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anwesenden Hohenpriestern und Tempelvorstehern und Aeltesten aber sprach er:,,Wie gegen einen Räuber seid ihr ausgezogen mit Meffern und mit Stöcken; und doch war ich täglich bei euch im Tempel und lehrte, und ihr habet mich nicht ergriffen. Aber dies ist eure Stunde und die Gewalt der Finsterniß. Das alles aber ist also geschehen, damit die Schriften der Propheten erfüllt werden."

Als jezt die Jünger Jesus in der Gewalt seiner Feinde sahen, wie sie ihn feffelten und fortführten; da erfüllte sich an ihnen, was Jesus ihnen erst vor wenigen Stunden vorausgesagt hatte: sie ergriffen sämmtlich die Flucht und entrannen. Nur einen Jüngling, welcher Jesus folgte und der blos in ein Stück Leinwand gehüllt war, suchten die Leute zu ergreifen; dieser aber ließ die Leinwand fahren und entfloh 1).

Jesus aber wurde nun gefangen und gebunden vom Delberge in die Stadt geführt. Zuerst brachte man ihn in das Haus des Annas, des Schwiegervaters des damaligen Hohenpriesters Kaiaphas, und verwahrte ihn daselbst, bis das große Synedrium, welches noch in der Nacht und in Eile berufen wurde, im Hause des Hohenpriesters versammelt war. Hierauf ließ ihn Annas gebunden in das Haus des Kaiaphas abführen und dem Synedrium übergeben.

Zwei der Jünger, Johannes und Petrus, waren Jesus von ferne gefolgt und hatten ihre anfängliche Furcht bereits soweit überwunden, daß fie, begierig das Schicksal ihres Herrn zu erfahren, sich in das Haus des Hohenpriesters hineinwagten. Johannes war mit dem Hohenpriester bekannt und gelangte deshalb ungehindert mit Jesus in den offenen Hofraum des Hauses. Petrus aber bedurfte der Fürsprache des Johannes bei der Thürsteherin, bevor er eingelassen wurde, worauf er sich in dem Hofe zu den Knechten und Dienstleuten gefellte, welche um ein angezündetes Feuer herum versammelt waren und sich wärmten.

Währenddem war Jesus vor das Synedrium gestellt und wurde von dem Hohenpriester über seine Jünger und über seine Lehre befragt. Als Antwort berief er sich auf die Oeffentlichkeit seines Wirkens. „Ich habe," sprach er,,,frei geredet zur Welt; ich habe allezeit gelehrt in einer Syna

1) Die Ueberlieferung über die Person dieses Jünglings ist schwankend. Vgl. Meyer Comment. zu Mark. c. 14, 51.

goge und im Tempel, wo alle Juden zusammenkommen, und im Verbor genen habe ich nichts geredet. Was fragst du mich? Frage die, welche es gehört haben, was ich zu ihnen geredet habe; fiehe, diese wiffen, ich gesagt habe."

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Auf diese Antwort gab ihm ein dabei stehender Gerichtsdiener einen Backenstreich und sagte: „Antwortest du so dem Hohenpriester?“ Jesus aber erwiderte ihm: „Habe ich übel geredet, so weise das Ueble nach; habe ich aber richtig geredet, warum schlägst du mich?“

Nach diesem den Geist dieser Versammlung charakterisirenden Zwischenfalle suchte das Synedrium ein solches Zeugniß gegen Jesus festzustellen, worauf hin sie ihn zum Tode verurtheilen könnten. Deshalb traten falsche Zeugen vor mit Anklagen, die sich aber bald als ungenügend erwiesen, weil die Zeugen aus Mangel an vorheriger genauerer Verabredung und Feststellung der Anklage in ihren Aussagen nicht übereinstimmten. Obgleich das Geseß die falschen Zeugen mit schwerer und selbst mit der Todesstrafe belegte, so war doch in dem vorliegenden Falle keine Ahndung für das falsche Zeugniß zu besorgen, so daß verschiedene falsche Zeugen nach einander auftreten konnten. Zuleßt aber traten zwei Zeugen hervor, welche aussagten, daß Jesus verächtlich gegen den Tempel geredet habe. Das Geseß bestrafte ein solches Vergehen mit dem Tode 1). Zum Beweise ihrer Aussage bezogen sich diese Zeugen auf die von Jesus bei der ersten Tempelreinigung gesprochene Weiffagung; behaupteten aber, theils aus Mißverstand, theils aus böslicher Verdrehung der von Jesus gesprochenen Worte 2): Jesus habe gesagt, er könne diesen von Menschenhänden gefertigten Tempel zerstören und in drei Tagen einen andern, . nicht von Menschenhand gemachten, aufbauen. Aber auch diese Zeugen stimmten im besondern Verhöre nicht miteinander überein. Der Hohepriester aber, welchem diese Aussage dennoch als wichtig erschien, wandte fich jest an Jesus und forderte ihn auf, sich gegen diese Anklage zu ver theidigen. Als Jesus aber schwieg, so beschloß er, indem er diese Anklage

1) Vgl. Apgesch. c. 6, 13 ff.

2) Nach Joh. c. 2, 19 hatte Jesus den von Menschenhänden gefertigten Tempel als solchen nicht bezeichnet und sich auch nicht des obigen Gegensaßes bedient. Nach Mischna Sanhedr. c. 7. n. 5 war aber zur Verurtheilung eine genaue Bezeichnung des Gegenstandes, gegen welchen eine Blasphemie gesprochen sein sollte, nothwendig.

ganz fallen ließ, in einer kürzern und bestimmtern Weise aus Jesu eigenen Worten einen Grund zur Verurtheilung zu erhalten. Daher fragte er ihn in feierlicher Weise, und beschwor ihn bei dem lebendigen Gotte, zu sagen, ob er der Messias, der Sohn Gottes, sei. Da sprach Jesus: „Ich bin es, und ihr werdet den Menschensohn sißen sehen zur Rechten der Majestät, und kommen in den Wolken des Himmels.“

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Hierauf zerriß der Hohepriester zum Zeichen, daß er eben eine Blasphemie vernommen habe, seine Kleider und rief: Was brauchen wir noch für Zeugen? Ihr habt die Gotteslästerung gehört. Was dünkt euch )?" Da erwiderten alle im Synedrium, Jesus sei des Todes schuldig. Hierauf übergaben sie ihn seinen Häschern und Wächtern, welche ihn jezt mit Schlägen mishandelten und als einen falschen Propheten verspotteten. Sie spien ihn an, verhüllten ihm das Angesicht, gaben ihm sóðann Faustschläge und forderten ihn auf, ihnen zu prophezeien und zu sagen, wer ihn geschlagen habe.

Diese Mishandlungen Jesu begannen sofort nach seiner Verurthei= lung noch in dem Sißungssaale des großen Synedriums, und wurden nachher im Hofraumé von den Dienern der Priesterschaft bis zum Tagesanbruch fortgeseßt 2).

Hier hatte sich unterdessen an Petrus das Wort des Herrn bereits erfüllt, welches er weissagend zu ihm noch am Abende vorher während des Mahles gesprochen hatte. Als nämlich Petrus auf die Fürsprache des Johannes den Eingang in das Haus des Hohenpriesters erlangt hatte, trat die hierdurch auf ihn aufmerksam gewordene Thürhüterin auf ihn zu und sprach:,,Du warst auch bei Jesus dem Galilder!" Da wurde Petrus von Furcht ergriffen, leugnete und sprach: „Ich weiß nicht, was du redest, ich kenne ihn nicht." Dabei entfernte er sich in den Vorhof des Hauses, und hörte hier den ersten Hahnenruf 3). Bald wurde er aber

1) Ueber die Jüdische Sitte des Zerreißens der Kleider beim Anhören einer Blasphemie vgl. meine Archäol. der Leidensgesch. S. 92 f.

2) Matth. c. 26, 67. Mark. c. 14, 65. Luk. c. 22, 63.

3) Der Hahnenruf galt als Zeitbestimmung; und zwar bezeichnete der erste die Zeit nach Mitternacht bis vor Tagesanbruch, oder den Anfang der vierten Nachtwache, in welche auch noch der zweite Hahnenruf fiel. Vgl. meine Archäol. der Leidensgesch. S. 79 ff.

auch hier beunruhigt, indem eine Dienerin, vielleicht dieselbe Thürsteherin, zu den Umstehenden sagte: „Dieser war auch bei Jesus von Nazareth.“ Da leugnete Petrus wiederum und schwur, daß er Jesus gar nicht kenne.

Währenddem befand sich Jesus im Verhöre vor dem großen Synedrium. Nach einer Stunde aber, zur Zeit des zweiten Hahnenrufs, etwa eine Stunde vor Tagesanbruch, als Jesus in den Hofraum gebracht und dort verspottet und mishandelt wurde; da waren die Diener der Priesterschaft auf Petrus aus Anlaß seines Galiläischen Dialekts wiederum aufmerksam geworden. Sie sammelten sich nun um ihn und sagten: „Du bist einer von den Seinigen; denn du bist ein Galiläer, deine Sprache verräth dich." Als aber Petrus beharrlich leugnete, da sagte einer der Diener des Hohenpriesters, ein Verwandter des Malchus, welcher von Petrus verwundet worden war: Habe ich dich nicht bei ihm in dem Garten gesehen?" Da fing Petrus aus Furcht an zu schwören und zu betheuern, daß er Jesus gar nicht kenne. In diesem Augenblicke ward der zweite Hahnenruf gehört, und Jesus selbst, welcher sich in des Petrus Nähe befand, wandte sich nach ihm um und blickte ihn an. Da erinnerte fich Petrus der Weifsagung des Herrn über ihn, und er entfernte sich aus dem Hause und weinte bitterlich über seine That.

Bis zum Anbruch des Tages mußte Jesus die Mishandlungen der rohen Menge in dem Hofe des Kaiaphas erdulden. Dann versammelte sich das Synedrium, welches in der Verurtheilung Jesu einen geseßlichen Anschein zu wahren füchte, nochmals zur Berathung über ihn, um ihn dem Römischen Prokurator zur Bestrafung zu überliefern. Jesus wurde abermals vorgefordert und der Form wegen, da jene Versammlung in der Nacht eine in der Eile berufene und ungefeßliche war, zumal ein Todesurtheil nicht übereilt werden durfte 1), noch Einmal befragt, ob er der Messias sei? Jesus erwiderte ihnen:,,Wenn ich es euch sagte, so wür: det ihr nicht glauben; wenn ich aber euch fragte, so würdet ihr mir nicht antworten, noch mich lossprechen. Aber von nun an wird der Menschensohn fißen zur Rechten der Majestät Gottes." Da riefen Alle: „Also bist du der Sohn Gottes?“ Jesus antwortete: „Ihr sagts; denn ich bins.“ Darauf erwiderten sie: „Was haben wir noch Zeugniß nöthig? denn wir selbst haben es aus seinem Munde gehört."

1) Vgl. meine Archäol. der Leidensgesch. S. 95 f.

Nun erhob sich die Versammlung und begab sich zur Wohnung des Römischen Landpflegers Pontius Pilatus, um Jesus, welchen fie gebunden eben dahin bringen ließen, ihm zu überliefern, damit er das von ihnen gefällte Todesurtheil, so wie es für sie nothwendig war, nach Befund bestätigte und vollziehen ließe.

§. 122.

Des Judas Verzweiflung und Tod.

Als Judas, der Verräther, erfuhr, daß Jesus zum Tode verurtheilt worden sei, da erfaßte ihn Neue. Er nahm die als Lohn empfangenen dreißig Silberlinge und brachte sie den Hohenpriestern und Aeltesten zurück, indem er rief:,,Ich habe gesündigt und unschuldiges Blut verrathen." Jene aber erwiderten ihm:,,Was geht das uns an? Siehe du zu!” Da warf er das Silber in dem Tempel von sich, entwich voller Verzweiflung über seine That und erhenkte sich, stürzte dann herab zur Erde und borst mitten entzwei, so daß alle seine Eingeweide-ausgeschüttet waren ').

Die Hohenpriester aber nahmen die dreißig Silbersekel und beriethen, was sie mit dem Gelde machen sollten. Weil es Blutlohn war, so hielten fie es, als Geld von schändlichem Gewinne, nicht für erlaubt, daffelbe zu dem Tempelschaß zu legen; darum erkauften sie damit den sogenannten Töpfer-Acker zu einem Begräbnißplaß für Fremde, welche in Jerusalem starben 2). Die Einwohner Jerusalems nannten dieses Grundstück Hakeldama d. i. Blutacker. So wurde die Weissagung des Propheten erfüllt, welcher aussprach: Und sie haben die dreißig Silberlinge genommen, den Preis des Geschäßten, welchen sie geschäßt, von den Söhnen Ifraels, und haben sie für den Töpferacker gegeben, welchen der Herr befohlen 3).”

1) Die Evangelien erzählen nur von dem Selbstmorde des Judas durch Erhängung. Das Nähere über denselben ist Apostelgesch. c. 1, 18 von Petrus mitgetheilt. Eine willkürliche Harmonistik, wie Meyer Comment. z. d. St. S. 30 behauptet, ist in der Verbindung beider Mittheilungen nicht vorhanden.

*) Nach Eusebius und Hieronymus liegt er südlich von Zion oberhalb des Thales Hinnom. Dort wird er auch jezt noch gezeigt. Vgl. Robinson Paläst. II, S. 178 f. 3) Zachar. c. 11, 12. 13.

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