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so alt wie das Menschengeschlecht: Denn sie wurde ihm in den ersten Zeiten seines Daseins und unmittelbar nach dem Sündenfalle gegeben. Mit dieser Hoffnung wurde das erste Menschenpaar aus dem Paradicse entlassen (Gen. c. 3,15). Eine neue Bestätigung und eine engere Begrånzung erhielt diese Weissagung, als der Herr den Abraham berief und ihn zum Träger der Verheißung machte. Aus der Nachkommenschaft Abrahams sollte der Segen für alle Völker hervorgehen (Gen. c. 12, 3). Der Patriarch Jakob gedachte dieser Verheißung auf dem Sterbebette und knüpfte sie in seiner prophetischen Rede an den Stamm Juda. Auch bestimmte er selbst die Zeit des Erscheinens des Messias (Gen. c. 49, 10). Bileam, der Prophet aus einem andern Volke, schaute durch göttliche Eingebung den Messias als den Stern, welcher aus Jakob ausgehen, und sich die Völker unterwerfen werde 1). Moses, der Diener und Gesandte Gottes, verhieß ihn als einen kommenden Propheten, welchen sein Volk hören müsse 2).

Nähere Bestimmungen über den Messias wurden durch die nachfolgenden Propheten in ihrer Eigenschaft als von Gott gesandten und vom heiligen Geiste erleuchteten Lehrern gegeben. So schildert der königliche Sänger David ihn als den Sohn Gottes, welcher mit eiserner Ruthe die Völker regiert und über seine Feinde triumphirt, welchen der Herr zu seiner Rechten sißen läßt bis die Feinde ihm zu Füßen liegen, und welcher ein ewiger Priester nach der Ordnung des Melchisedech sein werde 3). Auch als den duldenden und leidenden Messias schauten ihn David und andere Propheten +). Daß er ein Sohn Davids sein und von einer Jungfrau geboren werden solle, prophezeite Jesaias 5). Sein Geburtsort Bethlehem wurde von dem Prophet Micha angegeben 6). Ueber die Zeit seiner Erscheinung weissagten Malachias, Jesaias und Daniel. Die beiden Ersten verkündigten einen Vorläufer des Meffias, welcher auf seine Ankunft vorbereiten werde; Daniel aber schaute den Messias kommen mit

1) Num. c. 24, 17.

2) Dt. c. 18, 15.

3) Ps. 2, 7-9. Ps. 110, 1-4.

4) Ps. 22. Jes. c. 53. Dan. c. 9.

$) Jef. c. 11, 1; c. 7, 14.

*) Mich. c. 5, 1.

den Wolken des Himmels wie eines Menschen Sohn, um eine ewige Herrschaft zu gründen, welchem alle Völker und Nationen und Zungen dienen sollen. Die Zeit seines Kommens aber bestimmte er auf 69 Zeiten1).

Da die Nachkommen Abrahams und Jakobs ausgesondert waren von den übrigen Völkern, und in dieser Aussonderung ein priesterliches und heiliges Volk sein sollten (Erod. c. 19, 5); so zeichne¤ sich in ihm ganz besondere Veranstaltungen und eine fortgesette Reihe von Führungen Gottes, welche mit der Erfüllung der Verheißungen im engsten Zusamimenhange stehen. Dieses Volk, als das erwählte, genoß einer steten. Beaufsichtigung von Seiten Gottes, damit es sich nicht in dem Strome der übrigen Welt verlöre, von welcher es durch eine theokratische Ver= faffung und andere besondere Einrichtungen getrennt war und bleiben sollte. Die göttlichen Führungen gingen zunächst darauf hinaus, die Gotteserkenntniß und das Gottesbewußtsein in diesem Einen Volke lebendig zu erhalten; sodann aber sollte auch das Sehnen nach einem Erlöser in ihm stets lebendiger werden. Obgleich das Israelitische Volk in Mitten der Heidenvölker vereinsamt da stand; so konnte es doch von vielfachen Berührungen mit diesen nicht frei bleiben. Hierdurch drohte eine stete Gefahr des Abfalls von Jehovah und seiner Verchrung, die bisweilen zu bedenklicher Höhe stieg, obgleich die Wohlfahrt des Volkes ausdrücklich an die Bewahrung seines Glaubens geknüpft war. Wenn nun auch Jehovah in Folge deffen sein Volk heimsuchte mit Plagen des Schwerdtes, des Hungers, der Pest, der Bedrängniß und endlich des Erils; so wurde es dennoch stets vor gänzlicher Auflösung und Vernichtung bewahrt; denn die strafende Hand des Herrn wollte Buße und Befferung. Deshalb war er auch stets sein Helfer und Befreier, wenn es sich wieder reuevoll zu ihm wandte. So sehen wir das merkwürdige Ereigniß, daß ein kleines, schwaches Volk, lebend in einem Lande, welches wegen seiner geogra= phischen Lage ein Tummelplah großer Heere und Kriegszüge war, beste. hen blieb, und zwar mit seinen besondern politischen und religiösen Einrichtungen und Sitten, während ringsum die größten Völker der Erde auf dem Weltschauplaße erschienen und verschwanden.

1) Mal. c. 3, 1. Jef. c. 40, 3. Dan. c. 7, 13–14; c. 9, 24 ff.

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Und doch waren die politischen und religiösen Einrichtungen dieses Volkes keine für sich geschloffene und unveränderliche; vielmehr tragen ihre Geseze, ihre Verfassung, ihr Cultus mit seinen Opfern und Festen nur den Charakter des Provisorischen und Vorübergehenden, gegeben zur Vorbereitung auf eine andere, bessere Zeit; aber sie sollten nach Gottes Rathschluß mit dem Volke bis zum Eintritt derselben bestehen bleiben.

§. 5.

So kam endlich nach langen Zeiträumen und gar manchen Schickfalen dès Jüdischen Volkes und Aenderungen der Weltlage die Fülle der Zeit heran, die Zeit, in welcher die Erlösung der Menschen vollbracht werden sollte. Die Weltlage bot damals einen eigenthümlichen Anblick. Die Sünde hatte unter allen Völkern im Uebermaße gewuchert. Das Gottesbewußtsein war überall entschwunden, und weithin herrschte der Fürst der Finsterniß und hielt die Erde im Unglauben, im Aberglauben, durch den abscheulichsten Gößen- und Opfercultus, durch falsche Orakel und eine grenzenlose fittliche Verkommenheit gebunden. Auf dem politischen Schauplage waren nach gewaltigen Kämpfen und greuelhaften Verwüstungen, nur wenige Völker als weltherrschende übrig geblieben. Das stärkste Volk der Erde war das Römische. Europa bis in den fernen Norden, Asien bis an das Caspische Meer und die Arabische Wüste, Afrika soweit es gekannt war, gehorchte den Befehlen, welche aus der Weltstadt Rom an sie ergingen. Die ganze Erde war hierdurch in einen engern Verband zu einander getreten; die frentden Völker und Nationen waren sich durch Regierung, Handel, Sitte und Sprache genähert.

Daß die Welt einer wichtigen Veränderung entgegengehen werde, darüber gingen bereits Sagen im Munde der Völker um, von welchen Niemand genau wußte woher sie kamen. Die Magier im Orient erwarteten den Stern aus Jakob, welcher ihnen durch ein Sternbild verkündet wer den sollte. Sueton und Tacitus berichten von Sagen, welche unter den Völkern vorhanden waren, über einen großen Herrscher, welcher erstehen sollte. Eine Weissagung, welche die Perser auf Zoroaster, die Chinesen auf Confucius zurückführen, ließ einen Erlöser erwarten, der an den Ablauf gewiffer Cyclen und an den Schluß des großen Jahres Gottes von 4320 Mondjahren geknüpft war. Philosophirend erkannte Plato, daß ein

Aber über das Wie und Wann,
Selbst die Juden, welche feste

Erlöser vom Himmel kommen müsse 1). darüber wußte Niemand eine Antwort. göttliche Verheißungen über den König der Welt, welcher einstens kom: men sollte, besaßen, und auf welche auch alle diese unter den andern Völkern umlaufenden Weiffagungen zurückzuführen sein dürften, wo sie anders nicht an die frühere allererste Weissagung anknüpfen; selbst diese Juden hatten sich aus ihren Verheißungen einen Messias und ein Messiasreich in Gedanken gebildet, welches dem verheißenen nicht anders entsprach, ́ als die Versprechung des Satans die er Jesus gab, wenn er vor ihm niederfallen und ihn anbeten wolle, zu dem Reiche, welches der Herr zu stiften gekommen war.

Ganz eigenthümlich waren aber in jener Zeit die politischen Verhält= nisse dieses Volkes der Juden gestaltet. Nachdem es aus einem langen Eril unter Cyrus in das Heimathland Canaan zurückgekehrt war, nach)dem es unter Persischer und Macedonischer Oberhoheit gestanden, und unter den Maccabäern sich seine Selbstständigkeit mit dem Schwerdte wieder errungen und nachmals unter den Hasmonäern selbst zu einem Königreiche sich wieder erhoben hatte; war es allmählich unter die Obergewalt der Römer gekommen. Das Scepter war bereits vom Stamme Juda gewichen. Ein König aus fremdem Stamme, ein Jdumäer, saß auf dem Throne. So wurden die gläubigen Israeliten lebhaft an die Weissagun= gen des sterbenden Jakob erinnert. Zu einer Aenderung dieses Zustandes war auch gar keine Aussicht vorhanden. Die eigene alte Kraft des Volkes war dahin; die mächtigen Nachbarstaaten waren verschwunden; die alte Feindschaft war ermattet; das Römische Kaiserreich) stand in der Blüthe seiner Kraft, und Judäa drohte in Kürze ein Bestandtheil des Römischen Reiches zu werden. Aber nicht blos die frommen und gläubigen Israeliten hofften jezt auf das nahe Erscheinen des Messias: das ganze Volk glaubte die Zeit des Messiasreiches mit seinem irdischen Glanze und Glück nahe, ungeachtet ihnen gar oftmals mit dem Schwerdte bewiesen wurde, daß sie ihre Zeit nicht begriffen und ihre Erwartung nicht die richtige war. Hierdurch wurden sie zwar in ihrem Eifer, die messianische

1) Wahrscheinlich war auch er den durch die Juden ausgestreuten Traditionen nicht fremd geblieben.

Zeit herbeizuführen, etwas gemäßigt; die Priesterschaft wurde selbst besorgt und vorsichtig; ihre Hoffnungen aber auf den Messias blieben lebendig. Nur durch die Sünden des Volkes, werde noch, glaubte der damals ent= standene Orden der Effener, die Ankunft des Messias verzögert.

In dieser allgemeinen Erwartung, als endlich die Zeit zur Erfüllung reif und die Weissagung Jakobs schon erfüllt war, da erschien der göttliche Heiland; zwar nicht nach der Erwartung der Masse der Juden, doch aber so wie ihn die Propheten verheißen hatten: Der Gottessohn erniedrigte sich zur Knechtsgestalt, um das ganze Menschengeschlecht zu befreien. Er ward geboren in Bethlehem aus Davids fürstlichem Stamme, erzeugt vom heiligen Geiste, empfangen und geboren aus Maria der Jungfrau. So erschien der Sohn Gottes als Menschensohn in der Welt und ward den Menschen gleich in Allem außer der Sünde. So war es der Wille des Vaters, welchen mit Freiheit der Sohn aus Liebe zu den Men= schen erfüllte. Er ward sterbens- und leidensfähig, um durch sein Leiden und Tod den Tod und die Leiden der Welt hinwegzunehmen.

3. Jesus der Messias als Gottmensch und Gesandter Gottes.

§. 6.

Jesus kam in die Welt als der von den Propheten des alten Bundes vorherverkündigte Messias zur Erfüllung aller der Zwecke, welche in dem von Gott gewollten Heilsplane lagen und auch größtentheils in den vorausgegangenen Gottesoffenbarungen ausgesprochen waren.

Während der Messias in der frühesten Weissagung Gen. c. 3, 15 als ein Nachkomme des Weibes angekündigt ist, tritt in den spätern Weissagungen der Propheten eine doppelte Seite des Erlösers hervor. In Einer Beziehung wird er nämlich als Gott 1), in einer andern als Mensch und Menschensohn geschildert 2). Derselbe Prophetengeist, welcher ihn einen Sohn Davids nennt, bezeichnet ihn auch als den Herrn Davids.

In der Person Jesu ist diese Voraussagung verwirklicht. Er erscheint als Gottmensch, als Gott und als Mensch; zwei Naturen, die göttliche und menschliche, sind vereinigt in Einer Person.

1) p. 2, 7; 100, 4. Jef. c. 9, 5. 6.

2) Dan. c. 7, 13. Jes. c. 9, 5. 6; c. 11, 1.

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