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frauen angekommen seien und Einlaß gefordert hätten, seien sie von dem Bräutigam abgewiesen worden mit den Worten: „Ich kenne euch nicht."

Zu demselben Zwecke wiederholte Jesus seinen Jüngern auch eine früher bereits gesprochene Parabel von den anvertrauten Talenten mit weniger Veränderung ), hier aber in spezieller Anwendung auf die Rechenschaft, welche Jeder bei der Wiederkunft Christi zum Gerichte werde zu geben haben.

§. 116.

Der Schluß des öffentlichen Lebens Jesu.

In dieser Zeit wünschten einige Griechen, sogenannte Proselyten des Thores, welche nach Jerusalem gekommen waren, um am Feste im Tempel zu beten, Jesus zu sehen. Sie wandten sich deshalb an Philippus, vermuthlich weil er ihnen als Landsmann bekannt war. Philippus theilte ihr Anliegen dem Andreas mit, und beide begaben sich zu Jesus, um ihm den Wunsch der Griechen vorzutragen. Hierauf erwiderte Jesus diesen Jüngern vor dem um ihn versammelten Volke, daß die Zeit der Verherrlichung des Menschensohnes gekommen sei, welche durch seinen Tod eintreten müsse; so wie das Weizenkorn erst in der Erde liegen und sterben müsse, um Frucht zu tragen. Sodann im Hinblick auf die den Seinigen bevorstehenden Schicksale, sprach er, daß wer sein Leibesleben liebe, der es verlieren werde; wer es aber in dieser Welt haffe, der werde es zum ewigen Leben bewahren. Wer ihm dienen wolle, müsse ihm nachfolgen; dann werde er mit ihm vereinigt sein und der Vater werde ihn ehren. Hierauf fuhr er im Hinblick auf sein nahes Leiden fort: „Und jezt ist meine Seele erregt. Soll ich den Vater bitten, mich von dieser Stunde zu eretten? Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen 2). Vater, so schloß er, verherrliche deinen Namen!" Da kam eine Stimme vom Himmel, welche sprach: „Ich habe verherrlicht und werde wieder verherrlichen." Das umstehende Volk, welches die Stimme vernahm, glaubte es sei die Stimme des Donners gewesen, während Andere sag= ten: „Ein Engel hat zu ihm geredet." Jesus aber erklärte dem Volke,

1) Vgl. Luk. c. 19, 11–28.

2) Joh. c. 12, 27. 28. Ueber die Erklärung dieser Stelle vgl. ob. S. 14.

diese Stimme sei nicht um Seinetwillen, sondern um ihretwillen gehört worden. Jezt bestehe das Gericht über diese Welt, der Fürst dieser Welt werde ausgetrieben, und wann er selbst erhöht sein werde von der Erde, so werde er alle zu sich ziehen. Das Volk, welches diese auf Jesu Leiden und Tod am Kreuze bezüglichen Worte zwar nicht erfaßte, jedoch soviel daraus entnahm, daß Jesus nicht bei ihnen verbleiben werde, entgegnete ihm darauf: „Wir haben aus dem Geseze gehört, daß der Messias ewig bleiben soll1). Was sagst du nun, daß der Menschensohn erhöht werden müsse? Wer ist dieser Menschensohn?'

Hierauf bemerkte Jesus in parabolischer Rede: „Das Licht sei nur noch kurze Zeit bei ihnen. Sie möchten in dieser Zeit wirken, damit sie nicht der Finsterniß anheim fielen. Wer in der Finsterniß wandle wisse nicht, wohin er gehe. So lange sie das Licht befäßen, sollten sie an das Licht glauben, damit sie Kinder des Lichtes würden."

Mit diesen für das Volk aus seinen früheren Erklärungen über sich als das Licht der Welt und als den Gesandten des Vaters verständlichen Worten schloß Jesus seine öffentliche Wirksamkeit, und zog sich mit seinen Jüngern vom Volke in die Verborgenheit zurück außerhalb der Stadt, welche er erst wieder am Abende vor seinem Leiden betrat. Ungeachtet der vielen von ihm verrichteten Wunderzeichen hatte er keinen Glauben bei einem Volke gefunden, über dessen Verstocktheit Jesaias schon geweissagt hatte, indem er sprach: „Herr, wer glaubte unserer Predigt, und der Arm des Herrn, wem ward er geoffenbart?“ „Er hat ihre Augen verblendet und ihr Herz verstockt, daß sie nicht sehen mit den Augen und fühlen mit dem Herzen, und sich bekehren, und ich sie heile 2).“ Zwar fand Jesus selbst bei vielen Volksältesten Gläuben; aber aus Furcht vor den Pharisäern wagten sie nicht ihren Glauben öffentlich zu bekennen, um nicht mit dem Banne belegt zu werden, indem sie die Ehre vor den Menschen der Ehre vor Gott vorzogen 3).

) pf. 89, 29. 37.

2) Jef. c. 53, 1. c. 6, 10.

3) Joh. c. 12, 43.

§. 117.

Der Verrath des Judas.

Zwei Tage vor dem Pafsahfeste erklärte Jesus seinen Jüngern noch Einmal, daß an diesem Feste der Menschensohn überliefert werden solle zum Kreuzestode.

Dieser Vorhersagung Jesu entgegen hatte das große Synedrium der Juden in der im Hause des Hohenpriesters Kaiaphas abgehaltenen Versammlung den Plan gefaßt, Jesus, der nach ihrem festen Beschluffe dem Tode verfallen war, nicht am Feste zu ergreifen und zu tödten, weil Unruhen beim Volke deshalb zu befürchten seien. Jedoch der Rathschluß Gottes war stärker als der Wille des großen Synedriums, und ein einziger Zwischenfall, der Verrath des Judas, brachte sie zur Aenderung ihres Entschlusses.

Judas Iskarioth, einer der Zwölfe, faßte den Entschluß Jesus durch Verrath in die Hände seiner Feinde zu liefern. Er begab sich deshalb zu den Mitgliedern des Synedriums und erbot sich, ihnen Jesus zu überliefern, wenn sie ihn dafür angemessen bezahlen wollten. Dieses Erbieten erregte große Freude unter Jenen, und sie bestimmten ihm als Verrätherlohn dreißig Silberlinge. Judas war damit zufrieden, verabredete das Nähere zur Ausführung des Verrathes und suchte nun eine günstige Gelegenheit, um Jesus, ohne Aufsehen bei dem Volke zu erregen, in die Hände seiner Feinde zu liefern. Am geeignetsten zur Ausführung erschien ihm die Benüßung einer der Nächte, welche Jesus in diesen leßken Tagen in einem Garten auf dem Delberge zuzubringen pflegte.

§. 118.

Das Passahmahl.

Am Vortage des Passahfestes, dem ersten Tage der ungesäuerten Brode, fragten Jesus seine Jünger, wo sie ihm das Pafsahmahl zubereiten sollten? Jesus befahl ihnen in die Stadt zu gehen und dem Wasserträger, der ihnen dort begegnen werde, in das Haus nachzufolgen, in welches derselbe eingehe. Dort sollten sie bei dem Hausherrn einen Speisesaal für ihn bestellen und das Passahmahl bereiten. Die Jünger fanden Alles so wie der Herr ihnen gesagt hatte und bereiteten das Passah. Am Abende aber kam Jesus selbst und legte sich mit den Zwölfen nieder zum Mahle.

Dasselbe wurde in der durch das Gesez Moses vorgeschriebenen Weise gefeiert'). Zwei bedeutsame Handlungen jedoch nahm Jesus dabei außerdem vor: Nämlich die Fußwaschung und die Einseßung des heiligen Abendmahles. Diese fand nach Beendigung des eigent= lichen Pafsahmahles statt; die Fußwaschung dagegen während des Mahles. Jesus erhob sich nämlich von dem Mahle, legte die Obergewänder ab und umgürtete sich mit einem Linnentuche. Dann goß er Wasser in ein Becken und fing an seinen Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Linnentuche abzutrocknen. Er begann mit Petrus, dem ersten der Apostel. Dieser aber trug Bedenken, durch seinen Herrn diese Handlung an sich vornehmen zu lassen und sprach: „Herr, du wäschest mir die Füße?“ Jesus erwiderte ihm: „Das was ich thue, das weißt du jezt noch nicht; nachher aber wirst du es wissen!" Hierauf sprach Petrus weiter: „Du sollst mir in Ewigkeit die Füße nicht waschen." Jesus aber antwortete ihm: ,,Wenn ich dich nicht wasche, so hast du keinen Theil an mir." Da gab Petrus nach und sagte: „Herr, nicht allein meine Füße, sondern auch die Hände und den Kopf." Jesus aber sprach: Der welcher abgewaschen ist, hat nur nöthig sich die Füße waschen zu lassen; denn er ist ganz rein. Auch ihr seid rein, aber nicht alle,“ seßte er, mit Rücksicht auf den Ver=" räther in ihrer Mitte, hinzu.

Nachdem die Fußwaschung an allen Jüngern vollbracht war, bekleidete Jesus sich wiederum mit seinen Gewändern, nahm seinen Plaß am Tische ein und erklärte darauf seinen Jüngern die Bedeutung der eben vollzogenen Handlung, indem er sprach: „Wiffet ihr, was ich an euch gethan habe? Ihr nennet mich Lehrer und Herr, und mit Recht; denn ich bin es. Wenn nun ich, euer Herr und Lehrer, euch die Füße gewaschen habe; so sollet auch ihr also thun. Ich habe euch ein Beispiel zur Nachahmung aufge= stellt. Wahrlich ich sage euch: Der Diener ist nicht größer als sein Herr, und der Gesandte nicht größer als der, welcher ihn gesandt hat. Wenn ihr das wisset, so seid ihr selig, wenn ihr darnach thut.“

So ermahnte Jesus in dieser symbolischen Handlung des Fußwaschens an die seinen Jüngern nothwendige Demuth. Zugleich erinnerte er sie daran, daß im Reiche Gottes das Verhältniß ein anderes sei als in einem

1) Vgl. meine Archäol. der Leidensgesch. S. 39 ff.

weltlichen Reiche, wo die Könige herrschten und ihre Gewaltigen sich den Titel,,Wohlthäter" beilegen ließen. Bei ihnen solle es aber so sein, daß der Größere unter ihnen werde wie der Kleinere, und der Angesehene wie der Diener. So erscheine auch er selbst als Diener unter ihnen, und weihe sich für sie, so wie ihm der Vater das Reich hingegeben habe; auf daß sie an seinem Tische in seinem Reiche effen und trinken könnten und auf Thronen sizend das Gericht über die zwölf Stämme Israels ausübten ').

Nachdem Jesus seine Jünger noch selig gepriesen, wenn sie nach dem ihnen gegebenen Beispiele der Demuth handelten; fing er an ihnen den in ihrer Mitte befindlichen Verräther näher als er bisher gethan zu bezeichnen, indem er erklärte: „Das was er gesprochen habe, gelte nicht für Alle; denn er kenne seine Auserwählten. Aber die Schrift müsse erfüllt werden, welche laute: Der, welcher mit mir Brod eintaucht, hat seine Ferse gegen mich erhoben 2). Er sage ihnen dies bevor es eintreffe, damit sie, wann es eingetroffen sei, an ihn glaubten. Wer den aufnehme welchen er sende, fuhr er mit Rücksicht auf seine Erwählten fort, der nehme ihn selbst auf, und wer ihn aufnehme, der nehme den auf, von welchem er seine Sendung habe."

Als er dieses gesprochen, ward er erschüttert im Geiste und fuhr fort: „Wahrlich ich sage euch, Einer aus euch, der mit mir ißt, wird mich ver= rathen." Diese Worte Jesu sezten die Jünger in Bestürzung, so daß fie zuerst untereinander sich verlegen ansahen und sodann Jeder einzeln Jesus felbst fragte, ob er es etwa sei, welchen er meine? Jesus aber fuhr fort und sprach: „Die Hand meines Verräthers ist am Tische mit mir. Einer von den Zwölfen, der mit mir die Hand in die Schüffel taucht, wird mich verrathen. Zwar der Menschensohn geht hin nach der Bestimmung, wie über ihn geschrieben steht; aber wehe dem Menschen, durch den er verrathen wird! Ihm wäre es besser, daß er nie geboren worden wäre.“

Um ́wo möglich den Verräther zu erfahren, hatten die Jünger Jesus einzeln gefragt. Auch Judas wagte die Frage: Ob er der Verräther sei? worauf ihm Jesus antwortete:,,Du sagst es.“ Die übrigen Jünger hatten jedoch in ihrer Verlegenheit diese Antwort Jesu entweder nicht ver

1) Die Rede Jesu bei Luk. c. 22, 24-30 halte ich als in enger Verbindung mit der Handlung des Fußwaschens bei dem Mahle stehend.

*) pí. 41, 9.

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