgschaft feststeht, daß demselben göttliche Sendung und Autorisation zukomme. Wo aber das Priesterthum ein allgemeines ist und jeder Einzelne selbst Priester, da ist es eben Keiner, nämlich Keiner für die Andern, weil fie dessen nicht bedürfen, sondern Jedweder nur für sich selbst. Außer staatspolizeilichen Maaßregeln, die aber begreiflich die schneidendste Verlegung der evangelischen Freiheit sind, gibt es daher im Protestantismus kein wirksames Mittel, dem öffentlichen Gottesdienste Zuspruch zu verschaffen.

[ocr errors]

Das seither Gesagte findet endlich auch seine volle Anwendung auf die kirchliche Verfassung. Der Protestantismus reformirte diesen Punkt gleich Eingangs dahin, daß er die auf göttlichem Rechte ruhende legitime Gewalt umstürzte

und die Usurpation und das Recht des Stärkern dafür sanctionirte. Den Felsen, auf welchen die Kirche gegründet ist, hat er gehöhnt und gelästert, die Gewalt der Bischöfe gleichgemacht jener der Priester, und die der Priester gleichgesezt der Gewalt der Laien. Die natürliche Folge davon war dann die, daß der angesehenste Laie auch die Kirchengewalt sich zueignete und die Autokratie der römischen Imperatoren ins Unendliche wies derholte. Man kann daher niemals mit Sicherheit bestimmen, welche Stücke wesentlich zur Verfassung der f. g. evangelischen Gemeinde gehören; es hängt dieß durchaus von den Sitten und Gewohnheiten des Landes, von den Tendenzen des Gouvernements, von den Meinungen und Ansichten der Zeitphilosophie' ab. Selbst das anerkannt göttliche Recht ist hievon nicht ausgenommen; die Auflösungen des Ehebandes geschehen nach willkührlichen Normen; die kirchlichen Censuren werden. entweder gar nicht, oder nach zufälligem Gutbefinden verhängt; die Gebundenheit des Einzelnen an die Gemeinde ist lediglich durch die Landesgesetzgebung vermittelt; der Richterstuhl über die Sünden der Gläubigen ist zertrümmert. Ob da und dort die Prediger eine eigene Kaste bilden und durch eine Art Hierarchie und Episcopat an einander gebunden werden; ob man anderwärts das Institut der Synoden mit demokratischem Anstrich fortschleppe; ob man vielfältig das Kirchenregiment von den Regierungen reclamire: es sind dieß lauter Inconsequenzen, die heute im Schwange seyn, und morgen der Vernichtung überantwortet werden können.

Dieß ist in aller Kürze das Ergebniß der sogenannten Kirchenreformation des sechzehnten Jahrhunderts. Bei Einer Negation bleibt der menschliche Geist niemals stehen, wenn er einmal angefangen hat, das Göttliche zu negiren. Er treibt sein Gewerbe so lange, bis es außer ihm nichts mehr zu negiren gibt, und zulegt negirt er sich selber. Auf diese Spize hat es das moderne protestantische Heidenthum im jung-deutschen. Hegelthum gebracht, die

Gerechtsame des Fleisches wider den Geist in Schuß nehmend und die individuelle, persönliche Fortdauer nach dem Tode im Jenseits läugnend und zu gleicher Zeit den Glauben an einen persönlichen Gott und an den Gottmenschen vernichtend. Es bedarf blos einer Andeutung, was aus dem ganzen socialen Leben und der gesellschaftlichen Verfassung werden müßte, so es gelänge, die Principien der Reformation in ihrer Folgerichtigkeit auf sie anzuwenden. Das göttliche Recht der Könige und Obrigkeiten ist vernichtet; der Staat fällt in einzelne Korporationen aus einander, und hier scheidet sich wieder Familie von Familie, Individuum von Individuum, bis das einzelne Ich in seinem Für sichseyn vor dir steht, an die übrigen fürfichseyenden Ich nur insoweit gebunden, als die gemeinsame Noth sie zusammenhält.

Hiemit glauben wir hinlänglich erwiesen zu haben, wohin der Versuch ausschlagen müsse, die Kirche und das Göttliche in ihr zu reformiren. Zwar dahin vermag es ein solches Unternehmen nicht zu bringen, den Bestand des Göttlichen aufzuheben, wie denn die Kirche troß der Reformation und ihrer Prophezeihungen auf ihrem alten Felsen unentweglich. ruhen blieb; aber diese Folge bleibt nicht aus, daß diejenigen, welche an solches Destructionswerk Hand anlegen, sich selber und ihre Genoffen der Einbuße des Göttlichen blosstellen und sich unter den Trämmern ihrer eigenen Bauten ihr Grab bereiten, gemäß dem Worte der Schrift: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Ecksteine geworden, und sie sind auf ihn gefallen und haben sich an ihm zerschmettert", und "sie haben ihr Haus gegründet auf Sand: der Sturm brach los, die Winde tobten, der Plagregen fiel und es stürzte zusammen, denn es war auf Sand gegründet.

Wenn aber weder die Kirche, noch ihre Lehre, ihr Cult und ihre Verfassung der Reform zugänglich sind, was bleibt uns dann noch übrig, das den Namen einer kirchlichen Reform verdiente? Wir wollen sehen, welche Beant

wortung dieser Frage sich vom kirchlichen Standpunkte aus ergebe!

Wir versehen uns in jene Zeiten, in welchen der Ruf und das Verlangen nach einer reformatio ecclesiae in capite et membris am kräftigsten, vielseitigsten und nachhaltigsten sich aussprach, in den Anfang und die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts. Was wollte man damals mit der ersehnten Verbesserung der Kirche in Haupt und Gliedern? Nichts weniger als das, was sich die Reformation des sechzehnten Jahrhunderts zu ihrer Aufgabe sezte. Drei Gegenpäpste standen mit einander um den Stuhl des heil. Petrus im Kampfe: was thaten nun die Reformatoren zu Konstanz? seßten sie etwa das Papstthum außer Cours und zerbrachen sie das Joch der römischen Tyrannei? und erklärten fie die Kirche für eine Gesellschaft gleichberechtigter Glieder? Nicht doch; sondern nachdem sie die zweifelhaften Päpste zur Resignation verpflichtet, gaben sie der Kirche vor allem Andern ein neues Oberhaupt, damit der Leib Jesu Christi auch äußerlich wieder in vollständiger Gliederung sich darstelle, und dann erst begannen sie, die vorhandenen Gebrechen zu heilen. Und als Huß, der Reformator, vor eben diese Konstanzer Synode gestellt ward, wie wurde sein Unterfangen von den Vätern angesehen? wurde sein Eifer belobt, seine Doctrinen gebilligt? sprach man zu ihm: Wir danken dir im Namen der Menschheit, daß du die Hinterlage des Glaubens angetastet, dich zum Verbesserer des Christenthums aufgeworfen, die Freiheit des Willens geläugnet, die Fundamente der Hierarchie angegriffen haft? Mit nichten; sondern Huß ward der Häresie schuldig befunden, und als er seinen Irrthümern nicht abschwor, geschah mit ihm, was damals Rechtens war! Und als das Verlangen nach dem Kelche laut wurde und der Kirche Schuld gegeben ward, fie habe das Sakrament verstümmelt und die Einsegung Christi verlegt, da wurde nicht geantwortet: Ihr habt Recht, man muß die Kommunion unter beiden Gestalten

« ÖncekiDevam »