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dann berief er sich nochmals auf die von ihm vollbrachten Wunderwerke, welche, wenn sie ihm selbst nicht glaubten, davon Zeugniß gäben, daß er und der Vater Eins seien.

Die Juden suchten ihn jezt mit Gewalt zu ergreifen. Jesus aber entging ihrer Gewalt, verließ die Stadt und begab sich wiederum in das Land jenseits des Jordan, und zwar nach Bethanien, wo Johannes früher getauft hatte. Dort kamen Viele zu ihm und glaubten an ihn auf Grund der von ihm verrichteten Wunder und des Zeugnisses des Johannes, welches sie in allen Stücken für eingetroffen und wahr erkannt hatten.

§. 106.

Die Auferweckung des Lazarus.

Zu Bethanien in Peräa verblieb Jesus in Erwartung der Fülle der Zeit, wo er sich nach Jerusalem begeben sollte, um dort zu leiden und zu sterben. Er verließ diesen Ort erst als das kommende Pafsahfest nicht mehr fern war. Die Veranlassung, welche ihn zur Entfernung von Bethanien und zur Wahl eines anderen Wohnortes brachte, war der Tod und die Auferweckung des Lazarus.

Zu Bethanien in der Nähe von Jerusalem, in dem Hause der Martha, welches diese mit ihren beiden Geschwistern Maria und Lazarus bewohnte, und wo Jesus auf seinem Wege nach Jerusalem einzukehren pflegte 1), war Lazarus schwer erkrankt. Die beiden Schwestern benachrichtigten Jesus hiervon, indem sie ihm sagen ließen: „Herr, siehe, der welchen du lieb hast, ist krank.“ Auf diese Nachricht erklärte Jesus seinen Jüngern, diese Krankheit des Lazarus sei nicht zum Tode, sondern zur Verherrlichung Gottes und des Menschensohnes. Hierauf wartete er noch zwei Tage und Lazarus starb während dieser Zeit. Nunmehr eröffnete Jesus den Jüngern seine Absicht, wieder nach Judäa gehen zu wol: len. Diese aber, im Bewußtsein der ihm daselbst drohenden Lebensgefahr, riethen ihm dringend hiervon ab, indem sie ihm bemerkten, daß erst vor Kurzem die Juden ihn daselbst hätten steinigen wollen. Dagegen wies Jesus seine Jünger in bildlicher Rede und in ähnlicher Weise, wie er schon bei anderer Gelegenheit sich ausgesprochen hatte 2), auf die festgeseßte

1) Vgl. Luk. c. 10, 38 ff.

2) Joh. c. 9, 4. Luk. c. 13, 32 u. 33.

Zeit seines Wirkens hin, welche durch menschliche Unternehmungen nicht zu vereiteln sei. Er sprach deshalb: „Sind es nicht zwölf Stunden des Tages? Wenn Jemand am Tage wandelt, so stößt er nicht an, weil er das Licht dieser Welt sieht. Wenn aber Einer in der Nacht wandelt, so stößt er an, weil kein Licht bei ihm ist.“ Nach diesem sagte er zu den Jüngern: „Lazarus unser Freund ist entfchlafen; ich gehe aber hin, um ihn aufzuwecken." Als die Jünger, die Rede Jesu mißverstehend und darum die Nothwendigkeit dieser gefährlichen Reise Jesu um so weniger begreifend, dagegen bemerkten: „Herr, wenn er eingeschlafen ist, so wird er gesund werden;" da erklärte Jesus: „Lazarus ist gestorben, und ich freue mich um euretwillen, daß ich nicht dort war, damit ihr glaubet. Aber laffet uns zu ihm gehen." Die Jünger gehorchten jezt. Thomas aber sprach zu seinen Mitjüngern: „Lasset auch uns aufbrechen, um mit ihm zu sterben."

Bei der Ankunft Jesu in Bethanien lag Lazarus schon vier Tage im Grabe 1). Aus dem nahen Jerusalem aber waren viele Juden zu den trauernden Geschwistern gekommen, um sie zu trösten.

Sowie der Martha die Ankunft Jesu gemeldet wurde, verließ sie das Haus, ging Jesus vor den Flecken hinaus entgegen und sprach zu ihm: „Herr, wärest du hier gewesen, so wäre mein Bruder nicht gestorben; aber auch jest weiß ich, daß Gott dir gewähren wird, um was immer du ihn bittest."

Jesus antwortete ihr: „Dein Bruder wird auferstehen.“ Hierauf erwiderte Martha: „Ich weiß, daß er bei der Auferstehung am jüngsten Tage auferstehen wird." Jesus aber belehrte sie über den Sinn seiner Worte, indem er sagte: „Ich bin die Auferstehung und das Leben; Wer an mich glaubt wird leben, auch wenn er gestorben ist; und Jeder der lebt und an mich glaubt, wird ewiglich nicht sterben. Glaubst du dieses ?" Martha erwiderte: „Ia Herr, ich glaube, daß du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen sollte." Hierauf begab sie sich

1) Da Jesus erst nach erfolgtem Tode des Lazarus von Bethanien in Peräa aufbrach und am vierten Tage nach dessen Begräbniß in Bethanien bei Jerusalem anlangte; so ergiebt sich hieraus, mit Rücksicht auf die Sitte der Juden, ihre Todten zur Vermeidung von Verunreinigung bald zu beerdigen, daß Bethanien, wo Johannes früher taufte, von Jerusalem nicht viel über drei Tagereisen entfernt war. Vgl. ob. S. 120.

hinweg zu ihrer Schwester Maria, welche im Hause verblieben war, rief fie und sagte heimlich zu ihr: „Der Lehrer ist da und läßt dich rufen.“ Auf diese Nachricht erhob sich Maria schnell und begab sich hinaus vor den Flecken zu Jesus, welcher an derselben Stelle, wo ihn Martha getroffen hatte, verblieben war. Die im Hause anwesenden Juden aber folgten der Maria in der Meinung, sie wolle das Grab ihres verstorbenen Bruders besuchen, um dort zu weinen.

Als Maria bei Jesus anlangte, fiel sie ihm zu Füßen und sprach: ,,Herr, wärest du hier gewesen, so wäre mein Bruder nicht gestorben." Jesus aber, als er die trauernde Maria Thränen vergießen und auch die ihm feindlich gesinnten ungläubigen Juden weinen sah, gerieth in eine innere unwillige Erregung, welche sich äußerlich durch ein sich Erschüttern kund gab, und fragte sie, wo sie den Todten hingelegt hätten? Man führte ihn nun zur Grabstätte, und Jesus weinte. Die Juden erkannten hierin einen Beweis der großen Liebe Jesu zu Lazarus. Einige aber von ihnen bemerkten:,,Konnte er, der die Augen des Blinden öffnete, nicht auch machen, daß dieser nicht starb ?" Nochmals wurde Jesus innerlich erregt und begab sich zu dem Grabe, welches eine mit einem Steine verschloffene Höhle war. Nun befahl Jesus den Stein hinwegzunehmen, wogegen die unterdessen hinzugekommene Martha einwendete: „Herr, er riecht schon übel, denn er liegt schon vier Tage." Jesus aber sprach zu ihr: „Habe ich dir nicht gesagt, daß du, wenn du glaubst, die Herrlichkeit Gottes sehen wirst?" Da wurde der Stein hinweggenommen. Jesus aber erhob die Augen gen Himmel und richtete ein Gebet zum Vater, welches den, Dank aussprach dafür, daß er ihn erhöret habe. Obwohl er wiffe, daß er allzeit erhört werde; so spreche er dieses dennoch aus wegen des umstehenden Volkes, damit sie an seine göttliche Sendung glaubten. Hier: auf rief er mit starker Stimme: „Lazarus, komm herqus." Da kam der Verstorbene lebend aus dem Grabe heraus, die Füße und Hände mit Binden umwickelt und sein Gesicht mit einem Tuche verhüllt; und Jesus gab Befehl die Binden wegzunehmen und ihn gehen zu lassen.

Die Auferweckung des verstorbenen Lazarus brachte viele der anwesenden Juden zum Glauben an Jesus. Einige aber begaben sich sofort nach Jerusalem und machten den Pharisäern von diesem gleichsam unter den Mauern der Stadt vollbrachten Wunder der Todtenerweckung An

zeige. Daffelbe erschien diesen von solcher Bedeutung, daß die Hohenpriester und Pharisäer das große Synedrium beriefen und sich beriethen, was gegen Jesus zu thun sei wegen der vielen Wunderzeichen, die er vollbringe. Bei weiterer Unthätigkeit ihrer Seits fürchteten sie, daß das ganze Volk an Jesus glauben und ihn als den verheißenen Messias und König der Juden anerkennen würde; dies werde den Römern einen Vorwand geben das Jüdische Land und Volk sich gänzlich einzuverleiben. Als bei. diesen Verhandlungen die Frage erhoben wurde, ob Jesus eines Verbrechens schuldig und nicht vielmehr Gefahr vorhanden sei, einen Unschuldigen zu tödten, da erhob sich der Hohepriester Kaiaphas und erklärte dieses Bedenken für unerheblich und unüberlegt; denn es sei besser, daß ein Mensch, wenn auch unschuldig, sterbe zum Besten des Volkes, als daß das ganze Volk zu Grunde gehe. So sprach der Hohepriester ohne es zu wollen die Weissagung aus, daß Jesus für das Volk sterben werde 1); wiewohl sein Tod nach göttlichem Rathschlusse nicht für das Israelitische Volk allein erfolgte, sondern dadurch auch die zerstreuten Kinder Gottes gesammelt werden sollten.

Von nun an war durch das große Synedrium der Juden der Tod Jesu beschlossen. Ihre weiteren Berathungen über Jesus betrafen nur die Art und Weise der Ausführung dieses Beschlusses 2). Jesus aber wandelte nicht mehr öffentlich unter den Juden; sondern er begab sich in die Stadt Ephräm in der Nähe der Wüste 3) und verweilte daselbst mit seinen Jüngern bis zur Zeit des nicht mehr fernen Passahfestes. Die Hohenpriester und Pharisäer aber, welche seine Ankunft in Jerusalem erwarteten, hatten bereits Befehl gegeben, daß Jeder gehalten sein sollte, den Aufenthalt Jesu anzuzeigen, damit sie sich seiner bemächtigten.

1) Ueber den Prophetismus des Hohenpriesterthums vgl. Lightfoot z. d. St. 11. Meyer Comment. z. d. St. S. 303.

2) Joh. c. 11, 53.

) Nach Euseb. Onomast. unt. Ephron lag Ephräm acht Meilen nördlich von Jerusalem. Hieronymus im Onomast. bestimmt die Entfernung auf zwanzig Meilen. Da nach Mark. c. 10, 46 der Weg von Ephräm nach Jerusalem über Jericho führte, welche beide Städte achtzehn Röm. Meilen von einander entfernt waren, so ist die Angabe des heil. Hieronymus vorzuziehen.

§. 107.

Scenen aus dem Leben Jesu.

Um jene Zeit wurden Kinder zu Jesus gebracht, damit er ihnen die Hände auflege und über sie bete 1). Als die Jünger, um Jesus nicht zu sehr zu ermüden, dies zu verhindern suchten, verbot ihnen Jesus dieses, rief die Kinder herbei und sprach: „Laffet die Kindlein zu mir kommen uud wehret es ihnen nicht; denn für sie ist das Himmelreich. Ich sage euch, wer das Reich Gottes nicht aufnimmt wie ein Kind, der wird nicht in daffelbe kommen." Darauf umarmte er die Kinder, legte ihnen die Hände auf und segnete fie.

Etwas später begegnete ihm ein vornehmer und reicher Jüngling, grüßte ihn ehrfurchtsvoll und sprach: „Guter Lehrer, was muß ich thun, um das ewige Leben zu erhalten?" Jesus erwiderte ihm:,,Was nennst du mich gut? Keiner ist gut als Gott allein." Sodann bemerkte er ihm. in derselben Weise wie vor dem Hüttenfeste jenem Pharisäer 2): „Willft du in das ewige Leben eingehen, so halte die Gebote." Als der Jüngling, wohl mit Rücksicht auf die Unterscheidung der Geseßeßlehrer in größere und kleinere Gebote, fragte, welche Gebote er halten solle? so nannte ihm Jesus die Gebote, welche das pflichtmäßige Verhalten gegen den Nächsten betreffen. Der Jüngling erwiderte hierauf: „Alles dieses habe ich von Jugend auf beobachtet; was fehlt mir noch?"

Da blickte Jesus liebevoll auf ihn und sprach: „Noch Eins fehlt dir: Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe Alles was du befißeft und gieb es den Armen; so wirst du einen Schaß im Himmel haben; dann komme hierher und folge mir nach."

Diese Forderung machte den Jüngling sehr niedergeschlagen und er entfernte sich, weil er von seinem irdischen Besißthum sich nicht zu trennen vermochte. Jesus aber belehrte an diesem Beispiel seine Jünger über die Gefahren des Reichthums, indem er sprach: „Wahrlich ich sage euch,

1) Die folgenden Mittheilungen aus dem Leben Jefu fallen mit Rücksicht auf die Stelle, welche sie bei Markus und Matthäus einnehmen, jedenfalls nach dem Hüttenfeste 782 u. c.; ob sie aber in den Aufenthalt Jesu zu Bethanien oder zu Ephräm gehören, ist nicht zu bestimmen.

*) Luk. c. 10, 26.

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