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das Geld den Armen gegeben?" Bei Judas kam diese Entrüstung nicht aus lauterer Quelle und keineswegs aus besonderer Sorge für die Armen; sondern aus Diebesgelüfte, da er der Führer der Kaffe war, welche er keineswegs immer redlich verwaltete. Jesus verwies hierauf dem Judas und den Jüngern ihren Tadel und sprach: „Lasset sie! warum machet ihr ihr Beschwerde? Sie hat ein gutes Werk an mir gethan. Die Armen habet ihr allezeit bei euch und könnet ihnen Gutes thun wann ihr wollet; mich aber habet ihr nicht immerdar. Sie hat meinen Leib im Voraus gesalbt zur Bestattung. In Wahrheit ich sage euch, wo immer in der ganzen Welt dieses Evangelium verkündigt wird, da wird auch zu ihrem Angedenken geredet werden, was sie gethan hat."

Die Nachricht von der Ankunft Jesu in Bethanien verbreitete fich schnelle, und alsbald kamen Schaaren von Juden aus Jerusalem, theils um ihn selbst, theils um den von den Todten erweckten Lazarus zu sehen. Um des leßteren Umstandes willen faßten die Hohenpriester jezt den Plan, auch den Lazarus zu tödten, weil durch ihn viele Juden gläubig wurden.

§. 111.

Feierlicher Einzug Jesu in Jerusalem.

Am folgenden Tage nach diesen Vorgängen in Bethanien, einem Sonntag nach unserer Nennung, verließ Jesus mit seinen Jüngern und der Volksschaar, welche sich in Bethanien eingefunden hatte, diesen Ort und begab sich nach Jerusalem 1). Als sie nach Bethphage am Delberge gekommen waren 2), sandte er zwei seiner Jünger mit dem Befehle ab, in den vor ihnen liegenden Flecken hineinzugehen, dort würden sie eine Eselin und ein Füllen dabei angebunden finden; dieses sollten sie losbin= den und zu ihm bringen; wenn aber Jemand sie deshalb zur Rede stellen sollte, so hätten sie zu antworten: „Der Herr bedarf seiner,“ und man werde ihnen alsdann keine weitere Schwierigkeit machen. Die beiden

1) Johannes c. 12, 12 reiht diese Zeitbestimmung nicht lediglich an die Ankunft Jesu in Bethanien; sondern auch, und zwar zunächst, an das Erscheinen der Juden bei ihm und an die Berathungen des Synedriums darüber an. Alles dicses fiel auf den Sabbathstag, den 9ten Nisan, welchen Jesus in Bethanien zubrachte, so daß er erst am 10ten Nisan in Jerusalem einzog.

2) Ueber Bethphage vgl. Hug Einl. I. S. 18-20.

Jünger thaten wie Jesus ihnen befohlen hatte und brachten das Eselsfüllen zu Jesus und legten ihre Gewänder darauf. Nun bestieg Jesus das Laftthier und seßte den Zug nach Jerusalem fort. So ging in Erfüllung die Weissagung des Propheten:,,Saget der Tochter Zions: Fürchte dich nicht! siehe, dein König kömmt zu dir in Sanftmuth, sißend auf einem jungen Lasthiere 1)." Die Jünger aber, welche glaubten, daß Jesus nunmehr als Messias den Thron Davids in Jerusalem wieder aufrichten werde, gedachten damals dieser Weissagung nicht; sondern erinnerten sich erst spåter der Bedeutung dieses feierlichen Einzugs und jener Weiffagung des Propheten; aber in freudiger Erregung breiteten sie und daß Volk, welches mit ihnen zog, ihre Gewänder auf dem Wege aus, über welchen Jesus einherritt. Als sie bis zum Abhange des Delberges, von wo aus Jerusalem sichtbar und nahe vor ihnen lag, gekommen waren, da kam ihnen eine Volksmenge aus Jerusalem mit Palmzweigen entgegen, um den Einzug deffen zu begrüßen, welcher den Lazarus von den Todten erweckt hatte. Die Jünger und das Volk brachen jeßt in lauten Jubel aus und priesen Gott. Auch hieben sie Zweige von den Bäumen ab, und streuten fie auf den Weg. Ein Theil des Volkes zog voraus, ein anderer folgte nach, und alle riefen in den Worten des Psalmisten (Ps. 118, 26): „Ho= sanna, d. i. Heil, dem Sohne Davids! Gepriesen sei der da kömmt im Namen des Herrn, Hosanna in der Höhe.“

Jesus selbst aber, als er fich der Stadt näherte, weinte über dieselbe und sprach weifsagend: „Wenn doch auch du wüßtest an diesem Tage was zu deinem Frieden dienet! Nun aber ist es verborgen vor deinen Augen. Denn es werden Tage über dich kommen, wo deine Feinde einen Wall um dich aufschütten und dich umzingeln und von allen Seiten einengen werden; und sie werden dich zu Boden schmettern und deine Kinder in dir und keinen Stein auf dem andern bei dir lassen, weil du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast."

Einige Pharisäer, welche unter dem Volke sich befanden, forderten Jesus auf, dem lauten Jubiliren seiner Jünger doch zu wehren. Ihnen erwis derte Jesus:,,Ich sage euch, daß, wenn diese schweigen, die Steine rufen werden."

1) Vgl. Zachar. c. 9, 9, welche Stelle von Matthäus und Johannes frei wiedergegeben ist. Ein Anklang an Jes. c. 62, 11 ist bei Matthäus zu erkennen.

Als Jesus so in Begleitung jubilirender Volksschaaren in Jerufalem einzog, gerieth die ganze Stadt in Bewegung und erkundigte sich nach der Ursache dieses Aufzuges, seiner Bedeutung und wem er gelte. Und fie erhielten von dem den Zug begleitenden Volke die Auskunft: „Dieser ist Jesus der Prophet aus Nazareth in Galiläa, welcher den Lazarus aus dem Grabe von den Todten erweckt hat." Die Pharisäer aber, welche wegen des großen Volksanhanges ihre Pläne gegen Jesus durchkreuzt und ernst gefährdet sahen, sprachen zu einander: „Schet ihr, daß ihr nichts ausrichtet? Siehe, alle Welt ist ihm nachgelaufen."

Der Festzug aber bewegte sich bis zum Tempel. Jesus trat in denselben ein, besah alle Räume und Einrichtungen daselbst, und begab sich, als es schon gegen Abend ging, mit den zwölf Jüngern wieder nach Bethanien zurück.

§. 112.

Der unfruchtbare Feigenbaum. Die Tempelreinigung.

Am Morgen des folgenden Tages ging Jesus mit seinen Jüngern wiederum nach Jerusalem. Als er am Wege einen Feigenbaum mit Blättern bemerkte, so trat er hinzu, um Früchte daran zu suchen. Der Baum hatte aber nur Blätter; denn es war die Zeit der Feigen noch nicht vorhanden1). Da sprach Jesus in Gegenwart der Jünger zu dem Baume:,,Möge nie mehr in Ewigkeit Jemand Frucht von dir effen.“

Ju Jerusalem angekommen begab sich Jesus in den Tempel und begann, so wie ehedem am ersten Passah seines öffentlichen Lebens, den Tempel zu reinigen. Er vertrieb die Verkäufer und die Käufer, und die Tische der Wechsler und der Tauben-Verkäufer stieß er um, und gestattete nicht, daß Jemand ein Gefäß durch den Tempel trug; indem er auf die Prophetensprüche des Jesaias und Jeremias verweisend sprach: „Steht

1) Obgleich es, wie Markus c. 11, 13 bemerkt, nicht die Zeit der Feigen war; so ließ doch die Belaubtheit des Baumes auch Früchte an ihm erwarten. Daß Jesus in seinem Früchtesuchen und in der Verfluchung des unfruchtbaren, durch Blätter ohne Frucht täuschenden, Baumes die Zustände und das Schicksal des Israelitischen Volkes symbolistren wollte, ist einleuchtend. Vgl. M. Arnoldi, Comment. zum Evgl. des heil. Matth. S. 418.

nicht geschrieben: Mein Haus wird ein Bethaus genannt werden für alle Völker? Ihr aber habt es zu einer Räuberhöhle gemacht 1).“

Aus Furcht vor dem Volke wagten die Hohenpriester und Schriftgelehrten, welche dies vernahmen, noch nichts gegen Jesus zu unternehmen, und er vollbrachte hierauf ungestört Wunderheilungen an Blinden und Lahmen, welche sich im Tempel befanden. Als aber die Kinder in dem Tempel beständig riefen: „Hosanna dem Sohne Davids!" Da frag= ten fie Jesus, ob er höre, was diese riefen? Jesus erwiderte ihnen: „Ja! Habet ihr noch nie gelesen: Aus dem Munde der Kinder und Säuglinge hast du Lob bereitet ? 2)"

Am Abende verließ Jesus abermals Jerusalem und übernachtete in Bethanien. Am andern Morgen auf dem Wege nach der Stadt sahen die Jünger, daß der Feigenbaum, gegen welchen Jesus am Tage vorher geredet hatte, bereits verdorrt bis zur Wurzel war. Darüber wunderten sie sich, und Petrus sprach zu Jesus: „Lehrer, fich der Feigenbaum, welchen du verflucht hast, ist verdorrt!" Da erwiderte Jesus:,,In Wahrheit ich sage euch, wenn ihr Glauben habet und nicht zweifelt, so werdet ihr nicht nur das mit dem Feigenbaume thun können; sondern wenn ihr zu diesem Berge sprechet: Hebe dich weg und wirf dich ins Meer, so wird es geschehen, und alles um was ihr gläubig im Gebete bitten werdet, das werdet ihr erhalten." Zugleich machte Jesus die Jünger in derselben Weise wie ehedem in der Bergpredigt (Matth. c. 6, 14 u. 15) nochmals auf dasjenige aufmerksam, was geleistet werden müsse, wenn auf die wirksame Erhörung des Bittgebetes, und besonders wenn auf die von Gott zu erflehende Vergebung der Sünden, der nothwendigen Vorbedingung zu einem Gebete in festem Glauben, mit Vertrauen gerechnet wer den solle. Er sprach nämlich weiter:,,Und wenn ihr da stehet und betet, so erlaffet wenn ihr etwas gegen Jemand habet, damit auch euer Vater im Himmel euch eure Sünden erlasse. Wenn ihr aber nicht erlaffet, so wird euer Vater im Himmel auch euch eure Sünden nicht erlassen.“

1) Jef. c. 56, 7. Jerem. c. 7, 11.

2) pf. 8, 3.

§. 113.

Reden und Lehren Jesu im Tempel.

Als Jesus wieder in den Tempel kam und daselbst das Volk lehrte, da traten aus den drei Klassen des großen Synedriums Hohepriester, Schriftgelehrte und Volksälteste zu ihm heran und fragten ihn nach seiner Befugniß zu allem dem, was er thue, und wer ihm diese Befugniß gege= ben habe? Jesus aber, welcher durch seine göttlichen Thaten Einerseits, und Andrerseits dadurch, daß in ihm die Weifsagungen der Propheten über den Messias erfüllt waren, seine Befugniß von Anfang seines Wirkens an bis zur Stunde bewiesen und sich öffentlich und wiederholt in Jerusalem auf das Zeugniß seines Vaters berufen hatte, legte den Fragenden eine Gegenfrage zur Beantwortung und als Bedingung vor, nach deren Erfüllung er auch ihre Frage beantworten werde. Er fragte fie nämlich über die Taufe des Johannes, ob sie vom Himmel stamme, oder von Menschen? Die so Gefragten trugen Bedenken, diese Frage mit Ja oder Nein direkt zu beantworten, indem sie bei sich erwogen, daß, wenn fie die göttliche Auktorität bei der Johannestaufe anerkennten, Jesus fie wie er schon zwei Jahre vorher am Passahfeste ihnen gegenüber gethan hatte), auf Johannes verweisen würde, welcher von ihm Zeugniß gegeben hatte; wollten sie aber den göttlichen Ursprung der Johannestaufe leugnen, so fürchteten fie das Volk, welches allgemein den Johannes für einen Propheten hielt. Darum erwiderten fie: „Wir wissen es nicht." Darauf antwortete ihnen Jesus: „So sage auch ich euch nicht, aus wel= cher Befugniß ich dieses thue.“ Zugleich aber trug er ihnen eine Parabel vor, worin er den hartnäckig bösen Willen seiner Widersacher als Ungehorsam gegen Gott charakterisirte. Er sprach: „Was dünkt euch? Ein Mann hatte zwei Kinder, und er trat zu dem ersten und sagte: „Kind, geh heute und arbeite in meinem Weinberg. Der Sohn aber antwortete und sprach: Ich will nicht. Später jedoch reute es ihn und er ging dennoch. Der Vater ging auch zu dem zweiten Sohne und stellte dieselbe Forderung: Dieser zeigte sich zwar willfährig und sprach: Ja, Herr! aber

1) Joh. c. 5, 33. f. Jesus hatte damals erklärt, daß er selbst zwar dieses Zeugnisses nicht bedürfe; daß er sich aber um ihres, der ihm widerstrebenden Juden, Heiles willen darauf beziehe.

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